Unverzichtbarer Schmuck

Jeongins Pov:

Heute war Mittwoch und wir hatten die ersten beiden Stunden bei unserer Klassenlehrerin. Diese unterrichtete Englisch und Geografie bei uns und wie so üblich war sie sogar am frühen Morgen supergut gelaunt. Sie betrat den Raum mit einem breiten, strahlenden Lächeln, während ich gerade mein Englischbuch auspackte und mich auf meinen Platz fallenließ. Jisung saß bereits neben mir und hob den Kopf, als unser Lehrerin ein hochmotiviertes „Guten Morgen" flötete.

Wie die meisten anderen murmelte ich ein eher halbherziges „Guten Morgen" zurück und wollte bereits wieder zu Seungmin sehen, der gerade mit Felix tuschelte, doch da erkannte ich, dass unserer Lehrerin nicht allein die Klasse betrat, sondern ihr zwei Jungen folgten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Einer von beiden hatte knallpinke Haare und ein breites Lächeln auf den Lippen. Seine Augen wanderten neugierig in der Klasse umher und trafen für einige Sekunden die meinen, bevor er kokett zwinkerte und sich wieder der Lehrerin zuwandte. Der zweite Neuling war ein ganzes Stück größer als der Pinkhaarige. Er wirkte wesentlich ruhiger und stellte seine äußerst attraktive Erscheinung mit schlichter Souveränität zur Schau. Seine Augen waren mandelförmig und blickten sich nur kurz in der Klasse um, bevor er sein blondes Haar zurückstrich und einen goldenen Ring an seinem Finger offenbarte, der für einige Sekunden in einem hellen Lichtstrahl badete und wunderschön reflektierte.

„So ihr Lieben. Wir ihr sehen könnt, bin ich heute nicht allein. Diese zwei Jungen sind eure neuen Mitschüler. Möchtet ihr euch vorstellen?" Sie hatte sich zu den beiden umgedreht und warf ihnen ein aufmunterndes Lächeln zu. Ich runzelte jedoch kurz die Stirn.

Warum wechselten die beiden genau jetzt die Klasse? Es waren nur noch ein paar Wochen bis zu den Sommerferien. Ergab das überhaupt Sinn?

Doch meine Gedanken wurden schon unterbrochen, da der Junge mit dem pinken Haar nun selbstbewusst vor die Klasse trat und anfing zu sprechen. „Hallo. Ich bin Yeo Hwanwoong. Ich bin 17 Jahre alt und tanze leidenschaftlich gern. Ich bin vor einer Woche mit meinem bald Stiefbruder" Er deutete auf den Blonden. „hierher gezogen. Unsere Eltern dachten wohl, es sei lustig, uns für die letzte Wochen vor den Ferien noch in eine neue Schule zu schicken."

Einige meiner Mitschüler kicherten und musterten die Neuen nun mit erwachtem Interesse. Als dann der Blonde nach vorn trat, waren es vor allem die Mädchen, die ihm schmachtende Blicke zuwarfen.

„Hey, ich bin Kim Gunhak. Bin ebenfalls 17 Jahre alt und gehe jetzt mit euch in eine Klasse." Stellte sich der andere knapp vor und blickte zu unserer Lehrerin. Als diese nur freundlich nickte, sah er sich wohl doch genötigt, noch etwas hinzuzufügen. „Ich mache gern Sport... Kampfsport." Ergänzte er einsilbig und warf dann einen verstohlenen Blick zu seinem Stiefbruder, so als wolle er sich vergewissern, dass er genug über sich preisgegeben hatte. Dieser grinste nur und hielt schon nach einem Platz Ausschau.

„Danke ihr beiden. Das war wirklich aufschlussreich. Ich hoffe, ihr fühlt euch hier bald wie zu Hause. Wie wäre es, wenn ihr euch an den Tisch da hinten setzt." Sie deutete auf die freie Bank hinter Jisung und mir und lächelte zufrieden, als die Neulinge ohne Widerstand lostrabten und sich setzten. „Jeongin? Jisung? Könntet ihr so freundlich sein und den beiden nachher eine kleine Führung geben, sodass sie wissen wo alle wichtigen Räume sind?"

Ich war kurz davor, ein eher halbherziges Seufzen von mir zu geben aber da nickte Jisung auch schon und besiegelte unser Schicksal. Anschließend drehte er sich auch gleich zu den zwei Neuen um und grinste. „Klar, danach kennt ihr die wichtigsten Orte an dieser Schule... zum Beispiel den Dachboden, den Keller und nicht zu vergessen den Kunstvorbereitungsraum." Witzelte er gut gelaunt. „Du hast die Besenkammer vergessen", murmelte ich und hörte ein Kichern, dass sicher von dem Jungen mit den auffällig rosa Haaren kam.

Wie hieß er nochmal?

Ich hörte, wie der Blonde kurz schnaubte, doch offenbar war sein Bruder -pardon Stiefbruder- viel redeaktiver. „Das klingt super. Ich bin Hwanwoong und wer bist du?" Zusätzlich hielt er Jisung offenbar seine Hand hin, denn ich sah im Augenwinkel wie Jisung seinen Arm ausstreckte.

„Nett dich kennenzulernen. Ich bin Jisung."

„Jisung... hübscher Name", stellte der Pinkhaarige fest und ich seufzte.

Wüsste dieser Neuling, dass unser Sungie mit einem Dämon verbunden ist, würde er wohl kaum so offensiv mit ihm flirten. Es sei denn er will sein Leben riskieren.

Doch bevor das Gespräch schräg hinter mir fortgesetzt werden konnte, lenkte die Lehrerin unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Gut, dann lasst uns doch mit dem Unterricht anfangen und nochmal die Vokabeln der letzten Woche durchgehen." Sie klatschte motiviert in die Hände und sah sich in der Klasse um. „Seungmin und Jisoo. Kommt ihr bitte an die Tafel und schreibt dort mit? Ich würde euch gern noch eine kleine Note dafür eintragen."

Bedauernd sah ich zu, wie Seungmin aufstand und zur Tafel trottete. Ich wusste nur zu gut, dass ihm die englische Sprache immer noch einige Probleme breitete. Anders als Felix, Jisung und ich war er nicht mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen und so war es nicht verwunderlich, dass ihm die Schreibweise und die Aussprache einiger Begriffe schwerfiel. Und jetzt sollte er auch noch an der Tafel mitschreiben.

Doch eine knappe Viertelstunde später war ich zugegebenermaßen ziemlich verblüfft. Jisoo und Seungmin hatten ihre Tafelhälften umklappen dürfen und die Lehrerin korrigierte mit uns gemeinsam die von ihr vorgegebenen Phrasen und Worte. Und zu meinem Erstaunen hatte Minnie bis jetzt nur einen einzigen Fehler und wir waren bereits bei der vorletzten Vokabel. Ich freute mich für ihn, verstand aber nicht so ganz, warum er auf einmal so ein Ass in Englisch war.

„So diese Vokabel hier, hat es in sich", kündigte meine Lehrerin an und sah auf Seungmins Lösung. Wohlwollend nickte sie und setzte einen Haken hinter das Wort. „Könntest du es uns vielleicht noch einmal vorsagen?" Mir war zwar klar, dass sie es nur gut meinte und meinen Freund damit lediglich anspornen wollte, besser zu werden, doch das Wort war schon fies. Jedoch sah unser Puppy nur kurz auf seine eigene Schrift. „I think it's throughout and the next one is indispensable."

Verblüfft sah Mrs. Miller zu dem braunhaarigen Jungen und nickte bestätigend. „Very good. This is an A for you Seungmin." Der Angesprochene nickte ebenfalls leicht überfordert, bedankte sich und ging dann zurück zu seinem Platz.

„Ok... das war krass", murmelte Jisung in meine Richtung und er starrte Minnie an, als hätte dieser gerade das Rad neu erfunden.

-----------------

Als endlich die Pausenklingel ertönte, wollte ich bereits in Richtung Schulhof loslaufen, erinnerte mich jedoch noch rechtzeitig an die Betreuungspflicht der Neulinge und packte langsam meine Tasche zusammen während Jisung bereits fröhlich in die Hände klatschte und sich zu Hwanwoong und Gunhak umdrehte.

„Soo~ Wollen wir dann mal? Ich stelle euch gleich noch meine Freunde vor. Also, das ist Seungmin. Das ist Felix und mein Banknachbar heißt Jeongin." Er deutete der Reihe nach auf uns und wir winkten kurz oder machten anders auf uns aufmerksam. Den Blonden schien das alles eher wenig zu interessieren, wohingegen sein Stiefbruder neugierig zwischen uns hin und her sah.

„Schön euch kennenzulernen ich bin Hwanwoong. Aber ihr könnt auch Woong zu mir sagen oder euch einen anderen Spitznamen ausdenken."

So kam es, dass wir schlussendlich zu sechst durch das Schulhaus liefen und den beiden die wichtigsten Unterrichtsräume zeigten. Im Anschluss daran auch die Turnhalle, unsere tolle große Aula, dann die Mensa und noch einige anderen Räume, die man als Schüler kennen sollte. Während der Tour erfuhren wir auch mehr über unseren Neuzugang. Sogar Gunhak hatte sich dazu herabgelassen, uns etwas von seinem Leben zu erzählen.

Nun wussten wir also, dass die Eltern der beiden sich in New York auf einer Spendengala kennengelernt hatten und sie die letzten anderthalb Jahre zwischen den Wohnungen der Erwachsenen hin und her gependelt waren. Doch dann hatte Gunhaks Vater einen Job als Innenarchitekt und Bauunternehmer hier bekommen und so waren sie nun alle in eine hübsche Villa unweit von Jisungs Elternhaus gezogen. Woong steuerte bei, dass sie beide sehr sportlich begeistert waren und er selbst viel tanzte. Er schwärmte wirklich von seinen Choreografien und seinen liebsten Songs, die er wohl immer wieder hören konnte wenn er Lust zum Tanzen hatte.

„Gibt es hier auch einen Tanzsaal oder einen anderen Raum, wo ich üben könnte?"

Seungmin deutete in Richtung der Turnhalle. „Also entweder fragst du einen Lehrer, ob du dort tanzen kannst oder du nimmst den Raum neben der Halle. Der hat sogar eine verspiegelte Seite, ist aber wesentlich kleiner."

Woongs Augen strahlten und er hob kurz seine Hand, um eine wegwerfende Geste zu machen. „Dass der Raum kleiner ist, ist nicht schlimm. Aber der große Spiegel klingt super."

Gerade als er die Hand wieder sinken ließ, bemerkte ich, dass er ebenfalls einen Ring am Finger trug. Dieser war jedoch nicht aus Gold so wie bei Gunhak, sondern aus einem glänzenden, schwarzen Metall, dass eindrucksvoll die Strahlen der Sonne einfach absorbierte und keine Reflexion zuließ. Nun sah ich etwas genauer hin und vergewisserte mich nochmal, dass der goldene Ring am Finger des Blonden steckte.

„Wieso tragt ihr eigentlich beide Ringe?", fragte ich geradeheraus. „Seid ihr verlobt? Habt ihr Ehepartner?"

Sogar Gunhak grinste und drehte das sicher teure Schmuckstück an seinem Finger. „Nein. Das ganz sicher nicht. Aber Hwanwoongs Mutter ist Goldschmiedin und sie hat einen Faible für alles was wertvoll ist und sich als Zierde eignen könnte."

Der Pinkhaarige schmollte leicht. „Das klingt so, als würde meine Mom uns mit Schmuck überhäufen...aber so ist sie gar nicht. Sie hat einfach nur Freude an ihrer Arbeit und deshalb haben wir jeweils einen Ring von ihr bekommen." Er hob seine Hand auf Augenhöhe und besah sich den dunklen, funkelnden Gegenstand,  drehte ihn im Licht und ließ die Hand wieder sinken. „Sie sind sehr wertvoll und für uns unbezahlbar." Nun klang seine Stimme zum ersten Mal tatsächlich seriös und endgültig. Auch sein Bruder nickte zustimmend und beobachtete den Pinkhaarigen ganz genau.

Ich tauschte einen kurzen Blick mit meinen Freunden und wir kamen stumm zu der Übereinkunft, dass dieses Thema für die beiden sehr sensibel zu sein schien. Zumindest kam es mir so vor, als würde mehr dahinterstecken, als die zwei Neuen zugeben mochten.

„Wie wäre es, wenn wir jetzt eine Kleinigkeit essen gehen?", fragte dann Felix und rieb sich kurz über die Schläfe, als hätte er Kopfschmerzen.

„Das ist eine super Idee. Kommt ihr mit? Unsere Schulmensa hat wirklich gutes Essen. Ihr müsst unbedingt die Burger probieren oder die Pizzaecken." 

----------------------

Unsere zwei neuen Mitschüler: 

Yeo Hwanwoong

Kim Gunhak 

Stan ONEUS 🌟

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top