Zerstreuung und Dämonen inklusive

Jisungs Pov:

Nun führten uns Wooyoung und San bereits seit einigen Minuten durch die verwinkelten Gässchen irgendeiner Stadt und plapperten fröhlich vor sich hin. Sie wirkten wie ein ganz normales Pärchen und zeigten mit keiner Faser ihres Handelns, dass sie gefährliche Dämonen waren. Sie hatten sich gemeinsam mit uns hierhin teleportiert und fühlten sich offenkundig wohl unter den Menschen, die nicht gerade selten unseren Weg kreuzten. Fast schon schien ihnen dies alles vertraut und schließlich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

„In welcher Stadt sind wir hier?"

„Tampa, Florida." War die schlichte Antwort und dann folgte doch die Erklärung, die ich mir erhofft hatte. „Hier gibt es ein paar echt gute Nachtclubs."

Endlich wusste ich warum wir genau an diesen Ort gekommen waren und ich sah kurz an mir herab, bevor ich meinen Blick zu meinen Freunden wandern ließ. So heiß wie wir aussahen, passten wir definitiv in einen Club. Felix sah unglaublich aus in seinen schwarzen engen Jeans und diesem Hauch aus Stoff an seinem Oberkörper. Selbst mir wurde etwas wärmer, wenn ich zu lange hinsah. Vorhin hatte ich mich ein oder zweimal dabei erwischt, wie meine Finger bewundernd über seine Taille und seinen Bauch strichen. Sanft zog ich ihn nun näher an mich und hakte mich bei ihm ein. Dann warf ich einen Blick nach hinten zu Seungmin und Jeongin, die komplett gegensätzliche Emotionen zur Schau trugen. 

Während Jeongin uns in freudiger Erwartung mit raumgreifenden Schritten folgte, wirkte Seungmin nicht zu hundert Prozent überzeugt von alledem. Zugegeben, zu Beginn dieses Abends hatte ich auch meine Bedenken, doch inzwischen wollte ich all das einfach genießen. Im Gegensatz zu meinen üblichen Begegnungen mit Dämonen erschienen mir diese zwei vor mir erschreckend lustig und umgänglich. Und an einem Freitagabend feiern gehen, war nicht die schlechteste Idee.

Und so folgte ich ihnen und war gespannt, in welchen Club sie uns bringen würden. Schlussendlich bogen die beiden vor uns Laufenden ab und bevor wir uns versehen hatten, standen wir vor einem in tiefrotes und strahlend weißes Licht getauchten Nachtclub, der den reizvollen Namen Inferno trug. 

Erst jetzt erkannte ich die Lücken in diesem unausgereiften Plan und ich stoppte in meiner Bewegung als ich den Türsteher sah. Dieser war breiter als hoch und schien seinen Job sehr ernst zu nehmen, den er kontrollierte akribisch die Ausweise und bevor mich die Unsicherheit zum Erstarren bringen konnten, machte ich ein paar größere Schritte nach vorn und tippte San an die Schulter.

„Ähm... Ihr wisst schon, das wir da nicht reinkommen, oder?", wisperte ich leise und versuchte nicht zu auffällig zum Eingang zu sehen. Auch Jeongin schien diese Erkenntnis gekommen zu sein und Seungmin sah irgendwie erleichtert aus.

„Na dann können wir ja wieder nach Hause", murmelte er und wollte sich gerade umdrehen, als Wooyoung in am Ärmel zurückzog und ein verschlagenes Lächeln zeigte.

„Wo bleibt den bitte euer Kampfgeist? Und natürlich kommen wir da rein. Seht einfach genau hin." Selbstbewusst strich sich der Dämon durch die schwarzen Haare und schritt dann selbstbewusst auf den Türsteher zu. Er hielt ihm nicht einmal einen Ausweis hin oder versuchte den Mann von seiner Identität zu überzeugen. Stattdessen ging er unbekümmert an diesem vorbei, streifte seinen Arm wie aus Versehen und flüsterte daraufhin etwas in sein Ohr.

„Das war dann wohl unser Stichwort", meinte San zufrieden und zog Seungmin mit sich. „Du bleibst bei mir Puppy. Nicht dass du in der Menge verloren gehst." Er grinste schelmisch und lief dann mit Seungmin im Schlepptau zum Türsteher. Beide passierten die Schwelle des Clubs und zu meinem unglaublichen Erstaunen nickte der bullige Mann beinahe freundlich und machte den Weg frei. Nach dieser überraschenden Wendung sah ich zwischen Jeongin und Felix hin und her.

„Ok, dann los." Und so beeilten wir uns, um ebenfalls zum Eingang zu laufen und den anderen umgehend zu folgen.

„Gehört ihr auch noch dazu?" Eilig bestätigten wir die Frage und der Mann winkte uns gutgläubig durch. „Habt einen schönen Abend." Immer noch vollkommen verdutzt bedankten wir uns und traten dann in einen länglichen Flur, der so voll mit Menschen war, dass man sich hindurchquetschen musste. Weiter vorn sah ich die anderen drei und rasch schob ich mich an einigen kichernden jungen Frauen vorbei, die bereits ziemlich beschwipst wirkten.

"Bloß gut, dass wir keine Jacken abgeben müssen ", meinte San leichthin und deutete auf eine kleine Garderobe, die komplett überfüllt war. Die armen Angestellten hasteten zwischen den  Besuchern und den aufgestellten Garderobenhaken umher. 

Ich jedoch war mir sicher, dass selbst das Gewühl vor uns den beiden Dämonen keine Sorge bereitet hätte. Alles schien mit diesen Wesen so einfach zu sein, denn bevor ich es überhaupt realisierte, befanden wir uns auf dem direkten Weg zu der Tür am anderen Ende des Ganges. Von dort dröhnte uns der Bass bereits entgegen und ich spürte sogar die sanfte Vibration unter meinen Füßen. Ich drehte mich zu Felix und Jeongin und konnte auch in ihrer Mimik die Aufregung und Neugier erkennen. Jeongin sah sich mit großen Augen um und strich sich durch die so sorgsam gestylten weißen Haare und sah dann nochmal an sich herab. Auch ich folgte seinem Blick und musste zugeben, dass unser Jüngster in der hellblauen Jeans und dem dazu passenden blau-weißen Hemd sehr erwachsen und sexy aussah. Deshalb beugte ich mich zu seinem Ohr.

„Du siehst toll aus." Dann zwinkerte ich ihm zu und schob ihn nach vorn, als Wooyoung auch schon die Tür zum Club aufstieß und uns ein Schwall warmer Luft, gemischt mit dem Geruch von Alkohol und Parfum entgegenkam. Jetzt war nicht nur der Bass zu hören sondern die Musik schien von überall herzukommen und mich zu empfangen. Ich genoss das Gefühl und die Leichtigkeit, die mich erfasste. Ich sah mich um. Wir waren förmlich umringt von Menschen. Man konnte kaum Wege erkennen, denn überall tanzten sie oder standen mit einem Drink in kleinen Gruppen herum. Einige saßen auch auf den hohen Stühlen an der Bar und unterhielten sich. Obwohl unterhalten wohl das falsche Wort war. Man musste sich bei dieser Lautstärke selbst dann anschreien, wenn man genau voreinander stand.

Langsam drehte ich mich um mich selbst und spürte mein Herz ein wenig schneller klopfen bei den vielen neuen Eindrücken. Der unbändige Wunsch mich zum Takt der Musik zu bewegen überkam mich wie ein inneres Drängen und ich sah hinüber zu Felix, der ebenfalls fasziniert auf das bis jetzt für uns fremde Nachtleben einer Großstadt blickte.

San hatte sich in der Zwischenzeit Seungmin geschnappt und drehte diesen mehrmals im Kreis. Dabei lachte er und rief dem Jüngeren irgendetwas zu, das ich jedoch aufgrund der lauten Musik nicht verstand. Jedoch nickte Seungmin ergeben und ließ sich dann in Richtung Bar ziehen. Auch Jeongin wurde in Beschlag genommen und so schlängelten wir uns alle durch die feiernde Menge zur Theke.

„So, wir stoßen jetzt erstmal an." Schneller als ich reagierten konnte, wurde mir ein lila gefärbter Shot in die Hand gedrückt und auch meine Freunde und die beiden Dämonen hielten einen ähnlich bunten Drink zwischen den Fingern. „Auf einen legendären Abend." 

Routiniert setzte San den grünlich gefärbten Shot an seine Lippen und kippte ihn dann in einem einzigen Zug in seinen Mund. Irgendwie handelte ich wie von allein und tat es ihm gleich. Sofort spürte ich das milde Brennen des Alkohols und schluckte nochmal, um es wieder abklingen zu lassen. Jeongin schüttelte sich kurz und Wooyoung grinste.

"Los. Gleich noch einen." Schnell warf ich die letzten Bedenken über Bord und nickte zustimmend. Immerhin war es nicht so, dass wir noch nie Alkohol getrunken hatten. Nur bis jetzt waren wir sehr darauf bedacht, ihn gut zu mischen. Auch wenn wir aus reiner Neugier den Wodka schon pur probiert hatten.

Nachdem wir also einen zweiten dieser bunten Shots hintergekippt hatten, spürte ich das Verlangen zu tanzen nur noch stärker. Ich bewegte meinen Körper leicht und ließ den Bass auf mich wirken. Eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus und ich griff nach Felix und Seungmins Hand. "Lasst uns tanzen", kicherte ich aufgeregt und zog sie zum Rand der ausgelassen Menschenmenge. San und Wooyoung folgten mit Jeongin und schon bald hatten wir uns mitten unter die feierwütigen Partygäste gemischt, die sich frei im Raum zu den Klängen der Musik bewegten.

Mit jedem weiteren Song wurde ich selbstsicher, ließ mich weiter fallen, trieb in der Schwerelosigkeit und der Begeisterung, die mich ummantelte. Der wenige Platz zum Tanzen wurde von immer mehr Menschen ausgefüllt. Auf einmal wurde mir ein weiterer Shot entgegengestreckt und Wooyoung stieß mit mir an. 

„Mit uns feiern zu gehen ist immer ein Erlebnis."

An diesen Satz erinnerte ich mich auch noch eine halbe Stunde später, als ich zusehen konnte wie San dem Schwarzhaarigen seine Zunge tief in den Hals schob und seinen Hintern knetete, als gäbe es kein Morgen. Seungmin, der genau neben ihnen getanzt hatte, drehte sich halb peinlich berührt halb abwesend in die andere Richtung, um sich das nicht ansehen zu müssen und Jeongin kicherte, während er seinen Hyung anstupste und dann mit ihm gemeinsam tanzte.

"Wollen wir uns noch einen Drink holen?", schrie mir Felix plötzlich ins Ohr und ich nickte. Rasch trat ich zu den beiden Jüngeren. "Sollen wir euch was zu trinken mitbringen?" Eifrig stimmten sie zu, also machte ich mich mit Felix auf den Weg zur Bar. Ich griff nach seiner kleinen Hand, damit er mir nicht verloren ging und dann schob ich die Tanzenden zur Seite, wann immer es nötig war.

Auch die Bar war brechend voll und wir mussten eine gefühlte Ewigkeit warten, bis wir mit unseren gewünschten Getränken den Rückweg antraten. Zufrieden nippte ich an meinem Mojito und steuerte auf Jeongin zu, den ich in der Menge gut erkannte, da seine weißen Haare im Licht der tanzenden Scheinwerfer glänzten und beinahe magisch aussahen. Bei ihm angekommen stockte ich kurz und sah mich suchend um, bevor ich dem Jüngsten sein Getränk reichte.

„Wo sind Wooyoung und San?" Mein Kumpel zuckte die Schultern und deutete dann in Richtung der Toiletten.

„Ich würde sagen, die haben jetzt Sex."

Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, sodass seine Augen nur noch kleine Schlitze waren. „Ich will auch Sex."

Er kicherte und nahm einen großen Schluck aus seiner Rum Cola. 

Witzigerweise konnte ich seine Worte nachvollziehen. Allein die aufgekratzte Stimmung, die durch das Tanzen, den Alkohol und den Rest der mitreißenden Clubatmosphäre entstand, brachte einen dazu sich nach Berührungen und körperlicher Nähe zu sehnen. Auch ich dachte einen Moment lang an Minho und stellte mir vor, wie er sich an mich drückte, seinen unglaublich sündigen Körper an mir rieb und seine Lippen für einen heißen Kuss auf meine presste. Eine leichte Gänsehaut entstand in meinem Nacken und ich trank selbst einen großen Schluck, um die aufkeimenden Gedanken fernzuhalten.

„Jetzt lass uns lieber tanzen Innie." Ich griff nach seiner Hand und zog ihn näher an mich. Ließ mich wieder vom Rhythmus treiben und bewegte meine Hüften aufreizend.

Bevor ich es überhaupt realisiert hatte, befanden wir uns mitten in der feiernden Menge. Von allen Seiten nahm ich die Bewegungen wahr und folgte dem Flow. Einige Male schloss ich sekundenlang die Augen und ließ nur den Bass und meine Tanzschritte bis in mein tiefstes Inneres vordringen. Der Geruch nach Alkohol war stärker geworden, doch es störte mich nicht. Die Luft war stickig, warm und feucht, als wäre man in den Tropen.

Die Lust wurde immer stärker und ich spürte dieses bekannte Kribbeln in meinem Unterleib. Rasch riss ich die Augen wieder auf und sah blinzelnd hinüber zu Felix. Die bunten, flackernden Lichter tanzten über uns hinweg und schnell machte ich ein paar kleine Schritte, bis ich vor meinem besten Freund stand und ich mich willig an ihn presste. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und stellte sicher, dass ich jeden Zentimeter meines Körper gegen ihn bewegte wenn ich mich zum Takt der Musik wiegte. Dann legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn heftig.

Ich wartete nicht ab sondern schob sogleich meine Zunge in seinen Mund und leckte dort fordernd an seiner Zunge entlang, lieferte mir mit ihm ein Miniduell um die Vorherrschaft, doch gab dann eher bereitwillig nach und ließ ihn mich ebenso tief küssen. Auch Felix schien nur darauf gewartet zu haben. Seine Hände fanden ihren Weg zu meiner Taille und auf meinen Rücken, wo sie flink unter mein ausgeschnittenes Oberteil schlüpften.

„Mhm Ji~" Murmelte mein bester Freund, schloss die Augen und ließ unsere Lippen wieder aufeinandertreffen. So standen wir also knutschend auf den Tanzfläche und endlich verstand ich diesen unglaublichen Reiz an Nachtclubs. Es war beflügelnd, frei und federleicht und ich kicherte glücklich.

„Ich habe dich so lieb Lix." Hauchte ich in seine Richtung und ging dazu über, eng umschlungen mit ihm zu tanzen. Unsere Hände fanden immer ein wenig Haut, dass sie berühren konnten oder begnügten sich damit, das schnelle Schlagen unserer Herzen zu ertasten. Wir bewegten uns geschmeidig und sahen zu, wie der jeweils andere geschickt mit seinen Reizen spielte.

Seungmin und Jeongin waren nicht weit von uns entfernt und für einen Moment lehnte sich Jeongin gegen den Älteren. Dieser legte nun tatsächlich einen Arm um Jeongin und sah diesen mit einer Mischung aus Verzückung über die niedliche Geste und kurzzeitiger Verwirrung an. Minnie war von uns allen wohl noch am klarsten bei Verstand. Dennoch schien er Spaß zu haben. Vielleicht war er doch dezent angeheitert. Dann schloss er beide Hände um Jeongins Taille und drehte sich mit dem Jüngsten lachend im Kreis.

Mit einem breiten Grinsen und nicht minder ausgelassen schwang ich meine Hüften im Takt des neuen Songs und sah den beiden zu. Strich mir durch die Haare und wollte mich gerade wieder Felix zuwenden, als sich zwei Hände fest auf meinen Hintern legten und dann kräftig zukniffen.

Ein Schauder durchlief meinen Körper. 


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