Der Wunsch der Königin
„Das ist also der Junge, an den du gebunden bist?"
Die glockenhelle und gleichzeitig hochnäsige Stimme zog sich unangenehm durch meinen Geist und auch wenn ich noch nicht zur Tür geblickt hatte, glaubte ich zu wissen wen ich dort sehen würde. Und sogleich kehrte mein Unmut zurück.
Dies veranlasste mich, die Schultern zu straffen und meinen Kopf selbstbewusst zu heben und die junge Frau zu mustern, die mit einer Eleganz, die nicht unbedingt in einen Nachtclub passte in diesem schwach beleuchteten Gang stand und erwartungsvoll zu Minho sah.
Wie ich vermutet hatte war es dieselbe Frau, die vorhin mit ihm gesprochen hatte.
Die Elbenkönigin.
Natürlich passte sie dann nicht zu meinem Bild eines typischen Clubbesuchers. Ihr Haar lag immer noch in wilden roten Locken um ihr schmales anmutiges Gesicht. Die hohen Wangenknochen und die stechend grünen Augen verliehen ihr das royale Aussehen. Und doch war mir ihr Status gerade ziemlich egal.
Ich mochte sie nicht. Als sie mich nun einer gründlichen Musterung unterzog, tat ich dies ebenfalls.
„Ja."
Das war alles was über Minhos Lippen kam. Ich rückte noch etwas von der Wand ab und sah ihn verwundert an. War das wirklich das einzige, was er dazu sagen wollte? War ich es nicht mal wert, vorgestellt zu werden?
Dieser Umstand schien der schönen Elfe ebenso aufzufallen. Nur dass sie offenbar wusste, wie man solche zum Scheitern verurteilten Konversationen anregte.
„Willst du uns nicht miteinander bekannt machen?" Ihre Worte klangen so honigsüß, doch ich war mir sicher, dass es zu ihrer tollen Fassade gehörte.
„Tatsächlich will ich das nicht, Titania. Aber wenn du darauf bestehst, dann werde ich dir diesen Gefallen tun. Danach wirst du ihn in Ruhe lassen."
Unnachgiebig und kalt. Nicht einmal mir gegenüber hatte er diesen Ton je verwendet. Auch wenn ich ihn noch nicht lang kannte. Aber ob seine Aussage jetzt als positiv für mich zu bewerten war, wusste ich nicht so recht.
Ihre Augen musterten Minho und dann kräuselten sich die zart geschwungenen Lippen zu einem feinen Lächeln, das jedoch so unecht wirkte, dass es mich beinahe anekelte.
„Wenn du dir so sicher bist, dass ein Mensch dir das geben kann, was du brauchst, dann bitte." Sie schien mit diesen wenigen Worten viel mehr zu sagen und allmählich wurde es mir klar, was sie unterschwellig mitteilen wollte.
„Du hast sie auch gefickt oder?" Nun eher wütend und auch leicht gekränkt sah ich zu Minho, der nur die Augen verdrehte und eine Hand hob, als würde er den Redeschwall, den ich mir tatsächlich schon zurechtlegte, unterbrechen.
„Das geht dich ganz sicher nichts an. Geschweige denn benötige ich jemanden, der mir sagt was ich brauche und was nicht."
Wie schaffte es jemand nur mit so wenigen Worten gleich zwei Personen mundtot zu machen? Denn nach den Worten des Dämonen, schloss ich meinen Mund wieder und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Ich wollte nichts mehr zu dieser Situation sagen oder davon wissen. Zumindest nicht, wenn es der Wahrheit entsprach. Doch da hatte ich wohl die Frau vor mir unterschätzt.
„Aber, aber, Minho, lass den kleinen Menschen doch fragen..." Dass sich die Elfe nun einmischte, zeigte mir nur noch deutlicher dass es stimmte und entnervt drehte ich mich halb zu ihr und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du bist also die Elbenkönigin."
Traf ich mehr die Aussage, als die Frage zu stellen und ließ meinen Blick noch einmal betont gleichgültig über ihre Erscheinung wandern. Selbst ich musste leider zugeben, dass sie außerordentlich schön war und man ihr wohl oder übel schnell verfallen konnte. Allein die mysteriöse Ausstrahlung und der sanfte Glanz ihrer Magie machten sie zu einem ungewöhnlich interessanten Wesen.
Aber ich war an Minho gebunden... Er sollte sie nicht unter diesen Aspekten betrachten... sie begehren. Ich wollte nicht nur einer von vielen sein.
Nun zeigte sie wieder eines dieser schmallippigen Lächeln, die sie eher gruselig anstatt liebenswert aussehen ließen.
„Es ist mir eine Ehre. Und mit wem habe ich das Vergnügen?"
Ein Vergnügen war es ihr ganz sicher nicht. Denn selbst sie musste wissen, was vor ihrem Eintreffen hier geschehen war und es war sicher nicht so, dass sie es gern hatte, gerade nicht im Mittelpunkt von Minhos Aufmerksamkeit zu stehen. Das gab mir zumindest wieder etwas mehr Selbstvertrauen und da dieser verschlossene Dämon nichts weiter sagte, übernahm ich meine Vorstellungsrunde.
„Jisung. Han Jisung", antwortete ich mit klarer Stimme und sagte dann das erste, was mir in den Sinn kam. „Stimmt es, dass Elben nicht lügen können?"
Von Minho, der immer noch dicht neben mir stand, kam ein abfälliges Schnauben, während sich die Rothaarige eine Locke um den Finger wickelte und dann in einer viel liebreizenderen Tonlage antwortete.
„Natürlich stimmt das. Wir sind nicht umsonst das Volk der Wahrheit und des Lichtes. Uns bleibt nichts verborgen."
Schon wieder glaubte ich die unterschwellige Kritik herauszuhören und deshalb konfrontierte ich sie erneut. Es war wie ein innerer Drang sie zum Reden zu bringen.
„Damit willst du sagen dass du herausgefunden hast, dass ich derjenige bin an den Minho gebunden ist, oder?"
Für einen Moment senkte sie die Augen, als fühle sie sich ertappt und unwohl unter den offenen Fragen, doch dann lachte sie leise und es klang wie das sanfte Plätschern eines Baches.
„Ist dein Spielzeug immer so scharfzüngig? Falls ja, kann ich durchaus nachvollziehen, warum du so lange nicht mehr in meinem Reich aufgetaucht bist."
Ohne auch nur die Antwort des Dämons abzuwarten, trat sie auf mich zu und strich mir mit einem aufgesetzt mitleidigen Blick über die Wange. Ihre Finger hinterließen ein Gefühl, das meiner Meinung nach unangenehm auf der Haut nachwirkte. Meine Augen weiteten sich, doch da sprach sie diesmal direkt an mich gerichtet.
„Es muss schwer für dich sein, dich inmitten einer so fremden Umgebung zurechtzufinden. Geschweige denn kannst du verstehen welche Kräfte in uns leben. Je eher du einsiehst, dass du ihm nie genug sein kannst desto leichter wird es."
Ihr Zeigefinger tippte mehrmals gegen meine runde Wange. Doch da wurde ihre Hand beinahe ruppig von mir weggezogen und ich sah etwas ungläubig zu Minho auf, dessen Augen wieder in einem flammenden Rot leuchteten. Er schien ganz und gar nicht mit der Situation zufrieden zu sein. Er drückte ihre Hand nach unten und sprach dann mit einem gefährlichen Unterton, der mir eine kleine Gänsehaut bescherte.
„Du solltest jetzt schweigen. Selbst wenn dich deine Herkunft verpflichtet die Wahrheit zu sprechen, so können deine Worte lügen. Ich kenne dich Titania... du hältst dich selbst für den Mittelpunkt des Universums. Aber deine Eitelkeit wird Jisung nicht verunsichern."
Nun wandten sich die stechend grünen Augen wieder zu Minho und suchten offenbar etwas in den flammenden Augen, bevor sie mit einer Arroganz antwortete, die ich in einem solchen Maß noch nie erlebt hatte.
„Willst du mir etwa sagen, du würdest dich ihm gegenüber nicht zurückhalten? Willst du mir sagen er kennt deine Dunkelheit? Als ob er dann noch an deiner Seite wäre."
Ungläubig sah ich zwischen beiden Wesen hin und her. Es versetzte mir doch einen Stich, dass die Elfe sich sicher war ich könnte Minho nicht genug sein. Und höchstwahrscheinlich hatte sie damit recht. Immerhin war ich ein Mensch... und er ein Dämon. Würde ich es überhaupt überleben wenn ich alles von seiner übernatürlichen Seite sehen würde. Ich stolperte unsicher einen Schritt zurück und versuchte die sich drehenden Worte in meinem Kopf zu sortieren.
„Was interessiert es dich?", höhnte Minhos dunkle Stimme und im nächsten Moment lachte er kalt. „Bist du wirklich eifersüchtig weil ich ihn ficke? Dann sei froh, dass du nicht fünf Minuten eher hier aufgetaucht bist. Und nach dieser Unterhaltung kann ich dir eins garantieren... ab jetzt werden unsere Zusammentreffen ausschließlich geschäftlicher Natur sein. Ich habe Wichtigeres zu tun als deinen Größenwahnsinn auch noch zu beflügeln. Und maße dir nie wieder an, meine Entscheidungen in Frage zu stellen. Wen ich ficke und wann ich das tue ist meine Sache."
Fast schon besorgt warf ich ihm einen Blick zu. Er wirkte so anders als sonst. Seine ruhige Art und der doch so offensichtliche Zorn machten mir mehr Angst als sie sollten. Dennoch sah ich nun zu der Königin vor uns, die ebenfalls über die Worte schockiert zu sein schien.
Verständlich. Dass ein normaler Dämon so mit ihr sprach, hatte sie wohl nicht erwartet. Außerdem war es für niemanden schön, eine solche Ablehnung zu erfahren. Und schon mit dem nächsten Satz machte sie dies mehr als deutlich.
„Ich habe in den Jahrhunderten auf dieser Erde viele Liebhaber kennengelernt. Habe zugesehen wie sie ihre Frauen verließen, im Kampf starben, alt wurden und starben, sich selbst das Leben nahmen... aber dir wird keines dieser Schicksale vergönnt sein." Ihre Augen funkelten nun giftgrün und ihre Gesichtszüge wirkten noch kantiger, fast so, als könne man sich an den Wangenknochen oder dem Kinn schneiden.
„Denn ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es dir vergönnt sein wird jemanden aufrichtig zu lieben. Nur damit ich zusehen kann, wie du leidest sollte ihm etwas zustoßen." Ihre Stimme schnitt wie eine scharfe Rasierklinge durch die Luft und ich war derjenige, der erzitterte.
Minho hingegen packte die schöne Königin an der Kehle und presste sie dicht neben mir an die Wand.
„Das ist aber schade Titania. Solche Wünsche sollte man nicht vorschnell äußern."
Für einen Moment sah es so aus, als wolle er sie küssen, doch er brachte seine Lippen nur dicht neben ihr Ohr und raunte dann abgrundtief ernst hinein.
„Was für eine Verschwendung von dir. Ich bin ein Dämon. Ich liebe niemanden außer mich selbst."
Wie fest Minho die Elfe tatsächlich gepackt hatte, bemerkte ich erst, als sie nur einen erstickten Laut von sich gab und der Dämon daraufhin von ihr abließ. Sie blieb an die Wand gelehnt stehen, rang nach Atem und sagte für einen Moment gar nichts mehr.
„Wir sind hier fertig." Mit einem letzten abschätzigen Blick griff Minho nach meinem Handgelenk und zog mich zurück zur Tür, riss diese auf und führte mich mit sich zurück zu den Tanzenden.
-----------------
Shit is getting wild now. Ich darf mit Freuden verkünden, dass wir jetzt beinahe den höchsten Punkt der Achterbahnstrecke erreicht haben. Bald geht es nur noch steil bergab.... naja, vielleicht mit ein paar Loopings und Kurven, aber nur damit ihr gewarnt seid. Ich mache das Chaos perfekt... und ich freue mich darauf. 😈🔥🔥🔥
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top