Kapitel 20 | Thousand questions
Wieso ich Blut hustete, blieb mir selbst ein Rätsel. Vielleicht lag es an meiner Wunde, vielleicht hatte es etwas mit dem Doppelgängerblut zu tun. Oder es war etwas ganz anderes. Natürlich konnte es auch eine andere Krankheit sein, die nichts übernatürliches an sich hatte, aber bei einem Leben wie unseres... Doch was genau, könnte keiner von uns beantworten. „Ich weiß es nicht", antwortete ich schlussendlich. Aufgebracht atmete er aus. „Von wegen, du bist nur krank." „Denkst du nicht, das hat irgendetwas mit dem Doppelgängerblut zu tun?" „Hast du schon irgendwann mal Blut gehustet?", fragte er mit einem Unterton, welches mir klar machte, dass er die Antwort bereits kannte. Schulterzuckend sprach ich ein ‚Nein'. „Was ist mit der Wunde?", plapperte ich meine zweite Vermutung raus. Schockiert blickte er auf. Hatte ich ins Schwarze getroffen? Damon hatte meine Wunde im Auge und schien nachzudenken. Dann biss er sich unerwartet in sein Handgelenk und reichte mir diesen. „Hab ich total vergessen. Die Wunde sollte vielleicht auch mal verschwinden." Kopfschüttelnd trat ich einen unsicheren Schritt nach hinten. „Ich trinke nicht mehr dein Blut." Das Problem war ja nicht, dass es sein Blut war, sondern das Blut selbst war ein Problem. Die Wunde würde schon selbst verheilen. „Was? Wieso nicht? Stell dir einfach vor, es wäre ein Cocktail, den du seit Jahren probieren wolltest", Damon kam einen Schritt näher. „Ich trinke keine Cocktails", wehrte ich mich leise und trat wieder zurück. „Dann einen Milchshake." Wieso bemerkte er nicht, dass ich einfach nicht wollte? „Trinke ich auch nicht." Angenervt presste er seine Lippen aneinander und drückte angespannt seine Augen zusammen. „Einen Tee", versuchte er ruhig zu bleiben. Zwar wieder sowas von gelogen, aber: „Trinke ich nicht." „Du lügst." Ertappt. „Tu ich nicht." Ja, tat ich. Aber ich wollte eben nicht Damons Blut trinken, weil die Wunde selbst heilen sollte. Ohne jegliche Magie. Wenigstens das sollte mein Leben doch noch im Griff haben. Kurz hustete ich auf. „Eine Suppe", hielt er sich aufgebracht zurück, „Und versuch dich erst gar nicht auszureden, Caroline bereitet dir unten eine vor." Mist. Mir egal, ich gab mich nicht so leicht geschlagen. Musste ja nicht heißen, dass ich Suppe mochte. Ok, tat ich, aber trotzdem... „Trotzdem kannst du mich nicht zwingen", wütend kam ich ihm näher, Damon mir ebenfalls und argumentierte: „Doch, kann ich! Vielleicht ist das dir nicht klar, Elena, aber womöglich könnte mein Blut deinen seltsamen Husten stoppen!" „Ich werde nicht dein Blut trinken, ich werde schon von selbst gesund!" Wir beide waren wohl auf 180 und schauten uns total aufgebracht in die Augen. Zwei verschiedene Meinungen. Irgendwie müssten wir uns doch einigen können. Oder noch einfacher, er könnte nachgeben und mich in Ruhe lassen. Oder ich. Nein. Jedoch hatte Damon natürlich seinen Stolz im Vordergrund und war von seiner Wut gesteuert, so drückte er mir sein Handgelenk einfach gegen meinen Mund. „Damon!", schrie ich ihn wütend schwach an, während er nur kurz mit den Augenbrauen zuckte. Konnte er nicht einmal meine Meinung akzeptieren? Mir die Entscheidung lassen? Ich wollte keine Magie. Nie. Wenigstens hätte ich der Magie körperlich aus dem Weg bleiben können. Mit Tränen vor Wut in den Augen, wischte ich mit meinem Handrücken meinen Mund. In solchen Momenten vermisste ich Stefan mehr als zuvor. Er hätte es akzeptiert. Mich selbst entscheiden lassen. Das war es, was ich an ihm am meisten liebte. Eines von vielen Dingen. Dann musste ich wieder husten. Und es wurde schlimmer und schlimmer. Hilfesuchend schaute ich Damon ins Gesicht. Ich wusste, was kommen würde. Blut. Schon wieder. Ich konnte es bereits meinen Hals hochsteigen spüren. Es sollte einfach aufhören. Bitte. Langsam drohte ich auf meine Knie zusammen zu klappen, während ich mit meiner Hand meinen Mund hielt. Damon stellte sich sofort neben mich und hielt mich auf meinen Beinen. Dieser Husten würde mich eines Tages umbringen. Denn ich konnte nicht aufhören. Es war, als würde ich jedes einzelne Stück meiner Seele raus husten. „Hey! Beruhig dich!", befahl mir Damon fürsorglich, ohne Erfolg. Wie schon gesagt: Ich konnte nicht. So sehr ich es auch wollte, hatte ich keine Kontrolle darüber. Dann, wie auf einem Knopfdruck, hörte es auf. Entsetzt blickte ich Damon an, drehte mich dann zu dem Spiegel hinter mir. Mein Mund war erneut umrandet mit Blut, als wäre ich ein Vampir und hätte jemandem das Leben genommen. Damon beobachtete mich, um sich sicher zu sein, dass dieser Husten für's Erste vorbei war. Währenddessen wusch ich unter Schock meine mit Blut übersäten Stellen. Einzelne Tränen flossen mir die Wange unkontrolliert hinunter. Leise schluchzte ich, hielt dennoch meine Hände weiter unter das fließende Wasser, um mich abzulenken. „Geht's dir gut?", wollte Damon das offensichtlichste der Welt wissen und drehte mich vorsichtig an meinen Schultern zu sich. „Alles ok", log ich leise und verkniff mir dabei, nicht loszuweinen. Doch Damon bemerkte meine plötzlich entstandene Angst. Zuerst guckte er mich mitfühlend an, dann zog er mich zu sich und legte seine Arme um meinen Rücken. Er... umarmte mich. Wann machte Damon so etwas freiwillig? Daraufhin konnte ich mich einfach nicht mehr halten und fing laut an zu weinen, während ich meine Arme ebenfalls um ihn legte. „Was passiert mit mir?", schluchzte ich kaum hörbar. Ohne mir eine Erklärung zu liefern, zuckte er leicht mit seinen Schultern. „Oh mein Gott, Elena. Was ist passiert?", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin, die bis eben noch an meiner Suppe gekocht hatte. Ich ließ von Damon ab und blickte sie wortlos in Tränen versunken an. „Ich hab keine Ahnung", wisperte ich und versuchte vergeblich zu lächeln. Caroline kam ebenfalls auf mich zu und drückte mich fest an sich. Ich konnte spüren, wie sie Damon einen fragenden Blick zu warf. „Irgendetwas stimmt hier nicht. Elena geht es überhaupt nicht gut", erklärte Damon kurz gefasst, „Sie hustet Blut."
Nach seinen Worten, hatten sich beide die Arbeit sofort aufgeteilt. Caroline war für das recherchieren verantwortlich, auch wenn ich meine Zweifel hatte, dass sie so auf irgendwelche Hinweise kommen würde. Damon kümmerte sich darum, Bonnie zu finden und sie deswegen auszufragen. Und ich, ich lag einfach nur unbeholfen, ohne zugeteilte Aufgabe, in meinem Bett und schlürfte meinen Teller voll Suppe, mit einem Glas Wasser, den Caroline mir netterweise gekocht und gebracht hatte. Vielen Dank auch. Das hob gleich die Stimmung. „Ich", begann Caroline, war aber so sehr auf ihr Handy gebannt, dass sie ihre Worte schwer raus bekam, „glaube, ich hab etwas gefunden." „Ach ja?", fragte ich sichtlich überrascht. Das hätte ich ehrlich nicht erwartet, auch wenn sie davor noch mit jemandem telefoniert hatte, um etwas heraus zu finden. Und zwar mit Klaus. Natürlich war er ein Feind und wir waren uns unsicher, ob er uns freiwillig helfen würde, aber er war dennoch der älteste Vampir auf Erden und wusste somit alles über alles. „Jap. Warten wir noch, bis Damon oben ist." „Damon ist da?" So platzte er schon herein. Alleine. Wo hatte er Bonnie gelassen? „Ich konnte sie nicht finden", fielen ihm die Worte aus dem Mund, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Aber ich dafür Informationen", Caroline wackelte mit ihrem Handy, „Ich hab ein wenig mit Klaus telefoniert und habe ein paar sehr interessante Dinge erfahren." Damon und ich hörten ihr aufmerksam zu. Anscheinend waren wir beide über die Tatsache überrascht, dass das Internet hilfreich bei dem Thema ‚Übermenschliches' war. Bestimmt hatte Damon ihr nur die Aufgabe übergeben, damit sie ihm nicht auf die Nerven ging, bei der Suche nach Bonnie. „Also, hört zu. Vor ein paar hundert Jahren, gab es eine Frau, namens Amara, und einen Mann, namens Silas. Silas war ein Hexer. Amara und er verliebten sich sterblich ineinander-" „Was hat das mit Elena zu tun?", unterbrach Damon Caroline ungeduldig. Nur die Ruhe, Damon. Sie gab ein paar Töne aus sich, räusperte sich, was ihn dazu brachte, einfach weiter zuzuhören. „Amara war eine Doppelgängerin", sie schaute mich abwartend an, „Ebenfalls Silas." Amara sah so aus wie ich? Okey, ich dachte zwar, Katherine war die älteste aller Doppelgängerinnen, aber anscheinend doch nicht. Hätte ich mir irgendwie denken können. Doch Silas war das andere Geschlecht. Wem sah er ähnlich? „Elena, so gesehen, warst du Amara in der Vergangenheit. Und Silas, Stefan", klärte sie uns letztendlich vorsichtig auf. Stefan war auch ein Doppelgänger? Oh mein Gott. So gesehen haben Stefan und ich uns ein zweites mal ineinander verliebt? Okey, ich war nicht Amara und Stefan war nicht Silas. Aber wir sahen gleich aus, hatten eine fast gleiche Geschichte. Und das war noch nicht einmal die Hälfte. „Thja, mehr wusste Klaus auch nicht. Also hab ich im Internet bisschen nachgelesen und tatsächlich gab es Hintergrundgeschichten über die beiden. Natürlich nur Mythen, also für uns-" „-wichtige Informationen und Fakten", vollendete Damon Carolines Satz, sie nickte nur. Worauf wartete sie? Sie machte mich Neugierig, ich wollte die Geschichte der Beiden wissen. Ich hatte jetzt schon tausende von offenen Fragen.
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