46
Ilay
"Alter, das ist nicht dein scheiß Ernst oder?", fragte Jake wütend.
Ich strich mir über die Schläfe und schaute ihn fragend an. "Was?"
"Du sitzt hier mit deinem scheiß Whisky. Genau wie gestern. Und vorgestern."
"Lass mich doch."
"Immer noch wegen Kian, ja?"
"Ne, weißt du. Einfach, weil ich Spaß daran habe.", antwortete ich ihm wütend.
"Ilay, du hast selbst Schuld. Ich hab kein bisschen Mitleid mit dir."
"Was hätte ich deiner Meinung nach machen sollen?!", schrie ich ihn an und stand auf.
Jake war mein bester Freund und seit Tagen macht er mir nur Vorwürfe statt für mich da zu sein.
"Das hab ich dir schon mal gesagt!", schrie er nun auch mich an. "Wir hätten das hinbekommen. Du hättest ihn nicht verlassen müssen. Soll dein Leben jetzt für immer so weiter gehen? Single und alleine sterbend? Ilay, dafür hast du uns. Damit wir dich und Kian beschützen."
"Weil das die letzten Male so gut geklappt hat."
"Ja, das war scheiße. Es ist total scheiße gelaufen. Stimme ich dir zu. Aber so muss es doch nicht weitergehen. Hätten wir uns einmal alle hingesetzt hätten wir eine Lösung gefunden."
"Ich will aber nicht so ein Leben für Kian."
"Und hast du Kian auch nur einmal nach seiner Meinung gefragt? Es kam mir nicht so vor als wäre er unglücklich gewesen. Er liebt dich und du liebst ihn. Ich hab dich in den ganzen Jahren noch nie so verdammt glücklich gesehen. Warum hörst du nicht einmal auf rational zu denken und lebst einfach dein Leben. Um den Rest kümmern wir uns, Kumpel. Dafür. sind. wir. da."
"Verpiss dich Jake."
"Hol ihn zurück."
"Nein!"
"Ilay... sei-"
"VERPISS DICH!"
Kian
Ich hatte den dicksten Schädel meines Lebens, als ich aufwachte. Kurz schaute ich mich verwundert in dem Zimmer um, bis mir klar wurde, dass ich nicht zuhause, sondern in einem Hotel war. So langsam sollte das wohl zur Gewohnheit werden. Ist es aber immer noch nicht. Der Typ neben mir schlief noch. Und bevor er wach wird und mich fragt ob wir uns wiedersehen, verpisste ich mich lieber.
Auf dem Weg nach draußen schaute ich meine Nachrichten durch.
Sophia
Gut nach Hause gekommen? Oder wieder woanders gelandet?
Kian
Woanders, was sonst
Sophia
Kleiner Playboy. Frühstücken?
Kian
Klingt perfekt
So ging es schon die letzten Wochen. Ich war feiern und war morgens woanders. Manchmal auch unter der Woche. Vor ein paar Tagen versuchte ich Ilay besoffen anzurufen, doch ich sah, dass er mich blockiert hatte.
Aber mittlerweile war mir das egal. Ich lebte mein Leben, wie er es wollte. Und im Moment bestand mein Leben aus Feiern und Sex.
Aber wenn ich ehrlich bin, gab mir keiner Typen diese unbeschreiblichen Gefühle, die ich mit okay beim Sex hatte.
Die Schule vernachlässigte ich dabei tatsächlich nicht. Meine Noten waren gut, wirklich gut. Bald standen die Halbjahreszeugnisse an und überall war ich mindestens auf einer drei oder zwei.
Ich scrollte weiter durch die Nachrichten, schrieb meiner Mom, dass ich woanders geschlafen hab und heute Nachmittag zuhause bin. Und dann sah ich eine Nachricht von meinem Vater.
Dad
Würde mich heute gerne mit dir treffen. Hast du Zeit?
Kian
Ja, wann und wo?
Ich konnte nicht mehr vor diesem Gespräch davon laufen. Und außerdem wollte ich Dad wirklich gerne sehen um zu schauen ob es ihm wieder gut geht. Da ich mit Ilay sowieso nichts mehr zu tun habe, habe ich auch nichts zu befürchten.
Nur seine Jungs vermisste ich ab und an. Die dummen Sprüche von ihnen, den Humor, die gute Laune.
Aber das konnte ich auch mit meinen Freunden haben.
Sophia wartete bereits im Café auf mich und hatte mir schon einen Kaffee bestellt.
"Wie hieß er?"
"Weiß ich nicht mehr."
Sophia lachte kurz, wurde dann aber ernst. "Ist echt alles in Ordnung?"
"Ja, wieso?"
"Naja... Ich meine nur wegen deinem Liebeskummer?"
"Ach, das ist vergessen. Schon in Ordnung. Ich will mich im Moment einfach nicht festlegen und trotzdem meine Bedürfnisse befriedigen."
"Schon verstanden. Aber wenn du reden willst, bin ich für dich da."
"Danke, ich weiß."
Die Zeit mit Sophia verging wie im Flug. Und ich bin ihr echt dankbar für alles. Die ersten paar Tage nach der Trennung kam sie jeden Tag mit Essen und lustigen Filmen zu mir. Sie schleppte mich überall mit hin. Sogar zum Nagelstudio wo ich wirklich gar nichts verloren hatte. Und das alles nur um mich abzulenken.
Ich vergaß total die Zeit und als ich sah, dass es mittlerweile 13 Uhr war, verabschiedete ich mich schnell von ihr.
Ich will meinen Dad nicht zu lange warten lassen, welcher bereits in einem anderen Restaurant auf mich wartete.
Als er mich sah stand er auf und umarmte mich. Sofort erwiderte ich seine Umarmung und war erleichtert, dass er so gut aussah.
"Wie geht es dir?", fragte ich als ich mich setzte.
"Mir geht es gut. Danke. Möchtest du was Essen?"
"Ne, ich komme gerade vom Frühstücken mit Sophia. Ich nehme nur etwas zu trinken."
Er bestellte zwei Getränke und schaute mich dann lächelnd an.
"Und bei dir alles in Ordnung?"
"Alles gut."
"Ja? Mom hat mir erzählt, dass du die letzten Tage etwas niedergeschlagen warst wegen der Trennung."
"Du sprichst mit Mom?"
"Hey, nur weil wir getrennt sind, heißt das nicht, dass ich mich nicht bei ihr melde und mich nach dir erkundige. Du erzählst mir ja nichts."
"Ist alles gut. Ich bin drüber hinweg."
Dad seufzte erleichtert. "Da bin ich echt froh drüber. Ich hatte Angst um dich, als ich dich da sah."
"So ging es mir auch. Wie bist du in sowas reingeraten?"
"Lange Geschichte."
"Bei mir auch."
"Aber so bist du in Sicherheit. Ilay ist ein scheiß Typ."
Ich nickte nur und nahm ein Schluck aus meinem Glas. Scheiß Typ würde ich nicht sagen, aber ist egal.
"Hat er dir weh getan?"
"Nie."
Dad nickte wissend. "Und seine Leute? Die kanntest du auch?"
Wieder nickte ich.
"Wohnen sie alle bei ihm?"
"Sie... Ich weiß nicht."
So egal wie Ilay mir mittlerweile auch war, ich werde ihn und seine Mafia nicht in die Pfanne hauen. Und das weiß er. Darauf vertraut er, sonst hätte er mich nicht einfach so gehen gelassen. Denke ich.
"Achso... Naja, jetzt kann es dir ja sowieso egal sein."
Dad sprach noch weiter, doch er kam immer wieder auf Ilay zusprechen.
"Und dann hat er ja auch bestimmt Leute die seinen ganzen Technikkramen machen, richtig?"
Scheiße, ich hätte es wissen müssen. Es war so offensichtlich...
Er versuchte mir Informationen zu entziehen.
"Dad, was wird das?", fragte ich und wurde langsam wütend. "Versuchst du gerade wirklich Infos über Ilay von mir zu kriegen?"
"Kian, ich will dich nur beschützen."
"Beschützen? Vor wem? Ilay? Gott, Dad. Er wird mir schon nichts tun."
"Doch, du kennst ihn nicht."
Okay, jetzt brannten wirklich alle Sicherungen bei mir durch. "Ich kenne ihn nicht? Ich hab ihn geliebt! Ich kenne alles an ihm und niemals wirst du Infos über mich herausbekommen. Du wolltest mich nur deswegen sehen, richtig? Aber dann hab ich auch eine Frage an dich. Warum haben Mom und du euch getrennt? Du hast keine neue Freundin oder?"
Diesen Verdacht hatte ich schon länger, denn jedes Mal, wenn ich seine Freundin ansprach fing er an zu stottern, als würde er sich eine Ausrede einfallen lassen müssen.
"Nein, hab ich nicht."
"Weiß Mom, wodrin du verwickelt bist?"
"Ich bin da einfach reingerutscht. Ich wollte dich und Mom beschützen."
"Das war nicht meine Frage."
Er machte eine kurze Pause, atmete tief durch und schaute mich dann wieder an.
"Ja, weiß sie..."
"Scheiße... Weiß sie auch über Ilay Bescheid? Über unsere Beziehung?"
Ich hoffe für ihn, dass die Antwort Nein ist.
"Ja..."
"Wie kannst du es wagen...?"
"Deine Mom und ich haben uns Sorgen um dich gemacht."
"Seid wann weiß sie es?"
"Erst seid eurer Trennung. Eher wusste ich ja auch nichts über euch."
"Weißt du eigentlich wieviel für Ilay auf dem Spiel steht?!"
"Wenn alles nach Plan verläuft, ist es für ihn sowieso schon zu spät."
Das wollte ich gar nicht hören. Ich wollte nichts mehr über ihn hören. Doch ein kleiner Teil in mir machte sich immer noch Sorgen um Ilay.
Ich stand auf und wollte gehen, doch Dad hielt mich auf. "Kian, ich muss dir noch was sagen."
"Nein, Dad. Wir haben uns gar nichts mehr zu sagen."
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