14
Kian
Ilay war bekloppt. Er hatte definitiv zu viel Geld. Sein Garten war riesig. Drumherum standen andere, kleinere Häuser, welche auch mit dem Garten verbunden waren.
"In dem Haus wohnt Jake.", erklärte Ilay mir und zeigte auf das Haus welches mit etwas Entfernung schräg neben seinem stand. "Und da wohnen Falk und Juri." Es war das Haus gegenüber von seinem. "Über Falk und Juri wohnen Fabio und Thore und ich glaube Fabios Freundin ist auch zu ihm gezogen. Das Haus neben den Dreien gehört Nael, Luka und Car."
"Und diese ganzen Häuser gehören dir?"
"Richtig. Ich gebe diesen Jungs eine Unterkunft und im Gegenzug dafür arbeiten sie für mich."
"Und der Garten gehört euch allen?"
"Ja, da steigen die besten Partys im Sommer. Es ist eigentlich ganz cool. Meine besten Leute um mich herum zu haben. Wenn was ist, sind sie immer sofort zur Stelle. Aber auf der anderen Seite nervt es auch, weil sie einfach in mein Haus latschen wenn ihnen langweilig ist. Als wäre ich sowas wie ihre Unterhaltungsnutte."
Ilay hatte außerdem noch einen Bereich, welcher abgezäunt war und welchen er sich nicht mit den Anderen teilte. In diesem war ein großer Pool mit ein paar Liegen und einer Outdoordusche. Außerdem stand gegenüber vom Pool, vor der Hausmauer eine Theke.
"Anscheinend verdienst du nicht schlecht mit deinen Geschäften.", merkte ich an.
Er zuckte mit den Schultern. "Mit einem ehrlichen Job würde ich weitaus weniger verdienen."
Mein Blick wanderte zu seinen Lippen, unwillkürlich musste ich an den Kuss von vor ein paar Tagen denken. Ich wusste nicht warum er es getan hatte. Er wollte doch nur Sex und Küsse waren bei ihm ein No-Go. Warum hat er es also trotzdem getan?
"Was ist?", fragte er. "Worüber denkst du nach?"
"Es ist nur-"
"Ilay!", schrie jemand aus dem Flur. "Scheiße! ILAY! WO BIST DU?!!"
Wer auch immer dort schrie klang verzweifelt.
Ilay und ich rannten schnell ins Haus. Dort stand Jake, vor ihm lag jemand mir unbekanntes. Er blutete stark. Die weißen Fliesen im Flur verfärbten sich rot.
"Bring ihn ins Gästezimmer.", sagte Ilay ruhig.
Scheiße, wie konnte er dabei so ruhig bleiben? Wer auch immer das war, er war am verbluten. Wieso riefen sie keinen Krankenwagen? Wieso war Ilay dabei so gelassen??
Hatten Ilays Leute Schuld daran, dass er gerade verblutet? Oder war es einer von ihnen? Aber warum brachten sie ihn dann nicht in ein verdammtes Krankenhaus?
"Hey, Kian."
Ein groß gewachsender Mann mit schwarzen, kurzen Haaren kam auf mich zu.
"Tu dir das nicht an.", sagte er ruhig. "Komm mit."
Er legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich wieder nach draußen.
Dort setzte er sich auf einen der Gartenstühle. Mit wackeligen Beinen tat ich es ihm gleich.
"Ich bin Nael. Willst du auch eine?", fragte er und bot mir seine Zigarettenschachtel an. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Nach rauchen ist mir jetzt gar nicht.
"Keine Sorgen, Ilay kriegt das hin.", versuchte er mich zu beruhigen. "Zumindest hat er das sonst immer."
"Passiert also öfters, dass ihr mit blutenden Leuten im Arm zu ihm kommt?", fragte ich.
Er lachte kurz. "Öfters als du denkst, weniger als du vermutest."
Danke für diese nichtssagende Aussage.
"Wer war das?", fragte ich weiter.
"Juri."
"Warum-"
"Frag nicht.", unterbrach Nael mich. "Ich weiß nicht wie viel ich dir sagen darf. Sorry."
Seine Stimme klang so beruhigend, dass ich ihm nicht mal böse war.
"Geht es dir wieder besser nach der Entführung?"
"Ja."
"War ganz schön erschreckend, was? Aber keine sorge, sowas passiert nicht wieder. Wir sorgen dafür."
Es entstand eine Stille zwischen uns, in welcher man nur den kalten Wind pfeifen hören konnte. Doch nachdem was ich gerade gesehen hatte, war mir absolut nicht kalt.
"Verfickte Scheiße!", schrie Ilay und unterbrach so die Stille. "Wie konnte das passieren?!"
"Sie wollten nicht zahlen.", erklärte Nael und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher aus.
"Und?", fragte Ilay immer noch wütend.
"Es war ein Hinterhalt. Plötzlich kamen mindestens zehn Leute aus ihren Verstecken und fingen einfach an zu schießen."
"Ihr habt kugelsichere Westen."
"Hatten wir auch. Naja Juri anscheinend nicht."
Ilay seufzte, fuhr sich durchs Haar und sah nun etwas entspannter aus. "Wie ist es ausgegangen?"
"Wir haben viele getroffen. Mindestens zwei sind aber geflüchtet."
Ilay nickte. "Okay. Ich streiche sie als Kunden. Juri wird es schaffen. Geh zu Jake und hilf ihm die Sauerei sauber zu machen die ihr angerichtet habt. Und wenn Juri aufwacht, wird er den größten Einlauf seines Lebens kassieren!"
Nael nickte und stand auf. Ilay setzte sich auf seinen Platz, zündete sich auch eine Zigarette an und schaute mich besorgt an.
"Alles okay?"
"Ja."
"Wirklich?"
"Ja."
"Ich will nicht, dass du das alles siehst."
"Ich glaube dafür ist es zu spät oder?", fragte ich mit einem Grinsen.
"Es ist nie zu spät. Du kannst gehen, Kian."
"Und was ist, wenn ich das nicht will?"
"Dann bist du bescheuert."
"Das bin ich dann wohl."
Ilay drehte sich zu mir um, legte seine Hände auf dem Tisch ab und schaute mich eindringlich an.
"Geh, Kian. Das hier ist kein Spiel. Das hier ist todernst. Du wirst verletzt wenn du bleibst."
"Warum lässt mir dann überhaupt eine Wahl? Warum schmeißt du mich nicht einfach raus und meldest dich nicht mehr bei mir?"
Ilay seufzte, faltete die Hände hinter seinem Nacken zusammen und ließ den Kopf hängen.
"Weil ich es nicht kann."
"Warum?"
"Weil ich dich geküsst habe."
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