36
Kian
Ich hatte meiner Mutter erneut eine Lüge aufgetischt. Na schön, es war nur eine halbe Lüge. Ich habe ihr gesagt, dass ich bei meinem Freund übernachtet haben, das mit der Entführung ließ ich aus.
"Ein Freund also?", fragte sie. "Ist er in deiner Klasse?"
"Nein."
"Ist er auf eurer Schule? Wie alt ist er?"
"Nein und älter."
Scheiße, das war ja jetzt schon eine dumme Idee ihr das zu sagen. Aber was hätte ich machen sollen? Früher oder später hätte Fiona sowieso gepetzt, dass er mich des öfteren von der Schule abholt.
"Arbeitet er schon?"
"Ja.", antwortete ich und biss ein Stück von meinem Sandwich ab.
"Wann lerne ich ihn kennen?"
"Keine Ahnung. Er hat viel zu tun."
"Wen willst du kennenlernen?", fragte meine Tante welche gerade mit Fiona in die Küche kam.
"Kian hat einen Freund.", antwortete meine Mutter.
"Einen Freund?"
"Ich glaub sie weiß gar nicht, dass ich schwul bin.", warf ich ein.
"Naja jetzt schon. Wie heißt er denn? Kennen wir ihn?"
"Nein."
"Ist das der Mann der dich Mal von der Schule abgeholt hat?", fragte Fiona.
"Möglich."
"Mann?", fragte meine Mutter. "Kian... Wie alt ist er?"
"Unter vierzig. Keine Sorge."
"Also ist er wesentlich älter?"
"Man, was sollen die ganzen Fragen? Es ist nicht so als könnte er mein Vater sein. Apropos. Ich muss telefonieren."
Ich nahm mein halbes Sandwich mit in mein Zimmer und rief meinen Dad an. Es dauerte keine drei Sekunden, da ging er auch schon ran, als hätte er auf meinen Anruf gewartet.
"Hey Kumpel. Wie geht es dir?"
Ich stellte mein Handy auf laut um zeitgleich mit Ilay schreiben zu können. Er und Jake waren zu dem Geschäftsessen eingeladen und ich wollte mich erkundigen wie es lief.
"Mir geht es gut und dir?"
"Alles beim Alten. Wie läuft es in der Schule? Hast du dich gut eingelebt?"
"Ja die meisten sind ganz nett."
"Schön, das freut mich zu hören. Hey, sag Mal das mit dem Treffen hat ja bis jetzt eher semi gut geklappt. Aber du hast doch jetzt Ferien oder? Ich habe auch bald Urlaub, wie wäre es, wenn wir beide einfach für ein paar Tage wegfahren ."
"Ehrlich?"
"Na klar. Vater, Sohn Ausflug. Was hältst du davon?"
"Das wäre echt klasse!"
Ein Grinsen schlich sich über mein ganzes Gesicht, welches noch etwas breiter wurde als Ilay mir schrieb.
Ilay
Essen ist ausgefallen. Willst du vorbeikommen?
Kian
Klar. Bin unterwegs.
"Dann such dir was aus, wo du gerne hin möchtest und ich versuche es dir möglich zu machen."
"Und deine neue Freundin hat da nichts gegen?"
Ilay
Nein, ich hol dich ab. Bin gleich da.
"Meine neue...? Oh, nein. Nein, gar nicht. Ich bin schließlich dein Vater und darf doch soviel Zeit mit dir verbringen wie ich will."
"Okay, das ist cool. Weißt du Dad, auch wenn Mom und du nicht im Guten auseinander gegangen seid... Ich würde deine neue Freundin trotzdem gerne Mal kennenlernen."
"Ähm... Ja das ist kein Problem. Das kriegen wir hin. Du bist ein toller Sohn."
"Und du bist ein toller Dad. Hab dich lieb."
"Ich dich auch. Bis bald Großer."
Glücklich legte ich auf. Ich war froh, dass das Verhältnis zu meinem Vater wieder besser wurde. Kurzzeitig hatte ich Angst, dass wir uns durch den Umzug aus den Augen verlieren. Doch so wie es aussieht arbeiten wir beide daran, dass es nicht so weit kommen wird.
Ich packte schnell ein paar Sachen in meinen Rucksack, sowie meine Schulsachen. Dabei fiel mir die Waffe aus dem Rucksack.
Mein Herz raste. Hastig steckte ich sie zurück. Niemals werde ich mich an diesen Scheiß gewöhnen.
Also ich gerade die Treppe hinunterlief hörte ich das Telefonat meiner Mutter mit.
"Ich weiß, ich werde ihn bald darauf ansprechen... Hör Mal, es sind noch ein paar Wochen bis zu den-"
Sie unterbrach, als sie mich sah und lächelte mir zu.
"Ich muss auflegen.... Ja... Okay. Tschau."
"Wer war das?", fragte ich und ging die letzten paar Stufen hinunter.
"Mein Chef. Nichts besonderes."
"Ich werde heute woanders übernachten."
"Mitten in der Woche? Morgen ist Schule."
"Ja, ich weiß. Da werde ich doch trotzdem hingehen."
Ich hörte ein Auto auf die Auffahrt fahren und sah den weißen Sportwagen vor der Tür stehen.
"Ist das dein Freund?", fragte meine Mutter.
"Hübsch oder?", lächelte ich und verschwand nach draußen.
"Lass uns bloß abhauen.", begrüßte ich Ilay.
"Wieso?"
"Meine Mom stellt zuviele fragen und ich hab das Gefühl, dass sie mir was verheimlicht."
Ilay setzte den Rückwärtsgang ein und fuhr die Straße hinunter.
"Wie kommst du darauf?"
"Ich hab ein komisches Telefonat mit angehört. Sie sagte es war ihr Chef aber... Ich weiß nicht... Egal. Warum ist das Essen ausgefallen?"
"Den Beiden ist was dazwischengekommen. Passt mir aber ganz gut ich hatte da sowieso keinen Bock drauf."
"Aber nur, weil es jetzt ausgefallen ist heißt es doch nicht, dass es für immer ausfällt oder?"
"Ne, leider nicht. Aber so kann ich es noch ein wenig vor mir herschieben und ich kann dich sehen."
Er legte eine Hand an meinen Hinterkopf und strich mir durch die Haare.
"Aber wenn das Essen erstmal vorbei ist und wir uns geeinigt haben, dann wird da viel Kohle bei rausspringen. Wir könnten danach zusammen in den Urlaub. Was hältst du davon?"
"Das wäre ein Traum."
Die Musik welche im Radio lief wurde von Ilays Handy unterbrochen. Auf dem großen Display erschien Naels Name.
"Wir sind gerade in der Straße."
"Okay."
Ilay legte wieder auf. Als er um die Ecke bog sahen wir es beide zeitgleich. Mehrere Polizeiautos standen vor Ilays Haus.
"Scheiße...", brachte er nur hervor.
Ich war so geschockt, dass ich gar nichts sagen konnte.
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