19. Letzte Pläne

Bild: Die Jäger/ Matoki
Von links: Yongguk, Himchan, Youngjae, Daehyun, Jongup, Junhong
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Ich knickte erstmal weg, als meine Füße auf den unebenen Holzplanken unseres Schiffes auftrafen und wurde quasi automatisch von Yongguk am Ellbogen aufgefangen, bevor ich mich suchend umsah.

Wir standen direkt in Dongwooks Büro und der Nachtwandler starrte uns mit leerenAugen und offenem Mund entgegen, dann holte er tief Luft, um uns die Tirade seines Lebens zu halten.

"I'm out.", war Taemins Lösung und weg war er, während ich mich noch von Yongguk löste und verlegen zu Boden sah, dem vernichtenden Blick des Nachtwandlers auswich.

"Ich hoffe eure Erklärung ist gut.", sagte er bemüht ruhig und Yongguk trat schützend vor mich.

"Ja, Sir, wir fürchteten einen intimen Moment innerhalb der Crew zu stören, weswegen wir hierher kamen. Wir gehen sofort wieder.", sagte er in seiner tiefen, angenehmen Stimme die wirklich sehr ungebraucht klang, dann griff er mich am Handgelenk und zog uns aus dem Raum, bevor Dongwook noch ein weiteres Wort heraus brachte.

"Das war es nicht, was er meinte.", bemerkte ich belustigt, während Yongguk mich ungerührt über das Deck führte, ich bemerkte verspätet die Box mit Essen in seinem anderen Arm.

"Weiß ich doch, aber was soll ich ihm sagen? Danke für's Zurücklassen?" Ich war den Sarkasmus von ihm nicht gewohnt, weswegen ich mich zwang nicht zu lachen und dann sah ich auf, als er mir plötzlich unvermittelt die Box mit Essen in die Arme drückte.

Er schwang sich auf den größeren der beiden Anbäue, den zu den Crewquartieren und nahm mir dann von oben die Box wieder ab, bevor er auch mir auf das Holz half.

Wir hatten so weit unsere Ruhe dort oben, blieben dank der Weiltäufigkeit der Fläche den meisten Augen verborgen.

Trotz all den komplizierten Geschichten schafften wir es auch uns normal miteinander zu unterhalten, er riet mir dazu mehr zu trainieren, um besser auf einen unvermeidlichen Kampf vorbereitet zu sein.

"Du musst es machen wie Daehyun. Du musst dort rein gehen und vollkommen fehl am Platz wirken, dann kannst du sie durch die Überraschung besiegen. Wenn sie einen Angriff erwarten, hast du keine Chance gegen einen Soldaten.", waren seine weisen Worte und ich verstand es, ich musste nur von Daehyun lernen ohne es mir dabei anzugewöhnen alles um mich vollkommen überflüssig zu verführen.

Wir saßen auch lange nach dem Essen noch beisammen und unterhielten uns, es war überraschend angenehm mit ihm zu reden.

Unsere abgeschiedene Seifenblase wurde dann allerdings irgendwann gestört, als ein großer, schwarzer Wolf mit einem Satz auf dem Boden hinter uns landete, langsam zu uns herüber trottete.

Wenn ich richtig rechnete, war es sein zweiter Tag nach dem Vollmond, also wäre er übermorgen wieder er selbst.

"Da will uns jemand belauschen.", stellte Yongguk belustigt fest, als Woobin unzeremoniös an meine Seite floppte und grüßend über mein nacktes Bein leckte, bevor er Yongguk einen kalten Blick gab. Ich vergrub lächelnd die Hand in seinem dicken Fell, kraulte seine Ohren.

"In einer anderen Galaxie gibt es ein Volk von Wolfskriegern. Die Reiterinnen sind ausnahmslos weiblich, die Wölfe männlich. Ich hörte, dass aus solchen Bindungen Kindern entstehen können. Seid ihr euch sicher, dass ihr in der richtigen Galaxie seid?", ärgerte Yongguk uns gutwillig und Woobin knurrte ihn nur mir geschlossenen Augen an, dann leckte er wieder nass über mein Bein.

Gut, dass ohnehin wieder eine Dusche fällig war.

"Hast du Tigger dabei? Läuft er in Gefahr gefressen zu werden?"

Yongguk lachte trocken auf.

"Von diesem Erbsengehirn hier nicht, nein. Er ist zwar hier, aber in Sicherheit, also keine Sorge."

Woobin zog es vor ihn zu ignorieren, um weiter von mir gestreichelt zu werden und ich war erinnert an unsere gemeinsame Zeit im Salika-Wald, an seine Wut.

Ich fragte mich, wie es Chan wohl ging, ob er inzwischen erwachsen geworden war.

"Ich schätze mal, ich sollte dann auch mal nach meinen Welpen gucken. Friss sie nicht auf, Kumpel." Yongguk stupste Woobins Schnauze mit einem Finger an, dann machte er, dass er davon kam, bevor Woobin ihn ein zweites Mal zerfetzte.

Ich blieb, wo ich war, drehte mich irgendwann um, um meinen Kopf auf Woobins Flanke zu betten und gedankenverloren in den Himmel hinaus zu starren.

Es wurde ernst.

-

"Ich werde eure Aufgaben mit jedem von euch einzeln besprechen. Um Opfer zu verhindern, werden wir uns gänzlich aus den Plänen von den Anderen heraus halten, was nicht funktioniert, das wird gelassen und wir kommen wieder. Ich brauche eurer alle Kooperation, ohne sich von persönlichen Gefühlen leiten zu lassen."

Jichul sah ernst in die Runde, die gesamte Crew und auch die Jäger waren versammelt.

"Ich fange bei Dongwook an und rufe euch dann nacheinander zu mir. Yongguk übernimmt seine Gruppe. Bei euren Aufgaben habe ich all eure Fähigkeiten und Schwächen in Betracht gezogen und nur passendes heraus gesucht. Ihr könnt sie also gedankenlos akzeptieren."

Der Esssaal war in eine ernste Stille gehüllt, alle trugen wir dunkle und ernste Gesichter.

"Das ist dann das, Dongwook, begleite mich bitte."

Der Captain und sein Vize verließen den Raum, während auch Yongguk und dessen Gruppe abrückte.

Ich wandte mich den Crewmitgliedern zu, die in ein angeregtes Gemurmel ausbrachen, wie Mafiachefs aussahen.

"Okay stellt euch vor Jiwon hätte als Einzelperson irgendwas machen müssen. Er hätte sich verlaufen.", zweifelte Hyungsik am System unseres Chefs und Joohyuk lachte auf. "Ich kenne da noch so ein paar, die dazu nicht gemacht sind." Er sah grinsend zwischen mir und Jisoo umher, fing sich von mir einen Schlag, von Jisoo nur einen glatten Blick ein.

"Die Kämpfer schweben ohnehin in größerer Gefahr. Ich kann mir vorstellen, dass die anderen Gruppen eine Ablenkung organisieren und frontal angreifen und Chaos verursachen. Wir werden vermutlich im Gebäude gebraucht, die Matoki noch eher, weil sie vertraut damit sind.", warf Jongsuk mit ein und sah dann zu Joongki, der das bestätigte, einen Gebäudeplan hervorzog.

Dongwook rief ihn hinaus, bevor er allerdings viel dazu sagen konnte und wir alle löcherten Dongwook mit Fragen, doch er schwieg nur eisern, ließ niemanden durch seine Fassade blicken.

Der Abend ging so weiter, einer nach dem anderen wurden wir hinaus gerufen und ich war die Letzte.

Ich betrat Dongwooks Studierzimmer, wo Jichul mit einem Haufen Papierkram auf mich wartete und nickte ihm höflich zu, bevor ich die Tür hinter mir schloss.

"Ich hoffe, dass du mich nicht wegen unserer Verwandtschaft bevorzugst.", machte ich gleich von Anfang an klar und Jichul schüttelte nur lächelnd den Kopf.

"Nein, das darf und würde ich nicht. Wir stehen in der gleichen Beziehung wie alle anderen Crewmitglieder auch. Setz dich."

Seine Worte hoben eine unsichtbare Last von meinen Schultern und ich plumpste kartoffelig in den linken Sessel, beugte mich über die Karten, als er auf einen Punkt deutete.

"Du wirst gemeinsam mit Joohyuk zu dem Schläfersystem tauchen und dieses außer Kraft setzen. Es ist einer der wichtigsten Jobs und hat ein Zeitlimit. Du musst alle Schläfer wecken und dort hinaus bringen, bevor das ganze in die Luft geht. Ansonsten gibt es kein Entkommen, das ganze liegt unter Wasser."

Ich sah zu ihm auf, studierte sein kaum altes Gesicht.

"Kannst du das?"

Ich nickte fest.

"Natürlich kann ich das. Joohyuk und ich sind ohnehin das beste Team.", versicherte ich ihm versöhnlich und Jichul lächelte weich, nickte mir dann zu.

"Dann verlasse ich mich auf dich. Joohyuk weiß Bescheid. Ihr könnt natürlich erst rein, wenn der Weg frei ist. Euer Plan B ist Taemin, sollte der gerade Zeit haben, er wird an einigen Orten gleichzeitig agieren müssen."

Ich erklärte mich auch damit einverstanden und verließ dann den Raum wieder, trat hinaus in die abendliche Luft und ging zur Reling hinüber, um mich daran zu lehnen.

Etwas frische Luft tat mir gut, bevor es wieder in den warmen, lauten Raum zurück ging.

Es war bereits nach Mitternacht, weswegen ich mich nicht erschreckte, als Woobin als Mensch neben mir auftauchte und sich wortlos an das Geländer lehnte.

"Uuuuund, was ist dein Job?", fragte ich ihn hoch und nervig, grinste nur, als er mir einen reservierten Blick gab.

"Ich muss sagen ich bin mit so ziemlich allem einverstanden. Solange es hilft diese Leute zu Fall zu bringen, bin ich bereit alles zu geben. Ich habe damals schon mit meinem Leben abgeschlossen, als ich mit Yongguk- Ja." Errötend verstummte ich.

Woobin ließ neben mir einen ungläubigen Laut hören.

"Waah, wie kannst du es nur wagen direkt neben mir darüber zu reden... Hast du denn kein Taktgefühl?" Er grinste mir breit und frech zu.

Ich schüttelte nur ratlos den Kopf und umfasste das Holz vor mir fester, um mich etwas nach vorne zu lehnen, in den bewölkten Himmel hinaus zu sehen.

"Absolut nicht. Ich würde dich ja gerne in alle schmutzigen Details einweihen, aber-"

Ich quietschte auf, als Woobin mich plötzlich herumrollte und ich nun an der Hüfte gebeugt rückwärts über die Reling hing, erschrocken nach Woobin griff.

Er umfasste meine Hand und hielt mich in genau der Position, mein Rücken gänzlich über dem Abgrund und die Füße halb in der Luft schwebend.

"Was machst du?! Du kannst es nicht erwarten, dass Jisoo mich fängt!", piepste ich erschrocken und Woobin grinste nur selbstgefällig, lehnte sich dann über mich, sodass ich nur noch mehr das Gefühl bekam gleich zu fallen.

"Ich weiß ja nicht... Vielleicht verleihen dir deine tollen Erinnerungen ja Flügel?", schlug er grinsend vor und ich biss die Zähne zusammen, legte dann den freien Arm um seinen Nacken und ließ auch meine Beine nach oben kommen, um seine Hüfte zu liegen kommen.

Woobin taumelte, ich war nun nurnoch knapp mit dem unteren Rücken auf der Reling, der Rest klebte an Woobin.

Der Fenris ließ meine Hand los, um sich an der Reling abzustützen, sofort war ich ihm vollen Koala Modus um seinen Torso.

"Keine Chance. Ich klebe wie ein Oktopus.", drohte ich ihm nun wieder überlegen, zwang noch immer mein panisch hüpfendes Herz zur Ruhe.

Woobin lachte nur auf und richtete sich dann auf, nahm mich mit sich.

Seine Arme kamen um meinen Hintern zu liegen, stützten mich ab, während ich an ihm hing.

"So kann ich dich nicht verlieren, sehr praktisch.", pflichtete er mir bei und ich löste mich etwas von ihm, um ihm skeptisch ins Gesicht zu sehen.

Darauf hatte er natürlich nur gewartet und sofort hing ich wieder über der Reling, griff panisch nach seinem Nacken, während er mich um die Hüfte hielt.

Ich betete nur, dass uns keiner so sah.

"Du... Mistkerl!", schnaufte ich angestrengt, packte dann sein Haar um mich wieder hoch zu ziehen und im selben Moment kam er herab, ließ unsere Lippen hart aufeinander prallen und stahl mir allen Atem.

Ruckartig stieg die Hitze in mir hoch und ich schmolz in seinen Armen, öffnete willig den Mund für seine tastende Zunge.

Ich vergaß die Mission wieder.

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