1. Zusammenfassung
Bild: Akye
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Ich hatte trotz all der Ruhe noch etwas geschlafen, hatte meine Zeit in Joohyuks Armen damit verbracht mein Gehirn halbwegs mit allem aufholen zu lassen. Es war irgendwie schwer es zu begreifen, dass Zeit vergangen war, dass die Erde sich weiter gedreht hatte und ich das alles nicht bemerkt hatte.
Erst, als wir außerhalb der Regierungsstadt das Schiff betraten und mehrere laute Stimmen uns begrüßten, schreckte ich auf.
Da waren sie alle, genau so wie früher, aber gleichzeitig so anders.
Mich erreichte als erster Jisoo, der seine Flügel nutzte, um schneller zu mir zu gelangen, um mich stürmisch aus Joohyuks Armen zu holen und in die seinen zu ziehen. Ich versank absolut in seiner Umarmung, hatte ihn irgendwie nicht so groß und stark in Erinnerung, aber auf der anderen Seite war ich ja bisher auch nie so sehr zum Ziel seiner Zuneigung geworden.
"Himmel, ich bin so froh, dass es dir gut geht... Das war eine riskante Sache.", murmelte er gegen mein Haar, er klang immerhin noch genau gleich.
Mit einem verlegenen Lächeln legte ich zaghaft die Arme um seine Hüften, spürte seinen warmen, gespannten Körper durch sein Shirt und atmete kaum merklich auf.
Ich war zurück in der Realität. Ich konnte wieder spüren, hören, riechen...
"Gib sie ab, Mann, wir haben alle auf sie gewartet.", sagte jemand neben uns und ich hob den Kopf von Jisoos Schulter, um Jiwon zu sehen, der mit einer erhobenen Augenbraue und verschränkten Armen neben uns stand und durch seine dunklen Locken unschlüssig zu mir herab starrte.
Er war erwachsener geworden, hatte seine bisherige Dümmlichkeit abgelegt.
Grummelnd wurde ich von Jisoo in die Arme des anderen Mannes gegeben und da war es wieder, sein süßes Hasengrinsen, es war so unheimlich vertraut, obwohl so viel Zeit vergangen war.
Ich machte noch die Runde durch Soohyuk, Hyungsik, Jongsuk und Dongwook und fand mich dann etwas überrascht Soohyun gegenüber.
Zwischen Unglauben und Staunen starrte ich den Bleuwy an, bis er mich unsicher anlächelte, dann war ich es, die ihm als erstes entgegensprang, es kaum schaffte die Arme um seine große Gestalt zu kriegen.
"Du lebst? Du lebst wirklich? Dann... Joon-" Ich musste nicht aussprechen, bevor ich wieder gepackt und herumgerissen wurde, meine Knie berührten eine glatte, geschmeidige Fläche.
Seine Arme waren mir vertraut.
Ich klammerte mich wie eine Ertrinkende an Joongki, spürte den starken Griff von vier Armen um meine Hüfte, wie seine großen Hände über meine Rippen gespreizt waren.
"Gut, dass du wieder da bist.", grüßte auch er mich sanft, mir schwammen die Augen, als ich mich von ihm löste, um in die Runde zu sehen.
"Was... Warum seid ihr hier?", erkundigte ich mich, meine Stimme brach und ich fand Schutz in Joohyuks Armen, die mich wieder fanden, meine zitternde Gestalt warm umfingen.
"Für dich natürlich.", grinste Hyungsik mich an und wandte sich dann geschäftig zu Soohyun um, um mit ihm alles auf dem Schiff bereit zu machen, um abzulegen.
"Tut uns leid, dass es nicht früher geklappt hat...", schloss Joongki sich an, nahm Joohyuk dann die Tasche, die er zusätzlich über der Schulter getragen hatte, ab. "Aber... Jichul?" Ich begriff nicht, ich war auf dem Stand, dass deren Captain uns verlassen hatte, wie kam es, dass er mit ihnen zusammen arbeitete, um das ganze rückgängig zu machen?
Mir fielen die Opfer wieder ein.
Er konnte es gar nicht rückgängig machen.
Aber Soohyun und Joongki waren entkommen und auch Yongguk schien es heil durch geschafft zu haben.
"Wir haben gebraucht, um Jichul aus seinem Bann zu holen und einen Fluchtplan zu entwerfen... Ohne Yongguk wäre das alles nicht gut gegangen.", erzählte Jiwon mir ernst, ich erkannte ihn kaum wieder.
"Aber..." Mein Blick glitt zu Jongsuk, der still vor sich hin arbeitete, die Zeit hatte ihn nicht berührt und er stand noch immer ungebrochen.
"Mach dir bitte keine Sorgen, wir werden alles erklären. Für jetzt sollten wir nur von hier weg und Yongguk und Jichul treffen."
Das meinte ich nicht...
"Okay. Okay. Machen wir. Kriegen wir hin."
Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tat.
Dennoch trat ich aus Joohyuks Armen und scheuchte ihn zu den anderen hinüber, auf dass er ihnen half.
"Bleib einfach versteckt, und dieses Mal bitte wirklich.", wies Dongwook mich glatt an und überwältigt nickend ging ich zu der so vertrauten Tür zu den Kapitänsquartieren hinüber, umrundete die hastende Crew deutlich schwerfälliger als sonst.
Drinnen ließ ich mich kraftlos auf einen von Dongwooks Sesseln fallen, die noch immer hier waren und wartete kurz, nahm meine Umgebung in mich auf, weil das hier war real, ich war hier und jetzt hier und ich sollte jede Sekunde auskosten, versuchen jene wett zu machen, die das System mir gestohlen hatte.
Vorerst brauchte ich aber einen Spiegel.
Ich fand einen in Jichuls quasi unberührter Kammer und starrte eine Weile lang nur hinein.
Ich war nicht gealtert. Mein langes Haar war wieder blond, alles rot verschwunden und meine Augen wirkten ergraut, doch ich war dieselbe wie immer, sah mich so fremd, aber zeitgleich so gewohnt an.
Es war kompliziert zu fassen.
Ich ließ den Spiegel, von wo ich am Schreibtisch lehnte, sinken und sah den beiden Porträts dort an der Wand entgegen. Joohyuk und ich, von früher nun, mit dem roten Haar.
Konfus strich ich mir durch eben jenes, es war nicht fettig, meine Haut ebenfalls unbeschädigt, nichts zeichnete mich.
Unter meinen Füßen vibrierten die Holzbohlen, während unsichtbare Turbinen emsig ihre Arbeit verrichteten und ich atmete einmal tief durch, ging dann zum Schrank hinüber.
Es wurde Zeit in eine andere Haut zu kommen, neu anzusetzen, nun, wo sich irgendwie alles und nichts zugleich geändert hatte.
Ich würde es schon erträglich machen.
-
Nach einer Dusche saß ich nicht besonders lange dumm herum, bis Jiwon mich aufsuchte, entwaffnend grinste, als er mich sah.
"Alles klar bei dir? Es ist viel auf einmal, oder?", erkundigte er sich mitfühlend und ich hob nur ratlos die Schultern, beobachtete, wie er näher kam und neben mich auf das Bett fiel.
"Ich mag es." Er deutete schlicht an meiner Aufmachung hinab und ich grinste, war wieder auf Bluse, Korsett und Jeans im Steampunk-Style umgestiegen.
Ich fühlte mich so geborgen darin, wie in einer schützenden Rüstung.
"Wenn du dich irgendwie seltsam fühlst... Oder reden willst, kannst du mir Bescheid sagen, ja? Was passiert ist... Es hat uns alle beeinflusst, es war für einige nicht ganz leicht... Aber du bist nun hier und weil ich einer der weitesgehend Verschonten bin, werde ich sehen, wie ich dich wieder aufnehmen kann.", versicherte er mir, ich lauschte interessiert dem kratzigen Unterton, den seine Stimme angenommen hatte.
"Danke Jiwon.", atmete ich also erleichtert aus, würde tatsächlich wieder etwas Hilfe brauchen, um wieder rein zu kommen.
"Damals bevor sie dich erwischt hatten... Ich hatte noch einiges zu sagen... Jetzt sind zwei Jahre vergangen und es fühlt sich sehr eigenartig an, aber letzten Endes bist du doch dieselbe."
Neugierig wandte ich mich ihm zu, war den gedankenverlorenen Jiwon ebenfalls nicht gewohnt.
Ich machte ein paar Entdeckungen, was ihn anging.
Wie seine Kieferlinie so sehr hervorstach, wie dunkel seine Augen geworden waren, wie gesund gebräunt seine Haut.
"Geht mir auch so.", stimmte ich ihm murmelnd zu, schreckte dann auf, als er sich plötzlich aufrichtete und herüberkam, bloße Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war.
"Vor zwei Jahren an diesem Strand... Ich wollte dich wirklich gerne küssen."
Ich gefror, spürte mein Herz einen nervösen Satz machen und meine Finger Halt im Bettlaken suchen.
Langsam, Jiwon, laaaangsam.
"Als ich es damals nicht konnte, nahm ich mir vor es zu tun, wenn du je wiederkämest." Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als er meine Schockstarre bemerkte, sah, wie mein Blick unfreiwillig auf seine Lippen fiel.
"Irgendwelche Einwände?"
Mein Herz raste, war total übertölpelt von seinen Worten und brachte mich dazu atemlos den Kopf zu schütteln, zu explodieren, als seine Lippen dann ohne weiter zu zögern meine trafen.
Ich war so verwirrt.
Jiwon war einfach, normal. Es war nicht so ein grandioses Feuerwerk an Emotionen wie mit Joohyuk, Emotionen, die letzten Endes sterben mussten. Es war aber auch kein Brennen und Drängen wie mit Woobin.
Woobin...
Mit Jiwon waren es einfach warme Lippen auf warmen Lippen, seine Finger, die vorsichtig meinen Nacken hielten, es war etwas unheimlich schlichtes und zufriedenstellendes, ganz ohne zu beschweren.
Gefühle verflüchtigten sich in unserer Situation mit der Zeit, und genau so war auch dieser Kuss. Schwindende Emotionen, die in einen tröstlichen Kuss Platz fanden, der mir die Ruhe und Ausgeglichenheit gab, die ich so sehr ersehnte.
Er war so einfach hin zu nehmen und zu akzeptieren.
Jiwon küsste mich noch lächelnd auf die Nase, nachdem er von meinen Lippen abließ.
"Es wurmt uns alle total zu wissen, was mit Yongguk war... Aber ich kann dir versichern, dass du rein von ihm bist."
Oh Gott stimmt ja, da war ja was!
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