Yeonjun's Rat
Taehyun POV:
Ich schrieb fleißig in meinen Planer und nahm ab und zu einen Schluck von meinem Kaffee- der nicht zu meiner sonstigen, morgendlichen Routine gehörte- doch mein Körper brauchte dringend Koffein als Antriebstoff.
Ich hatte kaum ein Auge zu machen können.
Grübelnd starrte ich auf mein Geschriebenes, während meine Gedanken zur letzten Nacht wanderten.
Beomgyu hatte geweint...
Ich wusste gar nicht, dass es so unangenehm sein kann jemandem beim Weinen zu zuhören.
Wenn meine Ex-Partner in der Vergangenheit weinten, hatte mich das nie so stark getroffen. Ich verstand aber auch oft nie warum sie so extrem reagierten, beziehungsweise warum sie weinten oder wütend wurden, weshalb es schwer für mich war Verständnis für sie aufzubringen. Zwar hatte ich nie beabsichtigt gehabt sie zu verletzen, aber ich wollte auch nicht Gefühle vortäuschen oder falsche Versprechen geben.
Ich war nur ehrlich mit ihnen.
Obwohl ich mir sicher war, dass ich die richtige und einzig logische Entscheidung für Beomgyu und mich traf, fühlte... sich etwas nicht ganz richtig an.
Fühlte?
Ich schüttelte leicht den Kopf, runzelte verwirrt die Stirn und massierte meine pochenden Schläfen.
Ich nahm wieder einen Schluck von meinem Kaffee, doch konnte ich diesen nicht runterschlucken, bevor meine Gedanken schon wieder zum Älteren wanderten.
Ob Beomgyu schon wach war? Hatte er bereits seinen Morgenkaffe? Wie sieht es mit Frühstück aus?
Ich schluckte den Kaffee runter.
Soll ich ihm schreiben?
Nach letzter Nacht, vermutete ich, dass Beomgyu mich für eine Weile nicht mehr sehen möchte und Abstand brauchte. Also verließ ich die Wohnung schnellstmöglich, während er noch friedvoll am Schlafen war.
Nachdem ich einen Blick auf mein Handy warf, stach eine bestimmte Nachricht besonders heraus- genauer gesagt, der Name des Absenders.
Beomgyu hatte geschrieben. Vor einer halben Stunde.
Ich starrte für einen Moment nur aufs Bildschirm und zögerte, dann legte ich das Handy jedoch zur Seite und widmete meine Aufmerksamkeit wieder meinem Planer zu.
Ich würde ihm später antworten, wenn ich meine Gedanken mehr geordnet hatte.
++++
"Taehyun, ist alles gut bei dir?", fragte mich Yeonjun und musterte mich skeptisch. Ich sah zu seinem Gesicht.
"Du starrst schon die ganze Zeit auf dein Handy."
Wir saßen in einem kleinen Lokal und bestellten uns jeweils beide ein Sandwich mit einem warmen Getränk.
Mein Seminar war bereits vorbei und in meinem Hinterkopf spukte immer noch Beomgyus Nachricht rum, auf die ich bis jetzt nicht geantwortet hatte. Ich wusste selbst nicht wieso es mir so schwer fiel ihm zurückzuschreiben. Mich durchfluteten jedes Mal viele verwirrende Gedanken, wenn ich es mir vornahm und das führte dazu, dass ich das Antworten wieder hinaus zögerte.
"Hey Terry.", begann Yeonjun wieder und in seinem Gesicht pflasterte sich Sorge.
"Du kannst mit mir reden, wenn dich etwas beschäftigt. Zerbrich dir nicht alleine den Kopf, Idiot."
Er hatte Recht...
Yeonjun hob auf mein Zögern eine Augenbraue und legte das Gesicht auf seine Handfläche, während er den Blickkontakt zu mir nicht brach und schließlich mit Nachdruck äußerte:
"Sprich."
Das musste er mir kein zweites Mal sagen.
Ich erklärte Yeonjun was letzte Nacht passierte, Beomgyus Nachricht und meine Gedanken zu diesem Problem und die Lösungen auf die ich bis jetzt gekommen war, doch keine scheint so wirklich die Richtige zu sein. Yeonjun hörte mir aufmerksam zu. Als ich fertig war, lehnte er sich zurück und überlegte ein paar Sekunden, dann sagte er:
"Okay, Taehyun hör gut zu. Der erste Schritt, den du hier gehen musst, ist zu realisieren, dass Beomgyus Gefühle in erster Linie kein wirkliches Problem sind."
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
"Du zerbrichst dir den Kopf über etwas sinnloses, etwas was nicht in deiner Kontrolle liegt und was ungefiltert gesagt nicht der Hauptpunkt deiner Sorgen sein sollte."
Ich seufzte irritiert. Inwiefern half mir diese Information jetzt weiter?
"Deine Gefühle.", haute er dann raus, "Du solltest dir über deine Gefühle klar werden."
"Was?"
Der Ältere lehnte sich nach vorne, verschränkte die Arme auf den Tisch und sah mich dann mit einem ernsten Gesicht an.
"Es ist okay zu fühlen, Taehyun-ah. Deine Gefühle sind erlaubt, sie müssen keinen Sinn ergeben, sie machen dich nicht schwach, sie sind keine Gefahr. Sie sind okay so wie sie sind."
Ich erstarrte.
Yeonjun musterte mich mit Sympathie in den Zügen, doch zurück hielt er sich nicht mit seinen Worten.
"Lauf nicht vor ihnen weg."
Ich soll meine Gefühle zu lassen? Das war alles? Das war es was es brauchte? So simpel?
Ich schluckte schwer.
So simpel, doch warum war es dann so schwer für mich?
"Diese Antwort gefällt mir nicht.", flüsterte ich dann und Yeonjun nickte verstehend.
"Ich weiß."
Dann war es still. Yeonjun nahm immer wieder einen Bissen von seinem Sandwich, sah auf seinem Handy, während er immer wieder einen aufmerksamen Blick zu mir warf und mir Zeit gab, um meine Gedanken zu sortieren.
Nach ein paar Minuten, seufzte ich wieder.
"Hyung, wie macht man das? Gefühle zulassen."
Auf meine Frage hin, war Yeonjun stumm. Er blinzelte einige Male, überlegte und wirkte dabei etwas verloren.
"Da fragst du mich was...du machst es einfach."
Ich sah mutlos runter und Yeonjun ging sich dann frustriert durch die Haare.
"Mann...", begann er," Ganz ehrlich? Nimm mir das nicht übel, aber ich glaube du solltest ernsthaft über Therapie nachdenken."
Ich hob eine Braue.
"Ich war auch mal in Therapie. Mir hat das damals sehr geholfen.", erklärte er dann.
"Therapie? Ich? Habe ich denn überhaupt einen guten Grund dazu?"
Yeonjun musterte mich mit absoluten Schock im Gesicht, bevor er sich dann den Kopf hielt und sich frustriert durch das Gesicht fuhr, kurzerhand nahm er einen tiefen Atemzug und blickte mich wieder an. Ich blinzelte verwirrt.
"Terry...du hast unglaubliche Angst davor dich emotional zu öffnen. Deine tiefen Bindungsängste halten dich davon ab emotionale Intimität zu zulassen, du vermeidest in der Regel Konflikte und isolierst dich von der Außenwelt, du brauchst zwanghaft Kontrolle über deine Gefühle und in zwischenmenschlichen Interaktionen; du warst in etlichen toxischen Beziehungen, in denen deine Partner dir die Verantwortung für ihre Gefühle und Bedürfnisse gegeben haben und ausfällig wurden- körperlich als auch verbal- wenn du das nicht liefern konntest. Junge, dein Vater? Er ist unzuverlässig und eine tickende Zeitbombe und zu deiner Mutter hast du kaum noch Kontakt."
Am Ende hatte er sieben Finger aufgezählt.
"Das sind mehr als genügend Gründe, um über Therapie nachzudenken. Nicht dass du überhaupt so viele bräuchtest, um diese Option zu erwägen..."
Ich war geschockt und beeindruckt.
Diese Probleme klangen aus Yeonjuns Mund viel ernster, als es mir bis jetzt vorkam.
"Na ja, auf jeden Fall solltest du Beomgyu antworten. Sei transparent mit ihm, sag wie es ist. Schreib ihm, dass du gerade einfach etwas Zeit brauchst, um deine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Vergewissere ihm, dass zwischen euch alles okay ist. Nur ignorier ihn nicht und triff nicht für ihn Entscheidungen."
Ich biss mir auf die Unterlippe. Er hatte so Recht.
"Kann ich dich später nochmal ansprechen, wenn ich nicht weiter weiß?", fragte ich vorsichtig und in Yeonjuns Gesicht pflasterte sich vorerst leichte Überraschung, doch dann hoben sich seine Lippen zu einem sanften Lächeln.
"Gerne. Ich würde mich sehr freuen, wenn du das tun würdest, Taehyun-ah."
Jetzt bemerkte ich; war das nicht das erste Mal, dass ich die Initiative ergriff und Yeonjun aktiv nach Hilfe fragte?
Ich nahm einen tiefen Atemzug, dann schnappte ich entschlossen mein Handy und begann meine Finger anschließend über die Tastatur zu bewegen.
Mir lag offensichtlich etwas an Beomgyu, doch was diese Gefühle genau waren- das musste ich noch herausfinden.
+++++
Author's Note
Hey, nach langer Zeit Mal ein weiteres Kapitel.
Es regnet gerade bei mir. Wie ist das Wetter bei euch?
Bleibt gesund und achtet gut auf euch!
Also in case nobody told u today and u need to hear it again:
I love you, you're a precious human being and I am so grateful that u exist.
I see you, I hear you and I am proud of you❤️
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