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Kian

"Die Scheiße ging garantiert von Taro aus.", meinte Thore, welcher es über mehrere Ecken irgendwie geschafft hatte sich Zutritt in Tjells Handy zu verschaffen.
Car hatte mir im Schnelldurchlauf erzählt wer Tjell und Darius sind und warum Ilay ihnen vertraute.
Okay, ich bin ganz ehrlich. Leute die du seit Jahren kennst und die dir als Kunde sowie auch als Freunde immer den Rücken stärken vertraut man natürlich auch stückweise.
"Und wo sind sie jetzt hin?", fragte Fabio.
"Keine Ahnung. Die Spuren verlieren sich nach dem Restaurant. Er muss das Handy entweder mit Absicht dagelassen haben oder ausgeschaltet haben.", erklärte Thore.
"Dann werden wir da jetzt hinfahren.", beschloss Juri. 
"Ein paar von uns sollten zu Tjell und Darius Häusern fahren. Vielleicht kriegen wir weitere Informationen. Hast du die Adresse, Thore?", warf Fabio ein.
"Ich suche sie schnell raus.", meinte Thore und widmete sich dem Rechner.
Ich hörte diesen Gesprächen seit Minuten nur zu. Immer wieder warfen die Jungs mir besorgte Blicke zu, doch ich ließ mir nicht ansehen wie sehr ich gerade in Panik verfallen will. Das letzte was sie gebrauchen können ist, dass sie sich um mich kümmern müssen. Jetzt weiß ich wie es Ilay ging, als ich entführt wurde und er nicht wusste wo ich bin.
"Alles okay?", fragte Nael mich und legte eine Hand auf meinen Rücken.
"Ja.", würgte ich hervor.
"Wir kriegen das hin."
Ich nickte nur und schaute zu den Anderen, welche weiter über das Vorgehen diskutierten. Thore saß angespannt und konzentriert vor dem Rechner und schaute zeitgleich auf sein Arbeitshandy auf welchem er auch wie wild rumtippte. Immer wieder gab er Car Anweisungen, welche Car schnell ausführte.
Ich weiß was Taro und seine Leute mir angetan haben. Was werden sie erst mit Ilay tun? Taro hasst Ilay. Wird er noch schlimmere Sachen mit ihm anstellen als mit mir?
"Ich habs.", sagte Car.
"Ich auch.", meinte Thore und schrieb sich zwei Adressen auf.
"Ich gebe allen Bescheid, sie sollen sich uns anschließen und alles absuchen.", sagte Nael und zückte sein Handy.
"Lasst uns keine Zeit verlieren.", meinte Fabio.
"Ich komm mit.", warf ich ein, weswegen alle mich mit großen Augen anschauten.
"Nein.", sagte Car sofort, während Falk zeitgleich sagte: "Auf keinen Fall."
"Hör mal Kian, ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie schlimm das grad für dich sein muss.", meldete sich Luka zu Wort. "Aber wenn du dich jetzt auch noch in Gefahr begibst, dreht Ilay uns allen den Hals um."
"Aber Ilay ist nicht hier.", gab ich wider.
Ich konnte doch nicht tatenlos rumsitzen und darauf warten, dass sie ihn aus der Falle rausholten. Wenn ich hierbleibe, werde ich krank vor Sorge. Ich musste etwas tun. Irgendwas.
"Kian, wir werden dich nicht in Gefahr bringen.", sagte Thore. "Du bleibst hier."
"Es ist scheiße, aber du weißt aus eigener Erfahrungen was das für Typen sind.", sagte Nael.
Ich schaute sie alle nacheinander an. Sie alle hatten den gleichen entschlossenen Blick drauf, welcher keine Widerworte duldete.
Ich seufzte. Ein Nein war ein Nein. Gerade bei ihnen. Sie werden sich niemals überreden lassen, dass ich mitkommen darf. Das wird Ilay ihnen eingetrichtert haben und niemals würde auch nur einer von ihnen sich Ilay widersetzen. Egal ob er hier ist oder nicht. Sie sind ihm loyal gegenüber.
"Na gut...", sagte ich kleinlaut.
"Pass auf.", meinte Thore und kam auf mich zu. "Du nimmst das Handy und sobald irgendeine Nachricht oder irgendwas auf diesem Handy aufploppt sagst du uns Bescheid. Die Nummern von allen sind dort drauf gespeichert. Das würde uns wirklich helfen."
Ich weiß nicht ob er das nur sagte, weil er wollte, dass ich denke, dass ich so etwas dazu beitrage oder ob ich so wirklich eine Hilfe bin. Aber ich nickte einverstanden.
"Zwei Autos werden hier bleiben und die Leute da drin werden das Haus die ganze Nacht beobachten.", erklärte Car mir. "Nur für den Fall der Fälle, damit dir nichts passiert."
Wieder nickte ich und schon machten sie sich auf den Weg.
Ich seufzte folgte ihnen zur Tür und schaute ihnen solange hinterher, bis ich kein einziges Auto mehr erkennen konnte. Dann schaute ich zu dem Auto mit den zwei Männern vor der Haustür. Sie beobachteten mich, doch ich war da mittlerweile dran gewöhnt. Einer von ihnen lächelte mir zu. Ich versuchte dieses Lächeln zu erwidern und setzte mich in die Küche. Das Handy legte ich neben mich. Meine Hände schwitzen und mein Herz raste. Nun, da ich allein war kamen die ganzen Emotionen raus, welche ich bis vor ein paar Minuten unterdrückt hatte. 
Tränen liefen mir über die Wangen. Verzweiflung, Angst und Panik machte sich in mir breit. Verschnürten meine Kehle so sehr, dass ich nicht wirklich Weinen konnte. Nur ein paar abgehackte Schluchzer kamen mir über die Lippen. 
Saß Ilay damals auch so in der Küche, als er Angst um mich hatte? Denkt er jetzt gerade an mich? Hat er Angst? Nein, Ilay hat vor nichts Angst. Aber in solchen Moment hat doch jeder Angst oder? Geht es ihm gut? Hat er Schmerzen? Lebt er noch?
Den letzten Gedanken verdrängte ich wieder sofort. Soweit durfte ich nicht denken. Ihm geht es gut. Ilay ist taff, er schafft das. Und die Anderen schaffen es auch ihn zu retten. 
Ich nahm das Handy, welches Thore mir gegeben hatte in die Hand und schaute durch die verschiedenen Apps und Nachrichten. Ein kleiner blauer Punkt leuchtete plötzlich in der linken Ecke auf. Ich ignorierte diesen, das er so schnell ging wie er gekommen war. Es war bestimmt für irgendeine App die im Hintergrund lief. Es waren tausende Apps auf diesem Handy die mir alle nichts sagten und bestimmt auch nicht legal waren. Ins Internet konnte man mit dem Handy gar nicht. Logisch, sonst könnte man Thore ja zurückverfolgen. Keine Ahnung wie dieses Handy wirklich funktionierte, doch ich wusste zumindest wie ich hiermit Nachrichten schrieb. Das einzige was mich wirklich ab und an störte war dieser blaue blinkende Punkt in der oberen Ecke. Er kam immer nur ganz kurz und verschwand schnell wieder. Gerade als ich weiter durch die Kontakte scrollte, schloss das Handy diese App automatisch. Verwundert starrte ich darauf und öffnete die Kontakte erneut. Doch das funktionierte nicht. Die App stürzte sofort ab. Eine Warnung erschien auf dem Handy, aber bevor ich mir diese durchlesen konnte, war sie wieder verschwunden.
Irgendwas stimmte mit diesem Handy nicht. Ich wollte es gerade neu starten, als die Warnung erneut auftauchte. Bis auf irgendwas mit 'System' konnte ich nichts lesen. Da das Handy wahrscheinlich einfach ein Systemupdate brauchte, ging ich in die Einstellungen und suchte das Update. Ein leuchtendes rotes Ausrufezeichnung in den Einstellungen erregte meine Aufmerksamkeit. Dort muss das Systemupdate sein. Ich klickte drauf und die Warnung erschien erneut, doch dieses Mal länger.
Ein großes, rotes Ausrufezeichen ploppte auf darunter die Nachricht: "System gehacked."

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