Leben ist teuer

TW: Missbrauch von Drogen und Alkohol wird in dem folgendem Text erwähnt, Sucht wird thematisiert und häusliche Gewalt wird möglicherweise angedeutet!

Taehyun POV:

Seitdem Treffen zu Fünft verging eine Woche. In der Zeit hatte Beomgyu mit dem Einverständnis von allen eine Gruppe erstellt, was urspünglich (wer hätte es gedacht) die Idee von Yeonjun war. Ich war dem Ganzen neutral gestimmt. Yeonjun schien sich echt wohl unter ihnen zu fühlen und ich hatte beim letzen Treffen eine angenehme Zeit, also konnte ich mich nicht wirklich beschweren. Ich war zufrieden, wenn es Yeonjun war. Wenn die Gruppe zu viel spammen sollte, dann konnte ich sie ja für meinen Seelenfrieden immernoch stumm schalten. In dem Gruppenchat wurde ein weiteres Treffen verabredet. Diesen Freitag, um achtzehn Uhr. Diesmal sollte der Spaß bei Yeonjun stattfinden. Es waren also noch drei Tage, bis ich das Gesicht von Beomgyu wieder sah, welches beim letzten Treffen aus für mich unerklärlichen Gründen zum Ende hin irgendwie deprimierend wirkte. Dieser plötzliche Stimmungswechsel hatte mich für einen kurzen Moment irritiert gehabt und meine Neugier erweckt, doch diese erstickte ich schnell wieder, indem ich mir klar machte, dass ich in keiner gerechtfertigten Position war, um über die Stimmung des Anderen intensiv nachzudenken. Wir waren ja schließlich nicht wirklich miteinander befreundet und ich wollte keine Grenze mit meinem ungefragten Interesse überschreiten.
Es hatte sich eigentlich bis auf diese Sache, aber nicht viel an meinem Alltag verändert. In meinen besonders gelangweilten Momenten, wanderten meine Gedanken in unschöne Richtungen. Zum Einen hatte ich unglaublich viele Sachen für die Uni zu erledigen, was mich schon genug stresste; zum Anderen war ich diesen Monat wieder knapp bei Kasse und ich wusste, ich müsste wieder mehr Stunden in meinem Kellnerjob investieren, wenn ich um die Runden kommen wollte. Außerdem sparte ich den Rest meines Gehalts für meine ungewisse Zukunft an. Ich musste seufzen, als ich auf mein Handy starrte, auf dem ich mein notiertes Ein-und Auskommen gelistet hatte. Das meiste Geld hatte ich tatsächlich für Schreibuntensilien und Essen ausgegeben. Warum war das Leben nur so teuer?
Im Gegensatz zu den meisten Studenten, musste ich für meine Kosten ganz alleine aufkommen. Meine Eltern waren getrennt; was ich damals als sechzehnjähriger an sich willkommen hieß. Deren lauten Auseinandersetzungen machten es für mich immer schwer zu Hause zu entspannen und wirklich zur Ruhe zu kommen. Seit der Scheidung lebte ich aufgrund verschiedener Ursachen (meine Mutter war ausgewandert und ich weigerte mich mein Leben hier zurückzulassen) bei meinem Vater, der aber die meiste Zeit nicht da war und wenn er mal da war, dann begrüßte mich am nächsten Morgen häufig der Anblick von ihm schnarchend auf der Couch liegend mit diversen, leeren Alkoholflaschen, die sich auf dem Tisch häuften, gepaart mit dem stickigen Geruch von kondensiertem Alkohol in der Luft. Obwohl ich dachte, dass die Scheidung die bis jetzt beste Entscheidung meiner Eltern war, nahm mein Vater die Trennung übler als erwartet. Es hätte mir auch fast leid getan, wenn die Beziehung zwischen mir und ihm die letzten Jahre, aufgrund seines Suchtproblems, nicht noch stärker gelitten hätte. Ich wusste er war schon immer von impulsiver Natur gewesen, es war nichts Neues für mich, aber jetzt war ich die Zielscheibe seiner Wutausbrüche. Die Drogen wie auch der Alkohol und unsere finanzielle Not machten seine Launen nicht besser.
"Taehyun!"
Yeonjuns Stimme zog mich aus meinen düsteren Gedanken und erinnerten mich wieder daran, dass ich mich momentan auf dem Campus unserer Uni befand. Ich sah wie seine stylische Figur zu mir an die Sitzbank rüber gejoggt kam und erst ein paar Meter vor mir stehen blieb.
"Was machsten du hier so allein? Ich hab dich im Foyer überall gesucht, Mann.", fragte er und musterte mich besorgt.
"Es war mir zu laut, ich brauchte einen ruhigen Ort zum Nachdenken.", sagte ich stumpf und die Sorge auf seinem Gesicht verschwand nach dieser Aussage nicht, sie schien sogar in seinen Zügen für einen Moment zu erfrieren. Mein Kumpel kratzte sich dann etwas unbeholfen am Kopf, während ich meinen Blick wieder auf mein Handy richtete und stumm blieb. Mir war klar, dass Yeonjun meine angespannte Stimmung spüren konnte, er wusste aber auch, dass ich ungern darüber sprechen wollte, weshalb er sich einfach nur nichtssagend neben mich setzte und mich ansonsten in Ruhe ließ. Nach weiteren ruhigen Minuten, brach ich schließlich die Stille.
"Wie läuft das Projekt an dem du gerade arbeitest?"
Der Ältere blickte von seinem geöffneten Insta Account hoch und musterte mich mit weiten Augen.
"Du meinst die Choreo? Ganz gut, eigentlich. Bin mir sicher es wird wieder ein geniales Video geben."
Yeonjun hatte neben all dem Unikram, dem ganzen Feiern und seinen Freundesgruppen auch noch ein Leben als anstrebender Influencer am Laufen. Wie er all das managte und unter einem Hut kriegen konnte war mir ja persönlich ein Rätsel, aber dieses Leben passte zum ihm und ich bewunderte insgeheim seinen Mut und seine Kreativität. Er stellte das was er liebte der Öffentlichkeit zur Verfügung, wenn das nicht mutig war, dann wusste ich auch nicht.

"Wann lädst du dein nächstes 'Meisterwerk' hoch, Daniel.", fragte ich mit einem spielerischen Unterton und adressierte dabei den Anderen mit Absicht bei seinem Künstlernamen, was dieser kurzerhand grinsend entgegen nahm.
"Idealerweise nächsten Montag. Fragst du, weil du es kaum erwarten kannst mich tanzen zu sehen, Taehyunie? Bist du so sehr von dem Anblick meiner flexiblen Hüfte verzaubert worden, hm?"
Ich lachte innerlich, zeigte aber äußerlich keine Emotion. Ich ging auch nicht weiter auf diese offensichtlich, flirtende Aussage ein, was für den Anderen ziemlich typisch war. Irgendwie schien das Flirten in seiner Natur zu liegen, da steckte meist nicht einmal etwas Erntes hinter. Aufgrund dieser Eigenschaft hatten sich schon etliche in den Anderen verguckt, es steigerte Yeonjuns Ego enorm. Ich war dann derjenige der die Rolle des besten Freundes übernnahm, der den anderen wieder auf den Boden der Tatsachen holte, sollte sein Gottkomplex meiner Meinung nach wieder zu stark abheben.
Der Mangel meiner Reaktion, beschämte den Anderen und ich grinste selbstgefällig, als ich die leichte Röte in seinem sonst so selbstbewusstem Gesicht erblickte.
"Ich hasse es, wenn du mich ignorierst."
"Ich ignoriere dich nicht Hyung, ich reagiere nur nicht auf deinen Unsinn."
Er hielt sich bestürzt die Brust.
"Ouch, Taehyun, ouch. Danke, du Fiesling."
Ich zuckte mit den Schultern, legte anschließend freundschaftlich meinen Arm um ihn und sagte in einer zuckersüßen Stimme:
"Deswegen liebst du mich doch."
Mein Satz gewann natürlich ein Augenverdrehen.

++++

Author's Note
Ich möchte die folgende Nachricht nutzen, um mich bei all denen zu bedanken, die meine Geschichte bis jetzt aufmerksam verfolgen und fleißig Votes wie auch Kommentare für mich hinterlassen haben. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich dieses Feedback nicht enorm motiviert und es schafft mir immer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Spezieller Dank geht da für mich an:

C

ilube
mxrx_69
skzmakemestayalive
brotmitzucker

Danke, dass ihr mir mit euren Votes (Kommentare sind auch drunter) so viel Motivation geschenkt habt. Die vielen Benachrichtigungen haben mich super gefreut hahaha 🤭

Bleibt alle gesund und fühlt euch von mir gedrückt😘

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top