Kapitel 11 | Opened eyes

An der Rezeption fragte ich nach meinem kleinen Bruder, woraufhin mir die Zimmernummer verraten wurde und die Etage. Etage 2. Die Notaufnahme. Zimmer 13. Ich machte mich auf den Weg und hielt die Augen stehts für diesen Raum offen. Hoffentlich ging es ihm gut. Bitte bitte. Ich hätte es nicht verkraften können, ginge es ihm zu schlecht. Da sah ich es dann. Zimmer 13, Jeremy Gilbert. Mein Herz wurde schneller und fing an zu pochen. Ginge es ihm wohl gut? Hatte er viele Verletzungen? Würde er gesund werden? Kurz klopfte ich und betrat vorsichtig und leise das Zimmer. Jeremy lag alleine darin, das Zimmer war auch nicht sehr groß, aber ausreichend. Er schlief auf dem Bett und hatte Verletzungen an der Stirn und sein halber Körper war mit Blut übersät. Sprachlos hielt ich mir den Mund zu. „Oh mein Gott", flüsterte ich unter Tränen, die mir stiegen. Die Maschine, die seinen Puls angab, bestätigte mir, dass er am Leben war. Und dass es ihm, abgesehen von den Narben, gut ging. Ich schnappte mir einen Stuhl von einer Ecke, schob es neben das Bett und setzte mich darauf. Ich wollte Jeremys Hand halten, hatte aber Angst, dass es ihm wehtun würde. Ich wollte durch seine Haare streichen, hatte aber Angst, dass es dort noch mehr Wunden gäbe, von denen ich nichts wusste. Wieso lag er hier? Wieso hatte er getrunken? Ich dachte die Phase wäre vorbei. Er hätte mit mir reden können. Oder wenigstens mit Bonnie. Er hätte sich einfach Hilfe suchen müssen. Plötzlich wurde die Tür aufgezogen und ich nahm Schritte wahr. Mein Blick war dennoch auf Jeremy fixiert. Ob er heute noch aufwachen würde? „Elena, du-", flüsterte Damon betrübt, doch ich stand auf und stoppte ihn. Ich wollte keine Predigt hören. Dazu war ich nicht stark genug. Nicht jetzt. „Nein, Damon. Du wusstest das Jeremy hier liegt", enttäuscht blinzelte ich ihn an. Er war alleine. Wo hatte er Andie gelassen? In letzter Zeit vernachlässigte er sie ziemlich. Ok, sie arbeitete auch viel. „Wieso hast du es mir nicht gesagt?" „Ich hatte es ja vor. Aber dir ging es nicht gerade besser, verstehst du? Außerdem hatte ich Alaric versprochen, die Nachricht ihm zu überlassen. Auch wenn er es nicht all zu gerne wollte." Warme Tränen rollten mir von der Wange. Nie wieder würde ich Jeremy alleine lassen. Nie wieder. Das bedeutete für mich, zurück nach Hause. Aber erst nachdem ich meine Halluzinationen los war. „Er sieht schlimm aus", betonte Damon. Streu Salz in die Wunde, Damon. Sanft nickte ich, wonach mir nur noch mehr Tränen in die Augen flossen. Meine Lippen zitterten, meine Nase kribbelte. Ich kniff meine Augen zusammen. „Hey", behutsam kam er auf mich zu und griff nach meinen Wangen, „Ich kann und werde ihm helfen, ok? Mach dir keine Sorgen. Er wird wieder." Erneut nickte ich und wartete darauf, dass Damon irgendwas machen würde. Sonst würde Jeremy das womöglich nicht überleben. So wie er aussah ganz sicher nicht. Aber er musste doch. Ich wollte ihn nicht verlieren. Er durfte nicht sterben. Auch wenn ich älter war, ich brauchte ihn um mich. Oder wenigstens das Wissen, dass er lebt. In Sicherheit. Damon biss sich in sein Handgelenk und drückte das Blut an Jeremys Mund. Ich schaute mit einem Tränenschleier zu, welches meine Sicht ziemlich vernebelte. Danach konnte ich schon beobachten, wie Jeremys Narben ganz langsam verschwanden und ich spürte, wie mir eine Last von der Schulter fiel. Tränen der Erleichterung liefen meine Wangen hinab. Oh Gott. Ihm gings gut. Er würde überleben. „Wo ist Katherine?", wollte ich noch kurz zwischenzeitig wissen. Immerhin musste sie mich von meinem Zustand befreien. „Ich hab sie im Keller eingesperrt. So leicht kommt sie da nicht raus, die Tür ist mit Eisenkraut geschmückt." Solange Katherine sich nicht irgendwas anderes ausdenken konnte. Überlebenskünstler. Sie schaffte alles immer irgendwie. Ich schaute weiter zu Jeremy. Als er dann auf einmal kurz mit den Augen zuckte, blieb mein Blick noch standhafter an ihm. „Jer?", sprach ich leise und erwartungsvoll und setzte mich auf den Stuhl, den ich verschoben hatte. Ihm gings also wirklich besser? Vorsichtig nahm ich eine Hand von ihm in meine und drückte diese schwach. Ich war so beruhigt. Ihm ging's gut. „Hey", antwortete er kaum hörbar und guckte mich überfordert an, versuchte nicht verletzt und schwach zu wirken. Damon schien ebenfalls erleichtert, da ich ein glückliches Seufzen wahrnahm. Selbst er? Ich lächelte Damon an. Er leicht zurück. Wieso war er erleichtert? Er mochte Jeremy doch gar nicht. Und dennoch war es bestimmt schwer für Damon mich anzulächeln, wenn ich gerade noch kurz vorm Zusammenklappen gewesen bin. Mit Recht. „Geht's dir besser?", wandte ich mich wieder an Jeremy. Das Vampirblut wirkte. Bald würde er wieder topfit auf den Beinen stehen. Und das dank Damon. Ich war ihm wirklich etwas schuldig. Einen großen Gefallen. Nein, einen riesigen. Jeremy überlegte einige Sekunden: „Hab noch Schmerzen, aber es geht. Sonst alles ok." „Gut", atmete ich aus, „Wieso hast du getrunken, Jer? Wieso bist du so ins Auto gestiegen?" Verletzt darüber wartete ich auf eine Antwort. Es hätte alles so viel schlimmer enden können. „Elena, vielleicht solltest du nicht jetzt mit ihm darüber reden", mischte sich Damon beiläufig ein. Kopfschüttelnd wartete ich weiter. Ich wollte es wissen. „Es tut mir leid. Ich... weiß auch nicht genau, wieso ich getrunken habe. Es war dumm und unüberlegt." Schwach versuchte Jeremy sich hinzusetzen. Seine Worte kamen nur abgehakt aus ihm. Als wüsste er nicht, wovon er eigentlich sprach, oder wie er zu antworten hatte. „Nein, es-", ich stoppte ruckartig. Es war nicht seine Schuld. Sondern Katherines. Da war ich mir sicher. Ich wusste zwar noch nicht genau, wie sie ihm das angetan hatte, aber sie hatte ja irgendwie zugegeben, es gewesen zu sein. Oder sie wollte einfach nur, dass man sie hasste und für gefährlich hielt. Ihr Image bewahren also. „Es war nicht deine Schuld", beendete ich den Satz. Jeremy zog eine Augenbraue in die Höhe, doch bevor ich antworten konnte, zog Damon mich an meinem Arm auf meine Beine und aus dem Raum. „Erklären wir dir später, deine Schwester ist in einem sehr kritischen Zustand. Wenn es ihr besser geht, kommen wir wieder", fasste Damon zusammen und wir verabschiedeten uns. Bevor ich das Zimmer verließ, warf ich Jeremy einen letzten Blick zu. Damon hetzte mich nervös, während seine Finger immer wieder aufzuckten. Was war los?

Im Auto schaute ich aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft, die an uns vorbei raste. Eine kurze Zeit ging unser Leben wieder bergab. Nun schien wieder Hoffnung gesehen zu werden. Ein Licht. Es konnte wieder bergauf gehen. Ich musste nur noch diese Phase hinter mich bringen, dafür hatten wir Katherine. Dann könnte ich wieder zurück zu Jeremy und versuchen normal weiter zu leben. Auch wenn alles niemals normal sein würde. Das wusste ich. Damon räusperte sich kurz neben mir: „Du hast Jeremy gefragt, wie er betrunken Auto fahren konnte." „Ja?", ich schaute ihn an. „Jetzt habe ich eine Frage an dich", er hielt inne, damit ich bestätigen konnte, „Wie konntest du in deinem Zustand voll dieser Halluzinationen, Auto fahren?" Wollte er mich jetzt etwa verurteilen? Jeremy hatte es grundlos getan. Er hätte nachdenken können, dass es gefährlich war. Ich tat es nur aus einem Grund. Um bei Jeremy zu sein. „Jeremy hätte sterben können. Ich wollte nur so schnellstens wie möglich zu ihm", antwortete ich. Ich wollte für ihn da sein. Ansonsten schaffte ich das ja auch nie. Sonst hätte er nicht getrunken und der Unfall wäre nie passiert. Damon nickte und nuschelte: „Du hättest auch sterben können." Ja, hätte ich wohl. Bin ich jedoch nicht, also war doch alles gut. Ich meine, die Halluzinationen hätten mich auch umbringen können, wäre ich woanders geblieben, statt zu Jeremy zu fahren. Da fiel mir etwas nebenbei ein. Ich war Damon noch etwas schuldig. „Danke", sprach ich somit. Er guckte mich kurz irritiert an und wollte wissen, was ich meinte. War das nicht offensichtlich? „Danke dafür, dass du Jeremy geholfen hast. Und nicht nur dafür. Du warst die ganze Zeit bei mir und hast auf mich aufgepasst. Ich bin dir etwas schuldig." Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und er nuschelte ‚Keine Ursache'. „Du weißt, was du ihm schenken könntest", sprach eine mir all zu bekannte Stimme auf dem Rücksitz, die ich lange nicht gehört hatte. Viel zu lange. Und ich dachte ich würde sie auch nie wieder zu Ohren bekommen. Was machte sie hier? Ohne ein Wort zu verlieren, blickte ich nach hinten. Da saß sie. Rose. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. Damon bräuchte nicht wissen, dass ich wieder unechte Dinge sah, also tat ich so, als würde ich nach etwas suchen. Oder auf die Straße blicken. Grundlos. „Er liebt dich, Elena", erzählte sie, „Er war stehts für dich da. Hat alles getan, um dich glücklich zu machen. Um dich zu beschützen. Und hat dafür seine eigene Lebensweise in Frage gestellt. Für dich ändert er sich, auch wenn er es wohl nicht komplett kann. Das weißt du noch nicht, aber Damon sucht sogar bereits nach Stefan, obwohl er weiß, dass er danach keine Chance mehr bei dir haben wird. Er will ihn zu dir bringen. Dein Glück suchen, finden und es dir bringen. Er tut dir gut. Lass dir nicht einreden, Damon sei nicht gut genug für dich, oder schlecht. Von niemandem." Mein Blick fiel zu Boden. Rose hatte recht. Er war für mich zurzeit am meisten da und war auch wirklich süß zu mir. Neben Caroline natürlich noch. Und- Halt. Er suchte nach Stefan? Für mich? War das wirklich ernst gemeint? Freiwillig hatte er das noch nie getan. Er hatte wirklich sein Leben auf den Kopf gestellt, um für mich zu kämpfen. Wobei ich hätte kämpfen müssen. Bei diesen Gedanken, fing mein Herz an, innerlich dahin zu schmelzen. „Elena?", riss mich Damon aus meinen Überlegungen. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und schaute nach vorne. Katherine war gut darin mir den Kopf zu verdrehen. Mich dazu zu führen, dass Damon mir näher käme. Denn es klappte.

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