32. Abschied
Als ich am Mittag wieder aufwachte wusste ich, dass ich definitiv nicht aufstehen wollte. Vor allem, da Julien mich im Arm hielt und ich mich so wohl fühlte wie in den ganzen letzten Jahren nicht. Allerdings war Ju wieder einmal vor mir wach und bemerkte jede kleinste Bewegung.
"Hey, wie geht es dir?", Ju drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"So, dass ich mich am liebsten nie wieder bewegen will", nuschelte ich nur und öffnete meine Augen langsam.
Ju lachte nur leise und hielt mich fester. Sekunden später fanden sich unsere Lippen und er küsste mich so sanft wie selten. Mein Herz drehte wieder durch und mein Verstand hatte Lebewohl gesagt bevor er im Abgrund verschwand.
"Frühstück? Wir sind auch alleine, können also im Wohnzimmer einen Film nebenher schauen." Ju strich mir sanft über die Wange.
"Klingt gut... Ich helfe dir aber", ich rieb mir mit einer Hand die Augen und gähnte halb.
"Musst du nicht. Lass dir einfach so viel Zeit wie du brauchst, okay?" Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann machte er sich los und stand auf.
"Du bist unmöglich, aber okay."
"Das solltest du auch langsam wissen." Er grinste mich nur an und lief dann am Bett vorbei.
"Jaaaaa... Das weiß ich auch", ich seufzte nur, dann rappelte ich mich allerdings auch auf.
Die Müdigkeit steckte immer noch in mir. Zugegeben: wir waren auch bis um halb 4 wach gewesen. Und hatten mitten in der Nacht auch noch alles zusammen mit Rezo aufgeräumt. Somit war zum Glück auch einfach alles schon weg und wir hatten heute einfach nichts mehr zu tun was das Aufräumen betraf, aber es war auch eine halbe Stunde länger die wir wach gewesen waren.
Verpeilt tapste ich also aus dem Schlafzimmer und ging erstmal ins Bad. Dort zog ich mich um. Normale, schwarze Jeans, rosa Flauschsocken und Julien's schwarzen Pullover mit dem Drachen und dem Mond. Es war bestimmt der fünfte Pullover den ich mir von ihm geklaut hatte, aber Ju schien es absolut nicht zu stören. Eher das Gegenteil war der Fall. Er mochte es, dass ich seine Sachen trug. In seinen Augen war es auch absolut süß. Ich hatte es nur immer zur Kenntnis genommen, dass er das gesagt hatte, und hatte putzmunter weiter seine Pullover angezogen. Dank Ju gab es auch ein Bild von uns wo ich halb auf ihm lag in dem roten Pullover, Kapuze über die Stirn gezogen, schlafend und Ju hatte den schwarzen Pullover angehabt. Es war mein Hintergrundbild auf meinem Handy. Das Bild war einfach zu süß um es nicht als Hintergrund zu haben, was allerdings an Ju lag der so zuckersüß lächelte, und nicht an mir. Zumindest meiner Meinung nach.
"Wow, du hast endlich Mal auf mich gehört und nicht mal versucht zu helfen", Julien stellte ein Tablett auf den Couchtisch und setzte sich mit einem Grinsen neben mich.
"Einmal im Jahr kann ich das ja machen. Aber für den Rest musst du dich wieder daran gewöhnen, dass ich das nicht tun werde." Ich grinste frech zurück.
"Hab ich mir schon gedacht", er gab mir amüsiert einen Kuss auf die Wange, dann hielt er mir mein Müsli hin mit extra Banane und Schokolade.
Die Zeit verging wieder wie im Flug und als es am Nachmittag wieder dunkel war wusste ich, dass ich ein Thema jetzt noch ansprechen musste. Vor allem, da ich noch meine Sachen packen musste.
"Ju... Ich weiß wir sind dem Thema aus dem Weg gegangen, aber..." Ich setzte mich aufrecht neben ihn.
"Ich weiß, du musst morgen gehen", Ju strich mir sanft über die Wange und richtete sich ebenfalls auf.
"Ja... So sieht es aus." Ich nickte langsam.
"Ich will dir sagen, dass du bleiben sollst, aber ich weiß einfach, dass du nicht bleiben kannst. Du hast ein Leben in Nürnberg und ich kann dich im Moment nicht hier festhalten..."
"Ja. Das kannst du im Moment nicht... Aber, deshalb will ich nicht mit dir reden. Ich meine natürlich, auch deshalb, weil ich selbst ja auch nicht gehen will, aber auch wegen etwas anderem..."
"Okay?", Ju sah mich neugierig an.
"Ich hab mich jetzt schon ein paar Wochen damit rumgeschlagen und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich...", ich hielt inne und sah zu ihm auf. "Ju, ich hätte meinen Job so oder so gekündigt, weil ich doch dieses Angebot in der Schweiz habe."
"Ja, die Akademie. Du hast mir davon erzählt." Er nickte leicht und griff nach meiner Hand. "Und ich will dir dazu noch etwas sagen... Und das ist jetzt wirklich wichtig. Ich will, dass du genau das tust was du willst. Ich weiß, die Schweiz ist nicht gerade der nächste Weg, aber ich verspreche dir, dass ich dich so oft es geht besuchen werde. Mir ist es egal. Du bist mir einfach zu wichtig um das nicht zu tun. Ich werde dich auch auf all deinen Wegen immer unterstützen. Egal wie. Ich werde es tun. Du bist jetzt noch in dem Alter wo du alles tun kannst nach was dir ist, dann tue es."
"Du lässt es so klingen als wärst du nicht nur acht Jahre älter sondern gleich zwanzig... Übertreib halt!" Ich lachte leise.
"Ja, nein. Sorry. Du weißt auf was ich raus will!", verlegen sah er weg.
"Denke schon. Es klang ganz danach, als würdest du mich unterstützen egal für was ich mich entscheide." Ich legte meine freie Hand auf seine Wange. "Und das ist so unglaublich süß von dir. Danke." Ich überbrückte die Lücke zwischen uns und küsste ihn.
Ju erwiderte und zog mich etwas näher. Es steckte wieder so viel Gefühl in diesem Kuss, dass ich wieder nicht wusste wo oben und unten war.
"Allerdings... Naja, ich hab lange darüber nachgedacht und es fühlt sich eigentlich nur eine Sache richtig an...", murmelte ich leise.
Ju schob mich leicht weg und sah mich fragend an.
"Ich werde zurück gehen nach Nürnberg. Ich werde meinen Job kündigen, aber ich werde nicht in die Schweiz gehen. Ich werde mich hier an der Uni Einschreiben und mein Studium nachholen. Ich werde hier eine kleine Wohnung suchen und werde in deiner Nähe sein. Nicht weil ich etwas überstürzen will, nicht weil ich das unüberlegt entschieden habe. Ich habe mich dafür entschlossen, weil es die einzig richtige Entscheidung ist. Egal wie ich es drehe und wende. Das ist es was ich will und das ist es was ich machen werde!" Ich lächelte ihn schwach an.
Im ersten Moment sah Ju mich nur an. Ich konnte für einige Sekunden gar nichts mehr deuten, dann allerdings zog er mich wieder enger an sich und küsste mich leidenschaftlich. Mit einem überglücklichen Lächeln erwiderte ich den Kuss und hielt mich noch mehr an ihm fest. Es war wirklich die einzig richtige Entscheidung.
...das merkte ich auch am 2. Januar als ich in Köln am Bahnhof in Julien's Armen war und er mich einfach nur bei sich hielt. Die letzten zehn Minuten hatte ich nur mit den Tränen gekämpft, aber ich wusste genau, dass ich keine andere Wahl hatte. Nur der Gedanke tröstete mich, dass ich wieder zu ihm konnte schneller als gedacht wahrscheinlich. Klar, es würde nicht leicht werden, aber das war nicht schlimm. Hauptsache war, dass ich einen Weg gefunden hatte, der sich innerlich richtig anfühlte.
"Und du schreibst mir wann du Zuhause bist, okay?" Ju umfasste mein Gesicht und sah mich direkt an.
"Versprochen."
"Ruf einfach an. Okay?" Er fuhr mir mit dem Daumen über die Wange und strich damit eine Träne weg.
"Mache ich...", ich nickte nur schwach. "Du wirst mir fehlen."
"Du mir erst recht. Und pass auf dich auf. Egal was kommt. Und grüß Felix von mir. Er soll auch ein Auge auf dich haben solange ich das nicht machen kann."
"Er wird sicherlich seinen Spaß daran haben." Ich lachte nur schwach, dann hörte ich die Durchsage die mir sagte, dass ich in den Zug musste. "Sag den anderen auch noch liebe Grüße... Und vor allem Anni."
"Mache ich alles", Ju nickte, dann zog er mich an sich und küsste mich einfach ohne darauf zu achten was um uns war.
Ich erwiderte, aber der Kuss endete viel zu schnell. Ein letztes Mal sahen wir uns direkt an, dann ließen wir uns los und ich stieg mit meinen Koffern in den Zug. Als ich meinen Platz gefunden hatte sah ich nach draußen und winkte Ju ein letztes Mal zu. Sobald er aus meinem Sichtfeld war fühlte ich mich leer.
Julien fehlte mir jetzt schon, und ich wusste er würde mir noch mehr fehlen sobald ich wieder Zuhause war.
1422 Wörter
Guten Morgen meine liebsten Kekse ♥️
Ich hoffe sehr euch hat dieses Kapitel gefallen. :D Als kleiner Hinweis: Es sind noch genau 10 Kapitel. (Ja, das Buch ist im Prinzip schon fertig...) Bin auch aktuell nur am Feinschliff von den einzelnen Kapiteln. So viel dazu. ☺
Schreibt mir wie immer Rückmeldung wenn ihr Lust habt. Wenn euch das Kapitel gefallen hat, dann lasst es mich durch ein Vote wissen. 😊 VIELEN DANK FÜR ALLES! 💕
xoxo eure Luna ♥️
25. April 2o2o
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