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Sie saßen alle in der großen Halle zu Tisch und ihnen wurde gebürlich angerichtet.
Dandelion konnte sich nicht daran erinnern, wann und ob er jemals Mal an diesem Tisch gewesen war und wusste somit absolut nicht was wohl das Gegenteil von dem ganzen wäre, was er tun würde.
Sollte er einfach wieder Vater nachmachen? Oder doch lieber Thlen? Oder vielleicht sogar dem König?
Letzterer sah Dandelion gerade an und schließlich zu Thlen, beobachtete die beiden.
Man konnte sich noch so viel über Dandelion beschweren, doch dessen scharfen Augen hatte bisher noch keiner in Frage gestellt.
Natürlich hatte man diese Eigenschaft von ihm bislang nur mit reiner Botschaftigkeit in Verbindung gebracht, in welcher er das nach Möglichkeit die höchste Form der grotesken Verhaltensweise zum Vorschein gebracht hatte. Kaum einer, der Dandelion von Geburt an kannte, hätte ihm zuschreiben können, dass ihm solch kleine Dinge doch tatsächlich auch zum vornehmen verhalten verhelfen könnten.
Dandelion wusste ganz genau, dass wenn er dem König nach ahmen würde, er gänzlich in seinem Vorhaben scheitern würde. Als hätte er einen sechsten Sinn dafür entwickelt, oder vielleicht weil er inzwischen so viel von Thlen erfahren hatte, wusste er er ebenso, dass es nicht nützlich wäre dem Prinzen in dieser Situation nach zu eiferen. Dandelion hatte sowieso noch nicht begriffen was er falsch tat, im Versuch die Gesichter des Bloden nach zu stellen, doch etwas an dem Blick des König verriet ihm, dass es nicht der richtige Ort gewesen war, dies auszutesten.
Die sicherste Lösung schien ihm somit doch sein Vater.
Jener war einfach nach zu spielen und Dandelion konnte es auch perfekt.
Er tat also alles wie sein Vater, den er heimlich beobachtete, während Thlen ihn unterbrochen voll quaselte.
Es war wahnsinnig schwierig darauf zu achten, dass er nicht versehentlich vergaß nicht das zu tun, was er gewöhnlich in Thlens Nähe getan hätte.
Denn das wäre ja 'schlecht' gewesen.
"Ich habe dich so sehr vermisst!"
Plapperte Thlen.
"Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich so ins Schlamassel gezogen habe. Kannst du mir je verzeihen? Ich habe übrigens wahnsinnig tolle Nachrichten für dich! Du wirst staunen was Vater zu sagen hat!" Thlen sah den König aufgeregt an und dieser lächelte so warm wie die Sonne selbst.

"Richtig, ich bin hier, weil ich dem Wunsch meines Sohnes und auch meinem eigenen Anliegen nachkommen will."
Jadas sah den König fragend an, als er das hörte.
"Ich wünsche mir, dass unsere Söhne von nun an gemeinsam unterrichtet werden." verkündete er und Jadas hatte den Eindruck, als würde er jeden Moment eine Herzinfarkt erleiden.
"Eure Majestät..." wollte er schon ansetzen, doch der König hob lediglich die Hand.
"Lasst mich meinen Vorschlag zunächst erläutern Jadas. Ich bin mir eurer Sorge um das Kind und seine Sicherheit durchaus bewusst und habe es gänzlich euch überlassen, wie ihr damit umgeht. Es ist schrecklich was eurer liebreizenden Gattin widerfahren ist. An eurer Stelle hätte ich vermutlich genauso gehandelt und mein Kind vor dieser Welt beschützt."
Wohl eher die Welt vor diesem Kind, dachte sich Jadas und erschrak vor jenem Gedanken. Er war ein abscheulicher Vater!
Der König fuhr fort.
"Als mein Sohn jedoch eines Tages aufgebracht zu mir kam und erzählte, er habe einen Fehler begangen, fing ich an mehr darüber nachzudenken. Ich kam zu dem Entschluss, dass es ungerecht wäre dem Kind die Außenwelt bis zu seiner Volljährigkeit zu verweigern und erst recht die so offensichtliche Freundschaft, die sich zwischen den beiden ohne unser zutun entwickelt hat. Es wäre für beide Seiten nur von Vorteil, wenn wir das auch unterstützen würden. Sie sind schließlich diejenigen, die in Zukunft unseren Posten übernehmen werden, da ist es hervorragend, dass sie sich jetzt schon so wunderbar verstehen."
Jadas Hals wurde zunehmend trocken. Die ganze Sache roch doch bereits jetzt nach einem Fass voll pulver neben einem offenen Feuer.
"Eure Majestät, Dandelion ist noch nicht soweit!"
"Das macht doch nichts Jadas. Ja ich sehe, dem Jungen mangelt es an sozialen Stärken, doch war er auch noch nie unter Gleichaltrigen. Und immerhin ist er auch noch ein Kind. Ich bin fest davon überzeugt, dass es den beiden nicht im geringsten schaden würde. Den theoretischen Unterricht können die beiden hier bekommen und den praktischen bei mir im Palast. So werden sie mit der Umgebung des jeweils anderen vertraut und Dandelion würde den höchst möglichen Schutz genießen."
Höchst möglicher Schutz? Na toll, das hörte sich für Dandelion nach noch mehr Wachen an. Und Unterricht war auch nicht das was er wollte. Er wollte doch nur wieder mit Thlen in den Wald!
"Außerdem hat mein Sohn sonst keinen, der ihm vom Rang so nahe käme wie Dandelion. Ihr wisst doch selbst wie wichtig es ist eine nüchterne Perspektive als Herrscher zu halten. Da wird er jemanden an seiner Seite brauchen."
Jetzt wurde es eindeutig viel zu hoch für Dandelion und er hörte nicht mehr zu.
Still sah er auf seinen Teller, von dem er kaum gegessen hatte und grübelte.
"Psst!" zischte Thlen zu ihm und der jüngere sah ihn an. Der Prinz war so nahe wie möglich an ihn heran gerückt und flüsterte zu ihm herüber, während ihre Väter sich noch über die Details unterhielten.
"Geht es dir gut? Hat dich dein Vater wieder geschlagen?"
Dandelion schüttelte den Kopf und Thlen atmete erleichtert aus.
"Dann hat es doch etwas gebracht, dass ich meine Schuld zugeben hatte. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Wir haben uns jetzt schon so lange nicht mehr gesehen! Aber keine Sorge, von jetzt an wird es besser! Ich habe Vater natürlich nicht erzählt, dass du geschlagen wirst, Ehrenwort! Aber jetzt kann ich dich besser beschützen. Es wird großartig, vertrau mir! Und wenn der Unterricht vorbei ist, dann können wir wieder in den Wald oder wenn wir ganz lieb fragen, dann lässt Vater uns auch bestimmt mit Begleitung in die Stadt! Du wirst sehen, ich zeig dir all die tollen Dinge und ich werde dich auch ganz sicher beschützen, versprochen!"
Ein räuspern ertönte und der Prinz Schrank hoch.
Dandelion tat es ihm mit einer Sekunde Verzögerung gleich.
"Nun Dandelion? Dein Vater hat mir zugesagt, allerdings möchte ich nicht einfach über deinen Kopf hinweg entscheiden. Möchtest du das auch?"
Der Prinz sah Dandelion mit Hundeaugen bettelnd an.
Also weinend hatte er ihm besser gefallen!
Doch Thlen hatte ihm tatsächlich etwas gesagt was er hören wollte. Die ganzen Wachen und der Unterricht waren hier die nervigen Dornen, doch dafür konnte er dann mehr Zeit mit Thlen verbringen.
Dandelion nickte schließlich.
Das Gegenteil von dem zu machen was er war zahlte sich also aus.
Interessant.

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