Kapitel 1 | Excuse
Caroline reichte mir ein Glas mit Bourbon gefüllt. „Hier. Trink das. Dann geht's dir besser", versuchte sie mir einzureden. Vorsichtig nahm ich ihr das Glas ab und nippte daran. Mein Gesicht verzog sich und Caroline lächelte. Ich hatte sie angerufen, damit sie mich aufheitern konnte. Ich brauchte gerade einfach jemanden zum Reden. Das Glas legte ich auf den Tisch neben der Couch, auf der ich saß. Meine Augen waren noch immer mit Nässe gefüllt. Caroline hockte sich neben mich und guckte mich erwartungsvoll an. „Er ist wirklich weg", flüsterte ich, während mein Blick in die Leere fiel. Caroline schaute besorgt und rutsche mir ein bisschen näher: „Hey. Er wird kommen. Ich weiß es. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für immer weg ist. Und du wirst sein Grund sein, weshalb er wieder kommen wird." „Was ist, wenn das nicht so passiert?" „Komm schon, Elena. Du hast dich mit Damons negativer Energie angesteckt. Du weißt genau, es gibt noch Hoffnung." Sie hatte recht. Die Hoffnung starb zuletzt. Aber Damon hatte auch recht. Stefan war gegangen und hätte er einen Grund gehabt zu bleiben, wäre er noch hier. „Ich kann nicht Caroline...", nuschelte ich in Tränen und kniff meine Augen zusammen. Beruhigend nahm sie mich in den Arm. Ich bemühte mich dazu, positiv zu denken. Ehrlich. Nur konnte ich nicht. Mein ganzes Leben lang, gab ich nicht ein einziges mal auf. Doch irgendwann müssten auch wir aufgeben. Und mein Tag war heute. Ich gab auf. Ich gab ihn auf. „Wo ist überhaupt Damon? Wie konnte dich dieser Vollidiot in diesem Zustand alleine lassen?", wollte Caroline wissen. Mein Blick wanderte zu ihr, ich wischte meine Tränen aus dem Gesicht und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen: „Bevor du gekommen bist, hat er das Haus verlassen. Ich weiß nicht wohin." „Okey, zurück zu der anderen Frage. Wie konnte dich dieser Idiot alleine lassen?" Zögernd schaute ich mich um und dachte über unseren kurzen Streit nach. „Ich habe nach Stefan... verlangt und da ist Damon-" „-total ausgeflippt", unterbrach Care mich. Ich nickte. „Es war meine Schuld, oder?" Ich erwartete eine Antwort, doch Care zögerte. Zum ersten Mal, wusste sie selbst nicht, was zu sagen war. Verzweifelt nickte ich erneut: „Es war meine Schuld. Vielleicht sollte ich mich einfach bei ihm entschuldigen." Ihre Augen weiteten sich. „Wow, halt! Damon hat dich doch auch angeschrien. Oder? So wie ich ihn kenne, hat er das. Immerhin ist er ausgeflippt. Es war seine Schuld, dass es dir schlechter ging als zuvor. Er hat auch einen Grund, sich zu entschuldigen." Bevor ich noch etwas sagen konnte, hörten wir die Tür quietschen. „Wenn man vom Teufel spricht. Wortwörtlich vom Teufel", wisperte Care und verdrehte die Augen, als Damon mit seiner Freundin Andie das Wohnzimmer betrat, er mit einer neuen Flasche Bourbon in der Hand. Diese war schon halb leer. „Danke, ich werde gerne als Teufel bezeichnet", lächelte er. Daraufhin trafen sich unsere Blicke kurz. In seinen Augen konnte ich keine Reue erkennen. Kein Leid, keine Schuld. Er war immer noch der alte Damon. Und dieser hasste es, seine Gefühle zu zeigen. „Dein Ernst? Du weinst immer noch?", kam es genervt von ihm. Beleidigt wandt ich meinen Blick ab. „Sei nicht so gemein", flüsterte Andie ihm zu und haute ihm schwach gegen den Arm. Leicht aufgebracht blickte Damon sie an, lockerte dann seine Miene und machte Andeutungen: „Musst du nicht noch irgendwas für deine Reportage erledigen?" Sie nickte den Kopf und erwiderte, dass sie es später machen würde. „Geh und kümmere dich um irgendwelche Dinge, die du noch machen musst", manipulierte er sie, woraufhin sie glücklich nickend sich verabschiedete und das Haus verließ. Er lief zu seinem Getränketisch, füllte ein Glas mit Alkohol und reichte es Caroline. „Hab schon eins, danke..." Schulterzuckend trank Damon es aus. Dann bemerkte er, dass ich ihn böse anfunkelte. „Oh. Wolltest du das trinken? Sorry. Hab dich total vergessen." Ich atmete genervt und wütend zugleich aus. Er war betrunken, das bemerkte man sofort. Jedoch war er noch er selbst. Nur noch ehrlicher als zuvor. Care wartete auf eine Entschuldigung von Damon, doch er verstand nicht recht, was sie von ihm erwartete. Also war Damon wieder Damon: „Wenn du mich nackt sehen willst oder der ähnlichen, brauchst du nur zu fragen." „Ih, bäh", sie schüttelte angewidert ihren Kopf, „Den Fehler werde ich nicht ein zweites mal begehen." „Nimm deinen Mund nicht zu voll, Blondie." Er zwinkerte sie an. Meine Augen schweiften zwischen Caroline und Damon hin und her. Wie auch Caroline, erhoffte ich nun eine Entschuldigung von Damon. Doch er war sich zu stolz, um dies über sein Herz zu bringen. Oder vielleicht konnte er es ohne Herz gar nicht über sich bringen. Das würde so einiges erklären. „Damon! Ernsthaft?", begann Caroline und sprang auf, „Du hast wirklich zu 0% eine Ahnung, auf was wir eigentlich hinaus wollen?" Erneut zuckte er mit den Schultern und kam Caroline näher, um dann zu flüstern: „Vielleicht wollt ihr ja, dass ich meine Lippen leidenschaftlich auf eure lege, um euch dann die Klamotten vom Leib zu reißen, euch in mein Bett zu werfen und weiterzuküssen, bis euer Herz auf 180 schlägt." Ihr Atem verschnellerte sich sehbar und sie starrte auf seine Lippen. Sie war 100% von ihm angeturnt, jedoch versuchte sie gegen das ‚Verlangen' anzukämpfen. Caroline wollte ihm gerade näher treten, als sie aus der Trance erwachte, Damon von sich schubste und stotternd sprach: „Nein. Das war nicht das, was uns im Sinne lag. Wir meinten Thema Stefan." Er seufzte genervt und schaute in die Luft. Wieder lag Carolines Blick auf Damon. Sie hatte sich davon noch immer nicht beruhigt. Am liebsten würde sie sich noch auf ihn stürzen. Aber damit genau das nicht passierte, lenkte ich sie ab. „Caroline", flüsterte ich und schüttelte den Kopf. Sie leckte sich über die Lippen und setzte sich erschöpft wieder hin. „Mein Kopf explodiert gleich", sie rieb sich die Schläfen. „Dein Kopf ist auch gerade vollgefüllt mit dem Gedanken, Damon zu dir zu ziehen", flüsterte ich und lehnte mich nach vorne zu ihr. Damon im Hintergrund grinste und zwinkerte mir zu. Okey? Ich gebe es zu. Damon war... hübsch. Und verführerisch. Meine Gedanken lagen trotzdem noch bei Stefan. Allein der Gedanke, Stefan zu betrügen, machte es zum Betrug. Oder nicht? Also schob ich negative Damon Gedanken aus meinem Kopf. Oder positive? Elena. Stop. Wir drei blickten uns an. Keiner sprach.
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