Enthüllungen
„Ach komm schon Gillian", seine Hand legt sich auf meinen nackten Oberschenkel und rutscht von dort aus weiter nach oben. Stirnrunzelnd betrachte ich seine Hand die mir vor einigen Wochen noch Gänsehaut beschert hat und seufze innerlich auf.
Wieso können Kerle es nie gut sein lassen?
Nein bedeutet, ob sie es nun glauben oder nicht, nein.
Doch Kyle ist scheinbar der Meinung, dass er es besser wüsste. Wie immer.
In den Monaten in denen wir zusammen ausgegangen sind war es jedes Mal so, dass er mir seine Überlegenheit demonstrieren musste indem er mir beispielsweise nur zu gerne gezeigt hat, wie stark er ist, oder über andere Leute in unserer unmittelbaren Nähe gelästert hat, weil er wusste, dass ihn ohnehin niemand zum schweigen bringen würde. Er ist so nervig.
Aber eines muss man ihm lassen: Er weiß wie man eine Frau küssen muss, damit sie schnurrt und nach mehr bettelt.
So ging es ungefähr zwei oder drei Monate zwischen uns ab. Abends gingen wir meistens ins Dinner, in dem sich das Footballteam traf und aßen fettiges Zeugs nur um anschließend zu ihm zu fahren und verboten gute Dinge zu tun.
Kyle und ich hatten ein eigentlich recht gutes Arrangement, aber er musste ja jeder zweiten die an uns vorbei lief auf den Arsch gucken und es kam nicht gerade selten vor, dass ihm die Hand gerne mal ausrutschte.
Wegen seiner Stielaugen und den Wolfsklauen beendete ich es, was er ziemlich gelassen hinnahm und von da an jedes Wochenende mit einer neuen Tussi gesehen wurde.
Stacy wurde zu der Zeit besonders grummelig, weil er so gut wie jedes Mädchen an der Schule flachlegte- bis auf sie. Er hat es sogar bei Sasha versucht, woraufhin sie ihm ihr Kaugummi ins Gesicht klebte.
Sein Kreischen habe sogar ich mitbekommen, obwohl ich etliche Meter von ihnen entfernt auf dem Schulhof stand. Er ist so ein Idiot.
Angewidert schlage ich seine Hand von meinem Bein und sehe ihn unbeeindruckt an.
„Vergiss es, probier es bei jemandem anderen", sage ich und wende mich meinem Essen zu. Man sollte meinen, dass mir dank ihm der Appetit vergangen ist, aber ich sehe täglich Giseles Visage vor mir also ist er da nicht annähernd so schlimm.
„Komm schon Baby", raunt er in dieser Stimmlage bei der ich seltsamerweise jedesmal angeturnt von ihm war. Was stimmt bitte nicht mit mir?
„Wenn du schon deine Krallen ausfährst, kannst du sie mir gerne über den Rücken ziehen...So wie früher."
Er lehnt sich zu mir vor und legt mir die Lippen an den Hals, um einen federleichten Kuss dorthin zu drücken. Ich erschaudere unweigerlich und neige den Kopf, um das Kribbeln zu verscheuchen.
Er lacht leise in sich hinein und schlingt mir seinen muskulösen Arm um die Taille, rückt ein wenig näher zu mir und vergräbt seine Nase in meinen Haaren.
Auch da drauf stand ich mal. Oder tue es immer noch...
„Kyle nicht...", er drückt mir einen weiteren Kuss an diese verdammt empfindliche Stelle unter meinem Kiefer und lässt mich verstummen. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und genieße die Berührung seiner Lippen auf meiner Haut.
Es ist ziemlich lange her, dass ich was mit einem Kerl hatte, denn Alessio war in letzter Zeit eindeutig zu oft in meinen Gedanken, weshalb ich nicht mal mehr auf Männerjagd gehen konnte.
„Komm, lass uns die letzten Stunden einfach sausen lassen. Wir hätten das Haus für uns ganz alleine und du könntest uns dann diese süßen Törtchen machen auf die du so stehst." Er lehnt sich ein kleines Stückchen zurück um mir prüfend in die Augen zu sehen.
„Weißt du Gil...Ich vermisse dich", sagt er und verzieht ein Stückweit die Stirn, während ich ihn einfach nur stutzig anstarren kann.
Wie bitte?!
Das hat er jetzt nicht gesagt oder? Das kann er niemals ernst meinen, immerhin ist er die männliche Schulbitch, Gillian in männlich, mein Gegenstück, meine verdorbene Hälfte...okay ihr wisst worauf ich hinaus möchte. Und da ich niemals über meine Gefühle rede, verwirrt es mich gerade ziemlich sehr, dass er es tut.
Kyle und ich hatten die beste Sorte Beziehung die man überhaupt führen kann.
Die Sorte Beziehung in der beide zufrieden sind, kein geben und nehmen, keine Gefühlsduselein und dieses ganze Pärchenzeug von wegen:
Oh Babybu, hast du mich auch so sehr vermisst wie ich dich?
Oder:
Nein! Du legst zuerst auf! Nein ich streite mich nicht mit dir, dafür bist du mir zu wichtig...oh wirklich? Aww du bist der beste feste Freund den man nur haben kann.
Ganz im ernst, ich verstehe nicht worüber die am Telefon überhaupt reden! In der einen Sekunde sagen sie sich dass sie sich lieben und in der nächsten Sekunde geht es darum, wie der andere in Socken aussieht. In Socken.
Pärchen sind dämlich. Genauso wie die Liebe auch, denn sie bringt einem nichts als Schmerzen ein. Ich bin das beste Beispiel.
Es ist bereits ganze zwei Wochen her, dass Mrs. Cotch im Schulflur kollabiert ist und ins Krankenhaus gefahren wurde. Sie hatte, wer hätte es gedacht, ihr Insulin nicht genommen und davor den Kantinensalat mit zu viel von dem weißen Dressing gegessen. Als Reaktion darauf, war ihr Körper heruntergefahren. Von wegen die ernährt sich gesund!
Harrison hatte seitdem diese Neuigkeit im Umlauf war geschwiegen. Dieser blöde Mistkerl. Er hat mich die ersten Tage lang angeknurrt, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, doch als alles geklärt wurde, hat er den Schwanz eingezogen und meidet meine Blicke. Endlich.
Doch genauso geht es mir gerade mit Alessio.
Ich sehe ihn so gut wie nie und wenn doch, dann sieht er mich nicht, weil er sich dann meistens mit Teamkollegen oder einem Mitschüler unterhält. Letztens stand er am Spind von irgend einer Tusse und hat sich angeregt mit ihr unterhalten. Ich wäre am liebsten da hin gestampft, um sie in ihren Schrank zu schubsen und dort einzusperren. Dort hätte sie schreien, heulen, bitten und betteln können egal was, ihr Grab wäre es trotzdem geworden.
„Kyle. Lass gut sein und-",
„Hallo Kyle", ein Tablett wird hart auf den Kantinentisch abgelegt, sodass das darauf liegende Geschirr klirrend aneinander stößt. Sasha.
Sie schiebt ihren Stuhl hervor und nimmt provozierend langsam darauf Platz. Ihre Augen verlassen sein Gesicht dabei für keine Sekunde, während eine große pinke Blase zwischen ihren braun geschminkten Lippen erscheint. Mehr als laut lässt sie sie anschließend an unserem ruhigen Tisch platzen und lenkt somit ein wenig Aufmerksamkeit auf sich.
„Ähh hi Sasha...", ich höre ihn leise neben mir schlucken. Wahrscheinlich hat er ein Kaugummi Trauma vom letzten Mal, verübeln kann man es ihm irgendwie nicht.
Sein Arm der nach wie vor um meine Taille geschlungen ist, verstärkt seinen Griff um mich.
„Lass mich los Kyle", sage ich seufzend und schlage seinen Arm von mir.
„Aber...",
„Ja Kyle lass sie los. Und am besten ist es du gehst zu deinen Gorillas zurück, sonst nimmt jemand anders noch deinen Platz als Silberrücken ein, weil du nichts mehr unten rum vorzuweisen hast", sie führt ihren Daumen und Zeigefinger an die Lippen und nimmt den pinken Kaugummi, an dem sie gerade noch glücklich gekaut hat heraus und klebt ihn anschließend mit dem Daumen auf eine Serviette. Die Geste erinnert mich an einen Kettenraucher, der seinen glühenden Zigarettenstummel in einem Aschenbecher ausdrückt.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein breites Lächeln aus, als Kyle aufsteht und dann zu mir herunter sieht.
„Ich schreibe dir Baby", mit diesen Worten stakst er davon und setzt sich wieder an seinen Tisch, an dem die halbe Mannschaft sitzt und grölt. Was für Idioten.
„Oh man so eine Flasche", murmelt Sasha unbeeindruckt und storchert in ihrem Essen rum. Das ist mir schon ziemlich oft bei ihr aufgefallen. Sie sitzt meistens die gesamte Pause an ihrem Essen, weil sie so langsam isst. Sie ist auf jeder nur erdenklichen Weise eine Schlaftablette.
„Danke Süße", sage ich leise und grinse sie an. Sie schiebt sich quälend langsam eine kleine Blüte Brokkoli in den Mund, bevor sie mich mit ihren dunklen funkelnden Augen verschmitzt angrinst. Ab da essen wir im Stillen weiter.
Sie sitzt über ihren Teller gebeugt da und ich versuche noch eilig die Schalen mit Elektronen und Protonen zu füllen, damit ich in Chemie gleich etwas vorweisen kann.
Chemie ist ein tolles Fach. Seltsamerweise ist es das einzige in dem ich wirklich richtig gut bin.
„Hey Leute."
Bei der leisen piepsigen Stimme schaue ich von meinen Aufgaben hoch und direkt in Katys grüne Augen. Sie lächelt mich genauso wie am ersten Tag auch schon nach wie vor unsicher an. Wahrscheinlich rät ihr ein innerer Instinkt, sie solle sich vor mir in acht nehmen. Gute Instinkte, muss ich schon sagen.
„Hi Katy, setz dich doch! Wie oft soll ich dir sagen, dass du hier immer willkommen bist?", sage ich gespielt fröhlich und deute auf den Stuhl neben mir, auf dem vorhin noch Kyle saß.
Auf ihren Wangen breitet sich eine leichte Röte aus, bevor sie lächelnd nickt und sich neben mich setzt.
Eigentlich ist sie ganz okay. Also irgendwie.
Sie redet nicht besonders viel und scheint ein echter kleiner Buchwurm zu sein. Zudem muss ich ihr echt meine Achtung zusprechen, weil sie Rider nach wie vor von sich halten konnte. Normalerweise hat er selbst die schüchternste Kirchenmaus innerhalb von genau drei Tagen für sich. An Rider habe ich mich bisher noch nicht probiert, er ist zwar verdammt heiß, aber auch ziemlich seltsam. Sieht man von den illegalen Autorennen und der Mafiazugehörigkeit weg, ist er ja eigentlich ein ziemlich unspektakulärer Kerl. Vielleicht ändere ich das ja irgendwann, ich habe gehört er soll eine ziemlich gute Nummer sein.
Ich schaue kurz zu der süßen kleinen Katy rüber und sehe, wie sie angespannt die Hände zu Fäusten geballt hat. An ihrem Unterarm sehe ich einen dunkelroten Fleck, so als hätte ihr jemand das Handgelenk zerquetscht oder so ähnlich.
„Was ist denn mit deinem Arm?", frage ich sie, bevor mir überhaupt klar wird was ich da gesagt habe.
Erschrocken verdeckt sie den Fleck mit ihrer Hand und sieht mich schuldbewusst an. So als hätte ich sie dabei erwischt, wie sie Milch direkt aus der Packung trinkt und sie anschließend leer in den Kühlschrank zurückstellt. Genau so schaut sie mich an.
„Ich...i-ich...das...", sie seufzt schwer und starrt dann grimmig auf die Tischplatte.
„Das war mein Stiefbruder. Er ist so ein verdammter Idiot", gibt sie schließlich zu.
„Aber es war nicht absichtlich! Wir haben uns gestritten und ich habe ihm beleidigende Dinge an den Kopf geworfen und da hat er mich am Arm gepackt und zu sich gezogen, damit ich nicht weglaufen kann", sie lässt ihren Kopf in die offenen Handflächen fallen und rührt sich nicht mehr.
Sasha räuspert sich nach einigen Minuten der Stille und steht auf.
„Ich gehe mir nur kurz Salz holen...der Fraß schmeckt seltsam", sie wirft mir einen kurzen Blick zu den ich wütend erwidere, bevor sie in ihren schwarzen Bikerboots davon stiefelt. Ganz stark.
„Das klingt...ähm... es klingt so als sei er ein verdammtes Schwein", biete ich ihr als Diskussionspunkt an.
„Ist er auch! Er ist so nervig und lästig und unverschämt! Und dann diese ganzen Frauen die Tag ein Tag aus bei uns auf der Matte stehen und mir die Ohren wegstöhnen!", bricht es aus ihr heraus. Ihre grünen Augen funkeln vor Wut und in ihrem Gesicht sind rote Flecken zu sehen. Wow, die ist ja mal mega angepisst von dem. Wer auch immer er ist, ich muss ihn kennen lernen.
„Und weißt du was das schlimmste daran ist? Meine Mutter liebt seinen Vater unsterblich! Ich habe sie noch nie so glücklich erlebt wie mit seinem Dad. Ich meine hey, sein Dad ist ein wirklich guter Kerl, aber er...agh!", sie wuschelt sich durch die Haare, um ihrer Wut ein Ventil zu verschaffen.
„Ich hasse ihn! Rider White ist der größte Mistkerl den ich je gesehen habe!"
Und selten haben mich so wenige Wörter so schnell zum lächeln gebracht, wie gerade jetzt.
Habe ich euch nicht gesagt, dass es einfach nur grandios wird? Doch, doch das habe ich. Ich bin ein wahrhaftes Genie!
♡♡♡
SCHOCK!!! Seid ehrlich!😂😂wer hätte damit gerechnet?
Ich habe euch doch gesagt, dass heute ein krasses Klischee vorkommen wird. Na ja eigentlich sind einige mehr aufgetaucht xD
Und natürlich auch Gillians Ex-Lover...
Wer ist noch so stolz auf Sasha wie ich?😆
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤
xo Dina
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