Was auch immer es kostet
❗Warnung: Die Szenen des folgenden Kapitels wurden unter kontrollierten Maßnahmen geschrieben und von Profis beaufsichtigt. Führt bitte keinen der hier zu lesenden Stunt zuhause/ selbst durch. Außer ihr habt einen zuverlässigen Dämon an eurer Seite.❗
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Jisungs Pov:
Die Zeit schien kurz stillzustehen, die Luft vibrierte vom Dröhnen der Motoren und dann senkte sich die Flagge.
Automatisch nahm ich den Fuß weiter von der Kupplung und drückte etwas stärker aufs Gas. Als wäre die richtige Dosierung in meinem Gehirn festgeschrieben und verinnerlicht, fuhr ich an und schaltete sofort hoch. Gleichzeitig achtete ich auf den Wagen vor mir und ließ nicht zu, dass ich ihn rammte oder einen der anderen Fahrer zu nahe an mich heranließ.
Die geballte Ladung an Pferdestärken brach hervor und der Wagen schnellte nach vorn. Mein Puls schoss ebenso in die Höhe und das Adrenalin rauschte durch meinen Körper und ließ mich vollkommen fokussiert zurück. Meine Motivation kannte keine Grenzen.
Alles in mir schrie danach, dass ich dieses Rennen gewinnen wollte. Dass ich meine ganze Aufmerksamkeit, mein ganzes Können hineinstecken sollte und Aufgeben keine Option war.
Mit einer für mich schon enormen Geschwindigkeit erreichten wir die erste Kurve und Minho sprach mit erstaunlich ruhiger Stimme zu mir, während er komplett abgeklärt neben mir saß und die Autos genau im Blick behielt.
„Tu es jetzt, Baby."
Als würden seine Worte eine Barrikade in meinem Hirn einreißen, griff ich nach der Kupplung und schaltete gefährlich weit zurück, während ich im nächsten Moment das Lenkrad schlagartig nach links drehte und bis zum Anschlag brachte. Ich hatte einfach instinktiv reagiert, genau wie Minho es vorausgesagt hatte.
Augenblicklich spürte ich die Reaktion des Wagens. Da der Heckantrieb nun mit der veränderten Drehzahl kämpfte, brach das Hinterteil aus und rutschte durch mein rasches Gegenlenken über den Asphalt. Ich erhöhte den Druck auf das Gaspedal leicht und umschloss das Lenkrad fester, um ja nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Reifen ließen ein unschönes Quietschen hören und schlingerten einige Momente. In diesen wenigen Sekunden neigte sich der Sportwagen mit der Kurve und ließ die Serpentine eher wie eine leichte Biegung hinter uns liegen. Sobald wir über den kritischen Scheitelpunkt der Kurve hinausschlitterten schaltete ich schlagartig wieder hoch und gab unnachgiebig Gas.
Wie erwartet reagierte der Aston Martin sofort auf meine Forderung und preschte mit einem Satz nach vorn.
Es war unglaublich. Ich hatte vor wenigen Minuten noch geglaubt, dass ich niemals einen Wagen heil über diese Strecke bringen würde, da ich so gut wie keine Übung hatte und einfach nicht über das nötige Know-how verfügte. Doch nun hatte ich ohne mit der Wimper zu zucken, ohne auch nur zu zögern diesen sündhaft teuren Luxuswagen auf die Piste geschickt und mit erschreckender Leichtigkeit meinen ersten Drift hingelegt.
Ich konnte nicht anders und jubelte glücklich. Es war befreiend und in diesem Augenblick fühlte ich mich unbesiegbar. „Die machen wir sowas von fertig", prophezeite ich mit so viel Überzeugung, dass sogar mein Beifahrer lachte.
„Ich denke, du kannst jetzt diesem Maserati langsam mal deine Rücklichter zeigen Sungie." Motivierte er mich nur noch mehr und ich nickte eifrig.
Schon wieder hielten wir auf eine Kurve zu und erneut übernahm mein Instinkt. Zielsicher wiederholte ich das eben schon geprobte Manöver und ließ das Fahrzeug eine fast schon perfekte 180 Grad Wendung hinlegen. Meine Hände balancierten sicher die Bewegungen des Wagens aus, als die Hinterreifen die Traktion zum Boden verloren und ich durch die Fliehkräfte sanft nach rechts gedrückt wurde. Dennoch blieb ich entspannt, gab mehr Gas und noch während ich wieder beschleunigte, schlängelte ich mich an dem silbergrauen Wagen vorbei, der bisher den zweiten Platz akribisch verteidigt hatte.
Für Millisekunden sah ich den Fahrer triumphierend an und erkannte seinen Unbill über diese Begebenheit. Ich kicherte lediglich und heftete mich nun an die Fersen des weinroten Koenigsegg. Dieser war ein kleines Stück weiter vorn, hatte die anderen Wagen schon kurz nach dem Start abgehängt. Der Fahrer schien eindeutig zu wissen, was er tun musste, denn er hielt das Fahrzeug sehr ruhig und lenkte es zielsicher über die teilweise sehr enge Küstenstraße.
Doch ich war nicht bereit, aufzugeben und ihm den Triumph des Sieges zu überlassen. Fest entschlossen fokussierte ich den roten Sportwagen und ließ zu, dass mein Instinkt die Kontrolle übernahm. Jede meiner Bewegungen, jede Reaktion des Aston Martin war eingespielt, so als wäre ich eine Verbindung mit dem Wagen eingegangen. Als hätten wir einen Pakt geschlossen, dieses Rennen für uns zu entscheiden.
Die nächsten Kurven und kurzen Geraden dazwischen brachten mich langsam aber sicher näher an meinen Gegner heran und der Abstand zu den beiden letzten Wagen vergrößerte sich. Mittlerweile war die Sonne wirklich tiefrot und verschmolz schon mit dem Horizont. Das Meer schien neben uns in Flammen aufzugehen und meine Faszination und Leidenschaft für all das wurde nur noch größer.
Wie konnte sich etwas so Fremdes und Gefährliches auch gleichzeitig vertraut, ja fast schon perfekt anfühlen? Mir war klar, ich war selbst etwas speziell. Schließlich liebte ich Abenteuer und den Kick, den mir solche teilweise sogar verbotenen Aktionen einbrachten. Doch das hier, war ein ganz neues Maß an Verrücktheit. Es war unfassbar. Und würde nicht sowieso ein Diener der Hölle neben mir sitzen, würde ich wohl unumstößlich an meinem Verstand zweifeln. Aber so drückte ich das Gaspedal nur noch weiter durch und hörte zufrieden, wie der Motor mit einem Knurren seinem Vordermann zu Leibe rückte.
Für einige Sekunden spürte ich Minhos warme Hand wieder auf meinem Oberschenkel. Er streichelte diesen, ließ seine Hand gemächlich nach oben wandern, doch dann verschwand sie auch schon wieder, da uns eine weitere Kurve bevorstand.
Wie einstudiert nahm ich kurz vor dem Einfahren in die Serpentine das Gas weg, schaltete routiniert nach unten und ließ das Lenkrad durch meine Finger gleiten, bis der Wagen übersteuerte und mit einem Grollen ausbrach. Trotz dessen, dass das Auto gerade eindeutig die Kontrolle über sich selbst verlor und versuchte, diese durch das Driften und die Seitwärtsneigung wiederzuerlangen, blieb ich gelassen und beherrschte das Chaos. Im Scheitelpunkt der Kurve erkannte ich jedoch, dass es sofort in die nächste Kurve überging und biss mir kräftig auf die Lippe. Mit einem heftigen Ruck riss ich das Steuer herum, gab nur leicht Gas und schon neigte sich unser Monster zur anderen Seite, nur um dann knapp an den Felswänden vorbeizurauschen und die Verfolgung wieder aufzunehmen.
Diesmal stieß ich wirklich erleichtert die Luft aus. Ich mochte zwar nun das nötige Wissen haben und die Abläufe instinktiv beherrschen, doch es war immer noch ich, der da gerade fuhr. Mein Körper war von Glücksgefühlen und Euphorie überschüttet und meine Finger krallten sich etwas fester um das Lenkrad, als sie durch die unterdrückte Anstrengung und das Adrenalin leicht zitterten.
Dennoch hätte ich diesen Moment um nichts in meinem Leben eintauschen wollen. Es war die Freiheit pur. Sie war wild und ungezügelt und ich hatte mich schon so lange nach ihr gesehnt, dass ich alles erfassen wollte, was dieser Augenblick mir zu bieten hatte.
Erfreut stieß ich ein Knurren aus und sah zu, wie mein Gegner immer näher kam und sich nun endlich dicht vor meiner Kühlerhaube befand. „Gleich hab ich dich", murmelte ich hochkonzentriert.
Die Asphaltstraße lag nun kaum höher als der Strand und das Wasser, doch es gab noch eine letzte Kurve, bevor das Rennen auf einer freien, geraden Strecke entschieden werden würde.
Mein Selbstvertrauen war im Augenblick wahrhaft unermesslich und sogleich schoss meine Hand zum Schalthebel, als die Biegung auf mich zuraste und auch der Wagen vor mir einen sauberen Drift hinlegte. Man musste nur ein paar Mal blinzeln und schon schossen die beiden Autos wieder aus der Kurve hervor. Wir legten sogleich an Tempo zu, um den Endspurt nun für uns zu entscheiden. Auch mein Vordermann beschleunigte wahnsinnig schnell, doch Minho neben mir lachte nur.
Für einige Sekunden sah ich zu ihm und seine rot leuchtenden Augen empfingen mich, steigerten meine Empfindungen ins Unermessliche und ließen mich gleichzeitig vollständig fokussiert auf das Rennen zurück. Immer noch blickte ich in die glühenden Orbe der Verdammnis und hörte dann den einen Satz, der mich das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten ließ.
„Zeig es ihnen, Sungie."
Der Ruck nach vorn war nicht von dieser Welt. Mein Blick flog wieder zur Straße vor mir und die Tachoanzeige auf dem Armaturenbrett zeigte mir unglaubliche 310 Stundenkilometer an. Beinahe mühelos flog ich an dem roten Sportwagen vorbei und sah in einiger Entfernung das Ziel, das von Schaulustigen belagert wurde und hielt strikt darauf zu.
Mit einem Gefühl, als würden die Reifen den Asphalt kaum noch berühren und lediglich wenige Millimeter darüber schweben, überquerten wir schließlich die Ziellinie und erst jetzt nahm ich den Fuß vom Gaspedal und bremste den Wagen nur allmählich und sanft ab. Neben mir hörte ich ein ausgelassenes Lachen und stellte fest, dass dieses Lachen eines der schönsten Dinge war, die ich jemals gehört hatte.
Mit rasendem Herzen und sich überschlagenden Gefühlen stoppte ich den Wagen. Ich hielt einfach an und stellte den Motor ab. Zittrig löste ich meine verkrampften Finger vom Steuer und lehnte mich im Sitz zurück. Doch dann schnellte ich wieder nach vorn und jubelte.
„Wir haben gewonnen. Wir haben es tatsächlich geschafft." Ohne nachzudenken warf ich mich in Minhos Arme und suchte seine Lippen für einen hungrigen, leidenschaftlichen Kuss. Dieser wurde sogleich erwidert und mein Bauch kribbelte.
„Das hast du sehr gut gemacht."
Ein Klopfen an die Scheibe unterbrach unseren Moment der Zweisamkeit und eilig öffneten wir die Türen, nur um von einer verrückten Menge an Menschen für den Sieg gefeiert zu werden. Auch die restlichen Wagen waren mittlerweile eingetroffen und ich sah zu, wie unser stärkster Gegner mit einer Mischung aus Resignation und unterdrückter Wut aus dem Auto stieg und auf uns zu lief.
„Du hast diesen kleinen Jungen also hinters Steuer gesetzt? Wie zum Teufel konnte der mich schlagen?" Bedrohlich baute er sich vor mir auf und schien mich mit seinen Blicken zu erdolchen, doch sofort waren die anderen Leute um mich versammelt und schienen mich zu verteidigen.
„Er hat das Rennen fair gewonnen." „Wir haben es alle genau gesehen." „Er hat dich besiegt."
„Wir werden auch keinen weiteren Ärger machen", sagte ich überzeugend und sah dann etwas unsicher zu Minho. Schließlich zog ich ihn sogar am Ärmel zu mir und flüsterte kurz in sein Ohr. Er hörte mir aufmerksam zu und nickte dann.
„Du hast das Rennen gewonnen Sungie, also entscheidest auch du über den Gewinn", meinte er leise und ich lächelte ihm dankbar zu, sah dann zurück zu unserem Gegner, kurz zu seinem Wagen und sagte dann laut und deutlich für alle Umstehenden.
„Ich werde dir dein Auto nicht wegnehmen. Auch wenn es Teil des Deals war. Weder brauche ich es, noch will ich es dir abnehmen. Mir reicht dieser Sieg und das Preisgeld."
The smell of fuel, driving on the limit on the edge of sliding, it just gives you a lot of adrenaline. - Max Verstappen
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Ich musste am Freitag mit meinem Wattpad schimpfen... ich hatte vorher so schön die Songs eingefügt, die zu den Kapiteln gehörten und dann hat es die nicht mit veröffentlicht... Ich habe sie jetzt nachträglich nochmal eingefügt. Also wer will, kann es sich ja noch anhören.
Der Song für dieses Kapitel ist mir persönlich auch sehr ans Herz gewachsen und ich finde, er passt sehr gut zu Jisung. Nicht nur in diesem Kapitel sondern allgemein zu seiner Persönlichkeit und der Beziehung, die er zu Minho hat.
Joa, sonst werde ich euch nur noch etwas mit meinen Recherchen nerven, die ich für das Kapitel gemacht habe. Also die Technik, die Jisung hier beim Driften anwendet, nennt man Power-Over. Also wenn man eben ohne das Benutzen der Handbremse den Drift einleitet und nur mit Gasgeben und Lenken arbeitet. Allerdings sind diese Techniken trotzdem kompatibel, weil ein reiner Power-over wohl nur für geübte Fahrer funktioniert, die genau wissen wie schnell sie sein dürfen, um eine Kurve zu bezwingen. Also hat Minho Jisung auch gleich eine sehr anspruchsvolle Technik beigebracht. 🔥
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