37

Kian

Ilay parkte hinter den Polizeiautos, da diese die ganze Auffahrt versperrten. Gemeinsam stiegen wir aus und liefen auf die Beamten zu. Ein groß gewachsener Mann kam auf uns zu.
"Sind Sie der Inhaber dieses Hauses?"
"Ja. Gibt es ein Problem?"
"Wir haben mehrere Hinweise erhalten, dass sich hier Drogen befinden sollen und es Kontakte zum Schwarzmarkt gibt."
"Was?", fragte Ilay halb lachend.
"Wir bräuchten ihren Personalausweis."
"Kein Problem."
Ilay holte sein Portemonnaie hervor und zog einen Ausweis hervor.
Die Betonung liegt auch Einen.
Denn das war nicht seiner. Das Foto stimmte, doch der Name war falsch.
"Ihren auch.", sagte der Polizeibeamte.
Ich schaute kurz zu Ilay welcher unmerklich nickte. Also gab ich ihn meinen echten.
"Gut, wir werden das prüfen. Außerdem haben wir einen Durchsuchungsbeschluss."
"Tun Sie sich keinen Zwang an, ich öffne die Tür."
Ich blieb im Hintergrund stehen und beobachtete Ilay, wie er sich mit dem Polizisten unterhielt. Er war so ruhig und gelassen dabei, als hätte er nichts zu verstecken. Das Problem war dabei nur, dass er was zu verstecken hatte. Ich dachte an das Geld im Mülleimer und die Waffen, welche überall in der Wohnung rumlagen.
Ilay kam zu mir und griff nach meiner Hand. "Keine Sorge.", flüsterte er mir zu. "Sie werden nichts finden."
Es vergingen Minuten in denen wir hier draußen standen und den Polizisten dabei zusahen wie sie in dem Haus ein und aus gingen.
"Entschuldigung.", meldete sich ein Polizist und kam auf uns zu. "Es wurden mehrere Waffen in ihrem Haus gefunden. Können Sie uns das erklären?"
Ich verspannte mich, schaute kurz zu Ilay und sah, dass er immer noch total gelassen war.
"Ach das.", fing er an. "Ich habe einen Waffenschein."
Er holte sein Portemonnaie erneut raus und gab dem Polizist den Schein. Da ich so einen noch nie gesehen habe, konnte ich nicht erkennen ob dieser echt oder auch gefaked war. Der Polizist checkte schnell den Schein und gab ihn Ilay dann zurück.
"Alles klar.", meldete er sich dann zu Wort. "Wir haben keine Beweise für den Anhalt einer Straftat entdeckt und da Sie auch nicht vorbestraft sind oder je mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, gehen wir auch nicht davon aus, dass Sie etwas verheimlichen. Können Sie sich denn vorstellen warum jemand Sie beschuldigt?"
"Es gibt da jemanden mit dem ich vor langer Zeit nicht im Guten auseinander gegangen bin. Vermutlich will er mir einen reindrücken. Aber genau kann ich es Ihnen nicht sagen."
"Gut, sollten diese Sachen ausarten und öfters vorkommen melden Sie sich bei uns."
"Werde ich."
Der Polizist verabschiedete sich von uns. Wir warteten bis die ganzen Autos wegfuhren, bevor wir ins Haus gingen.
"Er ist so ein Wichser.", ertönte Thores Stimme, welcher hinter uns in die Tür trat.
"War es Taro?", fragte Ilay ihn.
"Alle Hinweise deuten darauf hin. Haben Sie etwas gefunden?"
"Nichts, was ich nicht widerlegen konnte."
"Jetzt hab ich noch mehr Bock ihm endlich ins Gesicht pissen zu können. Ich setzte mich gleich dran und-"
"Thore es ist 20 Uhr. Du machst morgen weiter."
"Nur kurz. Ich will prüfen ob-"
"Nein, morgen. Geh schlafen, geh in den Puff. Mir egal, was du tust. Aber du wirst jetzt nicht mehr arbeiten."
Thore seufzte. "Okay, Chef."
Er lächelte uns zu und verschwand dann.
"War der Waffenschein gefaked?", fragte ich Ilay, während ich meine Schuhe auszog und zum Sofa lief.
"Ja. Genau wie mein Ausweis."
"Das hab ich gesehen. Wo bekommt man sowas her?"
"Das fragst du noch? Kennst du mich etwas nicht gut genug?"
"Stimmt schon. Du kannst wahrscheinlich alles bekommen, was du willst oder?"
"Vieles auf jeden Fall. Man muss nur wissen wo weg."
Ilay setzte sich neben mich und tippte etwas auf seinem Handy.
"Hey, wenn Thore nicht mehr arbeiten darf, dann du auch nicht.", meinte ich.
"Erwischt.", lachte er und legte das Handy zur Seite.
Ich kuschelte mich an seine Brust und strich mit meinen Händen verträumt über den Stoff seines Pullovers unter welchem sich seine Muskeln abzeichneten.
Ilay nahm meine Hand in seine und strich über mein Handgelenk. Dort konnte man immer noch leichte Spuren der Fesseln erkennen. "Ich schwöre dir, du musst so etwas nie wieder erleben."
"Ich weiß."
Ich schaute zu ihm hoch und legte meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss und ich ließ mich voll und ganz hingeben. Die Welt um uns blieb stehen und in dem Moment vergaß ich einfach alles was in den letzten Tagen passiert ist und was noch passieren wird.

(...)

"Morgen!", rief Thore uns zu. Lief an der Küche vorbei und die Treppe hoch.
"Thore es ist neun Uhr!", rief Ilay ihm zu. "Welchen Teil von 'arbeite nicht soviel' hast du nicht verstanden?"
"Ich hör dich nicht!"
Ilay seufzte und schüttelte mit dem Kopf. 
"Andere Arbeitgeber würden sich über solche motivierten Mitarbeiter freuen.", meinte ich.
"Andere Arbeitgeber beuten solche Leute aber auch aus. Vielleicht sollte ich ihm weniger zahlen? Dann arbeitet er vielleicht auch weniger."
"Ich glaube Thore wird nicht weniger arbeiten bis er nicht mehr über Taro herausgefunden hat."
"Wohl wahr."
Ich ging zur Kaffeemaschine und schenkte Thore eine Tasse Kaffee ein. "Ich werde mich mal um deinen Mitarbeiter kümmern. Der Arme muss immer soviel arbeiten."
"Fick dich.", lachte Ilay.
Thore saß bereits konzentriert an zwei Rechnern und einem Laptop gleichzeitig. Ich hatte keine Ahnung was er da tat und wie, aber es sah hoch professionell aus.
Ich stellte ihm die Tasse vor die Nase und setzte mich neben ihn.
"Danke."
Thore tippte etwas auf dem Rechner und öffnete dann ein Programm.
"Sieht kompliziert aus."
"Ach, es geht eigentlich. Wenn man sich damit ausgiebig beschäftigt. Wie lief deine Matheklausur?"
"Richtig gut. Danke nochmal."
"Gar kein Problem. Wenn du Hilfe brauchst, sag mir einfach Bescheid. Und wie läuft das Schießen?"
"Beschissen."
"Wird schon noch.", meinte Thore lachend.
"Ich weiß ja nicht..."
"Wunderschönen guten Morgen.", begrüßte Car uns und setzte sich neben mich. "Schon mehr herausgefunden?"
"Nein..."
"Schade. Aber heute, werden wir mehr Infos kriegen. Da bin ich fest von überzeugt."
"Was ist mit euch allen? Zahle ich euch zuviel, dass ihr immer solange arbeitet?", fragte Ilay, stellte sich hinter mich und legte seine Hände auf meine Schultern.
"Wir arbeiten einfach sehr gerne.", antwortete Car ihm.
"Toll und irgendwann habt ihr einen BurnOut, weil ihr die zwölf Stunden arbeiten nicht mehr aushaltet. Und wer kriegt dann Schuld? Ich."
"Ich höre nur Mimimimimi.", meinte Thore, weswegen er einen Schlag auf den Hinterkopf von Ilay bekam.
"Schick du deinen Freund erstmal zur Schule. Wir haben es neun Uhr. Wieso bist du nicht da?"
"Die ersten beiden Stunden fallen aus. Und in den restlichen vier haben wir Vertretung. Ich geh einfach nicht hin."
"Erzieh ihn mal richtig.", meinte Car lachend zu Ilay.
"Bin ich sein Vater?"
"Nein, aber sein Sugardaddy.", antwortete Thore, weswegen Car weiter lachte.
"Du fängst dir gleich noch eine."
"Andere würden dafür zahlen."
Car lachte noch lauter und klatschte mit Thore ein.
"Ihr seid solche Idioten."
"Ohhh, bist du beleidigt?", zog ich ihn auf.
"Jetzt fällst du mir auch noch in den Rücken?"
Ich zuckte nur mit den Schultern, streckte ihm die Zunge raus und lief an ihm vorbei.
"Warte, bis ich dich kriege."
"Renn Kian!", rief Thore lachend.
"Lass ihn nicht gewinnen!", rief Car hinterher.

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