Ferienhaus
Beomgyu POV:
"Wir sind da!", sagte Yeonjun am Steuer, positionierte dann seinen Arm um den Beifahrersitz von Soobin und schaute mit einem Lächeln zu uns nach hinten.
Taehyun sah von seinem Handy hoch und blickte interessiert aus dem Fenster, während Hueningkai aufgeregt und jubelnd die Arme in die Luft warf, jedoch war es mir leider nicht möglich an dieser Freude teilzunehmen, zu sehr beanspruchte ein gewisses Problem von mir meine Aufmerksamkeit.
Es war eine dumme Idee gewesen ein Kaffee und ein Glas Wasser vor der Fahrt zu trinken. Meine Blase war so voll, dass ich vor Schmerz hätte weinen können.
Ungeduldig löste ich meinen Gurt, der mir unangenehm gegen die Blase drückte und presste schließlich gequält raus: "Endlich, ich muss dringend auf Toilette."
Diese verfluchten Schlaglöcher auf dem Weg waren die pure Folter gewesen!
"Deswegen habe ich gesagt, dass du vor der Fahrt nochmal gehen sollst.", gab Soobin besserwisserich von sich und ich presste irritiert die Lippen zusammen.
"Da musste ich aber noch nicht!", konterte ich beleidigt und ärgerte mich darüber, dass ich nichts schlagfertigeres sagen konnte.
Ich kam mir wie ein motziges Kleinkind vor, denn Soobin hatte Recht- umso mehr verfluchte ich den Anderen dafür.
Hueningkai und Yeonjun lachten auf meine Kosten über Soobins Bemerkung; Kang Taehyun blieb wie immer ruhig, aber ich glaubte auch von ihm ein leises Schnauben gehört zu haben; als ich jedoch in seine Richtung sah, begrüßte mich der Anblick seines Hinterkopfs.
Zügig stieg ich aus dem Auto aus, um Yeonjun zu bedeuten sich zu beeilen, immerhin war es das Ferienhaus seiner Eltern und er hatte demnach den Schlüssel und die lebensrettende Info für mich wo sich das Badezimmer befand.
Wir alle hatten die Klausurenphase mehr oder weniger erfolgreich überstanden und es war die Idee unseres Ältesten gewesen dies in dem Ferienhaus seiner Eltern zu feiern.
Während die Anderen ihr Gepäck aus dem Kofferraum holten, pickste ich Yeonjun ungeduldig in die Seite, um seine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen, da er sich nun mit den Anderen über den Transport des Gepäcks unterhielt und ich verstand ja dass das sehr wichtig war aber-
Ich wollte nochmal daran erinnern, dass ich ein großes Problem hatte, dass ich jetzt lösen musste!
Er sah in mein Gesicht, bevor er dann begann verdächtig breit zu grinsen. Vielleicht hätte ich mich nicht über seine Fahrkünste lustig machen sollen...
"Bitte Hyung, ich muss schon seit einer halben Stunde. Ich tue alles was du willst.", bettelte ich jetzt regelrecht und schlug meine Hände flehend zusammen, hoffte so sehr der Andere zeigte für meine Situation Erbarmen und ersparte mir weitere Demütigung.
"Okay, okay so grausam bin ich jetzt auch wieder nicht. Aber wehe du hälst dein Wort nicht, du schuldest mir jetzt was.", sagte er, hob anschließend seinen Zeigefinger, um seine Warnung dadurch zu unterstreichen und ich nickte nur verzweifelt und schnell mit dem Kopf.
Yeonjun informierte kurz die Anderen, bevor ich ihm dann leidend und stumm hinterher dackelte.
+++
"Vergiss nicht was du mir versprochen hast.", äußerte Yeonjun in einem neckenden Ton, als ich die Treppen runter ging und alle schließlich mit Gepäck im Wohnzimmer vorfand.
Auf Yeonjuns Kommentar drehte sich Soobin neugierig zum Ältesten um.
"Versprochen? Was hat er dir versprochen?"
Die ganze Aufmerksamkeit lag jetzt auf Yeonjun und als er gerade seinen Mund öffnen wollte, sprintete ich wie ein Irrer die Treppe runter, übersprang sogar die letzten Stufen, nur um meine Hand auf seinen Mund zu pressen und ganz laut zu brüllen: "NICHTS!"
Es herrschte kurz Stille.
"Jetzt will ich es erst Recht wissen! Was hat er dir versprochen, Hyung?!", fragte Hueningkai nun total aufgeregt und ich widmete ihm einen bösen Blick.
Verdammt ich hatte immernoch ein Stückchen Stolz, den ich behalten wollte!
Yeonjun befreite sich aus meinem Griff.
"Ew! Deine Hände sind noch feucht!", jammerte er und verzog dabei angewidert das Gesicht.
"Chill, ich habe sie mir gewaschen.", sagte ich beleidigt, bevor ich trotzig meine Hände, als kleine Rache für seine angewiderte Reaktion, an seinen Klamotten abwisch und schnell die Flucht ergriff, als er daraufhin enstetzt aufschrie.
"Yah, komm zurück! Dieser Bengel!"
+++
"Also, jetzt wo die Raumverteilung beschlossen ist, wollen wir heute einen entspannten Filmabend machen?", warf Yeonjun den Vorschlag in den Raum. Jeder hatte sein Gepäck schon in sein Zimmer gebracht.
Natürlich teilte sich das Paar unter uns einen gemeinsamen Raum, gefolgt von unseren Jüngsten, Hueningkai und Taehyun, und meine Wenigkeit hatte wie der Zufall es so wollte ein Einzelzimmer, was ich mit großem Vergnügen akzeptierte. Tatsächlich schätzte ich meine Alleinzeit nämlich mehr, als man es von mir vorerst erwarten würde.
"Klingt gut.", antwortete ich und Hueningkai nickte zustimmend.
"Was wollen wir denn gucken?", fragte Soobin und schob sich danach eine Handvoll Chips in den Mund
"Wie wäre es mit einem Horrorfilm?", schlug ich nach kurzem Überlegen vor.
Ein guter Horrorfilm gehörte meiner Meinung nach immer zu dieser warmen Jahreszeit dazu, besonders dann, wenn man diese Zeit mit Freunden verbrachte.
Die Mehrheit wirkte mit dieser Idee mehr als zufrieden, es gab sogar ein paar Sticheleien untereinander und Wetten, wer der größte Angsthase unter uns sei- Lautes Lachen brach daraufhin aus. Instinktiv bewegte sich mein Blick zu Taehyun; dieser blieb wie des Öfteren stumm und ausdrucklos. Er schlug meine Idee aber auch nicht ab, das hieß dann wohl, dass er auch nichts dagegen hatte, oder?
Ein quietschender Schrei ließ mich Aufzucken und geschockt drehte ich mich zu der Geräuschquelle um, nur um dann enstetzt festzustellen, dass es Taehyun war, der fest die Augen geschlossen und sich verängstigt an Hueningkai geklammert hatte.
"Taehyunie, hast du Angst?", fragte unser Jüngster in einem süßen Ton und klopfte ihm feinfühlig auf den Oberschenkel.
"Sollen wir Händchen halten?", schlug er schließlich liebevoll vor.
Als sei diese Frage nicht absurd genug (immerhin richtete sich diese Frage an Taehyun!), nickte Besagter auch noch zu meiner Überraschung und mir fiel vor Schock das Popcorn aus der Hand. Yeonjun begann zu lachen.
"Ach ja, vergaß total, dass Taehyun schlecht Horrorfilme schauen kann."
Soobin blickte jetzt auch interessiert zu den beiden Jüngeren und musste bei dem Anblick leicht schmunzeln.
"Wow, das kommt unerwartet.", sagte er dann und ich konnte ihm nur zustimmen.
Taehyun hatte Angst? Der Taehyun? Der Typ, der kaum eine Miene verzog und nie seine Selbstbeherrschung verlor, saß jetzt hier zusammengekauert auf der Couch und musste für emotionalen Halt Händchen halten mit unserem Maknae? Kann mich bitte mal jemand kneifen? Ich glaubte ich träumte.
"Sollen wir was anderes schauen, Taehyunie?" Es war Yeonjuns Frage, welche er grinsend und äußerst amüsiert von der Miserie des Anderen in den Raum stellte, Kang Taehyun warf ihm wohl deshalb einen bösen Blick zu und schüttelte anschließend stur mit dem Kopf. Dann presste er sich enger an Hueningkai, bevor er kurzerhand wieder zum flackernden Bildschirm sah.
Dieser schutzlose Anblick von ihm war so ungewohnt, dass ich nicht anders konnte, als ihn fasziniert aus dem Augenwinkel zu beobachten.
Die Art und Weise wie er die Augen zu kniff und sein Gesicht in Huenigkais Brust drückte, wenn eine besonders spannende Szene spielte oder wie er bei einem Jumpscare geschockt aufzuckte und laut aufschrie. Obwohl Soobin auch oft erschrack und interessante Geräusche von sich gab, fesselten mich die Reaktion des Jüngeren seltsamerweise viel mehr.
Ich wusste gar nicht, dass Taehyun so eine süße Seite an sich hatte.
Als der Film vorbei war, stand Yeonjun auf und streckte sich ausgiebig, während Huenigkai es ihm im Sitzen nachmachte. Soobin gähnte erschöpft und ich warf einen Blick auf die Uhr. Wir hatten schon Mitternacht drüber.
"Wollen wir für heute Schluss machen?", fragte ich und Soobin nickte.
"Ja, bitte. Ich bin schon seit sieben Uhr auf.", erklärte er dann und Yeonjun schmiss sich wieder auf die Couch, um sich an seinen Freund zu drücken.
"Aw, ist mein Hase schon müde? Soll ich heute der große Löffel sein?"
"Verschont uns, klärt das bitte in eurem Zimmer ab", gab Hueningkai verstört von sich und stand schnell auf, dann wandte er sich Taehyun zu und sagte:
"Taehyunie, komm! Wir gehen! Bevor wir noch etwas hören, das wir nicht hören wollen."
Ich bemerkte wie dieser für einen kleinen Moment zögerte, aber schließlich dann doch nickte. Er wirkte ehrlich gesagt in meinen Augen viel zu aufgebracht; Schlafen schien da noch keine Option zu sein.
Ich überlegte Taehyun vorzuschlagen noch etwas bei mir zu bleiben, weil ich wusste, dass ich aufgrund meiner Schlafstörung noch etwas wach bleiben würde, aber traute mich schließlich doch nicht.
Vielleicht konnte ich ihm stattdessen meinen Beruhigungstee machen?
Er half mir immer vor dem Schlafengehen runterzukommen.
Als alle in ihren Zimmern waren, lief ich schnell zu meinem Raum hoch, nahm die kleine Teeschachtel aus meiner Tasche und setzte den Wasserkocher in der Küche auf. Als ich dann das sprudelnd, kochende Wasser in eine der Tassen inklusive Teebeutel eingoss, wartete ich. Die Zeit versuchte ich mit dem Scrollen auf meinem Handy zu vertreiben. Ich konnte meine aufsteigenden Sorgen dabei nicht stoppen.
Was wenn er den Tee gar nicht möchte? Was wenn ich komisch rüber komme? Vielleicht ist er ja gar kein Teetrinker? Ich hoffe, dass er meine nette Geste nicht als unangenehm empfindet...
"Du bist noch wach?"
Ich sah von meinem Handy hoch und blickte in Taehyuns Gesicht- Gleichzeitig ertönte der Timer meines Handys und hastig drehte ich mich zu den Tassen um, damit ich die benutzten Beutel entsorgen konnte.
Der Andere stand nun neben mir und sah neugierig auf die zwei Tassen runter, bevor er dann verwundert fragte:
"Willst du das Alles alleine trinken?"
Ich biss mir kurz auf die Unterlippe, bevor ich mich zu ihm umdrehte, meinen ganzen Mut zusammen nahm und ihm entschlossen in die Augen blickte.
"Eine ist für dich. Ich dachte nach dem Horrorfilm, könntest du einen Beruhigungstee gut gebrauchen."
Es herrschte kurz Stille. Mein Herzschlag hämmerte so stark gegen meine Brust, dass ich befürchtete er könnte es hören.
"Danke.", sagte er schließlich mit einer warmen Stimme und lächelte zart.
Mein Atem stockte bei diesem Anblick.
Ich entriss meinen Blick von seinem Gesicht und sah dann auf meine Tasse runter. Verdammt, warum hatte er so ein schönes Lächeln?!
"Wollen wir-", begann der Jüngere nun und ich sah abrupt hoch,"den Tee gemeinsam auf deinem Zimmer trinken?"
Oh Gott...
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