Wie ein Tanz mit dem Teufel

Beomgyu POV:

Ich starrte meine Decke jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit an.

Voher hatte ich mich mehrmals hin und her gewälzt in dem Versuch eine bequeme Position zu finden, um endlich in den ersehnten Schlaf zu driften. Wie man bemerkte, war ich jedoch erfolgslos. Obwohl mein Körper nach dieser Ruhe regelrecht schrie, wollte mein Kopf wie des Öfteren einfach nicht abschalten.
Erneut entließ ich bei dieser Realisation ein tiefes Seufzen, bevor ich mich schließlich aufsetzte und meine Nachttisch Lampe anknipste.

Nachdem das Licht den dunklen und vorher kaltwirkenden Raum nun in ein warmes Gelb tränkte, kramte ich in der Schublade des Tisches rum, auf der Suche nach meinem vertrauten Notizblock. Als ich das kleine Buch schließlich in der Hand hielt, verschaffte mir allein das Gefühl der glatten und kühlen Oberfläche unter meinen Fingerspitzen ein positives Gefühl im Bauch und ich entspannte mich zeitgleich etwas- lehnte mich mehr gegen das Kissen an meinem Rücken an.

Vorsichtig schlug ich es auf, blätterte durch die etlichen Texte durch. Mal waren es Gedanken oder Gefühle, die ich protokolliert hatte und Mal begrüßte mich der Anblick von angefangenen Songtexten oder Ideen, die ich noch plante in Melodien zu übersetzen und weiter auszubauen, wenn ich die Zeit und die Lust dazu wieder fand.
Oft schrieb ich, wenn ich nicht schlafen konnte. Es half mir meinen Kopf frei zu bekommen und wenn ich Glück hatte, dann fiel mir das Einschlafen danach etwas leichter.

Auf der letzten Seite angekommen, entdeckte ich einen Text, den ich erst vor kurzem verfasst hatte. Da schrieb ich von dem Schmerz einer unerwiderten Liebe und der Angst nicht gut genug zu sein. Bei dem Anblick verzog ich leicht das Gesicht. Zum Glück las die Texte keiner außer mir.

Im Nachhinein waren diese Texte für mich aber kostbare Erinnerungen, die ich immer mit einem Datum versehte und schließlich für die Ewigkeit dokumentierte. Es erfüllte mich auch mit Stolz, wenn ich durch die vielen Seiten blätterte und sah wie viele Momente, Erinnerungen, Gefühle und Ideen ich von mir dadurch eine Form gab.

Worüber schreibe ich jetzt?, fragte ich mich und meine Gedanken wanderten zu den letzten Erlebnissen, die ich hatte.
Die Spielabenden mit meinen Freunden, die immer wieder auftretenden Auseinandersetzungen mit meinem Bruder, die nachfolgenden Schuldgefühle, die ständige Abwesenheit meines Vaters, die viele schlaflosen Nächte und schließlich die tiefverankerten Selbstzweifel, welche mir allzu vertraut waren. Doch darüber schrieb ich schon etliche Male... Nichts von dem was ich eben genannt hatte, verursachte das starke Bedürfniss in mir mit dem Schreiben anzufangen, also überlegte ich weiter.

Kang Taehyun kam mir dann in den Sinn.

Diese seltsame, aber zu meiner Verwunderung nicht mehr unangenehme Spannung zwischen uns; die vielbedeutenden Blicke, die wir in letzter Zeit ausgetauscht hatten; die Erinnerungen seiner Berührung auf meiner Haut und ihre Wirkung auf mich und meinen Körper.

Jede Interaktion mit dem Jüngeren hatte mich jedes Mal mit diversen und intensiven Gefühlen erfüllt. Besonders die jetztige Situation mit dem Anderen verursachte, beim alleinigen Nachdenken darüber, eine leichte Aufregung in mir und das Verlangen, seine Lippen wieder auf meine spüren zu wollen.

Ich sehnte mich nach diesem Gefühl, das er mir in jener Nacht bescherte und meine Gedanken Tage danach noch füllte. Nicht nur das; seitdem ich wusste zu welchem Verhalten Kang Taehyun tendierte, wenn er sich immer mehr im Moment verlor, erweckte es zusätzlich meine Neugier. Zu was war er noch alles fähig? Welche Stellen an seinem Körper, ließen ihn den Verstand verlieren? Was gefiel ihm besonders gut? Was konnte er mich noch alles spüren und erfahren lassen?

Ich knabberte auf meine Unterlippe rum.
Bei dem letzten Gedanken schüttelte ich leicht mit dem Kopf.

Was war nur mit mir los? Es war völlig untypisch für mich, dass ich mich so sehr nach dem körperlichen Kontakt zu jemanden auf diese Art und Weise sehnte. Lag es daran, dass ich einsam war? Vielleicht war es die Jahreszeit? Oder wollte ich unterbewusst damit über meine unerwiderten Gefühle hinweg kommen? Was war es eigentlich, was ich für Taehyun empfand? Pure Neugier, Verlangen? Wollte ich Freundschaft, aber mit einem Plus am Ende?

Ich musste eine emotionale Bindung zur anderen Person aufgebaut haben ehe ich mich überhaupt auf diese Art von Beziehung einlassen konnte. Hatte ich das mit dem Anderen aber bereits?

Ich spitze konzentriert die Lippen, während ich gedankenverloren den Stift in meiner Hand hin und her schwenkte.

Er war bis jetzt der Einzige, der von meinem Herzschmerz wusste und bis jetzt hatte er immer sein Versprechen gehalten, wenn er sagte er behalte die Informationen in unseren Gesprächen für sich und das Aller Wichtigste-
Er war für mich da, als ich diese emotionale Stütze am meisten brauchte...

Ich seufzte, dann blickte ich auf die leere Seite vor mir ehe ich begann zu schreiben, um dieses Gefühl, das gerade in mir hoch kam zu greifen:

Wie ein Tanz mit dem Teufel-
Dein Blick und dein Kuss
Deine Hand auf meiner Haut
Das Gefühl, dass du mir beschaffst
In meiner Brust.

Mit einer dunklen Leidenschaft,
erfüllst du mich und meine Gedanken.
Unter einem dunklen Zauber stehe ich,
Deine Lippen für mich-
Wie der verbotene rote Apfel,
in dem ich schlussendlich rein biss.
Eine einzige Kostprobe,
Jetzt gab es für mich kein Zurück.

Denn du entfachst ein Feuer in mir,
Und in dem Spiel dieser Flammen-
Welche mich in ihrer gefährlichen Melodie bannen, Will ich für immer tanzen.
Tanzen mit dem Teufel-
Den ich nannte; Das Gefühl,
welches du mich in jener Nacht
Hast kosten lassen.

Ich ging nochmal über den Text drüber, war geschockt von dem was ich da geschaffen hatte.

Seit wann bin ich zur Shakespeare mutiert?, fragte ich mich entsetzt.

Ich hätte beinahe die Seite vor Scham zerrissen, doch dann versuchte ich mich wieder zu sammeln und die allgemeine Nachricht des Textes zu verstehen.

So wie es scheint, war das Verlangen nach Taehyuns Berührungen nicht so einfach los zu bekommen wie ich es mir gewünscht hatte. Dafür steckte ich schon viel zu tief drin. Ich seufzte. Und was machte ich jetzt mit dieser Information?

Irgendwie kam ich nicht weiter...

Das Schreiben hatte mir jedoch ganz klar geholfen.
Meine Augenlider fühlten sich viel schwerer an als zuvor und ich musste ausgiebig gähnen, bevor ich mein Notizblock anschließend zurück in die Schublade platzierte und mich erschöpft ins Bett legte. Es dauerte nicht lange und schon begann ich ins Land der Träume ab zu driften-
Ich träumte dabei natürlich von niemand anderem, als von Kang Taehyun selbst.
Lasst mich eins sagen:
Mein Traum war weit von 'unschuldig' entfernt.

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