Stifte mit Eigenleben

🌹Es ist Damenwahl🌹

Verfluchte Scheiße aber auch!
Damenwahl?! Wieso das denn? Seit wann gibt uns unser sexistischer Schulleiter auch mal die Möglichkeit zu wählen? Niemals um genau zu sein. Und wenn ich ehrlich sein soll, dann war es mir bisher eigentlich immer egal, wer was entscheidet.
Meistens macht es dieser seltsame Typ aus meinem Geschichtskurs, der Mrs. Cotch jedesmal an der Warze leckt, so nah wie er seinen Tisch an sie ran schiebt, um auch ja alles zu notieren, was ihren Mund verlässt. Insgeheim bin ich mir mehr als sicher, dass er sogar ihren Speichel auffängt... diese Frau lässt bei jedem Wort eine Fontäne raus, die die Leute in der ersten Reihe hinterher pitschnass den Unterricht verlassen lässt.
Ein Glück, dass ich zu den absolut angesagten Leuten hier zähle und somit selber entscheiden kann, wo ich sitze. Puhh, aber so angesagt zu sein, kann aber auch echt stressen.

Alle paar Minuten muss man checken, ob der Lippenstift Bekanntschaft mit deinen Schneidezähnen gemacht hat, deine Haare makellos auf deinen Schultern liegen und vorallem (und das ist das wichtigste) muss ich darauf achten, dass meine Nase nicht glänzt.

Highlighter ist eine Sache, aber eine glänzende Nase?! Würg.

„Weißt du schon, wen du fragen wirst?", mischt sich Sasha in meine Gedanken ein und lässt mich somit endlich den Blick von diesem bescheuerten Plakat nehmen.
„Nein, ich habe keine Ahnung...Du?", sie lässt ihr Kaugummi knallen und zuckt nach einigen Sekunden endlich mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ist doch egal. Hauptsache er ist heiß und hat ein Auto", sie spuckt das Kaugummi auf den Boden vor sich und packt ein neues aus der Folie aus, um es sich in den Mund zu stopfen.

Sasha ist die lustloseste Person der ich je begegnet bin und sie redet wie eine Schlaftablette. Um genau zu sein, ist sie eine Schlaftablette, nur dass sie nicht so langweilig ist, wie ihr euch das jetzt sicherlich denkt. Sasha ist cool, wenn sie gerade in Laune ist.
„Menno... das wird echt eine schwere Wahl. Mir tun die Typen jetzt schon leid, die auf das alles hier verzichten müssen", sie streicht sich an der Hüfte abwärts nach unten „weil sie dieses Jahr nicht in den Geschmack kommen werden, mit mir zu reden, um somit einen Korb zu bekommen". Stacy tritt neben uns und beginnt sich mit Hilfe der Glasscheibe vor uns, den Lippenstift neu aufzutragen.  

Natürlich. Alle werden so traurig sein, nicht mit dir reden zu dürfen. Innerlich verdrehe ich die Augen und schaue wieder zu dem Plakat vor mir. Wen soll ich fragen?
Einen der Bad Boys, die am Ende eh mit dem unbeliebtesten Mädchen hier dorthin gehen? Oder einen von den Sportlern, die noch nicht mal in ihre Anzugsjacken passen, weil sie zu viele Gewichte gehoben haben? Ich habs! Ich frage einen von den normalos.

Ha! Das glaubt ihr doch selber nicht. Als ob ich mich so tief niederknien würde.

Der Gong unterbricht meine gehässigen Gedanken und wir drehen uns alle drei gleichzeitig um, damit wir durch den Gang stolzieren können. Während wir also den Gang entlang laufen, liegen alle Augen auf uns, ich werfe mir das Haar in einer hochnäsigen Art über die Schulter und sehe mich nach dem begehrtesten Jungen um. Rider White.
Dort lehnt er, lässig wie eh und je und seine vier fast genauso heißen Freunde umringen ihn und tun dabei so, als wenn ihnen die Welt am Arsch vorbeigehen würde. Aber das stimmt nicht. Letztens erst, habe ich gesehen, wie Tyler wegen einer schlechten Note in Sport hinter der Turnhalle geweint hat.
Liam gibt Nachhilfeunterricht für Kinder aus sozial benachteiligten Familien und die Zwillinge Aiden und Jayden arbeiten in einer Zoohandlung und kümmern sich dort um die Tiere, die kein Zuhause haben. Da habt ihrs, die Bad Boys sterben aus.

Aber Rider ist wirklich verdammt heiß... vielleicht sollte ich ihn ja fragen? Ich betrachte ihn ausgiebiger und bemerke dabei, dass er etwas oder besser gesagt jemanden anstarrt.

Suchend sehe ich mich um und scanne die Loser um mich herum.
Streber, Speichellecker, graue Maus, Frea... graue Maus!
Mein Blick schießt zu ihr zurück und fixiert sie, um zu sehen, was so interessant an ihr sein soll. Sie steht unbeholfen auf dem Gang herum und hat einen Stapel Blätter in der Hand, ihre Haare glänzen in einem hellen Braun und ich erkenne von hier aus, das ihre Augen strahlend grün sind. Oh Gott, bitte nicht.

„Stacy? Wieso fragst du nicht, ob Rider mit dir auf den Prom geht?", ich deute auf ihn und ihre braunen Augen leuchten glücklich auf. „Super Idee! Geht ruhig schon mal vor, vielleicht zieht er mich hinterher ja in die Abstellkammer da", sie deutet mit dem Finger auf eine Tür einige Schritte von uns entfernt.
Sasha zuckt unbeteiligt mit den Schultern und lässt wieder ihr Kaugummi knallen und im stillen freue -und ärgere ich mich zu gleichen Teilen, dass diesmal nicht ich die Bitch ist, die verlassen wird. Rider wird sich so lange mit Stacy vergnügen, bis die graue Maus sich endlich traut, mit ihm zu streiten.
Dann verlässt er Stacy, um das Unschuldslamm mit seinem fetten Auto durch die Gegend zu kutschieren und Stacy wird nach Rache sinnen. Grandios.

„Viel Spaß, Stace!", rufe ich ihr hinter her und mache mich weiter auf den Weg zu meinem Unterricht.
Im Klassenzimmer angekommen, setze ich mich mittig in den Raum an dem Platz, an der Wand. Sasha setzt sich neben mich und spielt mit ihrem Handy, während ich meine Geschichtssachen auspacke. Ich hasse dieses Fach. Ich bin eine absolute Niete und verstehe noch immer nicht, was daran so interessant sein soll, den Unterschied zwischen Klerus und Adel zu wissen. Es reicht, dass ich das Datum vom Unabhängigkeitstag kenne.

Vierter Juli, seht ihr?

Gerade als ich mein Handy anschalten will, um zu sehen, ob mir einer meiner Verehrer eine Nachricht geschickt hat, kommt Mrs. Cotch in den Raum gestampft. Vollgepackt wie immer mit ihrem Schulranzen für dich, einem Jutebeutel und ihrer kleinen Umhängetasche, die dem Neandertaler persönlich gehören könnte, braun und ledern.
Wenige Schritte hinter ihr, dackelt der Streber König in den Raum. Cargohosen in all ihrer wundervollen Grässlichkeit und ein Pulli mit Rautenmuster, passend zu seinen Socken, die jedesmal hervorlugen, wenn er sich bewegt. Auf seinem Gesicht ist dieses dämliche Grinsen ausgebreitet, welches er für jeden einzelnen Menschen auf diesem Erdboden übrig hat. Ich frage mich unwillkürlich, ob er immer noch so grinsen würde, wenn ihn Rider und seine Jungs verprügeln.

„Mrs. Cotch? Soll ich vielleicht das Licht einschalten? Ich bin mir sicher, dass alle mit Licht lieber und motivierter an ihren Aufgaben arbeiten", fragt er sie gerade und stellt seine Bücher auf den Tisch vor sich ab.
„Ach Harrison, das ist eine wunderbare Idee!", sie klatscht begeistert in ihre speckigen Hände und strahlt den Jungen regelrecht an. Blöde Hexe. Harrison ist der einzige hier, den sie jemals anlächeln würde, oder über etwas anderes als die Versetzungsgefahr redet. Viele hier im Kurs sind gefährdet, das Jahr zu wiederholen, sollten sie keine angemessene Note am Ende des Schuljahres hervorbringen. So auch ich.

Mit zusammengekniffenen Augen beobachte ich, wie der Idiot zum Lichtschalter schlendert und dafür sorgt, dass gelbes Licht den Raum dutchflutet.
Einige stöhnen im Protest auf, weil die Bedingungen für ein Nickerchen nicht länger gestellt werden, aber bei dem Blick unserer Lehrerin schweigen alle sofort.

„Also gut fangen wir mal mit ihren Quellenanalysen an... wie sie sich sicher denken können, waren sie grottenschlecht!", ich zucke unter ihren harschen Worten zusammen und beiße mir auf die Unterlippe. Bitte keine sechs, bitte keine sechs, bitte keine sechs!

Viele von ihnen haben ein ungenügend erhalten und ich frage mich langsam wirklich, woran es liegt", sie setzt sich auf die Kante ihres Schreibtisches und lässt den Blick schweifen.
Ihre dicken Brillengläser lassen ihre Augen doppelt so groß erscheinen und ihr Mund ist verkniffen zu einer schmalen Linie verzogen. Ich bin erledigt.
„Ich möchte das Sie sich erstmal allesamt einen eigenen Überblick dazu verschaffen und werde die Klausuren nun austeilen", sie seufzt schwer und tut so, als ob ihr unser Schicksal wirklich nahe gehen würde. Mit einem letzten prüfenden Blick durch den Klassenraum befreit sie die Klausurbögen aus ihrem Jutebeutel und beginnt die Klausuren zu verteilen.

Mit jedem Bogen der ihren Händen entkommt, wächst meine Unsicherheit, bis sie endlich vor mir und Sasha zum stehen kommt.
„Sasha, das Ergebnis war wirklich überraschend...", sie reicht meiner Freundin ihre Klausur die sich nicht mal die Mühe macht, sie aufzuschlagen, bevor sie sich zu mir wendet. Schnell setze ich ein falsches Lächeln auf, doch ihre Miene bleibt ausdruckslos.
„Gillian", damit legt sie mir die Papiere, die mich womöglich mein Leben kosten, hin und verschwindet.

„Yeah! Ich hab ne eins, ich hab ne eins", mein Kopf ruckt auf und ich starre wütend zu dem Idioten, der vor der Tafel steht und glücklich vor sich hin tanzt. Er schwingt seine Hände zu einem Kreis vor sich her und strahlt uns alle überglücklich an, wütend wühle ich in meinem Mäppchen nach einem alten Stift, den ich nicht mehr brauche und werfe ihn ab. Ihr dachtet doch nicht, dass ich einen der guten Stifte werfen würde, oder?
Zufrieden sehe ich, wie mein Stift ihn an der Stirn trifft und er verstummt. Endlich.
Er bückt sich und hebt den Stift auf und blickt sich suchend im Raum um, bis seine Augen auf mich fallen. Er glotzt mir durch seine Brillengläser entgegen, durch die man seine Augen nicht erkennen kann, weil sie nicht entspiegelt sind.

„Gillian, ich denke du hast deinen Stift verloren", er hebt den Stift in die Höhe und marschiert auf mich zu. Verflucht! Was geht mit dem?
„Hier", er reicht mir den Stift und lächelt mir zu „mir passiert das auch ganz oft, dass die Stifte ein Eigenleben entwickeln". Augenbrauenwackelnd grinst er mich an und schiebt sich seine Brille die Nase hoch, die ihm immer wieder am Nasenrücken herunter rutscht. Grün. Seine Augen sind Grün.
Perplex starre ich ihm in die Augen, bis mich ein Hauch von Thunfisch trifft und ich unwillkürlich die Nase rümpfe.

„Das war Absicht du Idiot!", rufe ich genervt und schnappe mir meinen Stift, den er mir nach wie vor unter die Nase hält.
Sein Mund verzieht sich zu einem 'O' und er reibt sich peinlich berührt den Nacken, bevor er mir entschieden zu nahe kommt, in dem er sich zu mir vorbeugt.

„Wenn du meine Aufmerksamkeit wolltest, dann hättest du mich auch einfach ansprechen können", flüstert er und zwinkert mir wieder kurz zu, ehe er sich umdreht und zurück an seinen Platz nach vorne läuft.

Wtf....


*****
Neues Kapitel!!!🙌🙌🙌❤

Na? War es interessant mal alles aus der Sicht der Hexe zu sehen? Wie fandet ihr die Aktion mit Stacy?😂😂
Und dann ist da natürlich noch Harrison...

Hach.... das macht echt Spaß❤

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