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Kian
Ilay kam in einem dunkelblauem Hemd und einer schwarzen Hose ins Wohnzimmer.
"Siehst heiß aus.", sagte ich und beobachtete ihn von unten bis oben.
"Gefällt dir das?"
"Ja, ich finde dir stehen Hemden total. Vor allem, weil man da drin sieht wie trainiert du bist."
Er lächelte mich an, beugte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Lippen.
Nun kam auch Jake ins Haus um Ilay abzuholen. Heute holen sie das verschobene Abendessen mit ihren Kunden nach.
"Viel Spaß euch beiden.", verabschiedete ich sie und wandte mich dann meinen Schulaufgaben zu. Da morgen eine Lehrerkonferenz war, fiel der Unterricht aus. Aber in Zeiten vom Internet hieß dies nicht, dass wir keine Aufgaben machen sollten. Und damit ich morgen den ganzen Tag lang nichts machen muss, beschloss ich die Aufgaben einfach heute schon mal zu erledigen.
Nachdem ich die Geschichtsaufgaben fertig hatte, nahm ich mein Handy in die Hand um Ilay zu schreiben.
Kian
Wie läuft es?
Ich legte mein Handy nun zur Seite und widmete mich den nächsten Aufgaben. Das meiste davon konnte ich googeln, weswegen ich die Bioaufgaben schnell zur Seite legen konnte.
Ilay
Laaangweilig. Aber was tut man nicht alles für Geld.
Kian
Hast es doch bestimmt bald geschafft.
Ilay
Ich hoffe es
Nun nahm ich mir die Matheaufgaben vor. Das Problem an diesen Aufgaben war nur, dass der Taschenrechner mir nicht die Lösung vorgibt. Gott, wie ich Mathe hasse. Da Thore aber ein guter Nachhilfelehrer war, konnte ich die Aufgaben einigermaßen gut lösen. Hier und da ließ ich zwar etwas offen, aber den großen Teil hatte ich nach einer halben Stunde geschafft.
Ilay
Fehlanzeige. Sie laden uns noch zum Trinken bei sich zuhause ein.
Kian
Macht ihr das mit all euren Kunden?
Ilay
Nee, aber wir kennen sie seit über sechs Jahren. Aus manchen Kunden entwickeln sich auch kleine Freundschaften.
Kian
Viel Spaß <3
Als nächstes nahm ich mir die Englischaufgaben vor. Gut, dass es mehrere gute Übersetzer im Internet gab auf die ich zurückgreifen konnte.
Als letztes fehlte nun noch Deutsch. Aber da hatte ich heute wirklich keinen Nerv mehr für. Ich schmiss meine Sachen also zurück, schaute auf mein Handy ob ich eine Nachricht von Ilay hatte, was sich als Fehlanzeige rausstellte und machte den Fernseher an. Ich schaute durch die verschiedenen Serien bis ich eine gefunden hatte, die mich fesselte.
Und diese Serie fesselte mich wirklich. Die Zeit verging im Flug und ich bekam gar nicht mit, dass die Haustür aufging.
"Ilay? Jake?", rief Nael durch das Haus und kam ins Wohnzimmer. "Sind sie zurück?"
"Ne."
"Scheiße..."
Ich setzte mich aufrichtig hin und sah erst jetzt Naels besorgten Blick. Meine eingetretene Müdigkeit ebbte sofort ab.
"Was ist los?", fragte ich.
"Wann hast du zuletzt mit Ilay geschrieben?"
Ich zuckte mit den Schultern und schaute auf mein Handy. "Vor ungefähr drei Stunden."
"Und seitdem hast du nichts mehr von ihm gehört?"
"Nein... Wieso?"
"Wir haben den Verdacht, dass Ilay und Jake geradewegs in eine Falle getappt sind."
Ilay
Es war eine verfickte Falle.
Die Handschellen waren so fest angelegt, dass meine Finger kribbelten und langsam taub wurden. Diese Wichser haben Jake und mir so schnell und effektiv gegen die Schläfe gehauen, dass wir beide ohnmächtig umfielen. Noch immer spürte ich wie das Blut an meiner Seite runterlief.
Der Raum in welchem wir waren, war stockdunkel. Ich konnte Jakes Atem hören, doch ich wusste nicht wo genau er ist.
Aber das kriegen wir schon hin. So ein paar Fesseln werden uns nicht aufhalten.
Ich zog an diesen um zu schauen wie stabil sie sind. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass sie stabiler sind als am Anfang angenommen.
"Alles gut, Jake?"
"Alles bestens. Kann mir nichts besseres vorstellen."
Er hatte seine Ironie nicht verloren, also ging es ihm blendend. Ich stand langsam auf und wollte mich im Raum umsehen, als die Tür aufgestoßen wurde. Das grelle Licht blendete mich kurz.
"Es gibt jemanden der euch kennenlernen will.", sagte Tjell.
"Fick dich."
"Ilay, sei doch nicht so."
"Wieviel zahlen sie euch, dass ihr den Scheiß hier mitmacht?"
"Mehr, als du jemals bereit wärst zu zahlen.", antwortete Tjell mir.
"Solchen geldgeilen Schlampen wie euch, würden wir sowieso kein Geld geben.", antwortete Jake.
"Halt die Fresse! Du bist doch nur sein kleiner Handlanger."
"Du bist doch nur neidisch, dass du seine Füße nicht küssen darfst.", gab Jake wider.
Tjell ging auf Jake zu. Schnappte sich eine Baseballschläger, welcher in der Ecke stand und gab ihm einen ordentlichen Schlag auf den Kopf.
Jake sackte auf dem Boden zusammen, doch ich konnte nicht sehen ob er ohnmächtig war oder nicht.
"Komm jetzt einfach mit.", meinte Tjell zu mir, doch ich blieb da stehen wo ich war.
"Wer bist du, dass du mir Befehle gibst?"
"Scheiße, ihr habt den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen oder?"
"Ihr seid einfach überhaupt nicht angsteinflößend."
Ohne etwas darauf zu erwidern kam Tjell auf mich zu und rammte mir den Schläger mit voller Wucht in den Magen.
Ich unterdrückte das Keuchen vom Schmerz, um Tjell keine Genugtuung zu geben.
"Pass auf Ilay. Entweder du kommst mit und hörst dir an, was er dir sagen will. Oder du wirst hierbleiben und wir werden jetzt losfahren und Kian holen. Seinen Tod nehmen wir extra für dich auf. Also komm verfickt nochmal mit!"
Ab da waren mir die Hände gebunden. Wenn es wirklich Taro ist der mich sehen will, dann wird er diese Drohung schneller wahr machen als ich gucken kann. Ich weiß, dass Kian bei mir zuhause sicher war. Niemand von diesen Flachpfeifen weiß wo ich wohne, doch sie werden jede Chance ergreifen ihn mitzunehmen, sobald er auch nur einen Fuß aus meinem Haus tritt.
Taro hat schließlich bereits bewiesen, dass er nicht zurückschreckt und ich werde es nicht erneut zulassen, dass sie Kian mitnehmen.
Also folgte ich Tjell in das helle Licht und sah dann, dass ich mitten in einem Anwesen stand. Heilige Scheiße, ein richtiges Anwesen. Wohnt der Kanzler persönlich hier?
Wir standen in einem sterilen weißen Flur, links und rechts ging eine Treppe hoch ins erste Stockwerk. Und diese gingen nun auch wir hoch.
Tjell lief vor, ich ihm hinterher und hinter mir tauchte plötzlich Darius auf um mich im Auge zu behalten. Sie vertrauten mir nicht.
Wir liefen den elendig langen, weißen Flur entlang, bis Tjell vor einer Tür stehen blieb und diese öffnete. Darius schubste mich in den Raum und ich schaute mich um. Dieser Raum war in einem dunklen blau gehalten. Der Boden war aus dunklem Laminat. Sonst hatte dieser Raum nicht allzu viel zu bieten. Es sah aus, als wäre hier gerade erst jemand eingezogen und hätte noch keine Verwendung für diesen Raum.
Eine andere Tür am Ende des Raumes öffnete sich und ich fragte mich unwillkürlich wie verwinkelt dieses ganze Anwesen eigentlich war.
Ich hörte ein Stöhnen hinter mir, doch bevor ich mich umdrehen konnte wurde Jake neben mich geworfen. Seine Lippe war aufgeplatzt, er blutete und hatte keine Kraft von alleine aufzustehen. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich mit aller Kraft gewehrt haben muss. Doch Jake kam alleine und gefesselt nicht gegen Tjell und Darius an.
"Schön dich kennenzulernen, Ilay.", ertönte eine dunkle Stimme neben der Tür auf der anderen Seite des Raumes, welche sich gerade geöffnet hatte.
Das Licht ging mit einem Klacken an. Ich erwartete Taro vor mir. Doch das hier war nicht Taro.
Ich hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Vielleicht Taros rechte Hand?
Wer auch immer es war, je länger ich ihn anschaute, desto mehr fragte ich mich wo ich sein Gesicht schon mal gesehen habe. Denn dieses kam mir vertraut vor.
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