Beendetes Leiden

Ja, ihr habt richtig gesehen. Ihr bekommt heute noch ein Kapitel. Dafür werde ich nächste Woche Freitag leider nicht Updaten können. 😪

------------------

Triggerwarnung: mentaler Schmerz, seelische Gewalt ❗ Ich wusste nicht, wie ich das besser beschreiben sollte. Also seid einfach vorsichtig. 

--------

Seungmins Pov:

In den frühen Morgenstunden wurde ich durch ein leises Wimmern geweckt und drehte mich dann zu Felix, der mit schmerzverzerrtem Gesicht neben mir lag und sich hin und her bewegte. Erst dachte ich, er wäre wach. Doch schnell wurde mir klar, dass er noch schlief. Bestimmt griff ich nach seinen Schultern und schüttelte ihn behutsam.

„Felix. Wach auf." Doch noch immer wirkte sein Gesicht nicht entspannter und seine Augen hatten sich auch nicht geöffnet. Viel eher pressten sich seine Lider fester zusammen und den Lippen entwich ein leises aber gepeinigtes Stöhnen. Also versuchte ich es mit mehr Nachdruck. „Wach auf Felix." 

Endlich schien er es zu registrieren. Seine Augen öffneten sich flatternd, er sah sich ziemlich orientierungslos im Raum um und dann presste er sich den Handballen an die Schläfe.

„Aua", kam es gequält von ihm und besorgt beobachtete ich, wie er sich aufsetzte.

„Hast du Kopfschmerzen?" 

Er nickte lediglich und fuhr sich mit den Fingerkuppen über die Stirn, so als würde es den Schmerz lindern, der ihn ziemlich heftig zu plagen schien. Nun warf ich einen kurzen Blick zu Jisung und Jeongin, die noch schliefen und rasch rappelte ich mich auf. „Ich bringe dir eine Schmerztablette."

Doch noch bevor ich richtig aufgestanden war, ertönte Felix tiefes und gequältes Stöhnen.

„Verdammt... Ich glaube mein Kopf platzt", brachte er keuchend hervor und ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war gerötet, die Augen unruhig und fiebrig und langsam überkam mich die Befürchtung, dass es nicht nur Kopfschmerzen waren, die ihn heimsuchten. Dann krümmte sich sein schmaler Körper und ein weiteres Keuchen verließ seine Kehle.

„Was ist denn los?", fragte Jisung mit verschlafener Stimme und setzte sich in seinem Bett auf, was Jeongin ebenfalls dazu bewegte allmählich wach zu werden. Sie sahen zwischen Felix und mir hin und her.  

Ich seufzte, bevor ich Felix meine Hand gegen die Stirn drückte und dann zurückzuckte. Er glühte förmlich. Nun zutiefst beunruhigt, trat ich einen Schritt zurück.

„Jisung. Er hat starkes Fieber. Wir brauchen etwas zum Kühlen und am besten Schmerztabletten."

Sofort stand Jisung neben mir und hatte sich hastig ein T-Shirt übergestreift. Genau in diesem Augenblick wimmerte Felix wieder und seine Hände umfassten seinen Kopf.

„Macht dass es aufhört", stieß er hervor und sein Körper erbebte. „Es tut so weh."

„Scheiße. Sollen wir nicht besser seine Mama anrufen?" Jeongin stand jetzt ebenfalls in Shirt und kurzer Jogginghose neben der Couch und musterte seinen Hyung besorgt.

„Wir sollten ihm erstmal selbst helfen. Lasst ihn uns nach unten bringen. Da können wir ihn im Wohnzimmer auf die große Couch legen. Sollte es noch schlimmer werden, dann sagen wir ihr Bescheid." Jisung wirkte ebenfalls aufgewühlt, doch nun kniete er sich neben Felix aufs Bett und strich diesem durch sein kupferrotes Haar.

„Lix. Es wird alles wieder gut. Lass mich dir helfen." Er legte sich Felix Arme um den Hals und hob ihn dann an, um ihn mit einiger Hilfe von uns nach unten zum Sofa zu bringen. Immerhin konnten wir ihn dort alle bemuttern und für einen Moment sah es sogar so aus, als würde es besser werden. 

Felix stieß keine Schmerzenslaute mehr aus und nachdem wir ihm Wasser eingeflößt hatten, saß er ruhig und etwas apathisch zwischen den vielen Kissen. Seine blasse Haut stach noch stärker als sonst hervor, wohingegen seine Wangen glühend rot waren und die Augen leicht eingefallen wirkten. Er sah so erschöpft und gebrechlich aus, dass ich mir ernsthafte Sorgen um ihn machte.

„Wird es besser?", fragte ich dennoch hoffnungsvoll und tupfte ihm mit einem kühlen Lappen immer wieder Stirn und Nacken ab. Jeongin setzte sich neben Felix auf die Couch und knetete besorgt seine Finger. Auch in den nächsten Minuten wich er dem Rothaarigen nicht von der Seite. Selbst als die Wellen des Schmerzes abzuebben schienen und Felix ruhiger aussah. Sein Atem war nicht mehr so schrecklich flach und auch die Augen waren nicht mehr so getrübt.

„I-ich denke schon", nuschelte unser Freund und bewegte sich leicht, streckte seine Beine aus und entspannte seine Arme, indem er sie locker an der Seite herabhängen ließ. Er nahm einen tiefen Atemzug und ich nickte andächtig.

„Ruh dich aus. Ich ziehe mir noch schnell etwas an und Jisung macht uns ein kleines Frühstück. Innie, du passt solange auf ihn auf", verteilte ich die Aufgaben und lief dann los, um mir zumindest eine Jogginghose überzuziehen. In der ganzen Aufregung hatte ich ganz vergessen, dass ich nur eine Boxershorts und ein T-Shirt trug. Gut, unter uns Jungs war es auch nicht peinlich so herumzulaufen aber nun wollte ich mir doch gern etwas Frisches anziehen.

Als ich dann die Schlafsachen gegen einen Pulli und eine kurze Jogginghose getauscht hatte, ging ich zu Jisung in die Küche und half ihm, uns allen einige Brote zu toasten und das Essen auf einem Tablett zu drapieren. Doch noch bevor wir fertig waren, drang Jeongins Schrei aus der Wohnstube zu uns herüber.

„HYUNG!"

Mit einem panischen Blick zu Jisung stürzte ich bereits los und merkte, dass er dicht hinter mir lief. Ich schlitterte über den glatten Marmorboden und kam in Rekordzeit im Wohnraum an.

Doch das Bild was sich mir da bot, war schrecklich. Die Kissen lagen auf dem Boden verstreut, der kleine Tisch in der Mitte der Sitzgruppe, war umgestürzt. Doch das war nicht das Schlimmste. 

Das Schlimmste war Felix, der zusammengekrümmt auf den Boden lag und sich vor Schmerzen wand, während Jeongin verzweifelt danebenhockte und versuchte, seinen Freund irgendwie stillzuhalten.

„Oh Gott Lixie!" Jisung stürzte zu ihm und half Jeongin, den Gepeinigten zu fixieren. Er zog den roten Haarschopf auf seinen Schoß und strich immer wieder beruhigend darüber. „Bitte Felix. Du musst ruhig bleiben. Was ist los?"

Doch dieser stieß nur ein Wimmern aus und dann bäumte er sich auf. „Es tut so weh Ji. Mach dass es aufhört." Dann drückte er sich die Handflächen gegen die Ohren, so als würde ein lautes Geräusch versuchen sein Gehör zu malträtieren. Aber da war kein Geräusch. Es war fast schon unheimlich still bis auf Felix flachen, unregelmäßigen Atem. 

„Ich halte es nicht mehr aus. Bitte~ tu was dagegen."

Noch nie hatte ich einen Menschen in einem so ausweglosen Zustand gesehen. Noch nie war ich so überfordert mit der Situation, vermutlich weil sie so grausam und unfassbar erschien. Erst als Felix sich ein weiteres Mal zusammenkrümmte und leise winselte, erwachte ich aus meiner Erstarrung.

Ich musste etwas tun. Ich musste den Krankenwagen rufen, einen Notarzt, irgendjemanden, der ihm helfen konnte. Das war ganz sicher nicht normal. Sowas hatte ich noch nie miterlebt.

„Bitte- beendet es... Es-es tut so weh. Lasst mich einfach sterben."

Selbst meine Hände zitterten, als ich nach meinem Handy tastete. Zu meiner grenzenlosen Sorge fand ich es nicht in meiner Hosentasche und sah mich beinahe panisch im Zimmer um. Es lag zwischen den anderen Gegenständen am Boden und ich erinnerte mich, dass ich es vorhin auf den Tisch gelegt hatte.

Nun sank ich rasch neben den anderen zu Boden, tastete nach dem verfluchten Handy und lauschte ängstlich Felix, der noch immer leise bettelte, dass man ihn doch erlösen möge. Dass er es nicht mehr aushielt.

Gerade als meine Finger fliegend den Notruf wählen wollten, nahm ich eine Bewegung wahr, drehte den Kopf und sah, dass sich Felix aus dem Griff von Jisung und Jeongin gewunden hatte. Jetzt presste er wieder die Hände gegen seinen Kopf und schüttelte diesen wild.

„Nicht mehr. Bitte nicht."

„Lix bitte" Jeongins Stimme bebte und man merkte deutlich, wie schwer es ihm fiel nicht in Tränen auszubrechen. Jisung hingegen wollte sich Felix wieder nähern und ihm Trost spenden, ihn in seine Arme ziehen. Doch dieser ließ es nicht zu, robbte noch weiter von uns weg und das war der Moment in dem ich entschied, nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln.

Meine Hände umklammerten das Handy und mein zitternder Finger wollte gerade den grünen Hörer drücken, als ein markerschütternder Schrei mich davon abhielt. 

Das Handy entglitt meinen Fingern. Stattdessen presste ich nun meine Hände auf die Ohren, da der Schrei so hoch und schmerzhaft für das Gehör war, dass ich nicht anders konnte. Alles um mich herum schien dadurch zu vibrieren und dennoch klang es so gequält, dass ich Angst um Felix hatte. 

Instinktiv wusste ich, dass er es sein musste, der schrie. Auch wenn ich nicht begriff wie er einen solchen Laut überhaupt hervorbringen konnte.

Der Schrei verebbte. Aber als ich gerade bereit war, meine Hände wieder herab zu nehmen, ertönte ein weiterer Schrei. Noch markerschütternder und verzweifelter als der Erste. Er dauerte länger an und ich traute mich nicht einmal, mich zu bewegen – geschweige denn zu meinen Freunden hinüberzusehen.

Ich kauerte reglos auf den Boden. Als würde sich mein Körper intuitiv vor einer Gefahr schützen wollen. Der Schrei hallte durch den Raum und brach dann auf einmal ab. So abrupt, dass ich mich diesmal blitzschnell aufrichtete und hinüber zu Felix sah.

Meine Angst um ihn stieg in Unermessliche. Beklemmung flutete mein Innerstes als ich erkannte, dass er bewusstlos auf dem Boden lag. Sein zierlicher Körper ruhte schlaff auf dem weißen Marmor und rührte sich nicht.

Aber das war nicht das Gruseligste.

Das war nicht der Grund, warum ich unfähig mich zu rühren auf dem Boden kniete und meinen langjährigen Freund anstarrte. Erst da wurde mir bewusst, dass schon seine Schreie diese tiefe Angst ausgelöst hatten, die ich nun verspürte. Sie zog sich kalt über meine Haut, kroch in jede Pore und ich japste hektisch nach Luft.

Mittlerweile hatten sich auch Jeongin und Jisung wieder aufgerappelt. Während Jeongin mit offenem Mund und von Tränen glänzenden Augen ebenso regungslos verharrte, krabbelte Jisung sogleich auf Felix zu, achtete nicht auf dessen Zustand und schlang die Arme um den Körper, der leblos in seiner Umarmung hing.

„Lix. Was hast du." Die pure Verzweiflung sprach aus Jisungs Stimme. Er schüttelte den Körper sanft. „Felix. Wach auf." Seine Stimme überschlug sich beinahe und als sein bester Freund nicht reagierte, zog er ihn noch enger an sich, beugte sich über ihn und lauschte einige Sekunden. Dann erfasste auch seinen Körper ein Zittern, bevor er herzerweichend aufschluchzte.

„Er-er atmet nicht." 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top