2. Artemis

Bild: Artemis
****
Ich beschrieb es als Glück mich nicht zu erinnern, was genau in dieser Nacht mit Yongguk geschehen war und ohne gemein sein zu wollen, ich würde es auch gerne so lassen. Damals war es für mich eine Art von Trance gewesen, ich hatte nicht wirklich wahr genommen, was um mich geschah, mein Kopf war zu voll von Hass und Furcht gewesen.

So oder so würde es vermutlich extrem eigenartig sein mit Yongguk zu reden, er selbst wurde damals ebenso gezwungen wie ich und ich vermutete stark, dass das unserer generell eher kühlen Beziehung nur noch einen weiteren Dämpfer versetzte.

Von Dongwook hatte ich erfahren, dass Jichul und Yongguk erfolgreich entkommen waren und uns auf Hilg erwarteten. Wir waren vielleicht noch ein paar Stunden von unserem Ziel entfernt und ich lehnte an der Reling des Kometen und grub nervös die Finger ins Holz unter ihnen.

Mein Kopf war voller Fragen.

Was war nun eigentlich geschehen? Warum war ich schon wieder wach? Wo war dieses vermeintliche Kind? Wie hatten sie Jichul befreit? Wo war der Rest von den Jägern? Und Soohyun und Joongki - wie waren sie entkommen?

Allgemein tat ich mich schwer mit all den Entwicklungen, doch ich bemerkte durchaus auch den unveränderten Hass auf die Leute, die uns das angetan hatten, nur wusste ich noch nichts daraus zu machen.

Ich wurde ziemlich abrupt aus meinen tiefen Gedanken geholt.

Konfus wandte ich mich zu der Hand um, die aus einen ungewohnten Winkel meine Schulter berührt hatte und gefror dann alarmiert, als ich mich einer fremden Frau gegenüber sah, versuchte mir einen Reim auf ihre Präsenz zu machen.

"Äh...", brachte ich ratlos heraus, sah mich suchend nach der unnützen Crew um.

"Du bist Akye." Es war keine Frage und es machte mir etwas Sorgen.

"Ja... Und mit wem habe ich die Ehre...?" Ich musterte sie aufmerksam, sie war eine schlanke Schönheit in schwarzen Gewändern und mit großen Rabenschwingen auf ihrem Rücken.

Keeiiine Ahnung, wo die so plötzlich her kam.

"Ich bin Artemis. Die Jungs haben mir viel über dich erzählt."

Ich wusste nicht, ob ich sie nun mögen sollte, oder nicht. Ihr Blick wirkte wie kaltes Feuer, ihre eisblauen Augen standen in einem unangenehmen Kontrast zu ihrer sonst eher gebräunten Haut und dem langen, schwarzen Haar.

"Nun... Ich glaube viel Sinnvolles war da nicht dabei... ", murmelte ich leise, sie gehörte scheinbar irgendwie dazu und ich gab es auf mich alarmiert nach der Crew umzusehen.

"Es waren einige sehr bewundernswerte Dinge... Ich bin froh, dass du es dort hinaus geschafft hast.", sie hatte einen merkwürdigen Akzent, war in ihrem Aussehen irgendwie noch nicht exotisch genug, nein, sie reihte ihre Worte auch noch in einer fließenden Melodie aneinander, es war wie ein hypnotisches Schlaflied ihr zu lauschen.

Sie richtete die Augen auf etwas hinter mir und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, ließ ihr sonst ernstes Gesicht mehr nach ihrem Alter wirken.

Füße landeten neben mir auf den Planken, stolperten dann übereinander und mit rudernden Armen hing Jisoo hilflos neben mir in der Luft, bis ich seufzend seinen Ellbogen fasste und ihn wieder stabilisierte.

"Du bist hier? Wolltest du nicht auch auf Hilg warten?", fragte der Mann die junge Frau blinzelnd, wirkte schon wieder so verschlafen.

Artemis warf einen flüchtigen Blick auf das weiterhin konfuse mich, bevor sie wieder etwas lächelte. "Ich wurde geschickt um aufzupassen, dass gewisse Leute nicht wieder mitgenommen werden." Damit zwinkerte sie mir verschwörerisch zu, wieder so eine graziöse und damenhafte Geste, ich hatte mich selten so Bauer gefühlt.

Ich hatte allerdings mal wieder keine Ahnung, was sie mir damit sagen wollte.

"Ahh sehr nett." Jisoo lächelte warm auf mich herunter und reflexartig streckte ich die Hand aus, um eine Feder aus seinem kürzeren Haar zu zupfen.

"Ich habe wirklich keine Ahnung, was hier mal wieder los ist...", murmelte ich schmollend und schrie dann auf, als mich plötzlich jemand von der Seite packte und eng an einen männlichen Körper riss, seine Wange gegen mein Haar presste.

Ich atmete Joohyuks unveränderten Geruch ein und quetschte dann in einem vergebenen Versuch ihn weg zu bekommen meine Hände zwischen unsere Körper, fühlte mich wie eine Katze in den unkontrollierten Armen eines Babies.

"Weißt du, welchen tollen Beschluss ich gefasst habe? Dich einfach nicht mehr loslassen! Genial, oder?", kicherte er begeistert vor sich hin und ich spie angeekelt ein paar meiner Haare aus, die sich in meinem Mund verfangen hatten.

"Tooooll.", krächzte ich erdrückt von seinen schweren Armen und hörte Artemis hinter mir lachen, bevor sie sich Jisoo zuwandte.

"Wollen wir rein gehen? Es sieht nach Regen aus.", fragte die Wodae den anderen weich und die beiden machten plaudernd ihren Abgang, während Joohyuk begann mir mir übers Deck zu torkeln, von Seite zu Seite zu wanken.

"Wie läuft's mit Jisoo?", nuschelte ich gedämpft gegen seine Brust und legte langsam die Arme um seine schlanken Hüften, als er keine Anstalten machte mich in nächster Zeit gehen zu lassen.

Sein Torso vibrierte unter meinem Kopf, als er lautlos lachte, mit einer Hand durch das Haar in meinem Nacken strich.

"Super... Der Scherzartikel hat keine Ahnung von irgendwas, aber er und ich sind inzwischen sowas wie zusammen. Hyungsik hat sich Minho - du kennst Minho, ja? - den hat er sich gekrallt."

Ich schnaubte auf, hätte es nur zu gerne mit angesehen, wie Joohyuk sich vor dem ahnungslosen Jisoo total zum Affen machte und Minho und Hyungsik? Wie auch immer das passiert war.

"Joongki hat inzwischen auch eine Freundin - err, Verlobte inzwischen. Soohyun hat mit seinem Mädchen Schluss gemacht und halleluja, ernsthaft. Ich fand sie furchtbar." Ich kickte ihn ans Schienbein.

Joohyuk grinste nur und fuhr dann fort.

"Dein Dad hatte einen ziemlichen Zoff mit deiner Mutter, aber er lebt immerhin noch, das ist so an sich ein gutes Zeichen. Hmm, bei Dongwook ist alles wie immer aber ich glaube dessen Kleine ist inzwischen schwanger. Das hast du aber nicht von mir!"

Es war süß ihn so erzählen zu hören, so ganz ohne Sorgen und ganz in seiner Rolle wie als sei ich nie fort gewesen.

"Soohyuk der Idiot tötet immernoch fast alles, was er anfasst. Und Jongsuk..." Joohyuk lachte auf, öffnete hinter mir die Tür zu den Kapitänsquartieren. "Du erinnerst dich an Minghao und Junhui, die beiden Viera?" Da war irgendwas, ja. Ich nickte.

"Nun die beiden haben ein Kind bekommen, Yun- Yak-, irgendwas komisches halt und Jongsuk ist jetzt Patenonkel." Ich begann mit ihm zu lachen. Es war schwer sich das vorzustellen, so nett Jongsuk auch war, er hatte keine Ahnung von Kindern. Krampfhaft versuchte ich mich wieder einzubekommen, ich freute mich immerhin irgendwie für ihn, auch wenn der Gedanke zu lustig war.

"Genau, was noch... Ah, unser kleiner Jiwon, er hat neue Freunde gefunden, von denen er es sich überlegt, ob er sich ihnen anschließen soll... Könnte sich allerdings jetzt ändern, wo du wieder da bist." Wir erreichten meine Kajüte und Joohyuk ließ mich los, lächelte sanft auf mich herunter, wie ich versuchte mein Haar zu richten.

Er zerwuschelte es wieder und wich lachend aus, als ich jammernd nach ihm schlug.

"Es ist gut dich wieder hier zu haben, Akye. Artemis wird bei dir schlafen, aber sie geht vermutlich so spät ins Bett, dass du bis dahin tief und fest schläfst...", erklärte er mir zuvorkommend und sah dann kurz zu den Fenstern auf, als die ersten Regentropfen begannen dagegen zu klatschen.

"Morgen früh sind wir in Hilg und klären dann erstmal alles mit Yongguk und Jichul, nach Jinki und deiner Mama gucken wir danach mal. Ruh dich bis dahin aus, hm?"

Ich nickte langsam, war irgendwie zu Tränen gerührt, doch ich schluckte sie tapfer herunter und wandte Joohyuk an den Schultern herum, um ihn aus dem Zimmer zu schmeißen.

"Zum Glück bin ich keine 5 mehr, also hau ab und lass mich nur machen."

Sanft schloss ich die Tür hinter ihm und lehnte mich dann mit dem Kopf dagegen, atmete tief und zittrig durch, die Emotionen überwältigten mich kurzweilig.

Das kühle Holz unter meinen Finegrspitzen half wahre Wunder, um mich wieder etwas zu beruhigen und ein flüchtiges Lächeln zuckte über meine Lippen.

Ich war daheim.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top