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Es war bereits der siebte Tag in Folge, dass Dandelion vor der Nische kauerte und hinaus sah, ohne raus zu gehen.
Die ersten Tage hatte er stets auf Thlen hinter der Mauer gewartet, und sich mit ihm getroffen.
Sie waren dann stets in den Wald gegangen und haben sich dort unterhalten. Oder viel mehr gesagt, Thlen hatte geredet und Dandelion hatte ihn dabei beobachtet. Der Blonde konnte wahnsinnig viel reden, sodass es manchmal schon fast nervig wurde. Vieles davon verstand oder kannte er nicht und noch mehr davon empfand er einfach als unnötig.
Dandelion hörte nur wirklich hin, wenn ihm etwas als interessant erschien.
Zum Beispiel die Tatsache, dass Thlen der Prinz war, von dem Dandelion bereits gehört hatte.
Sein Vater war logischerweise der König.
Das erklärte natürlich, warum man auf ihn hörte.
Thlen hatte viele Freiheiten und ebenso viele Freunde, mit denen er oft Spiele spielte, die komische Namen trugen und keinen Sinn machten.
Der Prinz war ein Jahr älter als er selbst.
Er redete viel über den Palast und die Stadt und über dies und das.
Wie gesagt, das Meiste interessierte Dandelion nicht.
Doch er fand großes Gefallen an Thlens Gesicht. Er hatte festgestellt, dass es nicht nur sehr schön war, sondern auch sehr viele merkwürdige Bewegungen machte, wenn der Prinz etwas erzählte. Es war interessant zu beobachten, wie es sich so oft veränderte.
Ob er diese Gesichter für ihn machte?
Wie sähen sie wohl aus, wenn er nicht da wäre? Was würde sich verändern?
Auch machte es ihn wahnsinnig neugierig zu erfahren, dass Thlen auch wirklich jeden Tag kommen würde, selbst wenn Dandelion nicht auftauchen sollte.
Er probierte es schließlich einfach aus.
Da die Stelle, an der er schon ein paar Mal ein und aus gegangen war, nun etwas an ihrer Dichte verloren hatte, konnte er inzwischen tatsächlich ungesehen nach draußen blicken.
Sie war noch immer dicht genug, um ihn zu decken. Doch wenn man sich in bestimmten Positionen befand, und ganz still stand, hatte man einen kleinen Blick nach draußen.
Sieben Tage in Folge ist Thlen tatsächlich immer, zum vereinbarten Zeitpunkt, erschienen und hatte an die zwei Stunden gewartet, bevor er schließlich ging.
Auch jetzt saß Dandelion schon eine ganze Weile vor der Nische und beobachtete den Prinzen. Oft saß Jener einfach nur dar und starrte in den Himmel, schien dort nach etwas zu suchen. Ab und zu summte er auch vor sich hin oder zupfte an den Grashalmen herum.
Manchmal legte er sich auch einfach hin.
Und tatsächlich veränderte sich Thlens Gesicht auch ohne Dandelions Beisein. Doch egal wie lange der jüngere ihn beobachtete, er konnte einfach nicht herausfinden warum.
In einem Moment lag Thlens Stirn in Falten und im Nächsten kicherte er leise. Mal wackelte er mit den Augenbrauen und später seufzte er.
Einmal hatte er sogar versucht seine Nase mit der Zunge zu berühren und lachte, als es ihm nicht gelungen war. Es war sehr merkwürdig!
Doch tatsächlich hatte Thlen nicht gelogen, als er behauptet hatte, er würde jeden Tag warten.
Dandelion hätte am liebsten ausgetestet, wie lange er das so hinaus ziehen könnte, allerdings war es ihm jetzt schon langweilig geworden, stundenlang vor der Nische zu kauern.
Er würde auch nicht schlauer werden, was Thlens Gesichter anging, wenn er so weiter machen würde.
Und zudem nervte ihm inzwischen der Schmerz in seinem Körper, nachdem er die letzten Tage zwischen Ast und Stein verbracht hatte.
Somit kroch er schließlich doch wieder heraus, kurz bevor er merkte, dass Thlen gehen wollte.
Dandelion sah wohl besonders schrecklich aus, denn er hatte überall Erde und Schrammen an sich. Auch trug seine Haut einige Druckstellen, dank der reglosen und unbequemen Haltung zwischen den harten Elementen.
Diese waren bereits an etlichen Stellen blau oder grün geworden und es machte den Eindruck, als wäre der jüngere verprügelt worden. Doch da Dandelion sich noch nie Gedanken über sein Aussehen gemacht hatte, wäre er wohl der Letzte gewesen, dem diese Schlussfolgerung in den Sinn gekommen wäre. Im Anwesen kümmerte es schließlich auch keinen, wie er aussah. Er war schon immer so und außer den Bediensteten und seinem Vater bekam ihn auch niemand anders zu Gesicht.
Selbst wenn man sich, trotz dem, um sein Erscheinungsbild gekümmert hätte, so hätte Dandelion vermutlich erst recht nicht darauf gehört. Einfach nur um zu sehen was passiert.
Dem Jüngeren machte es also nichts aus, denn außer der strengen Rüge seines Vaters, er solle anstatt in den Büschen herum zu kriechen sich lieber auf den Unterricht konzentrieren, hatte ihm keiner Beachtung diesbezüglich gegeben.
Für Thlen musste jener Anblick allerdings so schrecklich gewesen sein, dass jener unverzüglich auf ihn zu rannte und ihn in den Arm nahm.
Dandelion zuckte leicht zusammen, denn obwohl ihm seine Verletzungen gleich waren, so taten sie tatsächlich noch weh.
Thlen ließ ihn schnell wieder los, als er das bemerkte und eisblau traf auf kaltes Silber.
Tränen bildeten sich in den Augen des Prinzen und ganz behutsam nahm er Dandelion erneut in den Arm, blieb so.
Warum weinte der denn jetzt bitte?! Dandelion hatte doch noch nicht einmal was getan?!
"Alles wird gut."
Flüsterte Thlen unter leisem schluchzen.
"Ich bin da für dich. Alles gut."
Dandelion verstand die Welt nicht mehr. Er hatte sie zwar noch nie verstanden aber jetzt gerade am aller wenigsten.
Doch er ließ es über sich ergehen, denn er musste zugeben, dass das weinde Gesicht des Prinzen etwas an sich hatte. Von all den lustigen Miemiken, die der junge Dandelion bereits gezeigt hatte, fand er diese hier am besten.
Er hatte so ein schönes Gesicht und Dandelion hatte sich in den letzten Tagen nicht nur einmal vorgestellt, wie er wohl aussehen würde, wenn Tränen ihm die Wangen hinunter rannten.
Das Ergebnis hatte ihn nicht enttäuscht. Allerdings war die Art und Weise, wie es dazu gekommen war, unerklärlich unbefriedigend.
"Dandelion! Ich weiß wirklich nicht mehr wohin mit dir!"
Vaters Stimme kochte über vor Wut und hallte durch sein Zimmer.
Seit dem einen Vorfall sprach Jadas kaum noch mit seinem Sohn und wenn er es tat, dann nur um ihn zu rügen. Auch schien ihm seit je her sein eiserner Geduldsfaden gerissen zu sein, denn er versuchte es nicht einmal mehr klärende Gespräche mit Dandelion zu führen.
Wann immer er etwas anstelle, wurde er von ihm nur angeschrien, bekam zu hören was er verbrochen hatte und für mehrere Tage in sein Zimmer gesperrt.
Dies schien auch der einzige Weg zu sein, Dandelion einigermaßen in den Griff zu bekommen, was allerdings nicht unbedingt daran lag, dass er den gezwungenen Aufenthalt in seinem Zimmer als äußerst langweilig empfand.
Der eigentliche Grund dafür war tatsächlich Thlen.
Früher hatte es Dandelion als gleich empfunden, ob er nun im Unterricht oder in seinem Zimmer hockte, denn beides war in der selben Weise öde.
Doch jetzt, da er die Möglichkeit hatte sich täglich mit dem Prinzen zu treffen, war diese Langeweile für Dandelion unerträglich geworden.
Er hatte nach und nach seinen Schabernack reduziert und die Strafen die er bekam, wenn er sich doch mal nicht beherrschen konnte, fielen immer geringer aus.
Das Gestrüpp in der Nische war auch bereits so weit eingetrampelt, dass sich dort nur noch die dicken Wurzeln des Busches befanden.
Viele der Äste hatte er gezielt abgebrochen, um schnell hinaus zu kommen.
Trotzdem hatte Dandelion stets darauf geachtet auf unterschiedlichen Wegen zu jener Lücke zu gelangen, um sein Versteck von Außen auch weiterhin unkenntlich zu halten.
Es machte ihm bereits viel zu viel Spaß den ulkig lustigen Dingen, die Thlen so von sich gab zu lauschen und auch wenn er sich anfänglich nur für das wenigste interessiert hatte so hörte er ihm inzwischen aufmerksam zu. Er hatte gelernt, dass Thlen offenbar nicht der einzige mit solch ulkigen Eigenschaften war. Dessen Freunde schienen auch nicht besser zu sein.
Er hatte ihm viele Dinge erzählt über das Schloss, die Stadt und die Elfen darin.
Er lachte viel, auch wenn Dandelion häufig nicht verstand warum. Und Thlen war oft traurig, weil der jüngere so wenig über die Stadt und andere Dinge wusste, da er ja nie raus durfte.
Wann immer der Prinz Dandelion so trübseelig anblickte, nahm er den jüngeren in den Arm, was er wirklich am wenigsten verstand.
Grundsätzlich neigte Thlen dazu ihn sehr oft anzufassen. Sei es nur eine Hand auf seiner Schulter, ein Wuscheln durch sein silbernes Haar oder eine feste Umarmung. Egal was davon, Dandelion bekam es oft ohne, dass er den Grund dafür erkennen konnte.
Irgendwann meinte er ein Munster bezüglich der vielen Geschichter die der Prinz so hatte erkannt zu haben und obwohl er nicht nachvollziehen konnte warum, so wusste er zumindest das wann.
Dandelion hatte angefangen diese Gesichter heimlich vor einem Spiegel zu üben. Doch sie sahen einfach nicht so aus, wie bei Thlen.
Irgend etwas schien er dabei nicht richtig zu machen.
Oder hatte Thlen einfach nur wesentlich mehr Übung darin?
Was es auch war Dandelion war entschlossen das zu meistern. Es schien ihm nützlich.
Doch die heimlichen Treffen nahmen schließlich ein abruptes Ende, als Thlen nach den ganzen Monaten im Wald auf die Idee kam, Dandelion doch einfach in die Stadt mit zu nehmen. Er wollte ihm einige der Dinge zeigen, über die er erzählt hatte.
"Dich kennt dort sowieso niemand und wenn ich eine Kapuze aufsetze und andere Kleidung anziehe so wird es bestimmt klappen."
So einfach?
Über die Tatsache sein Aussehen zu verändern, um dadurch nicht erwischt zu werden hatte Dandelion noch nie nachgedacht.
Nun das war auch kein Wunder, denn er war schließlich das einzige Kind zuhause. Man würde ihn so oder so erkennen, egal was er an hatte.
Zum ersten Mal erwachte tatsächlich ein Interesse bezüglich seines Aussehens in ihm. Doch nur die Kleidung zu ändern erschien ihm als ineffizient.
Er müsste also etwas finden, was ihn völlig unkenntlich machen würde.
Dandelion stand reglos dar und blickte hoch in ein paar Augen so silbern, wie die seinen. Der Junge hatte diesen Blick schon einmal gesehen, wenn auch nicht gänzlich gleich. Es war wesentlich schwächer, beherrschter, doch lag das gleiche Entsetzen in den Augen seines Vaters, wie damals.
Dandelion sah nicht schuldbewusst weg, wie es ein Kind seines Alters wohl getan hätte. Er trat auch nicht nervös von einem Fuß auf den anderen.
Unerschüttert blickte er seinem Vater direkt in die Augen und er genoss es zu beobachten was sich darin abspielte. Neben Thlen war es nur sein Vater, dessen Gesichter ihn faszinierten.
Das komplette Gegenteil von dem Prinzen waren sie. Jadas besaß nicht so viele wie Thlen, was den Prinzen in Dandelions Augen über seinen Vater stellte.
Doch drückte man die richtigen Knöpfe so konnte auch er überaus interessant werden.
Das Gesicht, welches sein Vater am häufigsten zeigte, hatte Dandelion bereits vor langer Zeit gelernt selbst anzuwenden. Es war bereits ein Teil von ihm und war auch nicht sonderlich schwer gewesen. Dandelion musste lediglich das ganze Gesicht entspannen, seinen Kopf etwas nach unten neigen und seine Augenlider leicht senken.
Das war gar nichts gewesen im Vergleich mit der Akrobatik, die sich bei Thlen abspielte. Und der Junge hatte es so gut gemeistert, dass es bereits wie von selbst kam.
Auch jetzt trug sein Vater das für ihn typische Gesicht und blickte zu ihm herab.
Doch dessen Augen sprachen dennoch für sich.
Es war interessant für Dandelion zu beobachten, wie sehr sich sein Vater darum bemühte jenes reglose Gesicht zu wahren.
Aber warum?
Zuhause schien es ihn ja nicht zu stören. Was genau war denn hier der Unterschied?
Der Junge war viel zu fasziniert davon seinen Vater zu beobachten, um über die Konsequenzen nachzudenken.
Obwohl Thlen und Dandelion eh schon vorsichtig waren, indem sie nur die Seitenstraßen benutzt hatten, trafen sie ausgerechnet auf den einzigen Elfen, der Dandelion meilenweit erkannt hätte. Ausgerechnet das eine mal, wo sie nicht DRUMHERUM gekommen sind, die Hauptstraße zu überqueren, rannten sie direkt vor Jadas Pferd.
Jadas, der zu dem Zeitpunkt zu sehr in Gedanken versunkenen war, hatte gerade genug Zeit anzuhalten. Durch den Schreck hatte er seinen Sohn nicht direkt erkannt, glaube sogar anfänglich, dass er Halluzinationen haben müsste. Doch der Schrecken wich blackem entsetzen, als er erkannte, dass dem nicht so war.
Seinen Sohn auf offener Straße laufen zu sehen glich für ihn einem Albtraum.
Früher, weil er er sich vor Sorge um dessen Sicherheit kaum eine ruhige Nacht gönnen konnte.
Heute war es die Sorge um jeden, der diesem Kind begegnen könnte.
Jadas Albträume waren mit der Zeit immer bizarrer geworden und der Mangel an nächtlicher Ruhe zerrte an seinem Verstand. Er hatte angefangen deutlich nach zu empfinden, wie es wohl seiner Geliebten ergangen sein musste während der ganzen Zeit bevor sie spurlos verschwunden war. Er bereute es inzwischen zu tiefst, dass er nicht streng genug mit ihr gewesen war. Dass er nicht eindringlich genug sie dazu bewegt hatte zu ruhen. Doch inzwischen war es zu spät und es war Jadas klar, dass es sein Vergehen war.
Könnte er nur die Zeit zurück drehen....
Und auch jetzt!
Jetzt wünschte er sich ebenfalls die Macht der Zeit. Wünschte sich, er wäre wesentlich später oder früher aus der Versammlung raus.
Er wünschte sich, er hätte jenen wahr gewordenen Albtraum nie zu Gesicht bekommen oder die potenzielle Möglichkeit dazu rechtzeitig erkannt. Er wünschte sich gerade alles mögliche, um eben diesen Moment verhindert zu wissen.
"Was... Was machst du hier?"
Zischte Jadas und hätte dieses Monster... Dandelion... schon längst gepackt, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit gewesen wären.
Er kam wütend auf den Jungen zu, noch immer bemüht seine Fassung zu wahren. Doch plötzlich kam ihm Thlen dazwischen und nahm seine Kapuze runter.
"Halt!" kam es laut von dem Prinzen und mit beiden Armen von sich gestreckt, stellte sich der Blonde schützend vor Dandelion.
Jadas fühlte sich, als hätte man ihn in Eis gehüllt und gleichzeitig in Brand gesteckt, nachdem er das Gesicht des Prinzen erkannt hatte. Jetzt realisierte er, dass seine Albträume nicht im Ansatz so schlimm gewesen waren, wie die Realität selbst. Er war wie vor den Kopf gestoßen, denn das war absolut nichts womit er je gerechnet hätte.
Jadas kannte den Prinzen und dessen überaus gutmütiges Wesen. Die zwei zusammen zu sehen lähmte ihn förmlich und sein Magen zog sich zusammen. Hätte Jadas nicht schon seit Tagen kaum eine Mahlzeit runter bekommen, so wäre ihm vermutlich schlecht geworden.
Was hatte er bloß angerichtet?!
Noch bevor er weiter im Boden versinken konnte, erklang die aufgeregte und verzweifelte Stimme des Prinzen.
"Meister Duskbrook es ist meine Schuld! Ich war es, der Dandelion dazu überredet hatte in die Stadt zu gehen! Er wollte anfangs auch nicht mitkommen! Es ist alles meine Schuld!" plapperte Thlen drauf los.
Und tatsächlich blieb Jadas stehen und sein Entsetzen wuchs noch weiter.
Zu hören, dass der Prinz dies aus freiem Stück getan hatte und Dandelion auch noch verteidigte war zu viel für seine Nerven. Doch es war schließlich der Prinz selbst und auch wenn jener noch so jung war durfte der stolze Elf das nicht hinterfragen. Zudem war der Prinz viel zu gut erzogen, stets darauf bedacht seine Entscheidungen mehrfach zu überdenken. Diese Eigenschaften in seinem Alter waren sehr außergewöhnlich. Manch einer würde sogar behaupten, dass der Prinz Gesichter lesen konnte, wie offene Bücher.
Natürlich wusste man, dass es noch nicht an das Urteilsvermögen der Generäle oder des Königs, welcher sich bis heute noch einen zweiten Rat einholen, heran kam.
Dennoch zählte Thlen bereits mit seinen Elf Jahren als Wunderkind. Selbst Erwachsene taten sich schwer den Prinzen anzulügen und das war der Punkt, welcher Jadas verwirrte. Er wusste, dass Dandelion sich oft widersetzte und das einfach nur aus Prinzip. Dandelion erfand keine Lügen, nur direkte bösartigkeiten, die jeden an ihre Grenzen brachten. Ein Wunderkind, wie der Prinz, hätte das mit Sicherheit sofort erkannt.
Diese Tatsache warf Jadas aus dem Konzept.
Hatte der Prinz vielleicht etwas mehr in Dandelion gesehen als er, der sein leiblicher Vater war? Hatte Jadas tatsächlich etwas übersehen? Hatte er vielleicht sein eigenes inneres Chaos auf seinen Sohn abgeschoben.
Ein kälter Schauer lief Jadas brennend über den Rücken, als er Dandelion ansah.
Dieses grässliche grinsen!
Er sah das Blut an Dandelions Gesicht kleben.
Sah wie sich dessen Gesicht verzerrte und nun dem des verhassten Fey glich.
Innerlich erschrak Jadas und sah ein zweites Mal hin. Doch erkannte er nur das ausdruckslose Gesicht seines Sohnes.
Kein Blut, kein grinsen, nur scharfe Augen.
Jadas nahm wie von selbst einen Schritt zurück und verneigte sich kurz.
Er musste sich fassen, denn er stand schließlich dem Prinzen gegenüber.
"Junger Prinz! Verzeiht Ich habe euch nicht direkt erkannt." kam es höflich von ihm.
Oho!
Nun wurde Dandelion hellhörig.
Das Spiel in den Augen des Vaters war ihm nicht entgangen und so hatte er ihn auch nie erlebt.
Jadas sah er bisher als den stärksten von allen an, da jeder den er kannte jenem aufs Wort gehorchte. Und nun verneigte und entschuldigte sich der stolze Elf vor einem Kind, das kaum größer war als Dandelion selbst.
Stärke war wohl nicht alles und Dandelion sah sich bestätigt in der Annahme, dass Thlen seinem Vater überlegen sein musste.
Jener trug wieder dieses Lächeln was ihm durch Mark und Bein ging.
Thlen, der von all dem nichts wusste, sah Jadas Reaktion als ein Zeichen, dass er Dandelion tatsächlich helfen könnte.
Wunderkind hin oder her er war noch immer lediglich ein Kind, das sich nicht im Ansatz vorstellen konnte, was vorgefallen war.
"Bitte Meister Duskbrook! Der Schuldige bin ich! Dandelion hat nichts falsch gemacht! Ich war es, der ihn dazu überredet hatte! Bestraft mich an seiner Stelle! Ich bin gewillt die Konsequenzen meines Handelns zu tragen!"
Thlen versuchte erneut mit aller Kraft Dandelion zu schützen.
Ohohoo.
Das wurde ja immer interessanter!
Dachte sich Dandelion und sah nun den Prinzen an, welcher immer noch eisern seinem Vater in die Augen sah.
So etwas war völlig neu für Dandelion gewesen. Er hatte sich zwar schon gefragt wie weit Thlen für ihn gehen würde, allerdings erweiterte das den Rahmen seiner Vorstellung um ein vielfaches.
Dandelions Herz schlug schneller und ihm wurde angenehm warm.
Fühlte sich so Aufregung an? Er kannte den Begriff, hatte es auch sogar schon ein paar Mal vermutet zu haben. Der Vorfall mit seinem Vater hatte ihn zum ersten Mal den Anlass dazu gegeben überhaupt darüber nachzudenken. Doch hier empfand er es bewusst und er wollte mehr davon.
Dandelion war nun sehr gespannt zu sehen, wie sein Vater darauf reagieren würde.
Jadas schwieg einen Augenblick, fing allerdings schon bald an zu sprechen, nachdem er sich endgültig gefasst hatte.
"Euch zu strafen käme mir weder in den Sinn noch wäre es meine Aufgabe eure Exzellenz. Es hat Gründe, die nur den wenigsten bekannt sind, warum ich Dandelion im Haus behalte. Euer Vater gehört zu jenen. Ich werde über eure Worte nachdenken und angemessen damit umgehen. Dandelion muss allerdings unverzüglich mit mir nach Hause zurückkehren!"
Dandelions Aufregung verschwand bei der langweiligen Antwort seines Vaters und zusätzlich warf ihm Thlen mal wieder einen Blick zu den er nicht verstand.
Ihm blieb also nichts weiter übrig als zu folgen.
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