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Ilay

"Schön, dass du dich endlich blicken lässt. Seid wann lässt du denn Andere für dich arbeiten? Für einen kurzen Moment dachte ich du wärst gar nicht im Land.", sagte ich.
"Das war auch mein ursprünglicher Plan. Deswegen konntet ihr nichts von den Drohungen zurückverfolgen. Sie kamen alle nicht aus Deutschland. Aber mir lief das hier alles zu langsam, also bin ich hergekommen."
Das war typisch Taro. Er war ungeduldig und so wie ich es gerade heraushörte, wurde ihm das auch dieses Mal wieder zum Verhängnis.
"Ich hätte nicht gedacht, dass dein kleiner Freund so klug und stark ist, dass er entkommen wird. Die Entführung habe ich als Gewinn eingebucht. Naja, es läuft halt nicht immer alles nach Plan. Aber es ist schön, wenn man viel Geld hat und die Leute käuflich sind."
Beim letzten Satz schaute er zu Darius und Tjell. Das hab ich mir schon gedacht. Solche Schlampen.
"Trotz allem muss ich zugeben Ilay, dass deine Leute wirklich treue und loyale Hunde sind. Sie tun gerade alles dafür, zu dir zu kommen und-"
Die Tür hinter mir wurde plötzlich aufgestoßen. "Wir haben ein Problem.", sagte der Typ, welcher die Tür aufgestoßen hatte.
Ganz kurz sah ich in Wut in Taros Blick. Sein Plan verlief weiterhin nicht so wie er wollte. Dann sah er zu mir. "Um dich kümmere ich mich gleich. Aber davor will ich, dass du noch ein wenig leidest. So wie ich die letzten Jahre gelitten habe!"
Oh Gott, er war so dramatisch. Er hat nicht wirklich gelitten. Vielleicht hat er unter seinem Bankrott gelitten. Aber mehr auch nicht.
Taro ging aus dem Raum, Tjell und Darius folgten ihm. Nur der andere Mann, welcher mir immer noch irgendwoher bekannt vorkam, blieb im Raum.
Jake gab weiterhin keinen Mucks von sich. Der Mann kam auf mich zu und hielt mir das Messer an die Kehle. "Ich würde dich am liebsten umbringen und dir dein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht schneiden, du widerliche Schwuchtel!"
"Aha. Aber?", antwortete ich ihm locker.
Innerlich war ich ganz und gar nicht locker. Ich wusste, dass ich irgendwas tun musste um Jakes und meinen Arsch hier raus zu befördern bevor es zu spät ist. Und ich wusste, dass Taro gleich wiederkommen wird und mich töten wird. Es waren nur noch Minuten die ich Zeit hatte. 
Der Mann rammte mir das Messer in den Unterschenkel, zog es wieder raus und gab mir einen Tritt in meine Seite.
Mir wurde übel, mein Körper konnte sich nicht mehr halten und so fiel ich mit dem Kopf auf den Boden. Ich versuchte mich wieder aufzurappeln, aber es gelang mir nicht.
Ich blutete weiterhin aus meinen mittlerweile zwei Messerstichen und so langsam spürte ich den Blutverlust.
Darius betrat den Raum erneut, ging auf den Mann zu und flüsterte ihm etwas zu. Er machte große Augen, dann nickte er und zusammen verschwanden sie.
"Jake.", flüsterte ich, denn meine Stimme war nicht mehr in der Lage zu schreien.
"Jake..."
Er reagierte nicht. Ich konnte sehen, dass er noch atmete, was mich etwas beruhigte.
Ich werde nicht kampflos aufgeben, egal wie wenig Kraft ich noch hatte. Doch, wenn ich in den ganzen Jahren eins gelernt habe, dann war es: 
Wirke stark, wenn du schwach bist.

Kian

Ich musste nicht lange nach einem geeigneten Einstiegsort suchen. Eine Treppe die von draußen zur ersten Etage führte konnte ich einfach hochklettern. Die Terassentür war nur angelehnt, weswegen ich einfach einsteigen konnte. Gerade als ich mich wunderte warum jemand die Tür einfach offen stehen ließ, bekam ich meine Antwort.
Vom Flur aus hörte ich Stimmen, welche sich näherten. Panik überfiel mich und ich versuchte mir ein Versteck zu suchen. Es gab noch eine weitere Tür in diesem Raum. Ich öffnete sie und befand mich in einem Badezimmer. Nicht die beste Versteckmöglichkeit, aber besser als gar nichts.
Die Stimmen wurden lauter und betraten den Raum, in welchem ich gerade noch stand.
"Willst du auch eine Rauchen?", fragte die eine Männerstimme, doch ich hörte ihnen nicht weiter zu.
Das Badezimmer war wirklich riesig im Vergleich zu dem was ich kenne. Und auch hier gab es zwei Türen. Die eine Tür, welche in das Schlafzimmer führte und die andere Tür, welche in den Flur führte. Da ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis jemand hier reinkam, öffnete ich die Tür zum Flur.
Dort war es still, weit und breit war niemand zu sehen. So leise wie es ging schlich ich mich durch den Flur. Ich spähte nach unten in den Eingangsbereich und sah dort zwei Männer stehen. Sie bemerkten mich nicht, weswegen ich mich unauffällig weiter bewegte. Der Flur war lang und verwinkelt. Doch mein Vorteil war, dass hier überall mehrere Statuen und weitere Deko rumstand hinter der ich mich verstecken konnte.
Ich hörte wie eine weitere Tür aufging, weswegen ich mich schnell hinter der nächsten großen Blumenvase versteckte.
"Wo sind sie jetzt?", fragte der Mann und als er näher kam erkannte ich ihn. Es war Taro.
Und er sprach mit einem anderen Mann, den ich nicht kannte.
Sie liefen die große Treppe hinunter und als sie aus dem Eingangsbereich verschwanden, schlich ich mich weiter vor zu der Tür aus welcher er gerade kam.
Wenn ich Glück hatte, war Ilay genau da drin.
Ich öffnete leise die Tür und schaute hinein.
Es brannte kein Licht in diesem Raum, doch ich erkannte sie sofort. Erst sah ich Jake auf dem Boden, etwas weiter entfernt Ilay.
"Ilay.", sagte ich erleichtert und ging auf ihn zu.
"Hey.", begrüßte er mich schwach. "Was machst du hier? Wo sind die Anderen?"
"Ich weiß es nicht. Aber-"
"Ich habe gehört, wir haben Besuch.", sagte eine dunkle Stimme am Ende des Raumes.
Im gleichen Moment wurde die Tür durch welche ich gerade gekommen bin, erneut aufgestoßen. Hinter mir standen Nael, Luka, Juri und Falk.
Ich konnte gar nicht so schnell reagieren da kamen weitere Leute hinter den dreien rein und entwaffneten sie sofort. Ich rückte ein Stück von ihnen weg und hielt meine Waffe fest umklammert.
"Es tut mir leid.", sagte die dunkle in dem Raum und ich hörte die Schritte auf mich zukommen. "Aber ihr kommt leider etwas zu spät. Wir können euch nicht lebend gehen lassen."
Das Licht ging an, ich erhob die Waffe und zielte auf den Mann.
Mein Blick traf seinen. Ich erwartete Taro, doch das war er nicht. Sofort fingen meine Hände an zu zittern. Meine Beine wurde weich.
"Erschieß ihn!", schrie Ilay.
Ich schluckte schwer. Nein...
"Kian!", schrie Fabio.
Nein...
Meine Kehle schnürte sich zusammen, ich bekam keine Luft mehr. Mir wurde sofort übel, doch ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.
"Schieß!", schrie Nael.
"Nein...", sagte ich leise.
"Du kannst das...", sagte Ilay.
"Nein... Er ist..."
Ich ließ die Waffe sinken, meine Hände zitterten noch heftiger.
Die Waffe fiel zu Boden.
"Er ist... Mein Vater..."

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