Das Mäuschen bekennt Farbe
Mehr als glücklich lehne ich mich zu Katy Mäusschen vor und lege ihr eine Hand auf die Schulter.
„Hey, beruhige dich Süße. Er ist es nicht Wert", versuche ich sie etwas zu beruhigen, damit ich ihr die ersten Fragen stellen kann.
Sie atmet schwer durch und nimmt einen großen Schluck Wasser aus der Flasche die ich ihr hin halte. Ihre Augen sind an die Cafeteriadecke gerichtet und ihre Stirn ist gerunzelt. Rote Flecken zieren ihre Wangen und Hals und ich könnte schwören, dass ich Tränen in ihren Augen glitzern sehen kann. Na toll.
„Weißt du was das schlimmste ist?", fragt sie mich nach einigen Minuten.
„Das Schlimmste ist, dass meine Mom seinen Dad bedingungslos liebt und er sie. Ich sehe es. Die Beiden lieben sich wirklich und ich freue mich so sehr für meine Mom. Sie hat es verdient. Aber mit ihm zusammenzuleben ist der Horror!", sie starrt nach wie vor an die Decke und hat die Augen mittlerweile etwas zusammen gekniffen. Sie steht echt kurz vor einem Heulkrampf.
„Die vielen Mädchen die täglich ein und aus gehen, seine bescheuerten Kommentare sobald er mich sieht und wie er in Gegenwart meiner Mutter über sie redet. Er ist so ein respektloses Arschloch!", den letzten Satz sagt sie so laut, dass sich wieder einige neugierig zu uns wenden.
„Glotzt nicht so bescheuert", knurrt Sasha die in diesem Moment wieder an unseren Tisch tritt. Ohne Salz.
Katy neben mir kichert leise bei Sashas harschen Worten, was die Tränen nun letztlich doch aus ihren Augen quillen lässt. Sie lacht und lacht, weint und weint.
Verstört starren Sasha und ich sie an, bevor sie plötzlich aufsteht und die Cafeteria verlässt.
„Komisches Kind", kommentiert Sasha nur und starrt ihren Teller an.
Genervt verdrehe ich meine Augen und schnappe mir meine Tasche. Die Kleine weiß wie man eine Show abzieht, aus der lässt sich also definitiv etwas machen.
„Ich gehe sie mal aushorchen", sage ich und verlasse den Tisch ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.
Eilig gehe ich ihr nach, doch auf dem Gang vor der Cafeteria sehe ich sie nirgendwo. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Schnaubend laufe ich weiter in Richtung der Mädchentoiletten. Nach einem Heulkrampf verbarrikadieren sich Mädchen für gewöhnlich entweder in ihrem Zimmer oder eben im Bad, um das wenige Make up das übrig geblieben ist entweder abzuwaschen, oder zu erneuern.
Dort angekommen reiße ich die Tür auf und siehe da: Sie ist nicht da.
„Katy?", rufe ich in den offensichtlich leeren Raum hinein und horche für einige Sekunden. Sie ist wirklich nicht da.
Genervt seufze ich übertrieben auf und laufe den Schulflur entlang. Um diese Uhrzeit steht kaum jemand hier, da sich alle entweder beim Mittagessen befinden oder sich draußen auf das große Feld gesetzt haben. Aus dem Grund fallen mir auch sofort die beiden unterdrückten Stimmen auf, die sich offensichtlich ziemlich hitzig wegen etwas unterhalten. Langsam und vor allem leise schleiche ich mich durch den Gang und spähe in den Raum hinein aus denen ich die Stimmen lokalisiere. Die Tür ist einen ganzen Spalt geöffnet, sodass ich ganz ungehindert einen Blick auf die beiden Menschen erhaschen kann die nahe der Tafel stehen. An der Wand.
Rider und Katy.
Sie steht mit dem Rücken gegen die Wand gepresst und auch aus der kleinen Entfernung kann ich erkennen, dass ihr Gesicht noch immer etwas tränenverschmiert ist und diese fiesen roten Flecken noch immer auf ihren Wangen tanzen.
„Willst du mir jetzt endlich mal sagen wieso du weinst?", sagt Rider in diesem Moment und geht noch einen kleinen Schritt auf sie zu.
„Verzieh dich! Komm mir nicht zu nahe", quietscht Katy.
„Ich komme dir zu nahe wenn ich es möchte. Also? Wer war das?", er nickt in Richtung ihres Gesichts das nach seinen Worten plötzlich ausdruckslos wird.
„Du bist ein verdammtes Arschloch, Rider."
„Wieso?", fragt dieser sie verdutzt. Idiot! Es ist doch wohl offensichtlich!
„Geh weg oder ich schreie und das meine ich ernst. Es interessiert mich nicht wer uns hier so finden würde."
Wow, die hat Mumm. Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch und beobachte gespannt Ryders Reaktion auf ihre Worte.
Er fängt an zu lächeln und schüttelt dann immer noch lächelnd langsam den Kopf. Doch das Lächeln sieht alles andere als freundlich aus.
„Hör mal gut zu, Kleine. Wenn ich will kann ich jeden an dieser Schule gegen dich aufbringen. Ich müsste dich nur zur Zielscheibe machen, der Rest erledigt sich von da an wie von selbst. Diese Gillian wäre die Erste die anbeißen würde. Wieso hängst du eigentlich mit der ab? Sie ist das größte Flittchen hier, heiß aber ein Flittchen", sagt er und geht noch einen Schritt auf sie zu.
Es kostet mich alle Selbstbeherrschung die ich in meinem Körper zusammenkratzen kann, um nicht in diesen Raum zu stürmen, meinen Stiletto auszuziehen und ihn ihm in den Kopf zu rammen. Was fällt diesem Mistkerl ein mich als Flittchen zu bezeichnen? Da hilft nicht mal die Tatsache das er mich heiß findet.
Ich bin keines. Ich bin eine falsche Schlange, ein hinterhältiges Biest, egozentrisch und so was, das schon. Aber kein Flittchen. Wenn der wüsste.
„Rede nicht so über sie! Das würde sie nicht. Und weißt du was? Das kannst du gerne machen, mach ruhig. Es sind ein paar Monate und dann bin ich hier weg. Wenn du denkst dass mir meine Zukunft egal ist und ich sie mir lieber mit dem Geld meines Vaters aufbaue, dann hast du dich aber gewaltig geschnitten, Rider White!"
Für genau einen Moment bleibt mir das Herz stehen bei ihren Worten, bevor es doppelt so schnell in meiner Brust pumpt und ich spüre wie mir die Hitze in die Adern schießt.
Meine Wangen erhitzen sich und auch meine Ohren glühen.
Wie kann sie nur so etwas über mich sagen? Sie kennt mich gerade mal seit ein paar Wochen. Und auch wenn ich freundlich zu ihr war und Stacy regelmäßig das Maul gestopft habe, als Freundin oder so etwas habe ich sie nun wirklich nicht gesehen. Eher als Mittel zum Zweck. Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie angepisst Stacy von ihr ist.
Schon allein wegen der Tatsache, dass Riders Augen immer nur auf Katy Mäuschen lagen, statt auf ihr. Und jetzt wissen wir endlich was das ganze auf sich hat.
Riders lautes Lachen reißt mich aus meinen Gedanken und ich konzentriere mich wieder auf die Beiden.
„Du hast echt keine Ahnung mit wem du du abhängst, was? Ich hab dich jetzt auf alle Fälle vorgewarnt. Wundere dich nicht, wenn eines Tages Gerüchte über dich in Umlauf gebracht werden, die dich für den Rest deines Lebens als Single dastehen lassen."
Der scheint ja heute mal einen mega schlechten Tag zu haben. Ich habe noch nie den Ruf einer Person so stark demoliert, dass sie niemand mehr abschleppen wollen würde. Das liegt unterhalb der Gürtellinie.
Selbst für mich.
Katys ohnehin schon bleiches Gesicht erbleicht wenn möglich noch mehr und ich kann sehen wie ihre Kehle arbeitet, als sie schwer schluckt.
Sie ist kurz davor ihm zu glauben und aus einem mir unergründlichen Grund, bekomme ich Panik. Sie darf ihm nicht glauben.
Zu der absoluten Überraschung von uns allen, hebt sie plötzlich die Arme und schubst Rider der es wohl nicht im Entferntesten erwartet hätte ein ganzes Stück rückwärts.
Er taumelt einige Schritte bevor er sich wieder fasst und sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Genauso sehe ich wahrscheinlich auch aus, denn ich spüre schon wie meine Augen wehtun vom wenigen blinzeln.
„Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten! Hör auf mich ständig abzufangen und sonst was! Solange wir in der Schule sind, möchte ich nicht dass du mir auch nur annähernd zu nahe kommst, hast du das verstanden? Zuhause ist das eine andere Sache. Da muss ich mit dir reden, aber wir sind hier nicht Zuhause. Und hier kann ich es mir aussuchen, ob du und ich reden oder nicht und ich möchte es nicht."
Sie atmet schwer und sieht sich dann hektisch im Raum um, ehe sie ihre Tasche hinter sich an der Wand lehnen sieht. Sie bückt sich um sie aufzuheben und sofort schrillen bei mir die Alarmglocken.
Hastig renne ich über den Gang zurück um die Ecke und von dort aus ins Mädchenklo.
Mit klopfendem Herzen lehne ich mich dort ans Waschbecken und starre die Tür an, so als wenn Katy jeden Moment hereinkommen könnte.
Ich weiß noch immer nicht ganz recht, wie ich mich fühlen soll.
Sie hat mich vor ihm in Schutz genommen. Mich! Gillian Hardy.
Das würden nicht mal meine Schwestern für mich tun.
Pah! Die sowieso nicht.
Irgendwie habe ich mit einem Mal einen seltsamen Geschmack auf der Zunge, der sich selbst mit schlucken nicht beseitigen lässt. Ein Blick in den Spiegel hinter mir zeigt mir, dass meine Wangen noch immer etwas gerötet sind.
Verdammt reiß dich zusammen Gillian!
Ich werfe mir entschieden das Haar über die Schulter, straffe diese und gehe letztlich mit hoch erhobenem Kopf aus der Mädchentoilette raus. Niemand kann mir was anhaben, niemand kann-
„Du hast die Beiden belauscht. Das kannst du nicht abstreiten, ich habe dich gesehen."
Ich zucke bei der Stimme die völlig überraschend auf mich einspricht zusammen und drehe mich ertappt um. Mit weit aufgerissenen Augen suche ich nach der Quelle und sehe Harrison nur wenige Schritte von mir entfernt stehen. Ein selbsgefälliges Grinsen ziert seinen Mund und eine Braue ist überheblich erhoben. Ich will ihn schlagen.
„Schön für dich. Was besseres hast du ohnehin nicht zu tun, was?", erwidere ich betont lässig und ignoriere das Brennen in meinen Ohren.
Er verzieht kurz die Stirn, bevor er wieder grinst.
„Ich wusste doch dass dir der Gedanke gefällt, du wirst rot. Und um deine Frage zu beantworten: Doch das habe ich, es war eher aus Zufall das ich dich dort stehen gesehen habe", wieder ein Grinsen.
Mir klappt die Kinnlade herunter und ich glotze ihn wie so oft einfach nur an. Was hat der Kerl bitte für ein Ego? Ist das normal? Oder ist ihm seine Brille einfach nur zu schwer?
Kopfschüttelnd starre ich ihn an bevor, wie so oft in seiner Nähe, die Wut von mir Besitz ergreift.
„Kümmer du dich mal bitte um deinen eigenen Scheiß! Und falls du es noch immer nicht bemerkt haben solltest: Ich hasse dich!", rufe ich laut über den Gang.
Das Lächeln erstirbt auf seinen Lippen und ein fragender Blick erscheint auf seinem Gesicht.
„Nur weil ich dich abserviert habe? Würde dir ein Date mit mir etwa so viel bedeuten?"
Ich schließe schwer seufzend meine Augen und lege mir die Hand über die Stirn.
Das kann ja wohl nicht wahr sein. Wieso um alles in der Welt pocht dieser Kerl bitte darauf, dass ich auf ihn stehe? Nicht das es der Fall ist!
Aber wieso? Wieso ich?
Langsam aber schnell fange ich an mich absolut verarscht zu fühlen.
„Hör zu, ich sage es dir ein letztes Mal: Ich. Stehe. Nicht. Auf. Dich. Okay? Hast du das verstanden?", sage ich nach einigen Momenten ruhig und langsam, weil laut und abfällig bisher nichts bei ihm gebracht hat.
„Weißt du was Gillian? Irgendwie mag ich dich", erwidert er bloß und nickt dabei.
„Du bist zwar nicht ehrlich zu dir selbst, aber du bist immerhin ein junges Mädchen, dass zum ersten Mal in ihrem Leben abserviert wurde. Da ist das gar nicht mal so verwunderlich das du so reagierst. Du gehst das Ganze zwar falsch an, aber daran können wir arbeiten. Nur nicht jetzt, weil ich zuerst die Listen für die Clubs einreichen muss."
„Ja, ja mach das. Ich muss jetzt los", sage ich schlicht und beobachte wie er verzückt die Augenbrauen hebt.
Ich drehe mich von ihm weg und gehe den Gang entlang zurück in Richtung der Cafeteria. So wie ich Sasha kenne, ist sie noch lange nicht fertig mit ihrem Teller.
„Endlich hat sie Vernunft angenommen", kann ich ihn hinter mir murmeln hören und würde ihn deswegen am liebsten mit meinen Haaren strangulieren. Wie in diesem Anime aus meiner Kindheit. Verdient hätte er es.
Mit diesem Blödmann kann man kein vernünftiges Gespräch führen, das ist mir jetzt bewusst.
Stopp.
War ich nicht sauer auf den Mistkerl?!
Ich mache auf dem Absatz kehrt und laufe zu ihm zurück, seltsamerweise hat er sich keinen einzigen Millimeter vom Fleck gerührt.
„Was fällt dir eigentlich ein mit mir zu reden?! Die Mrs. Cotch- Sache habe ich nicht vergessen! Halte dich von mir fern, oder ich ruiniere dich", sage ich drohend und sehe mit Genugtuung dabei zu, wie sich sein Gesicht verzieht.
„Aber Gillian-"
„Gillian? Was ist hier los?"
♡♡♡
Hallo :)
Es ist Wochen her, ich weiß. Ich war ja für acht Tage off und als ich wieder da war, musste ich mich erstmal sortieren. Davor hat mir die Lust gefehlt zu schreiben.
Ich hoffe sehr, dass sich das nicht wiederholt :3
Eigentlich wollte ich gestern bereits updaten, aber da war ich echt mega down.
Wie dem auch sei: ich hoffe meine Laune hat sich nicht zu stark auf das Kapitel abgefärbt :D
Ich weiß ja, dass viele von euch Katy mögen. Mögt ihr sie jetzt noch mehr? xD
Sie war ziemlich mutig, nicht? Ich wollte euch damit zeigen, dass jeder aus sich hervorkommen kann. Wenn ihr schikaniert werden solltet oder ähnliches- lasst es nicht einfach so im Raum stehen.
Ich spreche aus Erfahrung.
Okay, ich höre dann mal auf zu quasseln :3
Aber eines noch! Danke für die fast 5k reads und über 800 Votes! Alles davon bedeutet mir wahnsinnig viel und ich freue mich sehr, wenn ihr mir jedes mal mitteilt, dass es euch Spaß macht diese Story zu lesen.
xo Dina
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