Wüstentempel

Maka (P.o.V.)

Ich spürte die Hitze auf meinem Gesicht und etwas tropfte auf meine Wange. Eine Gestankswelle überrollte mich und der Geruch der Fäulnis stieg mir in die Nase. Mein Magen rebellierte und ich musste würgen. Als ich die Augen aufschlug musste ich blinzeln, um mich an das blendende Sonnenlicht zu gewöhnen.

Ein riesiger Schatten vor gleißendem Hintergrund beugte sich über mich. Mir fiel das Atmen schwer. Von dem Etwas ging auch der Übelkeit erregende, süßliche Gestank aus. Meine Sinne waren wie betäubt, ich begriff nicht, was ich sah. Doch leider war mein Gehirn nicht lange überfordert, meine Augen gewöhnten sich an das Licht, elektrische Impulse jagten durch meine Nerven und endlich drang etwas durch die Taubheit. Schmerzen. Und dann hörte ich ein befremdliches Geräusch. Es verstummte kurz und kehrte wieder. Ein verängstigtes Wimmern, leicht zu überhören, doch hallte es in meinem Kopf wieder. Das Geräusch kam von mir selbst. 

Einzelne Eindrücke erreichten nach und nach mein Bewusstsein. Ich spürte die feinen, warmen Sandkörner unter meinen Händen, meine trockene Kehle, die Kälte, die vom Wind auf meinen Tränen nassen Wangen kam, den Druck auf meinem Körper. Aber all das wurde von dem mir bereits vertrauten Schmerz dominiert.

Endlich konnte ich erkennen, was der Schatten war, der mir die Luft aus den Lungen presste, wenn auch nur schemenhaft. Scharfe, gelbe Zähne in einem vor Geifer tropfendem Maul, graue Haut, beschmiert mit dunkelbraunem, geronnenen Blut, fettige weiße Haare und lange schmale Finger, bestückt mit gelben, ungepflegten Fingernägeln. Alles in allem, eine Kreatur aus den schrecklichsten Albträumen, die je erträumt wurden. Das Wesen hatte etwas affenartiges an sich denn seine Haltung war gebückt und die Arme unproportionial lang. Ich spürte mein Herz rasen und würgte erneut.

Meine Instinkte schrien mich an, zu fliehen, denn lange leben würde ich nicht mehr. Das wurde mir klar, als das hechelnde Ding mir noch näher kam und langsam mit seiner Zunge nach meinem Gesicht tastete. Und mir wurde auch klar, weshalb es die Zunge nutzte. In dem länglichen Gesicht befanden sich keine Augen, bloß zwei leere, blutige Höhlen. Es sah fast so aus, als wären die Augäpfel heraus gerissen worden. Mein Magen krampfte bei dem Anblick erneut und ich streckte meinen Hals, um mein Gesicht außer Reichweite der ekelhaften  Zunge zu bringen. Ich hatte das Gefühl, nicht heraus finden zu wollen, was passieren würde, wenn das Etwas mein Gesicht fand.

Wiederholt wich ich der schleimigen Zunge aus, was das Ding zu ärgern schien, denn es knurrte ungeduldig. Es packte mich blitzschnell mit einer Pranke am Hals und schnitt mir endgültig die Luft ab. Panik wallte in mir auf und ich fühlte mich hilflos. Das Mistfieh hatte mich bewegungsunfähig gemacht und dafür gesorgt, dass ich nicht lange genug bei Kräften bleiben würde, um mich ernsthaft zu wehren.

Die Zunge kroch nun immer näher an mein Gesicht und leckte mir dann langsam über die tränennassen Wangen. Erneut fing ich an zu weinen, diesmal aber vor Wut und Frust. Es würde mich töten. Egal was das Wesen mit mir vorhatte, ich würde dabei sterben. Erneut drehte ich mein Gesicht weg, doch es packte mich am Kiefer, und zwang ihn auf. Ein zufriedenes und abfälliges Grunzen entwich dem Ding. Dann fuhr es seine Zunge wieder ein, es schien wohl nicht mehr suchen zu müssen. Ich spürte, wie meine Seele anfing zu zittern und zu beben.

Ich war wütend auf mich, weil ich hilflos ausgeliefert war, als das Ding langsam einatmete und mir Stück für Stück meine Seele raubte. In einem konstanten Strom floss sie aus meinem Mund heraus. Wenn ich mich doch bloß wehren könnte. In einem letzten verzweifelten Veruch mir zu helfen krächzte ich schwach:,, S...Soul...!" und dann empfing mich die  barmherzige Dunkelheit meiner kommenden Ohnmacht.

Soul (P.o.V.)

Der Wüstentempel, in dem ich Maka fand, musste einst wohl wunderschön gewesen sein. Verblichene Gemälde an halb zerfallenen Wänden und kunstvoll gearbeitete Säulen ragten in den wolkenlosen Himmel. Ich wandte mich wieder zu meiner Meisterin, deren Kopf nachwievor in meinem Schoß ruhte. Das braune Blut, welches auf ihrem Gesicht gelandet war, hatte ich bereits notdürftig mit meinem T-shirt entfernt. Nun stank es nach dem Blut des Affens und ich würde den Teufel tun, bevor ich es wieder anzog. Also saß ich hier oberkörperfrei in der heißen Wüste und würde mir wohl den ersten Sonnenbrandt meines Lebens holen. ,Blödes Mistviech' dachte ich mir und starrte wütend auf den abgetrennen Kopf des Affen, der unter der Hitze der Sonne vor sich her schmorte. Doch bevor meine Wut erneut Überhand gewinnen konnte und ich den schon längst toten Körper noch weiter verstümmelte, regte Maka sich endlich. Sie stöhnte leise und hielt sich den Kopf. ,,Hey. Hey Maka! Wach endlich auf! Du hast lange genug geschlafen!" Ich war müde, wütend, mir war heiß, anders gesagt... ich war nicht gerade in bester Laune.

,,Komm schon, so viel hat dir der blöde Affe nicht geraubt. Steh endlich auf..." knurrte ich genervt. Ich hatte sie sich noch nie so schnell bewegen gesehen. Und noch bevor ich mich versah dröhnte mir der Kopf und mein Kiefer pochte wie verrückt. ,,a- Au! Verdammte Scheiße, Maka! Mein Kiefer!?" Ich grollte jetzt regelrecht, was zum TEUFEL sollte das? Wäre ich ein normaler Mensch, hätte sie mir damit wohl den Kiefer gebrochen. Sie blinzelte stark gegen die Sonne an und schaute sich nach mir um. ,,...Soul? Äh... was ist passiert?"
,,Was ist passiert?! Deine Faust ist passiert! Verdammt, da rettet man dich und bekommt als Dank nen Kinnhaken. Wenn das so ist, war Heute das letzte mal, das ich die halbe Sahara für dich durchquere." fauchte ich und rieb mir über die schmerzende Stelle. ,,Sorry~... Moment mal... HALBE SAHARA? Wie bin ich hier her gekommen und wie zum Teufel sollen wir wieder nach Hause kommen?" Ich seufzte resigniert, schob jeweils einen Arm unter ihren Kniekehlen und Rücken durch und hob sie mühelos hoch. Ich musste sie damit wohl erschrocken haben, denn ich hörte, wie ihr Herz einen Schlag lang aussetzte.
,,Du hast wohl vergessen, dass ich jetzt Dir gehöre. Ich bin dein Dämon und ein einziger Tropfen deines Blutes..."
Ich näherte mich ihrer Halsbeuge und biss in ihr zartes Fleisch. Sie keuchte auf, als meine Spitzen Zähne problemlos durch ihre zarte Haut drangen und ich den unverkennbaren eisernen und süßen Geschmack ihres Blutes auf meiner Zunge schmeckte. Die Kraft ihrer Seele strömte über unseren Bund in mich und jagte wie ein elektrischer Impuls durch meinen Körper. Letztlich entriss ich mich der Verzückung, lockerte meinen Kiefer und entließ sie aus meinen Zähnen. Fast liebevoll leckte ich über ihre Wunde und sah sie mit vor Erregung und Kraft glühenden Augen an.

,,...Ein einziger Tropfen deines Blutes verleiht mir Flügel"

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Ich hab ne Weile dran gearbeitet... hinterlasst mir Konstruktive Kritik und viel Spaß~ 😋

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