15. Neuformationen
Bild: Jiwon
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Ganz wie Hanbin vorgeschlagen hatte, hatten wir Jiwon nichts von den Daten verraten, nicht, dass der Mann diese überhaupt mitbekommen hätte, so investiert wie er darin war Hanbin über seinen Clan auszufragen.
Wir hatten dem Lashunta versprochen, dass er Jiwon übernehmen durfte, solange er es schaffte ihn aus dem Kampfgeschehen heraus zu halten.
Hanbin hatte Jiwon also auf dessen Clan angesprochen und der Mann war vollkommen Feuer und Flamme gewesen dorthin zu reisen und sich umzusehen, dass es uns ein leichtes war ihn zu beurlauben und unseren D-Day in seine Ferien zu legen.
Hanbin war mit einem Gleiter gekommen und ich stand am nächsten Tag im Wind der Klippen von Hilg mit ihm und Jiwon, bereit den Mann zu verabschieden, der nicht wusste, dass das hier unser letztes Treffen sein könnte.
"Mach mir keine Schande.", bat ich ihn, als ich ihn in meine Arme schloss und spürte ihn aufschnauben. "Das kann ich nur zurückgeben." Er zog sich von mir zurück und sah voller Wohlwollen auf mich herab, lächelte voller Wärme und Naivität.
Seufzend wuschelte ich ihm durch das Haar, fühlte mich schlecht dabei ihn anzulügen.
"Ich würde dir keine Schande machen. Du bist der Prinz.", erinnerte ich ihn sanft und folgte dann mit dem Blick seinen Händen, die nach meinem Kragen fassten und den obersten Knopf meiner Bluse schlossen, meinen Hals verbargen.
"Du doch nicht.", grinste er mich frech an und ich kickte ihn regelrecht hinter Hanbin auf dessen Gleiter.
"Nimm ihn ganz weit weg und bring ihm ein paar Manieren bei.", forderte ich gespielt böse und umarmte Jiwon dann erneut, als der jammernd meine Hüfte griff.
"Ich werde mich gut um ihn kümmern und ihn wohlbehalten wiederbringen, Ma'am.", salutierte Hanbin gutwillig, doch ich sah noch immer den Konflikt in seinen Augen, bemerkte es, wie seine Fühler etwas nervöser zuckten, als sonst.
"Sicher. Passt auf euch auf und dir viel Spaß, Jiwon! Bis bald."
Sie hoben ab und ich stand noch lange an der Klippe und winkte Jiwon, der sich andauernd umdrehte, um mir ein weiteres Mal begeistert zuzuwinken.
Es war eigenartig ihn gehen zu sehen. Er hatte keinen blassen Schimmer von der Welt.
Ich wickelte meinen Schal enger um mich, dann machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum Lagerplatz. Wir mussten zusehen, dass wir uns mit unserem Überfall beeilten, nicht dass Jiwon doch noch irgendwie von unseren List erfuhr und zurückkehrte.
Unsere sonnenscheuen Nachtwandler waren gerade erst ins Bett gegangen, weswegen das Dorf einige Gesichter leerer wirkte, als ich dorthin zurückkehrte.
Und doch erwartete mich Joongki mit verschränkten Armen bei der ersten Hütte und grinste mir gutwillig entgegen, als ich mich näherte.
"Hast du ihn sicher auf die Reise geschickt?", fragte er mich, als ich vor ihm stehen blieb und griff nach der Tasche, die um seine Schulter hing, um einen Apfel zu Tage zu bringen, mir anzubieten. Ich akzeptierte die Frucht dankbar und nickte dann nach dem ersten Biss. "Ja. Ich denke, dass Hanbin gut auf ihn acht geben wird."
Joongki wirkte zufrieden mit der Antwort und sah dann gen Himmel.
"Sobald der Vollmond vorbei ist und unsere Fenris sich wieder beruhigt haben, sollten wir aufbrechen. Bleib am besten so lange aus deren jeweiligen Hütten draußen."
Ich verdrehte die Augen.
"Das weiß ich doch. Nach dem einen Mal Vampir- und Werwolfangriff in einer Nacht, brauche ich das nie wieder."
Daran erinnerte ich mich immerhin noch gut.
Joongki grinste etwas verschwörerischer und nutzte den Moment, um sich durch die kurzen Haare zu streichen, gen Sonne zu blinzeln.
"Das denke ich mir eigentlich auch, aber man weiß ja nie, wie lange du es ohne bestimmte Werwölfe aushältst." Er zwinkerte mir zu und beeilte sich dann davon zu kommen, als ich pflichtbewusst begann nach ihm zu treten.
Sobald ich den frechen Naga erfolgreich verscheucht hatte, ging ich mir etwas richtiges zum essen suchen und fand auf der Verbindungsplattform zwischen den Hütten Hyungsik und Soohyuk, die scheinbar gerade die selbe Idee gehabt hatten.
"Es ist komisch ohne Jiwon. Er war irgendwie das Nesthäkchen.", stellte Hyungsik im Anbetracht der Stille um Soohyuk nachdenklich fest, hatte per se ziemlich gerne Zeit mit unserem kleinen Prinzen verbracht.
"Es ist auch komisch ohne die nervigen Fenris." Soohyuk warf einen prüfenden Blick auf die Hütte in der Daehyun vermutlich war, wandte sich dann kopfschüttelnd wieder seinem Becher Blut zu.
"Wo ist Joohyuk?", erkundigte ich mich nach der nächstgrößten Lärmquelle und sah mich suchend nach dem eigentlich unübersehbaren Amphibris um, von dem heute keine Spur zu sehen war.
"Er ist vorhin mit Jisoo im Wald verschwunden.", grinste Hyungsik mir mit den Augenbrauen wackelnd zu und ich ahh-te nur in Verstehen, dann empfing ich Jongsuk, der sich ebenfalls zu unserem kleinen Kreis gesellte.
"Welcher Club ist das hier?", begrüßte er uns mit einem weichen Lächeln und stemmte die Hände in den Hüften ab, während seine Ohren kurz aufzuckten, als sie ein uns verborgenes Geräusch erreichte.
"Der Wir-haben-nichts-zu-tun-und-Langeweile-Club. Willst du beitreten? Die Mitgliedsschaft ist die ersten sechs Monate kostenlos.", luf Hyungsik ihn großzügig ein und Jongsuk nickte nur, dann hob er eine Hand und wischte sich über die Stirn.
"Es ist zu warm um rumzustehen... Wer will mit mir zum See?", fragte er überhitzt und warf dann der ungerührten Sonne einen genervten Blick zu.
"Ich.", meldete ich mich sofort heiß zu Wort und sah dann abwartend in unsere Runde.
"Ich wollte mit Artemis noch zu den Bergen hoch, um nach einem Edelstein zu suchen, sorry, Leute.", lehnte Hyungsik stöhnend ab, sah dann ebenfalls zu Soohyuk.
"Weiß nicht... Ich mag das Wasser nicht so. Aber ich begleite euch gerne hin und suche mir dort Schatten.", bot er uns lächelnd an, einstimmig erschauderten wir anderen beim Anblick seiner Eckzähne.
"Gute Idee. Haben wir noch jemanden, den wir fragen können? Junhong, Yongguk... Wobei, die vermutlich lieber bei ihren Fenris bleiben."
"Den Cap?"
Jongsuk warf einen zweifelnden Blick auf mich und schüttelte dann mit gerümpfter Nase den Kopf in Hyungsiks Richtung.
"Wo ist Soohyun?", erkundigte ich mich bemüht nonchalant und sie alle hoben die Schultern.
"Weiß man nie so genau. Naja, egal, dann sind es nur wir drei! Das wird trotzdem lustig.", frohlockte Jongsuk aufgeregt und ich nickte nur, dann gingen wir unsere Badesache holen, um uns dann gemeinsam auf den Weg zu machen.
Ich war noch immer der Meinung, dass Soohyuk nicht besonders gut in die Sonne passte. Für Jiwon erschien es das selbstverständlichste überhaupt, aber Soohyuk hatte auch eine deutlich schwerere Luft nach Vampir, als der kleine Prinz.
Wer wusste, vielleicht hielt sich auf Hanbins Schiff noch ein anderer Nachtwandler auf, mit dem Jiwon Freunde werden konnte.
Der kühle Wald war ruhig, als wir in einstimmigem Schweigen zu dem großen See wanderten, den ich bereits mit Junhong besucht hatte.
"Oh, wir haben Joongki vergessen.", stellte Jongsuk irgendwann auf halbem Weg fest und drückte Soohyuk dann seine Tasche in die Hand, bevor er losrannte den Naga suchen.
"Zu nett.", schnaufte Soohyuk nur und schulterte das Gepäck um, dann setzten wir unseren Weg fort, kamen schon bald beim See und zugehörigen Wasserfall an.
Zum Rauschen des Wasserfalls breiteten wir uns im Gras aus und während ich kurz darauf ins Wasser hüpfte, blieb Soohyuk nur gutaussehend liegen und betrachtete das Spiel der Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen.
Es war ein faules Wetter, man wollte nur rumliegen und in der Sonne braten.
Aber wir hatten noch zu tun.
Doch vorerst würde der nahende Fall in meinem Hinterkopf bleiben müssen.
Ich paddelte etwas durch das angenehm kühle Wasser, tauchte irgendwann dann unter dem Wasserfall durch, um nachzusehen, ob dahinter vielleicht eine verborgene Höhle war.
Leider nicht, doch ich fand etwas anderes.
Bei dem Anblick kam mir die Galle hoch und ich warf mich sofort herum, um abzuhauen, schnell Soohyuk Bescheid zu sagen.
Der Brechreiz war stark, aber ich zwang ihn erfolgreich hinab, bis ich wieder aus dem Wasser draußen war.
Etwas wackelig auf den Beinen ging ich auf Soohyuk zu, riss ihn aus den Gedanken.
"Schon fertig mit schwimmen?", erkundigte er sich träge, bis sein Blick auf mein Gesicht fiel und er sich aufmerksam aufsetzte.
"Bist du okay? Du siehst blass aus."
Ich deutete nur wortlos auf den Wasserfall, versuchte noch immer mein Essen in meinem Bauch zu behalten.
Soohyuk ging ohne weiter zu fragen an mir vorbei und sprang ins Wasser, schwamm vollkommen mühelos nach dort hinten.
Als er wiederkam, war sein Gesicht hart und er sah sich unablässig um.
"Wir sollten von hier verschwinden.", sagte er an mich gewandt und hob ein Handtuch vom Boden auf, um meine zitternde Gestalt darin einzuwickeln.
Eine gute Idee, aber wenn etwas nicht stimmte, sollten wir uns lieber darum kümmern, bevor schlimmeres daraus wurde.
"Wir kümmern uns darum, wenn mehr Kämpfer wach sind. Ich muss momentan auf dich und Jongsuk acht geben, ich kann es nicht verantworten, dass etwas passiert.", warnte er mit einem Blick auf meinen unwilligen Ausdruck, dann fasste er mich am Handgelenk, um mich von dort fort zu bringen.
Ich hielt an, als mit etwas einfiel.
Soohyuk sah sich ungeduldig zu mir um, seine schwarzen Locken klebten nass in seinem Nacken fest.
"Du kannst es riechen.", bemerkte ich und atmete durch, hielt ihn zurück.
"Wer ist es. Es ist einer von uns, nicht?"
Soohyuk sah unruhig zur Seite und zog mich dann weiter.
"Lass uns das in Sicherheit klären. Bei Joongki. Es bringt uns nichts sich zu sorgen."
Ich stemmte vehement meine Fersen in den Boden und befreite mich aus seinem Griff, wich sicherheitshalber zwei Schritte von ihm zurück.
"Wer ist es, Soohyuk? Sag es mir. Ich weiß, dass du sie riechen kannst."
Er biss sich unsicher auf die Lippe und versuchte es dann nochmal.
"Akye-"
"Wer ist es?"
Soohyuk seufzte geschlagen.
"Yongguk. Es ist Yongguk."
Seine Worte waren wie ein Eimer eisigen Wassers über meinen Kopf.
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