4. Eine lange Woche

  Geschickt stellte ich meinen Koffer ab und warf mich als erstes auf das riesen Bett. Es hatte gefühlt den ganzen Tag gedauert vom Vorort Nürnberg nach Köln zu kommen. Natürlich war es jetzt auch schon stockdunkel und ich musste mich noch duschen und dann früh ins Bett. Morgen begannen nämlich die Vorbereitungen. Ich musste die Papiere durchgehen, Zeug unterschreiben und dann ging es an die Generalproben.
  Mir konnte es eigentlich auch gar nicht schnell genug gehen, aber ich wusste, dass ich leider Geduld haben musste. Normalerweise war ich auch sehr geduldig, aber je näher die Show kam, desto aufgeregter wurde ich.

  Vor allem am Montag merkte ich das. Es war verrückt wie viel andere Leute da waren. Teilweise kannte ich sogar die Leute von Wettbewerben die ich verfolgt hatte. Jetzt standen sie vor mir. Oder sogar neben mir.
  Natürlich hatte ich allerdings recht behalten. Wir würden die vier Master nicht vor den Entscheidungen sehen.

  Ella rief mich jeden Abend an und ich war froh darüber. Vor allem als es nur noch ein Tag war. Völlig nervös lief ich im Zimmer auf und ab und wartete bis endlich mein Handy klingelte. Es dauerte bestimmt zehn Minuten bis es endlich soweit war. Allerdings war es nicht Ella sondern mein Bruder.

  "Hey, Felix! Wie geht es dir?", begrüßte ich ihn und lief zum Balkon.
  "Mir geht es gut, Schwesterherz. Die Frage ist eher wie es dir geht!" Er lachte ins Telefon.
  "Aufgeregt."
  "Glaube ich dir. Schon Vartan gesehen? Hast du schon einen Vertrag bei den Flying Steps?", fragte er amüsiert.
  "Haha. Sehr, sehr witzig!"
  "Was denn? Wenn es jemand schaffen könntest, dann du! Ich weiß das einfach", er klang überzeugend.
  "Gosh. Du fehlst mir gerade." Ich warf mich auf's Bett.
  "Du mir auch. Anne spinnt völlig und Marc ist als Vertretung nur halb so gut wie du."
  "Naja, er hat eben nicht die Hip Hop-Modern Dance Ausbildung, was?", ich kicherte leise.
  "Definitiv nicht." Felix lachte wieder. "Übrigens: Wir werden Morgen pünktlich da sein."
  "Ihr schafft es?" Ich rappelte mich blitzschnell auf.
  "Jupp. Außerdem so etwas kann ich mir nicht entgehen lassen! Niemals. Nur... Vielleicht sollte ich dich auch noch vor Anne warnen... Sie hat da so... Eh. Wie soll ich es sagen..."
  "Oh nein. Sie will doch nicht echt nur wegen Julien Bam mit?!? Ihr ernst?", ich seufzte und ließ mich mit dem Gesicht nach vorne in das Kissen fallen.
  "Doch. Leider. Unseren Eltern gaukelt sie zwar etwas anderes vor, aber naja. Ich kann schlecht etwas sagen... Du kennst das ja", Felix klang genervt.
  "Manchmal hasse ich unsere Schwester wirklich."
  "Nicht nur du. Aber wir sind eben trotzdem eine Familie. Wir könnten es schlimmer haben."
  "Jupp. Und wir haben uns. Das rettet alles."
  "Genau. Und jetzt erzähl wenigstens ein bisschen etwas, okay?"
  "Sicher. Also, Montag war extrem Langweilig. Nur Papierkram... Am Dienstag haben wir dann eine Führung im Studio bekommen. War wirklich nett. Hier sind auch wirklich ein paar wirklich coole Leute dabei. Ich hab schon einige kennengelernt. Namen konnte ich mir aber mal wieder nicht merken... Was soll's? Dienstag und Mittwoch war dann Training und Musikwahl und Blah... Heute ist dann die erste Show gedreht worden. Konnte leider nicht viel sehen. Musste schauen, dass ich nicht noch meine Nerven verliere. Was ich ja doch tue... Und morgen bin dann ich dran...", ich holte tief Luft.
  "Und du wirst es schaffen... Willst du mir vielleicht verraten was für eine geniale Choreografie du zeigen wirst von den vielen genialen Choreografien die du immer machst?"
  "Dreimal darfst du raten..."
  "Ich tippe jetzt mal auf EXO Lotto. Die Choreografie hast du so mega hinbekommen. Da ist nicht mal mehr was von der eigentlichen Choreo drin. Ich bewundere das wirklich."
  "Haha. Danke... Aber Nein. Lotto ist es nicht..."
  "Puh. Eh... Look what you made me do?"
  "Nah. Die ist eher für... Nicht für's Fernseher. Meine Güte. Und wehe du sagst jetzt Artificial Love. Dann kannst du was erleben." Ich prustete los.
  "Okay... Eh... Kris, tanzt du zu etwas von Kris Wu? Tian Di?"
  "Das ist schwere Kost. Das weißt du hoffentlich", ich rollte mich auf die Seite und sah aus dem Fenster.

  Draußen war es mittlerweile stockdunkel. Mir war es in den letzten Tagen nie so extrem aufgefallen wie heute. Vielleicht lag es an meiner Nervosität. Ich war einfach völlig durch den Wind.

  "Aber die Choreografie... Krystal. Das ist eine Geschichte für sich."
  "Ist es ja auch... Das weißt du ja auch...", ich presste meine Lippen zusammen.
  "Ich weiß. Naja. Also auch nicht das?"
  "Nein. Du hast verloren Bruderherz."
  "Mist!" Er lachte leise. "Dann muss ich mich jetzt wohl überraschen lassen, was?"
  "Das kannst du laut sagen", ich grinste los.
  "Ich bin übrigens ziemlich neugierig jetzt... Oh, und Mom meint ich solle dich Grüßen. Dad kommt erst morgen ganz früh wieder. Wir fahren dann ziemlich früh in der Nacht los", erklärte Felix mir schließlich beiläufig.
  "War ja klar. Ich darf mich mit dem Zug durch ganz Deutschland schlagen und ihr fahrt. Hätte ich auch machen sollen..." Ich lachte.
  "Ich kann dir dein Auto mitbringen. Das weißt du oder?"
  "Sicher. Aber lass es besser. Ich bekomme das auch so hin. Zug ist auch vielleicht besser. Du weißt warum", amüsiert strich ich über die Tagesdecke des Bettes.
  "Ja, das kann ich mir gut denken sogar. Du wirst ziemlich fertig sein nach vier Wochen."
  "Ich werde keine vier Wochen schaffen, Felix~"
  "Das wirst du, und dann kannst du dir dein Traum erfüllen und in die Flying Steps kommen... Oder will Dad eigentlich immer noch, dass du unbedingt an die Akademie gehst?"
  "Erinnerst du dich an den Brief den ich dir am Freitag für ihn mitgegeben habe?"
  "Ja?"
  "Das war meine Anmeldung..."
  "Oh man, Kris! Das ist doch nicht wirklich das was du willst", jammerte Felix herum.
  "Absagen kann ich immer noch. Das weißt du. Es ist einfach nur eine zu große Chance für mich. Das darf ich mir nicht entgehen lassen. Unter keinen Umständen."
  "Außer du kommst in die Flying Steps oder?
  "Ja, außer ich komme da rein, dann werde ich die Schweiz absagen. Versprochen!"
  "Ich liebe dich dafür!", er lachte.
  "Du bist schlimm manchmal, Bruderherz, aber was soll's? Ich denke auch langsam, dass ich ins Bett sollte. Ella wird noch anrufen und das will ich nicht verpassen. Sonst wird sie sauer.'
  "Stimmt. Ella... Manchmal ist sie echt verrückt... Aber deine Kostüme sind immer sie Besten!"
  "Allerdings... Also, Bruderherz. Ich wünsche dir einen schönen Abend. Hab dich lieb und bis morgen!"
  "Ja, bis morgen, liebste Schwester", gab er noch gut gelaunt von sich und wir legten auf.

  Es hatte gut getan mit Felix zu reden. Er brachte mich immer auf andere Gedanken und das war das schöne daran. Für wenige Minuten hatte ich einfach mal abschalten können. Ich liebte ihn dafür.

1122 Wörter

Hello meine liebsten Kekse ♥
Iiiich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Und vielen, vielen Dank für eure ganzen Rückmeldungen etc. :3 Es freut mich wie verrückt, dass ihr schon gespannt seid wie es weiter geht und euch die Story bis jetzt ziemlich gut gefällt. :3 Nun denn: Bis zum nächsten Kapitel. :3
xoxo eure Luna ♥

16. Juli 2o19

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