Die Silberne Kette
Taehyun POV:
"Ich bin gleich wieder da, Hyung.", informierte ich Yeonjun, während ich von unserem Tisch aufstand und der Andere zur Kenntnisnahme dieses Satzes kurz nickte. Zu vertieft war er in das Buch vor ihm und versuchte dessen Inhalt zu verstehen, um sich schließlich die Informationen in seinem Collegeblock zu notieren. Er legte währenddessen konzentriert die Stirn in Falten und wirkte seit einigen Minuten sehr frustriert und gestresst.
Wir befanden uns wieder mitten in der Klausurenphase und wie immer trafen wir uns zu dieser wichtigen Zeit in der Uni Bibliothek, um gemeinsam zu lernen.
Ich machte mich auf die Suche nach mehr Lernmaterial, welches mir beim Verstehen der komplexen Sachverhalte helfen sollte und durchstöberte die Regale, um anschließend ein Buch in die Hand zu nehmen und mich etwas in dieses reinzulesen. Nachdem ich mir sicher war, dass mir das Buch von Nutzen sein würde, schlug ich es wieder zu und sah hoch, um nach mehr Ausschau zu halten. Mein Blick fing jedoch durch die leeren Spalten zwischen den Büchern in der Reihe gegenüber von mir eine Person ein, dessen schwarzes Haar fast bis zu den Schultern reichte. Die Körperfigur kam mir auch bekannt vor.
Choi Beomgyu.
Der Langhaarige blätterte konzentriert in einem Buch rum und ich nutzte die Gelegenheit, um ihn aus dieser versteckten Position von Kopf bis Fuß zu mustern.
Beomgyu trug sein Haar zur Abwechslung in einem Halbzopf. Ein pastellgelber und flauschiger Cardigan fiel ihm locker von einer Schulter runter und ich erkannte, dass er ein weißes T-Shirt drunter trug. Seine schwarze, weite Hose ging ihm bis unter die Knie, der kurze Schnitt war passend für das momentane Frühlingswetter und die dunklen Converse stimmten mit der Farbe seines Haars überein.
Mir fiel nun auf wie der Ältere, in Gedanken versunken, mit einer Haarsträhne hinter seinem Ohr spielte und dabei die Lippen konzentriert spitze, welche in meinen Augen regelrecht zu einem Kuss einluden. Ehe ich diesen Gedanken jedoch fortführen konnte, setzten sich meine Beine schon in Bewegung.
Ich blieb anschließend einige Zentimeter hinter ihm stehen und tippte seine Schulter an; in dem Denken, ich tat dies sanft und vorsichtig genug, jedoch zuckte mein Gegenüber als Reaktion darauf gewaltig zusammen und das Buch in seiner Hand fiel ihm dabei ungeschickt aus der Hand- Es landete schlussendlich mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden.
Beomgyu hatte sich jetzt zu mir umgedreht und sein Blick entgegnete meinem mit purem Schock.
Ich bückte mich, hob das Buch auf und drückte es dem Anderen mit einem Lächeln auf den Lippen in die Hand.
"Sorry, wollte dich nicht erschrecken.", entschuldigte ich mich auch schon.
"Alles gut.", begann er jetzt mit einem verlegenem Gesichtsausdruck, "Ich habe nicht erwartet dich hier anzutreffen."
"Ich hoffe das ist positiv gemeint.", scherzte ich.
Jetzt wo sein Gesicht mir zugedreht war, bemerkte ich, dass uns durch den engen Gang nur eine kleine Distanz voneinander trennte. Ich konnte dadurch also das sanfte Lächeln des Anderen genau verfolgen.
Mir fiel sogar auf, dass der Langhaarige ein kleines Stückchen größer war als ich und dass ihm sein zurückgebundenes Haar etwas Märchenhaftes verlieh. Den Gedanken hatte ich bereits vorher gehabt, denn Beomgyu hatte eine Schönheit an sich, die nicht von dieser Welt zu sein schien; man konnte nur schwer den Blick von seinem Gesicht losreißen.
"Was machst du hier?", fragte mich der Ältere nun und meine Augen vernahmen eine leichte Röte in seinem Gesicht.
"Lernen. Du weißt schon, weil ja wieder Klausuren anstehen."
Beomgyu kratzte sich verlegen am Nacken und mied kurzdarauf meinen Blick.
"Logisch, war 'ne dumme Frage von mir..."
Es war dann für ein paar Sekunden still.
Er wirkte nervös, doch ich beschloss nicht viel in dieses Verhalten von ihm reinzulesen. Wahrscheinlich erholte er sich noch vom Schock oder seine starke Reaktion war ihm jetzt etwas peinlich?
Ich bemerkte eine silberne Kette um seinen Hals, an der ein eleganter Anhänger in der Form eines Plektrums baumelte.
"Die Kette ist schön, woher hast du die?", fragte ich neugierig und Beomgyu sah mich daraufhin mit großen Augen an.
"Danke. Sie, äh... Sie war ein Geschenk."
Meine Mundwinkel hoben sich und ich fragte in einem neckenden Ton:
"Von wem? Deinem heimlichen Verehrer?"
Scham spiegelte sich in Beomgyus Gesicht wieder und er wandte kurzerhand erneut den Blick von mir ab. Warum mied er meine Augen heute so oft? Ging der Witz vielleicht zu weit? Sag mir nicht ich lag tatsächlich richtig mit-
"Ne, die Kette war ein Geschenk von Soobin.", sagte er schließlich und unterbrach meinen vorigen Gedankenfluss.
Oh.
Es war wieder unangenehm still und ich bemerkte, dass die Nervosität des Anderen mit jeder Sekunde, in dem ich ihn anstarrte, rapide anstieg.
Beomgyu trug also ein Geschenk von jemandem, der ihm vor einigen Wochen ahnungslos das Herz brach?
Ich hätte sie an seiner Stelle schon längst abgelegt, dachte ich, aber diese Meinung behielt ich für mich. Es ging mich ja grundsätzlich nichts an, dennoch zogen sich meine Augenbrauen bei dieser Information zusammen.
Was ist dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch?
Gedankenverloren starrte ich auf seinen Mund, den er peinlich berührt aufeinander gepresst hatte. Nachdem ich von diesem wieder hoch sah, bemerkte ich wie der erwartungsvolle Blick meines Gegenübers wiederum auf meine Lippen haftete, so als würde er mich wortlos nach einem Kuss fragen und als ich unbewusst auf meine Unterlippe biss, erkannte ich auch schon ein gewisses Funkeln in seinen Augen.
Er ist manchmal wirklich leicht zu lesen, stellte ich gedanklich fest.
Ich nahm sein Halsschmuck in meine Hand und beobachtete stumm wie sich das Licht in dem silbernen Anhänger reflektierte und diesen anschließend aufleuchten ließ. Erneut zog sich bei dem Anblick etwas in meinem Bauch zusammen. Irgendwie störte es mich, dass der Andere diesen Schmuck immer noch trug.
Ich wickelte die Kette nachdenklich um meinen Finger, spürte wie sich diese leicht in meine Haut schnitt. Das alarmierte den Anderen, denn er sprach etwas besorgt:
"Taehyun, bitte sei vorsichtig, sonst-", ich hob abrupt den Blick,
"geht...sie...kaputt."
Als sich unsere Augen getroffen hatten, verstummte er allmählich.
Ich wusste nicht wie mein Gesicht ausgesehen haben musste, aber es brachte Beomgyu dazu schwer zu schlucken und wie paralysiert in meine Augen zu starren.
Er stolperte ein, zwei Schritte zurück; erst als ich seinen Atem gegen meine Lippen spürte, bemerkte ich, dass sich mein Körper in Bewegung gesetzt hatte und mein Gegenüber dadurch wegen mir gegen das Regal hinter ihm gedrückt wurde. Bei der unerwarteten Nähe stockte sein Atem.
"Dann bewegst du dich am besten nicht mehr.", flüsterte ich noch knapp, bevor ich auch schon meinen Mund auf Seinen legte.
Diese Berührung verursachte ein prickelndes Gefühl auf meinen Lippen.
Tatsächlich war nicht ich derjenige, der den Kuss zuerst vertiefte, sondern Beomgyu, der schließlich begann sich sehnsüchtig gegen meinen Mund zu bewegen. Ich spürte seine Hände jeweils an meinen Armen und mir stieg der frische Duft seines Waschmittels in die Nase, doch ich vernahm auch eine blumige und süße Note darunter; Sein Parfüm.
Als ich mich schließlich von ihm löste, da bemerkte ich sofort wie der Andere meine Lippen für einen weiteren Kuss nachjagen wollte, aber nachdem ich wieder die Kette erblickte, da wich ich ihm aus, was mir anschließend einen verwunderten Blick von meinem Gegenüber einfing.
Die Kette entglitt jetzt meinen Fingern und fiel wieder zurück zu ihrem ursprünglichen Platz an Beomgyus Körper. Ich strich ihm mit einer Hand das Haar nach hinten, sodass sich mir sein seitlicher Hals offenbarte und ich seine makellose Haut begutachten konnte, dann biss ich mir auf die Unterlippe und unterdrückte das aufsteigende Bedürfnis ihn dort markieren zu wollen. Stattdessen trat ich zurück und sprach:
"Ich muss wieder zurück, Yeonjun wartet auf mich."
Der Langhaarige blinzelte vorerst überrumpelt, bevor er dann leicht nickte und etwas enttäuscht wirkte. Bevor ich es mir irgendwie anders überlegen konnte, machte ich auch schon auf dem Absatz kehrt. Ich wusste nämlich nicht was ich ansonsten getan hätte, wenn ich noch länger bei dem Älteren geblieben wäre.
Was war nur los mit mir? Wieso hatte ich dieses starke Bedürfniss ihm die Kette vom Hals zu reißen?
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Author's Note
Ich hoffe das Kapitel ergibt Sinn lol. Stehe gerade ziemlich neben der Spur und habe das Alles geschrieben, als ich unter enormen Stress stand. Habe das Kapitel jetzt hochgeladen, weil ich einfach super ungeduldig bin und nicht länger auf die Forstsetzung warten lassen wollte hahaha
Btw, habe dieses Bild als Referenz für Beomgyus Outfit/Aussehen verwendet:
Isn't he pretty?
Liebe diese Frisur an ihm🥲❤️
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