Von Haien und Kalmaren
❗Triggerwarnung: Thalassophobie ❗
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Jeongins Pov:
„Bruderherz? Kann ich mir deinen Controller leihen? Meiner funktioniert irgendwie nicht mehr." Mit einem kleinen Schmollmund und herzallerliebst bittenden Augen steckte mein kleiner Bruder seinen Kopf durch die Tür und wartete sehnsüchtig auf meine Antwort.
Ich hingegen rappelte mich etwas auf und zog die Stirn kraus.
„Ja, warum funktioniert er wohl nicht mehr", brummte ich. „Du behandelst ihn ja auch nicht gerade sanft... Ob ich meinen da auch noch deiner zerstörerischen Kraft preisgeben soll?"
„Ach bitteeeee-", jammerte der Jüngere und blinzelte treuherzig, so als könne er kein Wässerchen trüben. „Ich bin auch ganz vorsichtig."
„Tsss- wer's glaubt", nuschelte ich und sah ihn streng an. „Hat Mama dir überhaupt erlaubt zu zocken?"
„Sie ist gar nicht da, sie wollte zu einer Freundin und Papa ist arbeiten." Mein Bruder grinste triumphierend und ich seufzte. Kurz schielte ich zu meinem Handy und unterstrich meine nächsten Worte mit einer abtuenden Handbewegung. „Dann meinetwegen. Aber wehe er ist danach in irgendeiner Weise beschädigt."
„Yeay, danke. Du bist der beste große Bruder." Der Kleine überschlug sich schon fast vor Freude und ich schmunzelte nur, bevor ich ihn mit dem Controller in seinen Händen aus dem Zimmer scheuchte, um meine Doku weitersehen zu können.
„Was für eine kleine Nervensäge", murmelte ich und stützte mein Kinn auf die Handflächen.
„Tia, von solchen bleibt man eben nicht verschont, wenn man unter Menschen lebt."
Mein Kopf ruckte nach oben und ich machte rasch eine halbe Drehung nach links, um zu dem silberhaarigen Dämon aufsehen zu können. Dieser stand dicht neben meinem Bett und legte den Kopf schief, um auf das Display meines Handys sehen zu können.
„Spannend. Haie sind wirklich außergewöhnliche Tiere. Und viel weniger blutrünstig als es der Mythos euch glauben lässt. Zutiefst missverstandene Wesen." Daraufhin ließ er sich auf die Bettkante sinken und schlug die Beine übereinander, während ich ihn etwas genauer betrachtete.
„Willst du wieder einen Ausflug mit mir machen?", fragte ich neugierig, doch Hyunjin zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hatte nichts Konkretes geplant. Wollte nur nachsehen, ob bei dir alles in Ordnung ist."
Ich zog die Augenbrauen zusammen und überlegte.
Nach unserem Ausflug zur Titanic hatte er mich beinahe vorsichtig behandelt. Nachdem er mich bewusstlos gevögelt hatte, war ich einige Zeit später auf meinem eigenen Bett aufgewacht. Was allerdings noch seltsamer war, war Hyunjin, der neben mir gelegen und an die Decke gestarrt hatte. Seine Haut war an einigen Stellen noch leicht geschuppt gewesen. Diese waren erst nach und nach verschwunden. Als er bemerkte, dass ich wieder wach war, hatte er mich gefragt, ob alles ok war und wie ich mich fühlte. Seine blauen Augen verfolgten genau jede mimische Regung, als wolle er sichergehen, dass ich die Wahrheit sprach. Und auch jetzt sah er mich mit ihnen durchdringend an, verlangte nach einer klaren Antwort und ich gab sie ihm nach einem kurzen Zögern.
„Ja, klar. Mir geht es gut." Dabei ließ ich die in letzter Zeit häufig auftretenden Kopfschmerzen und die Alpträume aus und lehnte mich zurück, um etwas Abstand wahren zu können.
„Gut. Kannst du ein wenig Gesellschaft gebrauchen?"
Wie ferngesteuert nickte ich und fragte mit leicht trockenem Mund.
„W-was möchtest du tun?" Ich dachte schon darüber nach, ihm einige Gesellschaftsspiele vorzuschlagen oder einen Film mit ihm zu gucken. Aber er deutete nur auf das Display und lächelte. „Lass uns diese Doku einfach zusammen ansehen."
Etwas überrascht nahm ich nun das Handy wieder auf, starrte auf den gestoppten Screen und platzierte ihn dann so gegen mein Kissen gelehnt, dass wir beide ihn sehen konnten.
„Okay." Ohne mir anmerken zu lassen, wie nervös ich eigentlich war, drehte ich mich erneut auf den Bauch, machte es mir bequem und spürte Sekunden später, wie sich ein zweiter Körper sehr ähnlich auf der anderen Betthälfte platzierte.
„Ich bin so weit", meinte Hyunjin und sah sekundenlang zu mir, bevor er beobachtete wie ich den Bildschirm antippte und sich die Dokumentation über Haie, Kalmare und andere Meereslebewesen fortsetzte.
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„Was für eine schlechte Aufklärung ist das denn? Natürlich verstehen die Tiere euch. Ihr müsst nur besser hinsehen." Hyunjin warf dem Handy einen vorwurfsvollen Blick zu und kommentierte erneut das Gesagte des Erzählers.
„Kalmare und Oktopoden können eure Stimmungen und Emotionen mit ihren Geschmacksnerven wahrnehmen. Sie brauchen nur ihre kleinen Saugnäpfe über eure Haut zu bringen und können Angst, Wut oder Trauer spüren. Wie kann man das denn nicht wissen?" Empört setzte er sich auf, kniete auf meinem Bett und ich musste lächeln.
„Es sind gerade mal fünf Minuten vergangen und du mäkelst schon an dem herum, was ich mir ansehe?"
„Ja, offensichtlich tue ich das", murrte der silberhaarige Dämon und sah mir dabei zu, wie ich mich nun aufrappelte und ihm gegenüber kniete, sodass wir uns fast auf einer Augenhöhe befanden. Doch dank seiner langen, schlanken Gestalt überragte er mich immer noch um mindestens einen Kopf. Seine Aussage ließ mich nur milde beeindruckt den Kopf schütteln.
„Hyunjin... Wir Menschen haben nun mal nicht die Möglichkeit mit den Tieren zu sprechen oder sie so zu verstehen wie du. Wir müssen uns auf das beschränken, was wir sehen und diagnostizieren können."
„Und trotzdem kommt dabei nur Schwachsinn heraus", schnaubte der Dämon ungehalten und ich befürchtete schon, dass sich eine längere Diskussion anbahnte. Also schnappte ich mir das Handy, schaltete es aus und legte es zur Seite, um ihm meine volle Aufmerksamkeit zu widmen.
„Gut, dann schlage etwas anderes vor. Immerhin müssen wir keine Dokumentation ansehen, wenn du einen bessern Vorschlag hast."
Kurz blinzelte Hyunjin mich an. Es schien so, als hätte ihn meine Lösung des Problems erstaunt. Es war schließlich die simpelste Maßnahme, dieses Thema auf sich beruhen zu lassen und unsere Zeit anders zu verbringen.
Er schüttelte den Kopf und seine Augen nahmen wieder ein tieferes, ruhiges Blau an, was mir zeigte, dass sein Ärger langsam verflog.
„Und was ist, wenn ich keinen guten Vorschlag habe?"
Ich kicherte, zuckte mit den Schultern und blickte mich in meinem Zimmer um. „Dann musst du dir jetzt etwas ausdenken, schließlich war mein Plan nicht gut genug."
Im Augenblick fühlte ich mich neben ihm gar nicht so fehl am Platz. Schon allein weil er in den letzten Minuten so friedlich neben mir gelegen hatte. Wir waren fast wie zwei normale Teenager gewesen, die gemeinsam Sachen unternahmen. Es fühlte sich echter an, als es sollte.
Hyunjin starrte mich einen Moment lang an, legte den Kopf schief und dann zogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben. „Ist das so?", fragte er mit rauer Stimme und beugte sich weiter über mich. Sein Blick huschte zu meinen Lippen und ein Kribbeln lief durch meinen Körper, als ich es bemerkte. Allein diese kleine Geste hatte eine enorme Wirkung auf mich und es brachte mein Herz dazu, lauter gegen meinen Brustkorb zu schlagen.
Also tat ich das einzige, dass mir richtig erschien. Ich lehnte mich ein Stück nach vorn und bot ihm so die Möglichkeit, selbst auch näherzukommen.
In seine blauen Augen trat ein Ausdruck des Verlangens, so stürmisch und unberechenbar dass ich erschauderte. Aber gleich darauf legte er seine kühle Hand auf meine Wange und strich darüber.
„Vielleicht habe ich doch eine Idee...", raunte er kam mir ebenfalls erneut näher.
Mit einem heftigen Blinzeln und einem kleinen, ungeduldigen Laut brachte ich meine Frage hervor. „U-und die wäre?"
Ein weiteres Zucken der Mundwinkel, wobei die plumpen Lippen noch voller und einladender aussahen.
„Ich zeige es dir besser~", murmelte der Dämon nur und schon schmiegten sich die plüschigen Lippen gegen meine. Sie bewegten sich zunächst kaum, sondern blieben ruhig und viel zu sanft auf meinen eigenen liegen. Als müsste er mir die Zeit lassen, sich an sie zu gewöhnen. Erst als er sich sicher schien, dass es in Ordnung für mich war, verstärkte er den Druck seiner Lippen. Sie lagen nun fest und gleichzeitig so passend auf meinen.
Gleichzeitig mit seinen Lippen verstärkte auch die Hand ihren Druck und seine Finger rutschten von meiner Wange hin zu meinem Hals. Doch er packte ihn weder grob, noch zeigte er auch nur einen Hauch von einem Wunsch mich zu dominieren. Ganz im Gegenteil. Seine Finger streichelten die Haut und rieben in kleinen Kreisen sanft darüber.
Mein gesamter Körper entspannte sich. Meine Finger tasteten vorsichtig nach seinem Oberarm. Sie griffen nach irgendetwas, um Halt zu haben und selbst wenn von dem Dämon diese dezente Kälte ausging, die ihn immer umgab, konnte ich es nicht als unangenehm empfinden. Viel mehr war es ein sehr vertrautes Gefühl und als ich näher rutschte und mich nur weiter in den langsamen, tiefen Bewegungen unserer Lippen verlor, verstärkte sich dieser Effekt nur weiter.
Es erschien mir so, als könnte ich tatsächlich alle anderen Gedanken loswerden. Mein Kopf war frei von den Zweifeln der letzten Wochen. Es war erstaunlich, wie sogar die negativen Vermutungen der letzten Tage beinahe verblassten, denn seit Jisung uns von Minhos Reaktion erzählt hatte, waren meine Alpträume und die Panik eigentlich weiter angestiegen. Es gab immer häufiger Momente, in denen ich zweifelte. Sie hatten in meinem Nacken gesessen wie ein Nachtmahr, jederzeit bereit mich zu überraschen und mir eine unschöne Offenbarung zu bereiten.
Aber jetzt verspürte ich diese Sorge gar nicht. Da war nur Hyunjin. Immer noch ein Dämon, immer noch unberechenbar und dennoch war er in diesem Augenblick genauso, wie ich mir meinen zukünftigen Partner immer erträumt hatte. Liebevoll, behutsam, beschützend.
Mein Oberkörper stieß leicht gegen seinen, als ich mich noch weiter in den Kuss lehnte und dann auch einen Arm um seinen Rücken schlang.
Er schien es ähnlich wie ich zu genießen. Seine Finger strichen durch meine Haare, krauelten diese sanft und zogen ab und an an einzelnen Strähnen. Seine Lippen fingen jeden Laut ein, den ich von mir gab. Egal ob ich nun leise seufzte oder etwas außer Atem keuchte. Es war, als wolle er alles davon für sich beanspruchen.
Ich beschloss, mich in diesen Strudel fallen zu lassen, ihm einfach zu vertrauen und mich unter seinen Schutz zu stellen.
Als ich die Augen schloss, sah ich das Blau des Wassers. Dann schien es mich wieder zu umspülen wie auf der Titanic. Ich erinnerte mich an jedes Detail, ganz besonders an Hyunjins Körper und den fantastischen Sex, den wir geteilt hatten. Wie er sich gegen mich presste, während das kalte Wasser uns umgab.
Also ließ ich mich weiter in die Erinnerung fallen und konnte beinahe greifbar die schillernden blauen Schuppen sehen, die den Leviathan auszeichneten.
In dem Moment in der Kabine des Kapitäns, da hatte ich ihn wahrhaft für vollkommen gehalten. Selbst seine wilde, dämonische Seite hatte mir keine Angst bereitet. Ich hatte ihn so sehen dürfen, wie er wirklich war.
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So, ich habe selbst nie gedacht, dass ich sowas unter meine Kapitel schreiben muss, aber offenbar ist es notwendig. Bezogen auf das letzte Kapitel, wo ich erwähnt habe wie alt Changbin ist und ja, ihr wisst auch dass Felix noch 17 ist.
Ich sage es nur einmal sehr deutlich, sodass es auch wirklich jeder versteht und verinnerlicht: die Beziehung eines Minderjährigen ab 16 Jahren und einer Person über 22 Jahren und älter (Ausgeschlossen sind Schutzbefohlene, wie Lehrer*innen) ist absolut legal! Es ist weder gegen das Gesetz noch spielt das Thema Pädophilie eine Rolle! Bevor ihr solche Kommentare schreibt, solltet ihr wirklich darüber nachdenken, wieviel Wahrheit in ihnen steckt oder ob ihr das nötige Wissen habt, um solch anschuldigende Behauptungen aufzustellen, die jeder andere dann lesen kann. Darauf basiert, dass diese Kommentare möglicherweise von anderen Unwissenden als richtig angesehen werden und dann in anderen Kontexten ebenso falsch angewendet werden!
Deshalb nehme ich mir auch die Freiheit heraus, diesen speziellen Kommentar zu löschen, sodass andere nicht fehlinformiert werden.
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