Kapitel 18 | Back to my diary
Seit dem letzten Maskenball, hatte ich eigentlich gar keine Lust mehr, auf irgendeinen Ball. Wie kam die Schule darauf, erneut einen Maskenball steigen zu lassen? Hatten wir nicht schon genug Masken im davorigen gesehen? Sollte ich da wirklich mitgehen? Denn wenn es meine beste Freundin Caroline nicht gäbe, würde ich mich in mein Zimmer verziehen und die nächsten Tage nur für die Schule rauskommen. Und wirklich nur dafür. Nicht, für irgendwelche Parties, die die Schule organisiert hatte. Ohne jegliche Lust seufzte ich laut aus. Dabei vergaß ich, dass Damon vor mir stand. „Was ist los?" „Nichts", versicherte ich ihm, „Es ist nur, bald gibt es wieder einen Maskenball. Und ich würde viel lieber diesen Tag damit verbringen, daheim irgendeinen Film mit Jeremy und Alaric zu schauen." Fragend hob er eine Augenbraue. „Einen Maskenball? Gab es nicht schon letztes Jahr einen? Der, indem alles schief gelaufen ist?" Nickend legte ich mich auf meinen Rücken. Genau deswegen wollte ich das ja nicht. Mein Hals fühlte sich plötzlich total trocken an und kratzte, woraufhin ich anfing in meinen Armgelenk zu husten und setzte mich dabei wieder auf. Damon beobachtete mich nur besorgt. „Scheint, als würdest du krank werden", warnte er mich vor. Woher sollte er das schon wissen? Er war ein Vampir. Konnte nie krank werden. Hatte diese Probleme nicht, seit Jahren. Wenn mich jemand davon überzeugen wollte, dass ich krank werden würde, war er die falsche Person. Definitiv. „Nein, werde ich nicht. Ich musste nur kurz husten, das ist normal", erklärte ich, doch ihm schien das egal. Er musterte mich nachdenklich. „Du bist blass, dir ist kalt und du hustest und niest." „Ich bin blass, weil mir Blut fehlt. Kalt aus dem selben Grund, kann einem aber immer sein, und husten tut ebenfalls jeder mal. Und niesen... Es war nur ein Nieser", argumentierte ich. Woher wusste er überhaupt, dass mir kalt war? „Mit dem Unterschied, dass wir noch fast 28 Grad haben. Da wird einem nicht ganz so leicht kalt, Elena. Niesen ist ein Warnzeichen dafür, dass du krank wirst und irgendetwas in deinem Körper nicht rund läuft. Und ok, ich gebe mich geschlagen, die anderen zwei Anzeichen für eine Erkältung sind nicht gerade sehr vielversprechend", er hob aufgebend die Arme in die Luft. Ich lachte leise kopfschüttelnd auf. Woher wusste Damon eigentlich über die Genauigkeiten beim Niesen bescheid? Ich meine, ja, er ist schlau. Aber ich dachte nicht, dass er sich sowas merkte. „Was sehe ich denn da?", neckte mich Damon erneut und zeigte auf mein Gesicht. Was sah er denn? „Ein Lachen, dass nicht sarkastisch gemeint ist, oder aufgesetzt, sondern ein ganz normales Lachen." „Ist es so ungewöhnlich, dass ich auch lachen kann?" Er hob und senkte den Kopf, was eindeutig auf ein Nicken deutete und beendete seinen Satz: „Weil du wegen mir lachst. Deswegen ist es so ungewöhnlich." Sofort verschlug es mir mein ach so tolles Lachen. Was meinte er? War ich immer kalt zu ihm gewesen? Gemein? Abweisend? Schroff? Beruhigend, da er anscheinend an meinem Gesichtsausdruck bemerken konnte, wie angespannt ich auf einmal war, sprach er auf mich ein: „Entspann dich. Du hast dich nie benommen, als würdest du mir bei jeder Gelegenheit das Genick brechen wollen, so wie Caroline." Unauffällig atmete ich erleichtert aus. Zwar war es nicht genau das, was ich hören wollte, dennoch besser als was ich von mir gedacht hatte. „Ich sollte gehen. Vielleicht mal nach unserem alten Ric, im Grill, sehen. Außerdem darf ich meinen zehn stündigen Schönheitsschlaf nicht verpassen. Wobei ich den nicht mal nötig hab", scherzte er und betonte die Wörter ‚Im Grill' stark, damit ich mir keine unnötigen Sorgen um ihn machen würde. Um Alaric, versteht sich. Ich nickte und lächelte ihn leicht an. „Bis dann, Damon", verabschiedete ich mich kurz gehalten von ihm, da war er auch schon weg. Einfach verschwunden. Als sei er nie da gewesen.
Bereit zum schlafen, fiel mir noch eine Kleinigkeit ein, was ich seit Tagen vernachlässigt hatte. Mein Tagebuch. Es blieb einfach keine Zeit dazu, außerdem ging es bei dem Salvatore Anwesen unter Stefans hunderten von Tagebüchern unter. Doch heute würde ich wieder etwas schreiben. Entschlossen packte ich es aus und bewunderte es für einige Sekunden. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der ich es nicht mehr in der Hand gehalten hatte. Selbst, als ich meinen Koffer gepackt hatte, hatte anscheinend Caroline für mich daran gedacht. Nun ja, sie war einfach viel organisierter als ich. Mit einem Stift in der Hand, blätterte ich durch die voll geschriebenen Seiten, die das Buch etwas dicker machten. Der letzte Eintrag war ungefähr zwei Wochen her. Es handelte sich um Jennas Tod, über das Opferritual. Über Stefan. Zuvor musste ich überlegen, was genau ich aufschreiben soll, was mir anfangs auch schwer fiel. Zu lange hatte ich da nichts mehr hinein geschrieben. Aber mit dem richtigen Start, klappte es. ‚Liebes Tagebuch, mir fehlte jegliche Zeit, in dieses Buch zu schreiben. Seit meinem letzten Eintrag, ist wieder so vieles passiert, kein Gedanke verfiel meinem Tagebuch. Normalerweise ist mein Tagebuch stehts dafür da, um den Problemen zu entkommen. Sie jemandem zu erzählen, ohne es wirklich auszusprechen. Doch schien ich das nicht nötig gehabt zu haben. Aber jetzt schon. Stefan ist zwar wieder da, aber dennoch zerreißt es mich. All das, was passiert ist, zwischen uns vorgefallen ist. Er ist nicht mehr er selbst. Und meine Hoffnung um ihn kommt und geht. Ich liebe ihn. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Und er liebt mich. Selbst wenn ich es lange nicht mehr von ihm gehört habe, weiß ich es. Doch benutzt er Jeremy als Druckmittel. Obwohl er weiß, wie wichtig mir Jeremy ist. Manipuliert ihn, bringt ihn in Gefahr. Wobei Damon Jeremy half. Für mich. Und so sehr er auch wollte, dass ich Stefan los ließ, bat er ihn, zurück zu kommen. Er war für mich da, mehr als sonst jemand in der letzten Zeit. Damon steht im Schatten, wird des Öfteren dazu gedrängt, schön dort zu bleiben. Und er akzeptiert es. Liebt es ein Teil der Dunkelheit zu sein, als ein Teil davon angesehen zu werden. Ihn verbindet sofort jeder als den bösen Bruder. Als den, der nicht im Stande ist zu lieben, oder für die Liebe alles zu tun, wofür er sich selbst in Frage stellen muss. Und so sehr ich mich zu Anfang dagegen gesträubt habe, ihn mit anderen Augen zu sehen, als andere... Ich kann nicht. Er hat es nicht so verdient. Dass man ihn so sieht, selbst wenn er behauptet, so gesehen werden zu wollen. Er ist nicht das wofür ihn alle Welt hält. Kein Monster. Zwar macht Damon nicht den Anschein, aber er würde alles für seine Liebenden tun. So wie jeder von uns. Er ist kein Geschöpf, welches man mir fernhalten muss. Auch wenn er selbst ziemlich davon überzeugt ist. Nein, er ist mein Freund. Und ich brauche ihn mindestens genau so, wie ich Stefan brauche.' Nachdem ich bemerkte, wie viel ich schon eingetragen hatte, schrieb ich nur noch kurz rein, dass ich den Rest morgen reinschreiben würde und verabschiedete mich. Fast vier Seiten lang wurde dieser Eintrag. Ich glaube, mein längster überhaupt. Ich klappte das Buch zu, versteckte es unter meinem Kissen und schloss meine Augen. Morgen würde ich mit Caroline shoppen gehen. Für den Maskenball. Das brauchte doch kein Mensch. Erneut hustete ich auf. Dieses Mal jedoch so stark, dass mir mein Hals innerlich zu verbrennen schien. Vielleicht hatte Damon doch recht. Vielleicht würde ich krank werden. Oder vielleicht waren es nur harmlose Halsschmerzen und mehr nicht. Hoffentlich würde ich nicht krank werden. Wobei ich dann den Ball verpassen würde. Ohne noch weitere Gedanken daran zu verlieren, schloss ich meine Augen und schlief dann auch nach geschätzten fünf Minuten ein.
Vorsichtig öffnete ich überanstrengt meine Augen. Mein Hals schmerzte wie die Hölle, ich schien innerlich zu gefrieren und äußerlich zu verbrennen und ich fühlte mich schwach. Zu schwach. „Morgen Sonnenschein", grüßte mich eine lebendige Person unerwartet und ich erschrak dementsprechend. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, doch es war, als würde mich jemand in die entgegengesetzte Richtung drücken. Selbst, wenn dort niemand war. „Bleib lieber liegen, sonst brichst du dir bei dem Versuch dich hinzusetzen, noch einen Arm." Idiot. „Und wer hatte jetzt recht? Ich wusste doch, dass du krank wirst", rieb Damon es mir unter die Nase. Jeder Mensch irrte sich. Na und? Gestern ging es mir noch prima. Ich bin keine Hellseherin. „Ist da jemand schlecht gelaunt? Kein guter Zeitpunkt, einen Clown in dein Zimmer zu lassen?" Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. Momentan war ich einfach nur leicht reizbar, erschöpft und nicht in der Stimmung auf seine Witze, über die ich gestern noch gelacht hatte. „Das wird dann wohl nichts von eurem Shoppingplan", grinste Damon dämlich, als ob es sein Werk gewesen wäre. Vorteilhaft für mich. Dennoch war es nicht gerade toll krank zu sein. So schwach. Dann noch vor Damon, der sich darüber immer problemlos lustig machen konnte. Einen Augenblick. Woher wusste er dass Caroline und ich shoppen gehen wollten?
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