36. Verwirrung
April 2019
Mit einem leisen Seufzen sah ich nochmal auf meine SmartWatch und stellte das Lied auf Anfang. Seit ich im März richtig angefangen hatte mit dem täglichen Training hatte ich mich extrem verbessert was meine Technik anging. Für mein Alter war es auch erstaunlich, dass ausgerechnet ich die Jahrgangsbeste war. Es war untypisch, da es beim Ballett immer die jüngeren waren die perfekt abschnitten. Nicht die 22-jährigen.
Ich tanzte die Choreographie noch ein letztes Mal durch, dann beendete ich mein eigenes Training mit einem entspannenden Cool Down. Es war eben genauso wichtig wie das Warm Up... Und es waren nochmal 15 Minuten mehr die ich nicht in meinem Zimmer verbringen musste. Sicher, beschweren konnte ich mich eigentlich nicht, da ich dort genügend Platz hatte. Einen großen Schreibtisch, ein großes Bett, eine Küchenecke, ein kleines eigenes Badezimmer und genügend Regale und Schränke für meine Sachen. Allerdings war ich dort auch alleine... Alleine mit mir und meinen Gedanken.
Seit Januar, seit der einen Nachricht war alleine sein nur noch die Hölle für mich. Innerlich versuchte ich das Loch zu füllen, das ich dank einer gewissen Person hatte, aber es war unmöglich. Nur er konnte mich da raus ziehen, aber warum sollte er es jemals tun? Er hatte die Sache einfach beendet, jetzt war es an mir mich selbst wieder in den Griff zu bekommen... Bis jetzt hatte ich es mich auch nicht getraut ihm deshalb zu schreiben. Innerlich hatte ich auch gehofft, dass es alles ein Scherz gewesen war, als allerdings einige Tage später immer noch keine Nachricht von ihm auf meinem Handy war ließ ich alles auf mir sitzen und ertrug den innerlichen Schmerz ohne noch etwas von der Welt wissen zu wollen.
Ich war mir auch sicher, dass ich es durchstehen konnte, aber es war auch sicher, dass ich dafür noch mehr Zeit brauchte. Tanzen war dabei meine einzige Stütze. Zumindest im Moment. An die Sommerpause wollte ich erst gar nicht denken.
Als ich fertig war verließ ich den Trainingsraum und machte mich auf den Weg zum Wohnheim. Dort begegneten mir Jasper und Miriam auf der Treppe und wie üblich hielten sie mich auf.
"Hey, Krissi. Kurze Frage", Jasper sah mich aufgeweckt an.
"Ja?" Ich blieb mitten auf den Treppen stehen und drehte mich zu ihnen um.
"Könnten wir uns am Wochenende nochmal für ein Extratraining treffen? Bitte!" Miriam blinzelte zuckersüß.
Kurz hielt ich die Luft an, dann nickte ich leicht.
"Klar. Wie vorletzte Woche. Seid ja nicht zu spät."
"Versprochen!", riefen beide gleichzeitig, dann rannten sie davon.
Ich seufzte. Ihren Enthusiasmus hätte ich gerne wieder... Oder zumindest Mal die Hälfte ihrer Energie für das Leben außerhalb eines Tanzstudios.
In meinem Zimmer oben ging ich als erstes duschen, dann setzte ich mich auf mein Bett, machte Netflix auf meinem Tablet an und rief schließlich Fiona an.
"Hey, Krystal. Schön was von dir zu hören", Fiona's Stimme hallte fröhlich durch mein Telefon und ich beneidete sie darum die Dinge leichter sehen zu können als ich.
"Ja... Dachte es kann nicht schaden wenn ich Mal wieder anrufe." Ich versuchte ein Lachen und steckte mir noch den zweiten Kopfhörer ins Ohr.
Wieder war es einer der Momente in denen ich mich dann auch noch fragte warum genau eigentlich nebenher Netflix laufen musste bis es mir wieder einfiel: bei jeder unangenehmen Frage konnte ich mich wieder auf die Serie konzentrieren und dort die Fragen beantworten nur um den richtigen Fragen aus dem Weg zu gehen.
"Ja. Unbedingt. Ich hab auch übrigens jetzt meinen Urlaub eingereicht. Im Sommer kannst du gerne ein paar Tage zu uns. Wie klingt das?"
"Sehr gut. Dann bin ich da wenigstens Mal für eine Weile aufgeräumt."
"Süße... Kopf hoch. Das wird auch wieder", Fiona klang entschuldigend... So wie immer wenn ich ein Kommentar in diese eine Richtung machte oder auf diese eine Person machte. "Ich bin ja immer noch der Meinung, dass du Jul..."
"Wag es nicht seinen Namen auch nur auszusprechen", warnte ich sofort.
"Sorry... Aber du solltest ihm dennoch deine Meinung geigen. So kann man nicht mit einem Menschen umgehen."
Ich schwieg und sah dabei zu wie Dean Winchester Mal wieder von einem Dämonen an die Wand geklatscht wurde.
"Okay. Welche Serie ist es heute? Heartland? Sherlock schon wieder? Oder dieses Mal doch The Originals?"
"Weder noch... Bin bei Supernatural angekommen... Wusstest du, dass Staffel 5 eigentlich die letzte Staffel hätte sein sollen?"
"Krystal Miller. Es reicht. Wir telefonieren keine zehn Minuten und du bist schon wieder so weit. Stell dich Mal der Sache." Fiona klang energischer.
"Sorry... Ich eh... Es fällt mir einfach etwas schwer...", stammelte ich nur wieder.
"Ich weiß... Aber... Egal, ich werde es heute nicht mehr erwähnen. Lieber erzähle ich dir jetzt noch von meinem Training."
Ja. Damit konnte ich etwas anfangen! Endlich Mal was gutes.
Nach zehn Minuten wurde ich allerdings Dank meines Handys zu Tode erschreckt. Fiona registrierte es zum Glück nicht und ich schielte auf den Bildschirm.
Julien: Ich weiß, ich sollte dir nicht mehr schreiben, aber dieser dumme Plan kann mich Mal. Es sind Wochen vergangen und ich vermisse dich immer noch genauso wie am ersten Tag wo du in den Zug gestiegen bist. Das ist einfach nur die Wahrheit, und ich kann es nicht länger für mich behalten. Du fehlst mir! Ju
Ich schluckte. War das sein ernst? Jetzt auf einmal? JETZT?!?
Ich ließ die Nachricht auf gelesen und versuchte mich wieder auf Fiona zu konzentrieren... Allerdings war das so nicht mehr möglich...
Seit dieser Nachricht wurde alles wieder schlimmer. Das einzige was mich noch wirklich ein bisschen ablenkte war das Tanzen. Aber auch mein Körper kam an seine Grenzen. Ich konnte schließlich nicht 24/7 in einem Studio sein.
Womit ich allerdings nicht rechnete... Es blieb nicht bei einer Nachricht.
Sonntag
Julien: Es sind jetzt fünf Tage vergangen. Mit ist klar, dass ich hier eventuell einen Fehler begehen, aber wie du mir es schon einmal gesagt hast: wie kann etwas falsch sein, wenn es sich richtig anfühlt? Das geht nicht...
Julien: Ich vermisse dich wirklich. Ju
Dienstag
Julien: Mir geht es gerade wirklich nicht gut. Kann es auch nicht glauben, dass es dir gut geht im Moment. Ich kenne dich zu gut...
Julien: Ich vermisse dich jeden Tag nur noch mehr. Ju
Donnerstag
Julien: Nicht Mal Tanzen kann mir gerade wirklich helfen. Es sieht auch nicht gut aus für die BamSchool im Moment... Alles ist auch so seltsam ohne dich... Und das auch wenn wir nur ein paar Wochen zusammen hatten.
Julien: Du fehlst mir trotzdem. Ju
Freitag
Julien: Ich hoffe dir geht es wenigstens gut wo du gerade bist. Ich vermisse dich. Ju
Samstag
Julien: Ja, vielleicht ist es kindisch, aber du fehlst mir. Ju
Sonntag
Julien: Okay, ich vermute es ist wirklich ein Fehler, dass ich dir andauernd schreibe, aber ich kann nicht anders. Du hast mir ehrlich geschrieben, dass du diese Art von Beziehung nicht willst. Vor allem wegen meinem Beruf... Du hast mir offen gesagt, dass es keine gute Idee ist für uns beide und du auch wegen der Öffentlichkeit schon keine großen Chancen für uns gesehen hast, aber weißt du was? Vielleicht mag das alles richtig sein, aber wir hätten einfach jede kleine Chance nutzen sollen, weil ich weiß, dass es geklappt hätte. Ich weiß auch, dass es klappen kann. Immer noch. Ju
Die letzte Nachricht verwirrte mich. Es war Sonntagabend und ich konnte mir jetzt nur noch eine Frage stellen: Wie zur Hölle kam Julien auf die Idee, dass ausgerechnet ich der Sache keine Chance mehr gegeben hab? Und was sollte das Gerede von der Öffentlichkeit?
Ich hatte genau gewusst, was auf mich zugekommen wäre. Ich war auch bereit gewesen all das mit ihm durchzumachen, all das zu riskieren. Immerhin hatte ich bis jetzt Gefühle für ihn...
...was also war jetzt auf einmal los?!?
1294 Wörter
Hey meine liebsten Kekse ♥️
Ein weiteres Kapitel. Yay. Ich hoffe auf jeden Fall, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. 😃 Lasst mir wie immer Kommentare da. Freue mich immer wie irre. 🥰 Vielen Dank für alles!
Bis zum nächsten Kapitel!
xoxo eure Luna ♥️
28. April 2o2o
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