Kapitel 10 | Wounds

Sie kam mir immer näher. Doch ich versuchte stark zu wirken. „Natürlich gibt es kleine Schlupflöcher. Aber bevor ihr auf diese kommt, ist es zu spät." Erneut lachte sie. „Dann hab ich mein gestohlenes Leben zurück. Stefan wird wieder zu mir kommen. Selbst Damon. Darauf wette ich. Klaus bin ich sowieso schon los. Ich hab so oder so gewonnen, Schätzchen." „Oh nein", antwortete ich, woraufhin mich Damon noch verwirrter anschaute, „Wenn ich wegen dir sterbe, werden Stefan und Damon niemals zu dir freiwillig zurückkommen." „Mit wem redest du?", wollte Damon wissen, doch ich konzentrierte mich weiter auf Katherine. Eigentlich müsste er sich das selbst zusammen setzen können. „Bist du auf den Kopf gefallen? Keiner ist wegen dir hier, Elena. Damon wollte mich anfangs nur aus der Gruft befreien, erinnerst du dich? Und Stefan war nur bei dir, um sich ein zweites mal in mich zu verlieben. Die Welt dreht sich nicht immer um dich." Natürlich drehte die Welt sich nicht um mich. Dennoch schüttelte ich den Kopf. Nur unsicherer. Sie lag falsch. Stefan liebte mich. Selbst Damon. „Du lügst." „Was?", fragte Damon, als ob ich ihn gemeint hätte, „Elena?" Katherines Grinsen blieb standhaft. Wieso war sie sich ihrer Sache so sicher? „Du bist so dumm", begann Katherine erneut, „Hätte ich Damon erzählt, dass ich ihn geliebt habe, wäre er nicht mal mehr bei dir." Wütend stand ich auf, obwohl die Schmerzen noch da waren. Diese ignorierte ich ebenfalls so gut es ging. „Sei still, Katherine!" Damon realisierte nun, dass ich mit Katherine sprach, stand auch auf und hielt mich sofort wieder fest: „Elena, es bringt nichts mit ihr rum zu streiten. Sie ist nicht hier, lass dich nicht beeinflussen." „Aber-" „Nichts aber! Ich werde diese Schlampe aufsuchen und sie zwingen, das aufzuheben." Katherine lächelte siegessicher: „Viel Glück dabei."

Damon rannte nach dieser Aktion sofort mit Andie los, um sich auf die Suche nach Katherine zu machen. Er wollte mich nicht alleine lassen, also rief er Ric zu mir. Bonnie konnte nicht und Caroline war unerreichbar. Jeremy kam nicht in Frage. Nachher wäre er sonst auch noch in Gefahr gekommen. Und aus irgendeinem anderen Grund, weigerte sich Damon ihn anzurufen. Und Andie, nun ja, diese klebte an Damon, dank seiner Manipulation dazu. Alaric hatte mir ein Glas Alkohol gereicht. Ich glaube einen Bourbon. Was sonst? Ich nahm es dankend an, trank es aber nicht. Dadurch würden meine Halluzinationen bestimmt nur noch realistischer werden als zuvor. Er setzte sich vor mich und dachte nach. „Und- äh- diese Halluzinationen, die kommen dir so echt vor, dass du alles spürst?" Kurz nippte er an dem Bourbon. Oder Scotch. Was auch immer es war. Ich antwortete nur mit einem kleinen ‚Ja' und vermied den Blickkontakt. Ich wollte keinen Mitleid. Ich wollte nicht in die besorgten Gesichter sehen. Ich wollte nicht einmal mehr Hilfe. Am liebsten wollte ich alles selbst durchmachen, um beim nächsten mal sagen zu können ‚Ich schaffe das schon, keine Sorge'. Aber ich konnte nicht. Das war das Problem. Denn ich machte mir ebenfalls Sorgen. „Und was ist euer Plan B?", erkundigte er sich weiter. Ich schaute zu ihm hoch. Plan B. Wie ich diesen Plan doch hasste. Aber was manchmal sein musste, musste sein. „Es gibt keinen", log ich. Wenn es so weit sein würde, würde ich ihm von dem wirklichen Plan B erzählen. Doch meine Hoffnung hing noch an dem momentanigen Plan A. Mission: Die Schlampe finden, wie Damon so schön gesagt hatte. „Du kannst Jeremy nicht alleine lassen", begann Ric, „Lass dir etwas einfallen." „Er hat dich." „Aber ich bin nicht sein Vater, Elena. Weder Vater, noch Onkel, noch Cousin, noch Bruder." Ich lachte auf. Er war dennoch wie ein Vater für uns. Die ganze Zeit über. Er gehörte einfach zur Familie dazu. „Theoretisch gesehen bin ich auch nicht seine Schwester, also..." Ich senkte meinen Blick auf meine Hände, mit denen ich das volle Glas hielt. „Aber du bist für ihn wie eine. Seist du nur seine Cousine." Keine Sorge Ric, dachte ich. Wir haben einen Plan B. Einen beschissenen, jedoch sicheren. Jeremy würde nicht alleine bleiben. Keiner würde das. „Fangen die Träume nach einer bestimmten Zeit an oder zufällig?" „Zufällig. Selbst jetzt sehe ich Dinge, während ich mit dir rede. Nur kann ich sie ignorieren, solange sie mir nichts tun. Es sind nun mal nur kleine Dinge. Noch..." Erstaunt über diese Kraft eines Vampirs, somit Katherines, stand er auf und füllte sich sein Glas nach. „Wie geht's Jeremy?", fragte ich. Er drehte sich um. „Wieso?" „Was wieso?", lachte ich unsicher, „Reine Neugier." „Bestens", antwortete er zu schnell und ich bemerkte, dass er log. Jeder Mensch hatte so etwas wie ein Merkmal, wenn man log. Und seines kannte ich eben bereits. Er vermied den Blickkontakt und lenkte sich ab. Stellte unbewusst Dinge zwischen uns. Wie sein Glas, welches er soeben angestellt hatte. „Was ist los, Ric?", mein Herz wurde schneller. Irgendwas müsste passiert sein. Auch wenn es nur eine schlechte Note in der Schule gewesen wäre, hätte er es mir ja sagen können. Aber sonst hätte er ja nicht gelogen, wäre es nur eine so harmlose Sache gewesen. „Nichts." „Hör auf zu lügen", ich wurde unruhig, „Was ist mit Jeremy?" Ric öffnete seinen Mund um zu antworten, als plötzlich die Tür auf ging und Damon stolz mit Andie und Katherine herein stolzierte. „Ich hab ein kleines Geschenk dabei", rief er und hielt uns Katherine vor die Nase, „Hatte leider keine Zeit es einzupacken." Sie schaute mich kalt jedoch weiter siegessicher an. Wie vorhin auch. Als ob sie genau wüsste, wann ich meine letzten Atemzüge machen würde. „Also Teufelin", begann Damon erneut, „Fang an die Zauberworte zu sprechen." Ich jedoch stand noch in Alarics Richtung gedreht, nachdem ich während dem Gespräch aufgestanden war und hielt eine Hand hoch zu Damon. „Ric, was ist los? Was ist passiert? Was verschweigst du mir?" „Verdammt, du hast es ihr noch nicht gesagt?", wollte Damon von Alaric wissen. „Was gesagt?" „Du Idiot", beleidigte Damon ihn. „Hört auf mich zu ignorieren und erzählt mir was passiert ist!" Alaric schaute mich bestürzt und entschuldigend an. Was war los? „Jeremy hat wieder getrunken. Zu viel", erklärte er und machte eine kurze Pause, „Er hatte einen Autounfall und liegt im Krankenhaus." Warte. Was? Nein. „Was?", flüsterte ich. Wie konnte er mir das verheimlichen? Und davor sprach er noch von ‚Er braucht dich'. Seit wie lange lag er schon im Krankenhaus? Wann hatte er diesen Unfall gehabt? Ging es ihm gut? Tausende Fragen schwirrten in meinem Kopf. Auf Sekundenschnelle. Katherine lachte auf. Wütend schaute ich sie an. „Du warst das", beschuldigte ich sie lauthals und lief auf sie zu, „Das war deine Schuld, stimmt's?" Ihr Grinsen blieb in ihrem Gesicht und veränderte sich nicht. „Du warst das wirklich?", Damon schien überrascht. Selbst Andie, die nur stumm daneben stand, war von all dem überrumpelt. Katherine zuckte nur mit dem Schultern: „Er war nur ein Kollateralschaden." Sofort lief ich auf die Tür zu, Damon hielt mein Handgelenk fest: „Wohin gehst du?" „Zu Jeremy." „Nein, Katherine muss dich zuerst ummanipulieren." „Mir ist das gerade egal, Damon. Jeremy liegt im Krankenhaus. Hast du das etwa nicht mitbekommen? Lieber ich, als er, weißt du noch?" Somit riss ich mich von ihm los und stieg in mein Auto, trotz meines schlechten Zustandes. Ok, ich war wohl nun selbst Unfall gefährdet. Aber ich musste zu Jeremy. Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen und ich fuhr entschlossen in das Krankenhaus. Ich brauchte nicht zu fragen, welches. Ich wusste es bereits. Es war immer das selbe Krankenhaus, in das wir alle gebracht wurden. Das, in dem mein Vater gearbeitet hatte. Panik breitete sich in mir aus, dass ich während der Autofahrt wieder halluzinieren würde. Dennoch fuhr ich weiter. Jeremy war es wert. Er war mir zu wichtig. Wichtiger als mein Leben selbst.

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