Ein aufklärendes Campusgespräch
Taehyun POV:
"Wir müssen reden."
Beomgyus Augen nahmen die doppelte Größe an, als ich am Campus vor ihm stand und ihn geradewegs ansprach. Seinen Freunden schenkte ich wenig Beachtung, ich spürte dennoch ihre verwirrten Blicke auf mir, die kurzdarauf fragend zu Beomgyu wanderten. Dieser selbst wirkte etwas verunsichert, doch er nickte nichtsdestotrotz mit dem Kopf und entschuldigte sich bei seinen Freunden ehe er aufstand und mir folgte. Als ich mir sicher war, dass wir genügend Abstand zu den anderen Studenten hatten, sprach ich sofort meine Frage aus.
"Hat dir Yeonjun schon eine Zusage zu dem Spieleabend geschickt?"
Beomgyu nickte etwas verzögert.
"Okay, ich bat ihn nämlich darum. Beomgyu, du musst mich jetzt in deinen Plan einweihen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, als er mich fragte woher ich dich kenne. Ich meinte einfach ich hätte dich auf einer Party kennengelernt und wir hätten etwas gequatscht, aber Yeonjun wirkte nicht überzeugt. Ich befand mich dank dir in einer sehr unangenehmen Situation.", erklärte ich.
Besagter biss sich mit einer schuldbewussten Miene auf die Unterlippe, während sein Blick nach unten wanderte. Ein leises "Tut mir Leid." verließ seine Lippen und ich seufzte, klopfte dann ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden, da ich kein Interesse und wenig Geduld für ihn und seine Gefühle momentan hatte. Immerhin standen wir uns nicht nahe und ich sah deswegen keinen Anlass dazu, ihm seine Schuldgefühle zu nehmen. Ich wollte nur eine Erklärung, die mir zustand. Nicht mehr und nicht weniger.
"Ich will mich nur mit Yeonjun anfreunden und dachte er würde sich eher auf mich einlassen, wenn ich sage, dass du und ich uns kennen. Es ist ja auch nicht ganz gelogen...ich dachte auch, dass er sich wohler fühlen würde, wenn du dabei wärst."
"Du hast mich also benutzt, um dich mit Yeonjun anzufreunden?", stellte ich sachlich fest.
War er so in meinen Kumpel verschossen? Lächerlich, was Gefühle mit Menschen machen konnten. Doch meine Faszination für die Psyche des Menschen konnte ich gedanklich nicht weiter nachgehen, als nach meinem Satz Beomgyus Kopf abrupt hoch schnellte und er mich bestürzt ansah. Seine Reaktion quittierte ich nur mit einem verwirrten Blick.
"Benutzt?! D-das war überhaupt nicht meine Intention! Meinst du nicht, dass das etwas zu hart klingt?"
Ich runzelte die Stirn. Fühlte er sich jetzt angegriffen von mir? Er hatte mich doch für seine persönlichen Wünsche benutzt, das war die Wahrheit. Warum reagierte er jetzt so, als hätte ich ihm Unrecht getan? Ein Seufzen verließ meine Lippen. Ich verstand es nicht.
"Wie nennt man sowas denn dann?", fragte ich genervt und beobachtete wie er unbeholfen über seine eigenen Worte stolperte, wild mit seinen Händen in der Luft umher wedelte und frustriert wie auch verzweifelt über sich selbst war, als er bemerkte, dass seine Aussagen keinen Sinn machten. Zugegeben, ich genoss es tatsächlich etwas, dass ich ihn dazu brachte sich selbst zu hinterfragen und ihn emotional aufzuwühlen. Es gab mir ein gewisses Machtgefühl und war eine kleine Genugtuung dafür, dass er mich ungefragt in diese ganze Sache reingezogen hatte.
"Welche Rolle spiele ich in deinem Plan?", unterbrach ich ihn anschließend in seinem Redefluss, als mir das Ganze zu blöd wurde und ich meine Zeit nicht länger verschwenden wollte.
"Bitte, was?"
"Ich muss doch wissen, was ich machen muss, damit ich dir helfen kann."
"Du, du willst mir helfen?"
Ich verdrehte die Augen.
"Klär mich zuerst auf. Ich hasse es im Dunkeln herum zu tappen."
Es herrschte kurz Stille, dann begann Beomgyu zu erzählen. Er sagte, dass er mit dem Treffen beabsichtige sich mit Yeonjun anzufreunden, weil er ihn jemandem vorstellen wolle, der seit langem Interesse an Besagtem habe.
Auf diese Aussage von ihm reagierte ich jedoch verwirrt. War er denn nicht an meinen Kumpel interessiert? Jetzt wollte er jemand anderes Yeonjun vorstellen?
"Wer ist dieser Jemand. Wie heißt er?"
Mein Gegenüber zögerte und sagte dann: "I-Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf. Es geht ja um die Gefühle eines anderen..."
"Hör zu, wenn du nicht völlig ehrlich zu mir bist, dann kann ich dir nicht helfen, Beomgyu. Ich werde diese Information an niemanden weitergeben. Ich sehe darin auch keinen Sinn für mich, also musst du dir diesbezüglich keine Sorgen machen, versprochen. Ich möchte nur in der Lage sein deinen Plan zu verstehen und das kann ich nur, wenn du mir die Wahrheit sagst.", äußerte ich meine Bedingungen offen und mein Gegenüber seufzte ergeben. Nach weiteren Überlegungen, ergriff er wieder das Wort.
"Es ist mein bester Freund...Soobin. Er ist schon seit Beginn seines Studiums in Choi Yeonjun verschossen. Ich dachte ich könnte ihm helfen, wenn ich mich mit seinem Crush vorerst anfreunde."
Er schien die Wahrheit zu sagen.
"Also tust du das Ganze für deinen besten Freund? Nicht weil du an Yeonjun interessiert bist?"
"WAS?! Oh mein Gott, Nein! Ich bin nicht an Yeonjun auf diese Art und Weise interessiert!", brüllte er und ich sah wie sich einige verwirrte Studenten zu uns umgedreht hatten. Ich blickte ihn daraufhin alarmierend an und Beomgyu schien die Blicke ebenso bemerkt zu haben, denn eine beschämende Röte zeichnete seine Wangen. Beomgyu räusperte sich und sprach wieder hektisch: "Ehrlich, ich habe keine Gefühle für deinen Freund. Glaube mir!"
"Ich glaube dir, also beruhig dich wieder."
Ich konnte irgendwie nicht fassen, das jemand bereit war soweit für jemand anderes zu gehen. Klar, er sprach von seinem besten Freund, aber selbst für Yeonjun würde ich nicht soweit gehen und er bedeutete mir etwas. Ich verstand nicht ganz, was Beomgyu also dazu antrieb, wenn es für ihn selbst keine Vorteile versprach und ihm nur mehr Umstände machte.
"War einer von den Beiden eben Soobin?"
Ich sprach von den zwei Typen, mit denen er vor unserem Gespräch zusammen war. Mein Gegenüber nickte verstehend.
"Ja."
Das Ziel ist es also diesem Soobin Yeonjun vorzustellen? Was war aber mein Vorteil am Ganzen? Ich sah ehrlich gesagt selbst nach seiner Erklärung keinen wirklichen Grund ihm zu helfen. Besonders jetzt wo sich herausstellte, dass es sich hier nicht mal um Beomgyu selbst handelte. Nicht, dass es anders jetzt besser gewesen wäre, aber immerhin hatte Choi Beomgyu mir davor einen Gefallen getan. Ihm zu helfen würde mehr Sinn ergeben, als einem kompletten Fremden. Andererseits half ich ihm damit indirekt...
Ich sah wieder in Beomgyus Gesicht und seine Augen begegneten meinen mit einem bestimmten Funkeln, welches verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich wirkte. Ich bemerkte wie er nervös mit seinen Fingern spielte und angespannt auf seine Unterlippe knabberte. Trotzdem unterbrach er meinen intensiven Blickkontakt nicht.
"Er scheint es sehr ernst zu meinen", dachte ich.
Mir fiel es schon vorher auf, aber Beomgyu wirkte wie ein offenes Buch und gleichzeitig konnte ich ihn und seine Motive nicht ganz verstehen oder nachvollziehen. Dieser Widerspruch erweckte mein Interesse. Je mehr ich mit Choi Beomgyu sprach, desto mehr wurde mir bewusst, dass hinter seinem ersten Eindruck mehr steckte, als ich vorerst gedacht hatte. Ich fragte mich, wie der Langhaarige wirklich tickte.
"Okay, ich verstehe. Es macht aber mehr Sinn, wenn du dich mit mir 'befreundest', das würde das Ganze vereinfachen, denn wenn in Zukunft unser Kontakt zueinander verdächtig auf andere wirkt, dann können wir unseren Freunden einfach sagen, dass wir uns irgendwann angefreundet haben."
Beomgyu wirkte zuerst überrascht, aber dann schlich sich ein unglaublich breites Lächeln in sein Gesicht und ich glaubte, dass war das erste Mal, dass mein Gegenüber mir so ein strahlendes Lächeln und keine eingeschüchterte Miene widmete. Das war eine seltsame Erfahrung, aber nicht zwingend negativ, wie sich kurzerhand für mich herausstellte.
"Das klingt viel besser, als das was ich vor hatte!"
Ich schnaubte.
"Natürlich, es kommt ja auch von mir.", konterte ich und Beomgyu reagierte zu meiner Überraschung auf meinen arroganten Satz sehr positiv.
"Wow...du bist echt schlau, Taehyun.", sagte er mit einer Bewunderung in seiner Stimme.
Sein Kompliment hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich konnte mit solchen Sache nicht gut umgehen, also wechselte ich schnell das Thema.
"Okay, da das jetzt geklärt ist, gib mir deine Nummer."
Meine Aussage kam abrupt und Beomgyu blickte mich erstmal überrumpelt an, bis er dann meinen Satz kognitiv vollkommen verarbeitet hatte und mir schließlich seine Nummer gab. Ich packte dann mein Handy wieder in meine Hosentasche ein und verabschiedete mich von ihm. Als ich auf dem Absatz kehrt machte, hörte ich noch ein hektisches "Danke." vom anderen, was mir aus unerklärlichen Gründen ein Lachen entlockte.
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