Was ist los mit dir?
AN: Wir machen jetzt wieder einen kleinen Zeitsprung zurück, zu dem Moment, als Seungmin sich von seinen Freuden verabschiedet hat.
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Felix Pov:
Oh man... Was ist denn heute mit allen los? Ich schielte zur Seite, wo Jeongin und Jisung nebeneinander hertrotteten und aussahen, als würden sie gleich umkippen vor Müdigkeit. So fertig und neben der Spur hatte ich die beiden noch nicht einmal nach unserem heftigsten Filmmarathon gesehen. Doch jetzt wirkten sie, als hätten sie seit Tagen nicht geschlafen. Und dann auch noch Jisungs komisches Verhalten, als ich seinen Pulli hochziehen wollte.
Verheimlichten sie mir etwas? War irgendetwas passiert?
Ich wusste aber auch nicht, was ich noch sagen sollte. Also lief ich schweigend neben ihnen und bemühte mich, meine Neugier im Zaum zu halten. Aber leider riss mir der Geduldsfaden, als wir kurz vor meinem Haus waren und Jisung sogar leicht strauchelte. Aus Reflex zog ich ihn am Oberarm zu mir und schlang meine Arme um seine Taille, um ihn davor zu bewahren, zu stürzen.
Doch schon zischte mein bester Freund schmerzerfüllt und versuchte sich von mir zu lösen. Ich ließ ihn zwar los, aber bevor er reagieren konnte, schob ich seinen Pulli nach oben und blickte in Unglauben auf die tiefblauen Verfärbungen an seiner Hüfte.
„Fuck! Was ist das denn?" Jisung löste meine Hand von seiner Kleidung und sah mich panisch an.
Alle Alarmglocken in mir schrillten. Allein dieser Anblick machte mir auf eine bizarre Art Angst. Diese vielen blauen Flecke und dann auch noch sein schockiertes und sehr ertappt aussehendes Gesicht ließen mich nahezu vor Sorge umkommen. Wer hatte ihm das angetan? Seit wann verheimlichte er mir das? Was war hier los? Panisch ließ ich meinen Blick über den Rest seines Körpers wandern und wollte ihn am liebsten an mich drücken, um ihn einer genauen Musterung zu unterziehen. Ich musste einfach sicher gehen, dass es ihm gut ging. Die Gedanken in meinem Kopf rasten, doch leider kamen sie zu keinem eindeutigen Ergebnis, zu keiner einleuchtenden Erklärung.
Wurde er misshandelt? Hatte ich sonst noch irgendwelche Verletzungen übersehen? Meine Augen waren nun groß und rund. Ich wollte nicht, dass es meinem Gegenüber schlecht ging. Also trat ich wieder einen Schritt auf Jisung zu. Mir war klar, dass ich ihn beruhigen musste, doch ich brauchte definitiv Antworten. Ohne diese würde ich mich nicht vom Fleck bewegen. Zunächst schluckte ich alle möglichen Flüche und Schimpfworte herunter, die mir auf der Zunge lagen, dann versuchte ich mit möglichst sanfter Stimme ein paar Antworten aus ihm herauszubringen.
„Du weißt, du kannst mir alles erzählen oder?" Doch schon verengten sich meine Augen zu Schlitzen und blitzschnell zog ich seinen Pulli nach unten, offenbarte seinen Hals und wischte das aufgetragene Make-up an einer Stelle weg.
„Ji? Ist das ein Knutschfleck?" Ich legte den Kopf schief und versuchte die Puzzleteile in meinem Kopf zusammenzufügen. Hatte mein Kumpel mit jemandem geschlafen? War er deshalb so fertig? Hatte er die blauen Flecken daher? Aber warum erzählte er mir nichts davon? Es kamen immer mehr Fragen hinzu, die nach einer Antwort verlangten.
Warum war dann Jeongin heute genauso komisch? Hatten die beiden auch etwas miteinander? Aber nein, Jeongin war sanft und vorsichtig, nie würde er Jisung so wehtun. Das traute ich ihm einfach nicht zu.
Ich blickte jetzt zwischen den Zweien hin und her. Jisung sah noch immer sehr verlegen aus, während Jeongin ebenfalls meinem Blick auswich, aber dennoch mehr zu wissen schien als ich. Und das ärgerte mich maßlos. Sie sollten endlich mit mir reden und reinen Tisch machen.
„Was zum Teufel ist los mit euch beiden?", knurre ich nun wirklich ungehalten. Als hätte ich etwas ganz Schlimmes gesagt, zuckten sie zusammen und sahen zu Boden. „Jetzt hört auf mit dem Quatsch und erzählt was passiert ist."
„Das-das würdest du sowieso nicht glauben", murmelte Jisung und seufzte dann. Seine Erwiderung machte es nicht gerade besser. Viel eher hinterließ sie noch mehr schreckliche Vermutungen, die ich ganz sicher nicht bewahrheitet haben wollte.
Innie blickte jetzt ebenfalls zu Jisung hinüber und sah ihn forschend an. „Was- was war bei dir los Hyung? Warum bist du so fertig?"
Der Ältere lachte freudlos auf und massierte sich dann die Nasenwurzel. „Das ist komplett absurd... einfach vollkommen unmöglich."
Diese ganze Heimlichtuerei machte mich fuchsig. Es war nicht zum Aushalten. „Jetzt sag schon. Ich hab keine Lust mehr, euch alles aus der Nase zu ziehen", knurrte ich leise.
Jeongin sah mir plötzlich fest in die Augen. Auf einmal wirkte er nicht mehr so konfus und ich frage mich ernsthaft, was jetzt kommen würde. „Lixie... das Ritual am Freitag... es hat funktioniert." Nichts an seiner Mimik deutete darauf hin, dass er mich anlog oder sich einen schlechten Scherz mit mir erlaubte.
Ungläubig starrte ich zurück. Bis Jisungs Stimme meine verworrenen Gedanken unterbrach.
„Also.... war Minho auch bei dir?" Ich hörte die Verwirrung und vielleicht auch so etwas wie Niedergeschlagenheit aus seinem Tonfall heraus, doch Innie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, der Junge hieß Hyunjin. Er war ziemlich groß und hatte silbergraue schulterlange Haare und-und..." Der Kleine lief rot an und schlug die Hände vors Gesicht.
Ein paar wirklich gruselige Vorstellungen schwirrten durch meinen Kopf, aber dann durchzuckte mich die Erkenntnis wie ein Blitz.
„Sagt mir jetzt bitte nicht, dass ihr einfach mit irgendeinem wildfremden Typen geschlafen habt?!"
Irgendwie hoffte ich darauf, dass sie meine hirnrissige Vermutung gleich von sich weisen würden. Doch ihre auf den Boden gerichteten Blicke, die einkehrende Stille und die blauen Flecken an Jisungs Taille bewiesen mir quasi schon das Gegenteil. „Ich sage das ja wirklich ungern, aber seid ihr eigentlich vollkommen bescheuert?! Ihr habt euch von zwei fremden Typen flachlegen lassen? Und wieso zum Henker denkt ihr jetzt, dass das etwas mit unserem Ritual zu tun hatte?"
"Naja... einfach so ist jetzt auch nicht ganz richtig", verkündete Jeongin leise. Trotz seiner eher ruhigen, zurückhaltenden Art schien er gerade mehr Mut zu haben oder er wollte es sich einfach von der Seele reden. "Es-es war einfach zu schwer, ihm zu widerstehen. Als wäre schon seine pure Anwesenheit ein Aphrodisiakum. Du hättest Hyunjin sehen sollen. Er sah aus wie ein Gott."
Die schwärmerischen Wort ließen mich nur den Kopf schütteln. Wollten die beiden mich eigentlich auf den Arm nehmen? Als ob es sowas wie Dämonen und andere übernatürliche Kreaturen gab.
"War das bei dir auch so Jisung?" Ich sah zu unserem Ältesten hinüber und konnte nicht ganz glauben, dass er wirklich so weit gegangen war sich mit einem Fremden, der einfach behauptete ein Wesen aus der Unterwelt zu sein, in den Laken wälzte. Das war doch vollkommener Bullshit.
"Ja", hauchte Ji, bekam ganz rosige Wangen und fügte dann beinahe ehrfürchtig wispernd hinzu: "Er war so hübsch und seine Worte haben alles ganz warm werden lassen." So wie gerade eben hatte ich meinen besten Freund ernsthaft noch nie erlebt. Normalerweise konnte er Situationen sehr objektiv und vor allem realistisch betrachten, doch gerade jetzt war ich mir nicht sicher, dass nicht doch etwas ganz gewaltig sein Urteilsvermögen trübte.
Bin ich denn nur von Gestörten umgeben? Wie kamen sie auf solche verrückten Ideen? Und warum glaubten sie jetzt tatsächlich, dass das Ritual funktioniert hatte? Nur weil zwei Typen erschienen waren und sie hart durchgenommen hatten? Sehr abwegig... Ich sah zwischen diesen zwei Tatsachen noch keinen Zusammenhang. Tief durchatmend wandte ich mich wieder meinen Freunden zu und versuchte jetzt die Wichtigste aller Fragen zu klären.
„Woher wisst ihr, dass sie Dämonen waren? Ich meine, es könnten ja auch einfach normale Jungs gewesen sein." Diese Option wäre mir deutlich lieber. Auch wenn ich dann das nächste Problem auf mich zukommen sah. Denn dann würde ich demjenigen wirklich eine reinhauen, der Jisung das angetan hatte. Maximal gereizt strich mir rasch durch die roten Haare. Verdammt, fuckte mich das gerade ab. Aber einer musste ja hier den klaren Kopf behalten und logisch denken.
Heftig schüttelte Jisung den Kopf. „Das waren keine normalen Menschen." Seine Stimme klang beinahe bewundernd. "Kein Mensch kann deine Wand in Flammen setzen und sie doch nicht verbrennen. Außerdem hatte Minho rote Augen, als würde ein Feuer in ihm lodern." Fügte er noch leise hinzu, so als wäre diese Tatsache ein ganz besonders wichtiges Detail, das nicht vergessen werden dürfte.
"Hyunjin kann Wasser erschaffen. Einfach so und seine Augen wechseln auch die Farbe zwischen unterschiedlichen Blautönen. Ich glaube, das hat etwas mit seinen Emotionen zu tun", gab Jeongin preis, seine Wangen färben sich tiefrot und ich seufzte.
So absurd es klang... Ich glaubte ihnen. Denn mal ehrlich, wer würde sich so einen Mist ausdenken und sich auch noch solche Blessuren zufügen, nur um seinen Freund auf den Arm zu nehmen? Aber sollten ihre Worte der Wahrheit entsprechen, dann waren wir wahrscheinlich in noch größerer Gefahr.
„Ist ja gut. Ich glaube euch." Schnell überlegte ich, was nun am besten zu tun wäre. „Jisung, wir gehen jetzt alle zu dir. Dort könnt ihr beide noch ein bisschen schlafen und ich sehe mir das Buch nochmal genau an. Vielleicht finde ich Hinweise zu dieser Art von Beschwörung."
Viel eher betete ich dafür, dass wir brauchbare Antworten auf unser mögliches Problem finden würden. Aber in diesem Moment war ich wirklich fest entschlossen, einen Weg zu finden und letztlich auch endgültige Entscheidungen zu treffen.
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