9
Kian
Sie haben mir die Augen verbunden, damit ich nicht wusste wo ich war. Dann fesselten sie meine Hände an die Wand und meine Beine zusammen. Erst nach Stunden nahmen sie mir die Augenbinde ab.
Es war kalt auf dem Steinboden. Die Luft hier drin stank und die Fenster waren voller grüner Schimmel, sodass es unmöglich war hinauszuschauen.
Ich hatte komplett das Zeitgefühl verloren. Ich wusste dass es gerade Nacht war, da ich den Nachthimmel von oben durch die Fenster noch sehen konnte. Es sah aus, als wäre ich in einem riesigen Gartenhaus gefangen genommen worden. Ich hatte Durst und mir war kalt. Außerdem hatte ich Angst. Angst um mein Leben.
Wer waren diese Leute? Was wollten sie von mir? Hatte meine Mom die Polizei gerufen? Suchte die Polizei nach mir?
Ich schaute nach oben und sah den Regen auf das durchsichtige Dach regnen. Plötzlich wurde die Metalltür aufgerissen und ein großer Typ mit schwarzen Haaren kam herein.
"Zwei Tage sind vergangen.", fing er an zu sprechen. "Und Ilay hat immer noch keine Anstalten gemacht dich hier rauszuholen."
Ilay? Warum sollte er das tun? Was hatte Ilay mit solchen Typen zu tun. Ich war ihm doch egal.
"Vielleicht bist du ihm doch nicht so wichtig? Was ist da zwischen Ilay und dir?"
Er beugte sich zu mir herunter und schaute mich fragend an.
"Nichts.", gab ich wahrheitsgemäß zu.
Der Typ lachte nur. "Nichts? Ihr wart doch zusammen in diesem Hotel und davor hast du ihm hinter der Bar einen geblasen. Sag mir nicht, dass da nichts ist. Seid ihr zusammen?"
"Nein... Wirklich nicht...", antwortete ich eingeschüchtert.
Er musterte mich genau und stand dann wieder auf. "Scheiße, du bist wahrscheinlich wirklich nur einer seiner Fickpartner."
Einer von ihnen?
"Keine Sorge, wenn ihm nichts an dir liegt haben wir den Falschen. Dann kannst du einfach wieder gehen. Aber falls er doch versucht dich zu holen, dann liegt ihm was an dir."
Er holte sein Handy raus und machte ein Foto von mir. "Mal schauen ob du Glück hast. Hoffe einfach, dass du ihm scheißegal bist. Denn, wenn nicht. Tja, dann müssen wir dich wohl oder übel umbringen."
Ilay
Auf meinem Handy ploppte eine erneute Nachricht auf. Ich verdrehte nur genervt die Augen und trank einen Schluck von meinem Whisky.
"Wer schreibt dir die ganze Zeit?", fragte Jake.
"Manni."
Manni hasste mich wie kein anderer. Die Polizei ist ihm auf den Spuren wegen einem Drogenfund. Eigentlich waren das die Drogen, welche ich versteckt habe. Doch ich hab es einfach Manni in die Schuhe geschoben, weil ich ihn auch hasse. Ihn und seine komischen Kollegen. Sie alle hatten Dreck am Stecken.
Und jetzt hasste er mich noch mehr, weil ich seine Frau gefickt habe.
"Was will er?"
"Ach, er droht mir nur. Mimimi wir haben Kian entführt. Hol ihn dir doch, blablabla."
"Jetzt ist er dir doch egal?", fragte Jake verwirrt.
"Sie haben ihn nicht.", meinte ich. "Als ob Manni und seine Leute jemanden entführen würden."
"Und wenn doch? Er hätte dich auch fast getötet als er gemerkt hat, dass die Polizei ihm auf den Fersen ist. Und als er das mit seiner Frau herausgefunden hat."
"Er schickt ja nicht mal ein Beweisfoto oder Video. Der Typ kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist."
Ich trank meinen Whisky aus und schenkte mir nochmal nach. Jake tat es mir gleich.
Erneut tauchte eine Nachricht von Manni auf, doch ich ignorierte sie einfach.
Jake nahm mein Handy in die Hand, entsperrte es und las sich die Nachrichten durch.
"Ähhh..."
"Was?", fragte ich Jake.
"Das sieht nicht gut aus.", meinte er und streckte mir das Handy entgegen.
Das Handy zeigte mir ein Bild von Kian. Er saß gefesselt an einer Wand und sah genauso bleich aus wie die weiße Wand hinter ihm.
"Verfickte Scheiße.", fluchte ich und knallte mein Glas auf den Tisch.
Ilay
Was willst du?
Manni
Rache
Ilay
Lass ihn gehen, du verdammter Wichser.
Manni
Wieso? Ist er dir etwa nicht egal.
Ilay
Es ist feige fremde Leute einfach mit ins Boot zu holen. Wieso klären wir das nicht untereinander?
Manni
Das klappt doch sowieso nicht. Entweder du stellst dich bei dir Polizei oder dein Freund stirbt.
"Das kannst du nicht machen.", meinte Jake. "Wenn du dich stellst, sind wir alle dran."
"Ach, ehrlich?", fragte ich ironisch. "Denkst du das weiß ich nicht?"
Ich ließ mein Handy auf den Tisch fallen und stand auf um dramatisch auf und ab zu laufen.
"Ruf die Anderen an.", befahl ich Jake. "Er muss da rauskommen."
"Kian, bei allem Respekt. Das ist eine dumme Idee."
Fragend schaute ich ihn an.
"Wenn du ihn da rausholst, dann wird Manni merken, dass dir was an ihm liegt."
"Jake, mir liegt nichts an ihm. Ich will nur nicht, dass er stirbt verfickte Scheiße! Jetzt hol die Anderen."
(...)
Es dauerte nur fünfzehn Minuten bis die Anderen da waren. Sie gehörten zum engsten Kreis und entschieden die Lösung für solche Probleme mit mir.
"Ich muss Jake da zustimmen.", meinte Falk.
"Bullshit.", mischte Juri sich ein. "Wenn wir Kian da nicht rausholen bringt Manni ihn um. Schließlich kann Kian zur Polizei rennen, wenn Manni ihn freilassen würde."
"Dann müssen wir Manni eben aus dem Weg schaffen. Er ist schließlich das Problem.", gab Car wider.
"Und dann haben wir seine ganzen Leute am Hals. Also auch keine gute Idee.", sagte ich. "Wir stimmen ab. Wer ist dafür, dass wir Kian da nicht rausholen und alles dem Zufall überlassen?"
Drei von ihnen hoben die Hände.
"Gut.", meinte ich. "Dann ist das entschieden. Drei gegen Fünf. Holen wir Kian daraus."
Doch dafür mussten wir natürlich erstmal herausfinden wo er steckte. Und das sollte sich noch schwieriger gestalten als gedacht.
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