25. Finale
Sonntag verlief wie erwartet angespannt. Bevor ich zur School ging traf ich mich nochmal mit meiner Familie. Anne war immer noch stocksauer und redete kein Wort mit irgendjemanden. Mir war es recht, aber leider wirkte sich ihre Laune einfach nur negativ auf alle anderen aus. Felix schaffte es nichtmal die Stimmung beim Frühstück zu lockern und ich verabschiedete mich schon nach 20 Minuten mit der Ausrede, dass ich dringend los musste. Was ja eigentlich eine Lüge war, aber ich konnte schlecht sagen, dass mir alles auf die Nerven ging was Anne abzog und dass es besser wäre wenn sie nicht hier wäre.
In der BamSchool war ich mit Maria die erste und wir saßen noch eine Weile zusammen im Aufenthaltsraum herum bis die anderen kamen und wir uns mit den neuen Themen befassten. Dieses Mal musste Maria mit Sergey tanzen und ich war extrem froh darüber. Nicht weil ich Sergey nicht leiden konnte. Daran lag es nicht. Eher daran, dass ich mich einfach unwohl gefühlt hätte erneut mit ihm arbeiten zu müssen.
Wir machten auch ein paar Versuche schon zu den Themen bevor wir dann zusammen packten um halb 6. Ju warf mir schon einen vielsagenden Blick zu. Mir war natürlich klar was er wollte, aber es war Sonntagabend und ich wusste nicht wie ich es wieder hinbekam, dass ich eine Ausrede fand zu gehen.
"Wollen wir uns noch etwas zu Essen holen?", Maria kam gut gelaunt zu mir, als ich gerade meine Jacke anzog und sie zu machte.
"Ehm. Eher nicht. Ich hab keinen Hunger. Und müde bin ich auch... Morgen vielleicht?", ich warf ihr kurz einen Blick zu.
"Morgen kommt mein Freund vorbei... Vielleicht kannst du mit? Dann gehen wir einfach da was essen." Sie nickte.
"Klingt gut... Ich, äh... Ich gehe mir dann noch einen Tee holen. Warte also nicht auf mich, okay?" Ich schnitt eine Grimasse.
"Klar. Wir sehen uns dann morgen. Freue mich echt schon auf die neue Woche."
"Mhm. Ich mich auch. Die Themen klingen ziemlich cool", ich begann zu lächeln.
"Dann bis später vielleicht." Sie winkte noch und verschwand dann direkt.
Ich holte tief Luft und blieb einfach ein paar Momente stehen. Das wurde alles immer noch verrückter, aber ich wusste, dass ich niemandem sagen konnte, dass ich die ganze Zeit bei Julien war. Was würden die anderen denken? Was würde Fiona denken?
Ich wusste genau wie das alles aussah. Dabei war ja nicht mal richtig etwas zwischen uns. Eigentlich eher das Gegenteil. Da war nichts weiteres passiert. Wir kamen einfach nur richtig gut klar und nutzten die Zeit die wir hatten. Unabhängig davon ob etwas war oder nicht.
"An was denkst du?", fragte mich eine allzu bekannte Stimme.
"Uff. Einfach an alles und nichts. Gehen wir?", ich drehte mich zu Ju um und lächelte.
"Klar. Wann du bereit bist. Hier ist übrigens dein Handy. Du hast es wieder im Trainingsraum liegen lassen." Er hielt mir mein Telefon mit einem Grinsen hin.
"Oh. Danke... Ich sehe schon, das wird nie aufhören", ich seufzte und nahm es entgegen.
"Bitte, dann lass uns gehen. Ich hab Hunger", Ju lachte los und griff nach meiner freien Hand.
Ich lachte nur leise mit, dann ließ ich mich mitziehen. Draußen war es mittlerweile eiskalt, aber es störte mich kaum als ich neben Ju zum Auto eilte. Es dauerte auch nicht lange, dann saßen wir beide darin. Ein paar Minuten später war es auch schon angenehm warm und ich war kurz davor einzuschlafen. Es war Ju der mich aus meinem Halbschlaf riss als wir ankamen. Wir kochten noch zusammen, wobei eigentlich eher ich kochte, dann schlief ich auch recht schnell auf dem Sofa ein.
Die folgende Woche war noch anstrengender als alle zuvor. Ich war auch immer verbissener in die Choreos und gönnte mir kaum eine Pause. Maria beschrieb mich am Freitagabend nach dem Training als Workaholic der schlimmen Sorte. Ich konnte auch verstehen warum. Ich war abends auch immer so müde, dass ich es an vier Tagen nicht mal schaffte selber ins Bett zu gehen. Ju störte es nicht wirklich, aber mir war es auf eine gewisse Art und Weise unangenehm. Immerhin verschlief ich auch noch die wenige Zeit die ich mit ihm hatte.
...und dann stand Samstag vor der Tür. Mir war am Morgen so schlecht, dass ich nur mit Müh und Not ein paar Löffel Müsli runter bekam.
"Hast du alles was du brauchst?", fragte Ju mich als ich am Morgen hinter ihm aus dem Haus stolperte.
"Ehm... Ja?"
Er grinste und hielt mir meine Tasche hin. Ich spürte wie meine Wangen rot wurden, dann nahm ich sie mit einem leisen Danke entgegen.
"Hey, Ju. Kann es sein, dass deine Freundin ihr Handy unten in der Küche vergessen hat?", ertönte hinter mir eine Stimme. Annika.
"Nein. Kann nicht sein. Frag Marius. Und außerdem: Krystal steht direkt vor dir. Du könntest sie auch selber fragen."
"Jaja. Sorry, Krystal", Annika sah mich kurz genervt an.
"Schon okay...", ich winkte nur ab, dann sah ich zu Ju. "Sicher, dass es nicht mein Handy ist?"
"Ganz sicher. Ich hab deins gerade in die Tasche getan", er schenkte mir ein Lächeln.
"Meine Güte, geht endlich. Ihr zwei seid echt unerträglich", beschwerte Annika sich nur.
"Nur kein Neid, meine Liebe. Und außerdem mach andere nicht dafür verantwortlich, dass du nicht gerade glücklich bist mit allem", ich schenkte ihr ein falsches Lächeln und stieg dann ohne ein weiteres Wort ins Auto ein.
Es dauerte keine zehn Sekunden, dann saß Julien neben mir und Annika war wieder im Haus verschwunden. Ju und ich warfen uns kurz einen Blick zu bevor er einfach anfing zu lachen.
"Das schätze ich an dir. Wirklich", meinte er mit einem Lachen, dann startete er das Auto.
"Nur die Wahrheit. Ich meine ich weiß nicht mal was ich ihr je angetan habe. Also?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Sie ist wahrscheinlich ziemlich gestresst im Moment. Normalerweise geht sie mit keinem so um... Aber was soll's? Ich ziehe eh bald um."
Überrascht sah ich zu ihm.
"Ja. Ist stressig mit den beiden hier zu wohnen. Man hat nie voll und ganz seine Ruhe. Und eine Wohnung hab ich so oder so schon in Aussicht, also hat sich das Thema bald erledigt."
"Klingt gut", ich nickte langsam und sah dann zu ihm.
"Keine Sorge, du wirst auf jeden Fall eingeladen sein", er lächelte mich nur kurz an.
Ich lachte nur kurz und lehnte mich dann zurück. Heute durfte ich keinen Gedanken daran verschwenden, dass ich ja bald wieder gehen musste. Heute zählte nur das Finale. Mehr nicht. Alles andere musste ich morgen wieder betrachten.
"Hey. Du schaffst das", Ju griff nach meiner Hand und drückte die kurz.
"Ju... Du weißt, dass das nicht meine einzige Sorge gerade ist..." Bevor ich mich aufhalten konnte hatte ich diese Worte gesprochen. "Tut mir leid. Heute sollte ich echt nicht darüber sprechen."
"Kris, schon gut. Denkst du nicht, dass ich nicht daran denken muss, dass du wahrscheinlich ab Ende nächster Woche wieder weg bist?" Er hielt meine Hand etwas fester.
"Wir sollten aber beide im Moment nicht darüber nachdenken..."
"Ich weiß."
"Was wirst du heute Abend machen?"
"Wahrscheinlich mit meiner Familie noch etwas essen gehen... Außer ihr habt etwas geplant?", ich sah zu ihm.
"Nein. Ehrlich gesagt hatten wir vor euch alle morgen einzuladen. Auch wenn es ein Tag vor Weihnachten ist. Ich gebe morgen so oder so noch einen abschließenden Workshop. Willst du dabei sein?"
"Wenn ich darf, ja", ich nickte sofort.
"Das hab ich mir schon gedacht", er grinste.
Ich lächelte nur kurz und lehnte mich dann zurück. Ju ließ mich auch erst wieder los als er schalten musste, wobei er gleich darauf wieder nach meiner Hand griff. Ohne nachzudenken ließ ich es zu. Es war als sollte es immer so sein.
An der BamSchool trennten sich unsere Wege dann direkt. Ich lief in den Trainingsraum und Ju ins Büro.
"Wo warst du denn bitte?" Maria fing mich direkt ab.
"Was?", überrascht blieb ich stehen und flog fast über meine eigenen Füße.
"Ich war heute morgen bei deinem Zimmer und hab geklopft, du warst nicht da...", sie klang unsicher.
"Oh. Ich hab mir nur ein Frühstück außerhalb des Hotels gegönnt. Ich musste nochmal abschalten vor dem Finale heute." Ich seufzte.
Die Lügen standen mir eigentlich bis oben, aber ich musste Ju schützen... Und mich auch auf gewisse Weise. Wobei es nicht mal wirklich gelogen war. Ich unterschlug nur, dass ich bei Ju auch die Nacht verbracht hatte.
"Oh. Das verstehe ich. Die Jungs sind noch hinten. Ist Julien schon da?" Maria nickte
"Denke schon? Keine Ahnung." Okay. Das war eine eiskalte Lüge.
"Hey, wer ist denn da?" David kam mit einem Lachen in den Raum und stieß mich leicht in die Seite als er neben mir stand.
"War woanders frühstücken weil ich noch ein bisschen abschalten wollte."
"Das kann ich verstehen, aber hey. Jetzt schaffen wir den Rest auch noch. Unsere Choreografien sind der Hammer", David grinste los.
"Das stimmt", ich nickte leicht und sah dann zu Maria.
"Sind Julien und Rae schon da?" Sergey und Franklin kamen in den Raum. "Hey, Krystal."
"Hi", murmelte ich nur.
"Keine Ahnung", gab Maria als Antwort.
"Guten Morgen." Genau in diesem Moment betraten Rae und Julien den Raum.
Meim Herz begann woeder zu rasen, vor allem als Ju mir einen kurzen, aber liebevollen Blick zuwarf.
Wir stellten uns in einem Kreis auf und sahen zu den beiden.
"Leute, wir haben es weit geschafft. Diese Woche verlief so super und vor allem freut es mich, dass jeder nochmal für sich eine eigene Choreografie auf die Beine gestellt hat. Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich, dass wir sehr, sehr gute Chancen haben. Wir werden gewinnen. Ihr seid so talentiert, es kann nicht anders sein. Also lasst uns jetzt dahin fahren und gewinnen! Ich glaube an euch." Julien sah alle noch mal an.
Sekunden später klatschten wir alle ab und dann hieß es: Ab zur Show.
Meine Gefühle wurden auf der Fahrt immer chaotischer und im Umkleideraum, als ich mich fertig machte für den Indien Auftritt konnte ich kaum noch ruhig sitzen. Die Nervosität, die ich heute an den Tag legte war ungewohnt hoch. Ich schloss sogar für einige Momente einfach nur die Augen um runter zu kommen, aber es war nicht gerade leicht. Vor allem weil meine Gedanken immer zu Julien rutschten. Im Moment brauchte ich ihn... Wobei mir eine Sache noch bewusster wurde als er dann auf einmal im Raum stand um uns viel Erfolg zu wünschen: Ich brauchte ihn nicht nur heute.
Die Spannung war so hoch als die Show anfing, dass ich unruhig hin und her lief, bis mich David abfing und mich dazu brachte zu sitzen. Die erste Runde mit dem Thema Kampf ging an uns. Maria und Sergey zeigten wirklich was sie drauf hatten. Trotz kleiner Fehler. Dennoch war es am Ende egal. Wir gewannen. Was wollten wir mehr? Und dann hieß es für David, Maria und mich, dass es losging.
Mit einem Lächeln auf den Lippen traten wir also auf die rote Bühne und warteten ab. Das ich mittendrin etwas genervt wurde von Naeketa's Truppe lenkte mich sogar von meiner Hibbeligkeit ab.
Die Welt des bunten und vielseitigen K-Pops stand ihnen offen und was machten sie an Stelle eines Medleys um wirklich die Abwechslung und Flexibilität zu zeigeb? Sie tanzten zu Gangnam Style von PSY. Nichts gegen PSY, aber das war einfach nur dumm gewesen.
Als ihre Bühne dann dunkel wurde gingen wir in Position. Mein Kopf schaltete alles um uns herum ab und ich tanzte wie auf Kommando. Es lief einfach, und das so gut , dass ich am Ende mit einem breiteren Lächeln dastand als zuvor.
Indien war vielleicht nicht so mein Geschmack, aber das was wir abgeliefert hatten war einfach gut gewesen. Vor lauter Aufregung rauschte das Ergebnis auch total an mir vorbei. Das einzige was sicher war am Schluss: Team Julien versus Team Vartan...
"Okay. Leute. Wir können das schaffen. Wir sind ein Team und wir sind gut!" Maria sah uns alle nochmal direkt an als wir hinter der Bühne standen.
"Geben wir ein letztes Mal unser Bestes! High Five!" David nickte zustimmend und begann mit jedem abzuklatschen.
"Let's Go!" Ich grinste auch los und gab jedem auch ein High Five.
Eine Minute später standen wir draußen auf der blauen Bühne. Als letztes Mal zusammen! Hier hatte für mich alles angefangen. Hier würde diese Erfahrung für mich enden. Mein Blick flog direkt zu Julien als es noch halb dunkel war. Ich begann kurz zu lächeln. Irgendwie musste es einen Weg geben. Das wusste ich jetzt. Es würde ein Uns nach all dem hier geben. Egal wie. Ich konnte einen Weg finden. Ich musste. Und ich konnte das auch.
"3, 2, 1, Dance!"
Die Musik beganm zu spielen und ich bekam Gänsehaut für einen Moment bevor wir dann zu tanzen begannen. Es war als wären wir eins. Mehr als je zuvor. Mehr als in allen Proben je zuvor. Das hier war eine Einheit. Kurz sah ich zu Maria. Sie erwiderte den Blick und wir liefen los, machten vor den Jungs unsere Sprünge, drehten uns und alles in mir wusste, dass es perfekt lief.
Gegen Ende kam Ju noch auf die Bühne. Wir konnten uns alle nicht das lachen verkneifen als er mit seinen roten Schlappen auf der Bühne war. Sobald das Lied vorbei war hörte ich das laute Jubeln und Ju stellte sich zwischen mich und David. Sein Arm um meine Taille und alles war perfekt in diesem Moment. Ich warf ihm kurz einen Blick zu, dann wurde es bei uns dunkel. Allerdings blieben wir alle so stehen und sahen bei Vartan zu.
Traurig an der ganzen Geschichte war leider, dass ich sagen musste, dass die Choreografie spektakulärer war für das Publikum. Somit stand für mich das Ergebnis eigentlich auch schon fest.
Minuten später wurde es auch bestätigt. Wir hatten schlechter abgeschnitten. Leider. Als Ju mich allerdings als letztes nach seinem Danke umarmte wusste ich, dass ich allerdings doch etwas gewonnen hatte. Vielleicht nicht das Preisgeld, aber dafür einen echt wertvollen Menschen.
2333 Wörter
Guten Abend meine liebsten Kekse ♥️
Jubiläum! Wir haben 25 Kapitel geschafft. 😃 Hier an der Stelle an alle Leser und Kommentar-Schreiber und Vote-Geber (ich erfinde hier irgendwie gerade neue Wörter...) ein riesen Dankeschön! Es motiviert mich wirklich wahnsinnig um aktuell weiterzuschreiben (zugegeben ich schreibe gerade um die 5.000 Wörter pro Tag... Bei dem Tempo bin ich mit der Story in ein paar Tagen fertig...). 😊
Jetzt aber genug geredet: lasst ein Vote da wenn euch das Kapitel gefallen hat. Schreibt mir gerne ein Kommentar (oder mehr. Hihi.). Aber, vor allem: habt einen wundervollen Abend~
xoxo eure Luna ♥️
o7. April 2o2o
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