32
Ilay
Ich zündete mir die nächste Zigarette an, während ich auf meinen Laptop starrte. Thore und Luka arbeiteten hart daran Kians Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Doch die zwei Tagen waren um und wir hatten immer noch nichts. Jake, Car, Fabio und ich arbeiteten weiterhin an Plan B, während der Rest versuchte Tores Leute aus der Reserve zu locken. Aber alles daran scheiterte. An unserem zweiten Plan hatte jeder was auszusetzen, jeder entdeckte irgendwelche Lücken. Während ich sowieso nicht mehr denken konnte. Ich wusste, dass ich einen klaren Kopf haben muss. Für Kian.
Aber es war, als würde nur Leere darin herrschen. Ich versuchte die ganze Zeit etwas beizutragen, aber ich konnte nicht. Ich dachte nur noch darüber nach wie ich Tore die Eier abschnitt und ihn damit erstickte.
Mein Blick schweifte zur Uhr. Es war zwei Uhr nachts. Wir haben lange nicht mehr vernünftig geschlafen, das merkte man allen an. Doch keiner wollte einfach nach Hause gehen und eine Pause einlegen. Das hier war zu wichtig. Wir alle wussten was Kian alles zu stießen konnte oder schon zugestoßen ist.
Darüber wollte ich gar nicht nachdenken und doch tat ich es die ganze Zeit. Wie schlecht geht es ihm gerade? Was taten sie ihm an? Dachte er an mich? Wie lange hielt er noch durch? Wieviel Geduld hatte Taro noch?
"Also, das ist die einzige Möglichkeit, die wirklich plausibel klingt.", meinte Jake.
Ich hatte ihnen schon lange nicht mehr zugehört, doch die Anderen sahen es anscheinend auch so.
"Meint ihr wir erreichen Taro um diese Uhrzeit?", fragte Fabio.
"Wir müssen es versuchen.", antwortete ich ihm.
Fabio nickte zustimmend.
Doch plötzlich hörte ich wie meine Haustür aufgeschlagen wurde und gegen die Wand prallte.
"ILAY!", schrie jemand verzweifelt.
Sofort standen alle auf und rannten zu der verzweifelten Stimme.
Es war Falk, welcher schrie. Und als ich sah warum, riss es mir fast den Boden unter den Füßen weg.
Kian
Ich stemmte mich hoch und sah mich um. Ich stand in einem Garten, neben mir die Straße. Das Haus in welchem ich gefangen gehalten wurde, direkt hinter mir. Und aus diesem Haus kamen Stimmen. Ich war also nicht alleine. Mein Herz fing an zu rasen. Bevor ich weiter überlegen konnte, rannte ich einfach los. Ich rannte so schnell ich konnte die Straße hinunter. Ich wusste nicht wo ich war, aber das war mir scheiß egal. Hauptsache weg von hier. Weg von dem Haus. Meine Lunge brannte, meine Beinen waren wie Wackelpudding. Mein Körper schrie nach Wasser, nach etwas zu Essen und vor allem schrie er nach einer Pause. Aber diese konnte ich ihm jetzt nicht geben. Ich musste weiter. Von hinten sah ich ein Auto ankommen. Scheiße, sie haben mein Verschwinden bemerkt. Ich rannte auf eine Auffahrt zu und versteckte mich hinter dem dort parkenden Auto. Das vorbeifahrende Auto fuhr einfach weiter. Es saß nur eine Frau drin, welche sich nicht suchend umschaute. Sie waren es also doch nicht. Vielleicht haben sie mein Verschwinden auch wirklich noch nicht bemerkt?
Ich erschrak als ein Hund anfing zu bellen. Das war mein Zeichen weiter zu rennen, bevor die Bewohner noch wach werden. Ich meine, was sollen die denn denken, wenn sie mich sehen?
Sie rufen bestimmt sofort die Polizei. Und so gerne ich diese Leute anzeigen würde und die Hilfe der Polizei annehmen will, ich wusste, dass ich das nicht konnte. Denn ich würde damit auch Ilay in die Pfanne hauen. Also war ich jetzt erstmal auf mich alleine gestellt. Ich rannte weiter während meine Lunge nach Sauerstoff schrie. Ich ignorierte den Schmerz, der meinen ganzen Körper durchzog. Schmerzen durch den harten Boden, auf welchem ich die ganzen Nächte liegen musste, durch die Seile an meinen Gelenken, durch die Glassplitter in meiner Hand und durch die Erschöpfung.
Nach Minuten in denen ich einfach gerannt bin, erkannte ich eine Straße wieder. Ich war in der Nähe der Schule. Fast zuhause. Ich wurde langsamer, denn es sah nicht so aus, als würde ich im Moment nicht verfolgt werden. Mein Atem ging unregelmäßig und schnell. Ein Stechen in der Hüfte durchfuhr mich, doch ich versuchte es weg zu atmen. Als ich nach links schaute, erschrak ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild, welches in einem Fenster schimmerte. Ich sah noch schlimmer aus als erwartet.
Meine Kleidung war dreckig, das wusste ich bereits. Doch auch mein Gesicht war bedeckt mit Staub. Ich rieb mir einmal übers Gesicht um es wegzubekommen, doch so wirklich klappte es nicht. Außerdem hatte ich gerade ein größeres Problem als mein Aussehen. Ich musste zu Ilay, bevor er und seine Leute zu Taro gehen.
Meine Sicht nach vorne wurde von einem Licht erhellt. Ich sah nach hinten und sah ein Auto auf mich zukommen.
Scheiße....
Wer sollte hier noch so spät Abends fahren? Außer, wenn man mich sucht.
Mein Atem, welcher sich gerade erst beruhigt hatte, fing sofort an schneller zu werden. Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Und wieder rannte ich los. Doch das kostete mich sehr viel Überwindung und Kraft.
Meine Beine fühlten sich an wie Blei. Meine Sicht verschwamm langsam, doch ich blinzelte um diese wieder klar zu bekommen. Das klappte jedoch nicht wirklich. Ich sah wie sich Sterne vor meinen Augen bildeten. Automatisch wurde ich langsam. Mein Körper streikte, ich bekam keine Luft mehr.
Das Auto hinter mir wurde langsamer. Meine Beine versagten und ich fiel auf den Boden.
Ich hörte Schritte auf mich zukommen.
"Das ist er.", sagte eine männliche Stimme.
Hilflos lag ich auf dem Boden und schaute zu dem Mann hoch. Doch durch die Dunkelheit konnte ich nichts erkennen. Meine Sicht wurde schwarz. Bevor mich die Ohnmacht übermannte wusste ich, dass ich verloren hatte.
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