28

Kian

Ich verbrachte noch den ganzen Sonntag bei Ilay. Wir unterhielten uns, schauten eine Serie, kuschelten. Erst Spätabend kam ich nach Hause. Ilay wollte unbedingt, dass ich diese Nacht noch bei ihm bleibe, aber ich musste noch lernen und das konnte ich am besten alleine in meinem Zimmer. Außerdem würde meine Mutter bald fragen stellen, wenn ich immer weg bin und ich weiß, dass Fiona nicht dichthalten kann und garantiert von Ilay erzählen würde. Meine Mutter sowie auch meine Tante waren nun jedoch arbeiten. Nur Fiona war zuhause. Sie saß im Wohnzimmer und schaute auf den Fernseher.
"Kopfschmerzen?", fragte ich sie.
"Geht so. Und du?"
"Nö."
"Wie lange warst du noch da?"
"Keine Ahnung. Bis der Club zugemacht hat."
Ich schnappte mir eine Wasserflasche aus der Küche und ging in mein Zimmer. Auf Smalltalk mit Fiona hatte ich jetzt wirklich keine Lust. Mir fallen hundert Sachen ein die ich lieber machen würde.
Da morgen noch eine Klausur anstatt, schaute ich nochmal ins Buch rein und las mir alles genau durch. Doch so wirklich Konzentration hatte ich dafür nicht mehr. Am Wochenende hab ich wenig Schlaf bekommen und so entschied ich mich relativ schnell dafür, dass ich das Lernen aufgebe und mich schlafen lege.
Ich schrieb Ilay noch eine kurze Nachricht bevor ich die Augen schloss.

(...)

Allzu lange schlief ich nicht. Ohne Grund wachte ich eine gute Stunde später wieder auf. Ich schaute auf mein Handy und sah eine neue Nachricht von Ilay.

Ilay
Du bist wunderschön. Schlaf gut

Es kribbelte mir in den Fingern endlich diese drei dummen Worte zu schreiben. Wie oft habe ich ihn schon angesehen und realisiert, dass ich ihn liebe. Dass ich niemals jemand anderen mehr haben will als ihn. 
Ich legte mein Handy weg und drehte mich um, doch meine Gedanken schweiften wieder zu Ilay.
Wenn sich die Möglichkeit beim nächsten Mal ergibt sag ich es ihm. Ich sage ihm, dass ich ihn liebe. Ich weiß gar nicht warum ich soviel Aufstand darum mache, es waren nur drei Worte. Doch diese Worte bedeuteten soviel. Was ist, wenn er das nicht hören will? Wenn er nicht so fühlt wie ich?
Aber wenn er nicht so fühlen würde, dann wären wir heute doch nicht da wo wir jetzt sind, richtig? 
Ich kuschelte mich tiefer in den Pullover von Ilay welchen ich anhatte.
Keine Ahnung warum ich so unsicher war. Wenn ich es mir richtig überlege habe ich nur einmal zu jemandem 'Ich liebe dich' gesagt. Das war zu meiner damaligen Freundin, bevor ich wusste, dass ich schwul bin. Wir waren vierzehn. Und ehrlich gesagt hab ich mit vierzehn nicht verstanden wieviel diese Worte eigentlich bedeuten. Doch jetzt verstehe ich es. Jetzt, wo ich Ilay kenne, weiß ich wieviel Gewicht diese Worte haben.
Während ich über diese drei Worte nachdachte, starrte ich die ganze Zeit an die Wand zu meinem Kleiderschrank. In der Dunkelheit sieht es so aus, als wäre dieser ein wenig geöffnet. Aber da ich heute nichts aus dem Schrank rausgenommen habe, wird er zu sein. Doch je mehr ich mich darauf konzentriere, desto mehr sieht es so aus, als wäre der Schrank ein kleines Stück offen. 
Ich schloss die Augen und versuchte endlich weiter zu schlafen. Doch ein leichtes Knartzen ließ mich meine Augen wieder öffnen.
Gut, ich war definitiv übermüdet, denn das Haus war alt und natürlich knarzte es mal. Und natürlich sah es immer noch so aus als wäre meine Kleiderschranktür auf. Ich wollte die Augen gerade wieder schließen, als der Kleiderschrank meine Aufmerksamkeit erneut erregte.
Okay, irgendwas stimmte hier nicht. Träume ich doch schon?
Es sah so aus, als würde eine Hand aus dem Kleiderschrank rauskommen. Ich blieb weiterhin still liegen, in der Hoffnung, dass die Halluzination gleich nachlässt.
Die Tür ging weiter auf, zu der Hand kam noch ein Fuß und im nächsten Moment sah ich ein Umriss von einer Gestalt. Meine Tür ging einen Spaltbreit auf und ich erkannte, dass das hier keine Halluzination war.
In meinem Zimmer stand jemand. Jemand Fremdes.
Ich setzte mich aufrecht hin und sofort kam der Fremde auf mich zu.
Er drückte mich ins Bett und hielt mir den Mund zu. Ich versuchte mich zu wehren, doch der andere Fremde, welcher die Tür geöffnet hatte, kam nun auch dazu. Er hatte etwas in Hand, was genau das war konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen. Ich sah nur, wie dieses Ding auf mich zukam und im nächsten Moment verlor ich das Bewusstsein.

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