Eine einfache Lösung

„Wir nehmen dein Angebot an."

Sogleich schenkte uns Wooyoung ein breites Lächeln, das ihn so gar nicht dämonisch und fies aussehen ließ, sondern eher wie den Sonnenschein eines jeden Freundeskreises.

„Das ist toll. Ich freue mich." Seine ausgelassene, fast schon überschwängliche Freude war sogar in seinen dunklen Augen lesbar, die jetzt funkelten. „Gut, dann werde ich nun meinen Teil der Abmachung einhalten. Die Information, die euch helfen wird..."

Jetzt machte er es tatsächlich spannend und auch meine Freunde verharrten reglos in ihrer Haltung, um ja kein Wort zu verpassen. Was dann jedoch folgte, verwirrte mich.

„Geht morgen gleich nach der Schule in die alte Bibliothek. Dort werdet ihr Antworten finden." Das waren die einzigen rätselhaften Worte, die der Dämon sprach, bevor er verschwand und uns allein zurückließ.

Zunächst sagte keiner von uns ein Wort. Wir waren alle mehr als sprachlos. Dann jedoch verspürte ich sowas wie Wut und ich knurrte frustriert. „Hat er uns gerade ernsthaft für diese Worte eine Nacht in Freiheit abgeschwatzt? Was für ein Arschloch."

„Ich glaube es einfach nicht... und ich dachte, wir haben dazugelernt. Aber wir lassen uns immer noch austricksen, als wären wir kleine Kinder. Nicht zu fassen."

Seungmin ließ sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und starrte fassungslos vor sich hin. „Wir hätten wissen müssen, dass es nicht so leicht ist."

„Naja, aber immerhin haben wir einen Hinweis." Jeongin schien nicht so schnell aufzugeben und sah uns nun der Reihe nach an. „Wir sollen morgen nach der Schule in die alte Bibliothek. Das heißt, wir werden dort etwas finden, das uns hilft. Ich denke nicht, dass er komplett gelogen hat."

„Du bist wirklich zu gut für diese Welt Innie." Felix wuschelte dem süßen Jungen durch das weißblonde Haar und machte sich daran, den Stoff, der auf dem Boden lag, zusammenzufalten und wegzuräumen. Eilig half ich ihm mit den Kerzen und brachte mein Zimmer wieder in seinen Urzustand.

„Wisst ihr was. Wir werden das schaffen. Und wenn wir ihn dafür nächsten Freitag ausquetschen müssen. Aber wir bekommen unsere Informationen." Glücklicherweise schien auch Minnie sukzessive an Zuversicht zu gewinnen, denn seine Worte klangen viel weniger hilflos und niedergeschlagen als noch zweit Tage zuvor.

„Hat eigentlich einer von euch gestern seinen Dämon gesehen?", fragte nun Felix und einstimmig schüttelten wir den Kopf.

„Auch heute noch nicht." Fügte ich hinzu und seufzte. „Entweder ein gutes Zeichen oder ein sehr schlechtes..."

„Oder keins von beiden."

„Wie auch immer. Ich muss jetzt los, sonst bekomme ich Ärger von meinen Eltern", seufzte Seungmin und griff nach seiner Tasche.

„Dann kommen wir gleich mit."

Mit geschürzten Lippen und etwas traurig, dass sie schon gehen mussten, sah ich zu, wie sie ihre Sachen zusammenpackten. Aber natürlich verstand ich, dass sie nicht ewig bleiben konnten und da morgen Schule war, wollte ich sie auch nicht aufhalten. Als erster kam Felix zu mir gelaufen und umarmte mich fest. „Wir sehen uns morgen in der Schule Sungie." Auch Jeongin nahm mich in die Arme und flüsterte mir leise zu. „Bis morgen Hyung. Pass auf dich auf." Seungmin stand noch etwas unschlüssig vor mir, doch schließlich schloss ich ihn fest in die Arme und lächelte, als er mich ebenfalls schüchtern umarmte. „Wir sehen uns morgen", meinte ich und löste mich wieder von ihm. „Ich begleite euch noch zur Tür."

So stand ich zwei Minuten später wieder ganz allein in der Eingangshalle und ließ die Schultern sinken. „Und da wären wir wieder... einsam und allein", scherzte ich mit mir selbst und kramte mein Handy hervor. Kurz prüfte ich die Uhrzeit und entschied mich dann, meine Mutter anzurufen. Während ich auf den grünen Hörer tippte, stieg ich langsam die Treppe hinauf. Schon nach dem zweiten Klingeln ging sie ran und begrüßte mich mit einem fröhlichen „Hallo Liebling. Wie geht es dir?"

„Gut Mama, mir geht es gut. Alles beim Alten. Das Haus steht noch und die Schule ist auch nicht spannender geworden." Erzählte ich im Plauderton und war froh, ihre Stimme zu hören.

„Na das klingt doch gut. Isst du auch genug? Wie geht es denn Felix und den anderen?" So war meine Mama nun mal. Sie mochte meine Freunde und stellte immer sicher, dass es auch ihnen gut ging.

„Natürlich esse ich genug. Und denen geht es auch gut. Sie waren bis eben noch bei mir. Aber jetzt sind sie brav nach Hause gegangen... schließlich ist morgen Schule." Ich versuchte meine Stimme belehrend und seriös klingen zu lassen, während ich die letzten Stufen erklomm und dann den Flur zu meinem Zimmer entlanglief. Ich hörte das Lachen meiner Mutter am anderen Ende der Leitung und musste selbst grinsen.

„Ja, na klar, Wäre Seungmin nicht so vernünftig, dann würdet ihr wohl bis Mitternacht in deinem Zimmer hocken. Aber ich finde es gut, dass du so erwachsen bist und weißt, wie wichtig die Schule ist." Auch aus ihrer Stimme konnte man die Ironie hören und ich schüttelte mit einem leisen Glucksen den Kopf. „Du bist unmöglich Mama." Mit diesen Worten stieß ich die Tür auf und betrat mein Zimmer, jedoch fror ich mitten in der Bewegung ein und starrte auf den Jungen, der lässig an der Couch lehnte und mein Eintreffen genau verfolgte.

„... von mir doch schon gewohnt sein." Jetzt erst merkte ich, dass ich meiner Mama gar nicht richtig zugehört hatte und mit einem unangenehmen Räuspern fragte ich nochmal nach. „Entschuldige, kannst du den letzten Satz nochmal wiederholen? Ich hab dich nicht verstanden." Dabei konnte ich den Blick dennoch nicht von dem Dämon abwenden, der mich seinerseits mit einem wissenden Lächeln musterte.

„Ich habe gesagt, dass ich deine Mutter bin und du das schon von mir gewohnt sein musst."

„Achso, ähm, ja klar..." Misstrauisch zog ich die Tür hinter mir ins Schloss und blieb aber im Türrahmen stehen. „Du Mama, ich werde jetzt duschen und ins Bett. Der Tag war anstrengend und ich will so schnell wie möglich schlafen gehen." Eigentlich war es nicht einmal eine Lüge. Bis vor wenigen Augenblicken war ich wirklich erschöpft und ausgelaugt von unserem nervenaufreibenden Tag gewesen. Allerdings hatte der Dunkelhaarige, der gerade so elegant an meiner Couch lehnte und mich unter seinen dichten dunklen Wimpern eindringlich ansah meine Müdigkeit hinweggespült und nur eine nervöse, aufgekratzte Stimmung in mir zurückgelassen.

„Alles klar, mach das Liebling. Melde dich, wenn irgendwas ist. Sonst ruf ich dich sicher mal in den nächsten Tagen an. Also gute Nacht."

„Ja, mach ich. Gute Nacht Mama." Dann ließ ich das Handy sinken und drückte den Anruf weg. Ich sagte kein Wort sondern versuchte die Situation anhand Minhos Auftreten einzuschätzen. Dieser machte jedoch keine Anstalten, sich auch nur zu bewegen. Er stand da wie eine perfekte Statue und nur sein sanftes Zucken der Mundwinkel und die dunkler werdenden Augen verrieten, dass er überhaupt lebendig war.

„Hier riecht es nach Sandelholz." Stellte er dann schlicht und einfach fest und schnupperte noch einmal. „Warst du etwa ein ungezogener Junge und hast noch mehr von meiner Sorte beschworen?" Seine Augen blitzten gefährlich und er stieß sich vom Sofa ab und kam nun mit langsamen Schritten auf mich zugeschlichen. Doch so sehr ich auch zurückweichen wollte, blieb ich am selben Fleck stehen und sah zu, wie er dicht vor mir zum Stehen kam und dann seine Hand ausstreckte, um mein Kinn anzuheben. „Reicht dir ein Wesen der Dunkelheit noch nicht aus, um all deine Begierden zu erfüllen?" Sein Tonfall war sanft, als würde er die Wahrheit aus mir herauskitzeln und mich mit seinen stechend roten Augen sowieso zum Reden bringen.

„N-nein so war es nicht." Gab ich wahrheitsgemäß zu und ignorierte die prickelnde Wärme gekonnt, die seine Finger auf meiner Haut hervorriefen.

„So, und wie war es dann?" Kam die lauernde Frage zurück.

„Ich-wir wollten nach Antworten suchen. Wir dachten, wir könnten einen anderen Dämon befragen und mehr über euch herausfinden." Mir war selbst nicht ganz klar, warum ich so ehrlich blieb aber mir erschien es sinnvoller, als zu lügen.

„Du willst also mehr über mich wissen... Warum fragst du mich dann nicht?" Seine Antwort verblüffte mich und ich kam nicht so ganz mit.

„Wie hätte ich das denn tun sollen?" Meine Worte klangen höchstwahrscheinlich ziemlich schnippisch. „Immerhin hatte ich kaum Zeit dir eine vernünftige Frage zu stellen... bevor du mich gevögelt hast."

Ein feines, diabolisches Lächeln spielte wieder um Minhos Mundwinkel und sein Gesicht kam dem meinen noch näher. Sein warmer Atem streifte meine Lippen schon und es fühlte sich beinahe so an, als würde er mich bereits küssen.

„Der Punkt geht wohl an dich Jisung. Aber wie soll man dir auch lange widerstehen, wenn man dich direkt vor seiner Nase hat, mhm?" Meine Wangen färbten sich leicht rötlich, als ich seine Worte vernahm und ich verstand, dass er mir indirekt ein Kompliment aussprach. Dieser Dämon hatte eindeutig einen zu großen Einfluss auf mich. Dass schon dieser Satz ausreichte, um mich aus dem Konzept zu bringen war nicht gut. Gar nicht gut. Erneut traf seine Atemluft meine Lippen und ich schluckte trocken. Ich wollte unbedingt diesen kleinen Abstand überbrücken und ihn küssen. Ich wollte wieder fühlen, wie er mich küsste. Wie er mit seiner stürmischen Art meinen Verstand ausschaltete und mich einfach in Feuer und Lust zurückließ. Aber ich sollte standhaft bleiben. Immerhin hatte er mir gerade gesagt, er würde mit mir reden.

Sekunden später blinzelte ich verwirrt, da er mein Kinn losließ und selbst einen Schritt zurücktrat. Dabei verlor er jedoch nie den Augenkontakt. „Hast du nicht vorhin etwas davon gesagt, dass du duschen willst?" Minho klang nun wesentlich weniger verführerisch, viel eher gefasst.

„W-wie bitte?" Mein Gehirn arbeitete noch nicht richtig und verknüpfte das Gehörte noch nicht mit meinen Worten aus dem Telefonat.

„Du meintest vorhin am Telefon, dass du jetzt gleich duschen gehst und dann schlafen willst." Ein leicht freches Grinsen trat auf Minhos Lippen und ich ahnte Böses.

„Oh nein, vergiss es. Du wirst nicht mitkommen. Ich falle nicht auf dein Ablenkmanöver herein. Du hast gesagt, ich könne dir Fragen stellen... also mache ich das jetzt auch." Mit dem Versuch, entschlossen und streng zu wirken, straffte ich meine Schultern und stemmte die Hände in die Hüften. Dies veranlasste den Dunkelhaarigen jedoch nur zu einem milden Lächeln.

„Aber das lässt sich doch wunderbar kombinieren Jisung. Eine entspannende, heiße Dusche mit einem gutaussehenden Dämon, der dir obendrein noch das erzählt, was du wissen willst."

Ok, so wie er das jetzt darstellte, klang es wirklich verlockend. Mehr als verlockend. Es klang nach etwas, das ich dringend brauchte. Entspannung und Antworten. Dennoch fragte ich mich, wo der Haken war. Ich legte den Kopf schief. „Warum nur glaube ich dir nicht, dass es so einfach wird?"

Jedoch bleib er mir diese Antwort schuldig, denn er griff nach meinem rechten Handgelenk und zog mich mit sich. Als würde er das Haus bereits seit Jahre kennen, drückte er die Klinke zur Badezimmertür herab und schob mich vor sich in den Raum.

„Ausziehen Sungie." 

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