Prolog
Das Donnern der Hufe unterbrach die Stille der Abenddämmerung, als die letzten Stunden von Avas Wache anbrachen. Sie sah auf und ließ ihren Blick über das gesamte Areal schweifen, um den Ursprung des Hufgetrappels zu finden,aber auf den ersten Blick entdeckte sie nichts. Obwohl das Geräusch lauter wurde, konnte sie keine Bewegungen im Tal ausmachen. Es konnten nicht mehr als drei Pferde sein, da war sie sich sicher. Sie griff nach ihrer Waffe und begab sich in Verteidigungsstellung, um vorbereitet zu sein.
Plötzlich ertönte ein Schuss, und die Hufe verstummten. Es musste aus dem Wald an der Grenze gekommen sein. Als sie genauer hinsah, weit draußen am Waldrand, konnte sie dunkle Silhouetten ausmachen. Die anderen Wachen wurden nun ebenfalls aufmerksam und bereiteten sich vor auf das, was kommen mag.
„Ach, verdammt!",fluchte der junge Prinz auf seinem Pferd. „Ich hab's wieder nicht erwischt! Sucht es und erlöst es von seinem Leid! Los!" Seine beiden Begleiter nickten den Befehl ab und verfolgten die Spur des angeschossenen Wildschweins, welches nicht mehr weit gekommen war. Es lag verwundet und verschreckt am Waldrand, wo es von einem der Wachen erlöst wurde.
Nun konnte man die Gestalten genauer erkennen. Alle drei Pferde waren rabenschwarz. Das des Prinzen wirkte deutlich jünger und unruhiger, doch größer als die seiner beiden Leibwachen. Es war hellbraun gezäumt, sodass die Lederriemen und der Sattel deutlich vom schwarzen Fell hervorhoben. Die Pferde der Wachen waren dunkelbraun, vielleicht auch schwarz gezäumt. Das konnte man nicht deutlich erkennen auf die Entfernung. Der Prinz wirkte groß und schlank im Sattel, sogar anmutig. Er trug keinen Helm. Ganz zum Missfallen seiner Wachen vermutlich. Sein Haar war so rabenschwarz wie das Fell seines Reittiers. Lang und glatt, zusammengebunden zu einem lockeren Dutt. Mehr konnte sie nicht erkennen.
„Ava! Was ist da los?",ertönte eine nervöse Stimme hinter ihr. Silas, eine Wache aus ihrer Schicht.
Sie seufzte unbeeindruckt. „Es ist nur der Prinz auf Jagdtraining wie es aussieht." Ava wusste zwar, wer der Prinz war und sah ihn nicht zum ersten Mal aus der Ferne, aber näher hatte sie noch nie mit ihm zutun. Er kam hin und wieder dort hinten an der Grenze vorbei und tobte sich aus. Aber er kam noch nie zu diesem Dorf, geschweige denn redete mit einfachen Leuten wie ihr. Es ist fraglich, ob er ihr Dorf überhaupt kannte.
Silas atmete erleichtert aus und ihre Augen begannen zu funkeln. „Den Göttern sei Dank, dass es nur dieser Prinz ist. Wie hieß er noch gleich? Valentin Vankoven! Ein Schnittchen!" Silas hatte den Prinzen schon mal aus der Nähe gesehen, aber auch nur, weil er als Strafe einer Lebensmittelkaravane, die von der Stadt ins Dorf fuhr, Begleitschutz geben sollte, und er von ihr auf halbem Wege abgelöst wurde.
Silas trat neben Ava auf die Brüstung, um einen Blick auf ihn und seine Wachen zu werfen. Man sah den Prinzen, wie er mit seinen Wachen redete.
„Danke, Aero. Aber genug für heute. Lasst uns zurückreiten!" Als er die letzten Worte ausgesprochen hatte, drehte er sein Pferd in Richtung Heimat und sein Blick fiel auf den Wachposten, auf dem die beiden Frauen an der Brüstung standen und in seine Richtung starrten. Er hielt einen Moment lang inne und beobachtete sie eine Weile, bis er schließlich langsam die Hand als ein grüßendes Zeichen hob. Seine Begleiter blickten ihn nur verwundert an. „Hast du heute einen guten Tag oder warum grüßt du die Wachen da hinten?", neckte ihn Aero.
Ertappt zog er die Hand schnell wieder zurück an den Zügel. „Ja ich hab... in der Tat einen guten Tag! Los jetzt." Sein Blick haftet noch eine Weile bei den Frauen, ehe er sich abwand.
„Grüßt der uns etwa? Was soll das denn werden?", stieß Silas hervor.
Ava sah nur fasziniert und zugleich skeptisch den Prinzen an. „Ich weiß nicht. Aber ist auch egal.", und wandte sich dann wieder von der Brüstung ab mit dem Gedanken, bald Feierabend zu haben.
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