Hilfreiche Hinweise
Seungmins Pov:
Bedenkenlos folgte ich meinem Dämon, als er mich zurück zu dem Nebengebäude zog, in dem die Turnhalle und die Umkleideräume waren. Doch etwas hatte sich in den letzten Minuten verändert. Etwas, dass ich noch nicht benennen konnte aber umso deutlicher wahrnahm. Ich würde ihn fragen, was genau das bedeuten sollte, gleich nachdem ich mir ein kleines Quäntchen Zuwendung abgeholt hatte. Ich war so ungeduldig, dass ich selbst die Führung übernahm, sobald wir das Gebäude betraten. Dort lotste ich Chan in den Raum, in dem die Trainingsgeräte gelagert wurden und zog die Tür hinter mir ins Schloss.
Erwartungsvoll drehte ich mich zu ihm um und trat dann die wenigen Schritte an ihn heran, die er in den Raum gemacht hatte. Sein Blick schweifte kurz über die umherstehenden Geräte und blieb dann wieder an mir haften.
„Ist bei dir alles ok, Chan?" fragte ich verunsichert und hätte mich am liebsten an ihn geschmiegt. Ich wollte seine Nähe. Nein, ich brauchte sie. In den letzten Tagen war er neben meinen Freunden der einzige, der mich von allem ablenken konnte. Der mich dazu brachte, das Chaos zuhause zu vergessen. Und jedes Mal wenn ich nach dem zarten Halsband griff, das er mir geschenkt hatte, dann konnte ich ein wenig freier atmen. Ja, die größte Ironie, die man sich vorstellen kann, doch genauso fühlte es sich für mich an.
Er brauchte erstaunlich lange, um auf meine Frage einzugehen und auf seiner Stirn und um die funkelnden Augen zogen sich kleine Fältchen, so als würde er angestrengt nachdenken. Deshalb zupfte ich an seinem Hemdsärmel und formulierte mein Anliegen dann anders.
„Gibt es ein Problem?"
Der Höllenprinz sah zu mir auf, starrte mich kurz intensiv an und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, ich denke nicht."
Überzeugend klang das für mich nicht, doch ich beschloss, nicht nachzubohren. Das könnte ihn nur in die Enge treiben und wenn er dann so reagierte, wie ich es von zuhause kannte, dann wollte ich es lieber nicht austesten.
„Es gibt also keinen Grund, warum Changbin und du mitten in der Schulzeit hier auftaucht?"
Ganz konnte ich mit der Fragerei nicht aufhören, doch dabei hoffte ich, zumindest nichts Schlechtes zu erfahren.
Auch hier verneinte mein Gegenüber die Frage und zog mich dann seinerseits an sich. „Nicht unbedingt. Ich wollte ohnehin nach dir sehen." Den letzten Satz hatte er in einer tieferen, halb verführerischen Tonlage gesprochen und natürlich verfehlte diese ihre Wirkung bei mir nicht. Vertrauensvoll schmiegte ich mich an ihn und spürte, wie sich eine Hand in meinen Nacken schob und kurz an dem Samtband zog.
„Wie ich sehe, trägst du brav dein Halsband. Du bist wirklich ein sehr gehorsamer, kleiner Puppy."
Ich schloss die Augen und wimmerte zufrieden bei seinem Kompliment. Es tat gut, dass er mich lobte und mir einen Teil der Geborgenheit gab, den ich so dringend benötigte.
Chan schien das zu wissen, denn er legte den zweiten Arm um meinen Rücken und strich in kreisenden Bewegungen über meine Taille. Dann schob er die Hand in meinem Nacken leicht nach vorn, sodass ich mein Gesicht bereitwillig anhob und seine weichen, verführerischen Lippen auf meinen eigenen spürte. Sie übten einen zärtlichen Druck aus und leiteten mich an. Ich musste nichts tun, nur seinen Bewegungen folgen und das erwidern, was er mit seinen vollen, schönen Lippen anstellte.
Schnell hatte ich mich in unserem Kuss verloren, klammerte mich an ihn wie ein kleines, schutzsuchendes Äffchen und nahm all die guten und unverfälschten Emotionen auf, speicherte sie mir für schlechtere Zeiten ab und hätte mir keinen besseren Zeitpunkt für dieses Treffen wünschen können.
Dann wurde ich ebenso behutsam zurückgeschoben und Chan grinste mir entgegen. „Du hast noch eine Minute, bis dein Unterricht beginnt."
Blinzelnd öffnete ich die Augen, fokussierte Chan und zog dann selbstständig seinen Kopf in meine Richtung, um unsere Knutscherei fortsetzen zu können.
„Scheiß auf den Unterricht", murmelte ich und küsste den höllischen Prinzen mit so viel Hingabe, dass er nicht anders konnte, als zu erwidern. Und ich hätte mich wohl gar nicht mehr von ihm gelöst, wenn sich nicht doch noch ein kleiner Teil meines Gehirns zum Arbeiten bereiterklärt hätte. Diesmal unterbrach ich den Kuss und blickte noch kurz auf die sündhaften Lippen, anschließend schüttelte ich den Kopf, um mich zur Ordnung zu rufen und fragte dann äußerst vorsichtig.
„Kennst du die vier apokalyptischen Reiter? Also, gibt es sie alle?"
Die Haltung des Älteren versteifte sich kurz und seine Augen wurden wieder schmaler. „Warum genau fragst du das, Seungmin?" Seine Stimme war rau und alles andere als entspannt. Er wusste irgendetwas. Und so wie er reagierte, musste ich zumindest auf ein Teil der Wahrheit gestoßen sein.
„Hwanwoong und Gunhak haben diese Ringe. Und Woongie hat Jisung letztens gesagt, dass ihnen ihre Mutter die Ringe geschenkt hat, in dem Glauben es seien die von zwei apokalyptischen Reitern."
Man sah ein kurzes, gelbes Aufblitzen in seinen Augen, doch es hielt nicht lange an. Mein Prinz ließ sich wieder etwas mehr Zeit, um auf meine Worte zu reagieren, doch diesmal konnte ich es verstehen. Schließlich erfuhr man nicht jeden Tag, dass möglicherweise noch mehr Menschen in diese ganze Unterweltsache verstrickt waren.
Leider brachten seine folgenden Worte nicht viel mehr Klarheit.
„Ich verstehe. Und ja, es gibt die vier Reiter."
Ich unterdrückte ein tiefes Seufzen und versuchte ihm dann doch noch ein paar Informationen zu entlocken.
„Ok, und weißt du auch darüber Bescheid, ob sie diese Ringe tatsächlich suchen oder was sie tun würden, um sie zu finden?" Meine Neugier gepaart mit meiner Ungewissheit über die folgenden Antworten, ließ mich hibbelig von einem Bein aufs andere treten. Jedenfalls so lange, bis Chan zu sprechen begann und diesmal hoffentlich mehr sagen würde, als zwei lapidare Sätze, die mir jedoch keinen Deut weitergeholfen hatten.
„Darüber bin ich nicht so gut informiert. Was weißt du überhaupt über die Reiter?"
„Im Grunde genommen nicht viel. Nur dass sie bei alten Streitigkeiten offenbar sehr nachtragend sind." Diese Worte verrieten hoffentlich nicht zu viel über die Herkunft meiner Informationen, denn schlagartig erinnerte ich mich auch an gestern. Die Unterhaltung zwischen Jungkook und Taehyung, als sie sich darauf geeinigt hatten, uns zu helfen und damit der Hölle eins auszuwischen.
Chans Mundwinkel verzogen sich zu einem etwas schiefen Lächeln, so als wäre meine Ahnungslosigkeit für ihn amüsant. Doch er erbarmte sich wohl meiner misslichen Lage und umschlang meinen Körper so fest, dass ich mich fühlte wie ein Hundebaby in der Umklammerung eines Wolfes.
„Wie wohl jedem Menschen klar sein dürfte, gibt es eben vier Reiter. Die Pest, als Sinnbild aller Krankheiten, die eure Menschheit kennt. Eure Texte streiten sich immer noch darüber, ob die Pest nicht vielmehr als Reinheit und Sieg gedeutet werden sollte, da sie in dieser heiligen Schrift mit einem weißen Pferd voran reitet... Aber ich bestätige es dir gern hier und jetzt. Sie ist genauso eine verdorbene und zerstörerische Macht wie all die andern Kreaturen, die der Hölle entsteigen. Der zweite Reiter ist der Krieg, der seinen Namen wohl schnell selbst erklärt hat. Jeder Streit, selbst ein innerer Konflikt kann als Krieg bezeichnet werden. Aber natürlich auch jede große Schlacht, die es gegeben hat und noch geben wird, fällt in sein Hoheitsgebiet." Chans Augen funkelten kurz wie zwei gelbe Edelsteine und selbst mich fröstelten seine gesprochenen Worte. „Dann gibt es noch die Hungersnot, die jeden Leidenden befällt wie eine alles verzehrende Macht. Sie beschränkt sich nicht nur auf Nahrung, sondern umfasst auch die Leidenschaften und Sehnsüchte der Menschheit."
Nun sah ich zu dem Prinzen auf und suchte regelrecht die strahlenden Augen, die in dem dämmrigen Licht der nackten Glühbirne einen Kontrast von Tag und Nacht auszumachen schienen.
„Und dann wäre da noch der Tod. Der wohl mächtigste Reiter neben seinen drei Brüdern. Er besitzt die größte Reichweite und die allumfassendste Gabe. Er ist der Wächter über alle Sterbenden. Ihr Führer und die letzte Zuflucht. Ihm kann niemand entkommen und er erhält am Ende immer die Seele des Gestorbenen."
Nun spürte ich wirklich einen kalten Schauer meine Wirbelsäule nach unten kriechen. Deshalb schüttelte ich mich ein wenig und runzelte dann leicht die Stirn. „Heißt das, er ist mächtiger als du? Kommt dieses Einsammeln der Seelen nicht in Konflikt mit euren Kreuzungsdämonen und allgemein mit den Seelen, die ihr in der Hölle behaltet?"
Mein Gegenüber grinste und strich eine braune Haarsträhne zurück hinter mein Ohr.
„Wer ist schon mächtiger als der Tod? Aber nein, wir stehen nicht im Konflikt mit irgendeinem der Reiter. Tatsächlich kommen wir sehr gut miteinander aus." Erneut funkelten seine Augen herausfordernd. „Nicht alle Dämonen sind daran interessiert, die jetzigen Beschneidungen ihrer Macht und ihres Könnens zu akzeptieren. Also werden sich in Zukunft vielleicht auch die Ränke und Streitereien um die Menge an Seelen, die ein Dämon für sich beanspruchen darf, ins Nichts auflösen... wer weiß."
Ich kam bei diesen Worten nicht mehr richtig mit und legte den Kopf schief. „Wie soll das denn geschehen? Wer will daran etwas ändern?"
Die gelben Raubtieraugen legten sich wieder auf mich und bevor ich reagieren konnte, küsste mich Chan leidenschaftlich. Er eroberte meine Lippen und schließlich auch meine Mundhöhle, spielte ausgelassen mit meiner Zunge und lenkte mich geschickt von dem ab, was ich noch alles hatte fragen wollen. Als er sich dann wieder von mir löste, lächelte er vergnügt.
„Es ist bereits seit fünf Minuten Unterricht. Ich bringe dich jetzt zurück zu deinen Freunden."
Ehe ich so richtig begriff was passierte, stand ich schon vor meinem Klassenzimmer und Chan drehte mich so, dass ich zur Tür sah.
„Bis später Seungmin. Achso... noch eine Sache... Man nennt die vier Reiter nicht umsonst die Vorboten der Apokalypse. Solltest du sie also sehen, dann lauf."
Ich erschauderte und auch das folgende Kichern hinter mir machte es nicht angenehmer daran zu denken. Also blieb mir nur die Flucht nach vorn und ich stolperte wohl etwas bleich und mit rasenden Gedanken in den Französischunterricht.
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Sooo, heute kommen wir gleich zur Fragerunde. Ich denke ihr seid alle nicht böse, wenn ich in den nächsten Wochen etwas mehr updaten will. Jetzt müsstet ihr nur entscheiden, wie es euch lieber ist. Es wird eine demokratische Entscheidung sein. Die Mehrheit der Stimmen trifft die Wahl über meinen Updateplan für die nächsten drei bis vier Wochen.
A) Ihr bekommt jetzt immer Montags und Freitags zwei Kapitel. Also insgesamt vier pro Woche.
B) Ich mache mal wieder eine Lesenacht und versuche euch ca. acht Kapitel auf einmal zu liefern.
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