34
DAMIEN
„Was ist los Romeo?"
„Was soll los sein?" fragte ich und starrte auf mein Handy runter, während wir vom italienischen Flughafen zu unserem Hotel fuhren.
„Bist du schon gelandet?" stand in Madisons Nachricht drin.
„Du vermisst Madison, stimmt's?" fragte Ashar und warf einen kurzen Blick auf meinen Handy Display, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
„Ich sehe es deinem Gesicht an, wie sehr du an sie denkst und sie vermisst" setzte er grinsend noch einen drauf.
„Bist du schwul oder warum redest du so?" fragte ich ihn und packte mein Handy wieder in die Hosentasche.
Er brach in schallendes Gelächter aus.
„Ich gebe dir noch zwei weitere Wochen".
„Für was?"
„Um Madison deine Gefühle zu gestehen".
„Red keinen Unsinn" sagte ich Augenverdrehend.
Ich persönlich gab mir nur noch paar Tage dafür.
Ich war aber leider Gotteswillen ein Mensch dem es sehr schwer fiel anderen seine Gefühle mitzuteilen.
Ich war schon von klein auf so gewesen. Irgendwie musste Madison mich schon verstehen.
Ashar hatte dahingegen das Glück, dass er seine Gefühle sehr gut in Worten auffassen konnte.
Nach dem anstrengenden Meeting mit den italienischen Investoren betrat ich das Büro, welches Ashar und ich uns hier teilten.
Ich zuckte mein Handy aus der Hosentasche heraus und sah Madisons Anrufe in Abwesenheit.
Warum rief sie mich so oft an?
Wenn sie bloß wüsste, wie schwer es mir fiel ihre Anrufe nicht entgegen zu nehmen oder auf ihre Nachrichten nicht zu reagieren.
Ich musste mich aber wirklich am Riemen reißen, um nicht sofort an ihren Anruf ranzugehen.
Sobald ich einmal ihre Stimme hören sollte, werde ich wahrscheinlich alles stehen lassen und den nächsten Flieger zurück nach Hause nehmen.
Um es aber nicht soweit kommen zu lassen und mich zusätzlich vor Ashar nicht zum Affen zu machen, ging ich erst gar nicht an ihre Anrufe ran.
Es waren bloß drei Tage. Die würde Madison ohne mich durchstehen.
Ständig tauchte ihr tränennasses Gesicht vor meinen Augen auf. Ich konnte mich auch zu gut an ihren starken Griff um meinen Rücken erinnern.
Sie hatte sich an mich geklammert, als würde ihr Leben davon abhängen.
Ich hätte nicht gedacht, dass die kleine Hexe so bitter weinen würde.
Ich atmete hörbar aus und fuhr mit der freien Hand durch mein Haar.
Warum stelle ich mich so an? Es waren doch nur einige Tage und dann bin ich wieder bei ihr.
Das Problem war ihr trauriger Gesichtsausdruck und die großen glasigen Augen, mit denen sie mich angesehen hatte.
„Damien!" rief Sophia und betrat ebenfalls das Büro.
„Hallo Sophia" sagte ich leicht abwesend und starrte auf Madisons Namen, der erneut auf meinem Display erschien.
Diese Frau machte es mir nicht leicht sie zu ignorieren und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
„Das Meeting war ein voller Erfolg" gratulierte mir Sophia und lächelte.
„Danke" sagte ich und ließ meine Hand mit dem Handy sinken.
Ich hatte Madison absichtlich nichts von Sophias Anwesenheit in Italien erzählt.
Es war nicht schwer zu erraten wie eifersüchtig sie auf Sophia wurde, sobald Sophia mich auch nur ansprach.
Da ich sie in meiner Abwesenheit nicht eifersüchtig und traurig zugleich machen wollte, hatte ich ihr nur von Ashar erzählt.
Es war eine gute Idee gewesen, denn sie hatte ohnehin schon bei meiner Abreise wie ein Wasserfall geweint.
Sophia sprach auf mich ein, aber irgendwie konnte ich ihr gesagtes nicht aufgreifen, weil ich mit meinen Gedanken bei Madison war.
„Außerdem muss ich auch noch zu Madison und Kyle. Die beiden haben bald ihr einjähriges".
Erst bei dem Satz setzte sich mein Verstand wieder auf Hochtouren ein.
Hatte sie gerade über Madison gesprochen?
„Sie meinen Ihre Schwester Madison?" fragte ich beiläufig und ließ Sophia absichtlich nichts von meinem plötzlichen Interesse erfahren.
Von welchem Kyle war hier die Rede?
Soweit ich wusste, hatte Madison keine männlichen Freunde namens Kyle.
Indem Moment klingelte erneut mein Handy in meiner Hand.
Diesmal gab ich mich geschlagen und hebte Madisons Anruf ab.
„Kann gerade nicht. Rufe dich zurück" sprach ich kurz und knapp in den Hörer.
Danach stellte ich mein Handy auf stumm und warf es auf den Schreibtisch zurück.
Wovon hatte Sophia eben gesprochen?
„Sie meinen ihre Schwester?" fragte ich erneut an Sophia gerichtet, die mir ein Lächeln schenkte.
„Ja, meine Schwester hat bald ihr einjähriges mit ihrem Freund Kyle. Sie möchte unbedingt, dass ich dabei bin" erzählte Sophia lachend.
Ich konnte nicht verstehen warum sie mich anlog und Madison so etwas unterstellte, aber ich hatte keine Zeit dafür.
Viel zu sehr beschäftige ich mich mit Madison.
Ich werde sie nach meiner Ankunft zuhause bezüglich diesem Kyle ausfragen.
Vielleicht kannte sie ja jemanden der so hieß.
Ich kannte meine Frau gut genug um sagen zu können, dass sie ganz bestimmt kein Verhältnis mit jemanden führte.
Schließlich war ich nicht blind oder blöd.
Wir hatten zwar nicht in ganz normalen Umständen geheiratet, aber sie war wie ein offenes Buch für mich. So rein und unschuldig.
Da konnte mir die ganze Welt Geschichten erzählen, aber ich würde keiner einzigen glauben.
Jedoch verstand ich nicht weshalb Sophia mir absichtlich diese Lüge erzählte.
Vielleicht wollte sie ja, dass ich erst gar nicht auf die Idee kam Madison anziehend zu finden.
Ich wusste ja bereits, dass sie auf mich stand. Genau wie der Rest der Frauen aus meiner Firma.
Daher nahm ich das gar nicht mehr ernst.
„Alles klar, wir sehen uns morgen Sophia" verabschiedete ich mich von ihr und verließ das Büro.
Madison. Madison. Madison.
Ich werde noch verrückt.
Der Name dieser Frau lag mir ständig auf der Zunge und ihr Bild verschwand nicht aus meinen Augen.
Egal was ich machte, sie tauchte immer wieder in meinen Gedanken auf.
Es war unheimlich schwer gewesen mich heute auf mein Meeting zu konzentrieren, denn sie schwirrte in meinem Kopf herum.
Ein wenig Entfernung zu ihr zeigte mir, wie viel ihre Anwesenheit für mich ausmachte.
Es machte so verdammt viel aus.
Als ich das Gebäude verlassen wollte, fiel mir ein, dass ich mein Handy im Büro liegen lassen hatte.
Ich lief wieder zurück ins Gebäude und holte mein Handy aus dem Büro.
Mir fiel ein, dass ich Madison gesagt hatte, dass ich sie zurückrufen würde.
Mit einem leichten Lächeln um dem Lippen entsperrte ich mein Handy und suchte ihre Nummer heraus.
Mein Herz war sowas von gefickt, aber ich musste ihre Stimme hören.
Außerdem hatte sie mich schon so oft angerufen.
Ich stellte es mir schon vor wie wütend sie sein wird, wenn ich sie nun endlich zurückrufe.
Sie wird sich darüber aufregen wieso ich ihre Anrufe nicht entgegen genommen habe. Dann wird sie schmollen und nicht mit mir reden wollen.
Ich überlegte mir jetzt schon wie ich sie wieder dazu bringen werde, wieder mit mir zu reden.
Bevor ich ihre Nummer wählen konnte, kam ein anderer Anruf auf meinem Handy.
Es war meine Tante.
Ich ging ran und begrüßte sie.
„Damien flieg bitte sofort wieder zurück. Ich bin im Krankenhaus und..." ihre Stimme brach ab und sie schluchzte laut in den Hörer.
Ich wurde sofort hellhörig.
„Was ist passiert?" fragte ich alarmiert und spürte wie das Blut schneller durch meine Adern pumpte.
Das hatte nichts gutes zu bedeuten.
„Selin hatte einen Autounfall... sie und Kian sind in einem sehr kritischen Zustand. Komm schnell wieder zurück mein Junge" schluchzte meine Tante in den Hörer.
Mein Herz raste plötzlich wie wild als ich an meine Schwester zurückdachte.
Ohne weitere Zeit zu verschwenden legte ich sofort auf und rief bei meiner Airline an, um den nächstbesten Flug zurück nach Hause zu buchen.
Während ich telefonierte sprintete ich aus dem Gebäude.
Madison wollte mir wahrscheinlich genau dasselbe erzählen und ich idiot war an ihre Anrufe nicht rangegangen.
Auf dem Weg kam mir Ashar entgegen.
„Damien wohin-„
Doch ich griff mit meiner freien Hand nach seinem Arm und zog ihn mit mir.
„Wir müssen zurück fliegen. Selin hatte einen Autounfall" sagte ich und hörte dem Mann von der Airline mit einem Ohr zu.
Die nächsten Stunden waren die reinste Hölle für mich.
Ich musste mich gedulden und warten bis ich endlich mit dem Flugzeug landete.
Am liebsten wollte ich auf dem schnellsten Weg wieder bei meiner Schwester sein.
Es dauerte mir zu lange mit dem Flugzeug, aber ich hatte keine andere Wahl.
Wenn man mich fragen würde welche Zeit die schlimmste im meinem Leben war, dann war es diese Zeit.
Ich konnte nämlich nichts machen außer abzuwarten.
Die Ungewissheit fraß mich innerlich auf.
Als ich endlich am Flughafen landete, fuhr ich so schnell es ging mit Ashar zum Krankenhaus.
Auf dem Weg dahin verschonten wir keine roten Ampeln.
„Damien!" rief mein Onkel und kam mir sofort entgegen als ich das Krankenhaus erreichte.
„Wie gehts Selin?" fragte ich ihn direkt und lief zu dem Rest meiner Familie.
Sie saßen alle im Wartezimmer.
Schluchzend kam mir meine Tante entgegen und umarmte mich.
Mein Herz klopfte schneller als gewöhnlich und auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen vor lauter Ungewissheit.
„Sie und Kian sind in einem sehr kritischen Zustand. Die Ärzte... können noch nichts sagen" erklärte mir mein Onkel.
„Wie... wie ist das passiert?" fragte Ashar und gesellte sich zu mir.
„Sie waren auf dem Weg zum Krankenhaus, da es Selin schlecht ging. Woher hätte ich wissen sollen, dass es zu so etwas kommen wird" erzählte meine Tante zwischen ihren Schluchzern.
Ich atmete laut aus und raufte mir meine Haare.
Zu sagen, dass ich um meine Schwester besorgt war, wäre eine Untertreibung.
„Wo ist Sarah?" fragte ich nach meiner Nichte, da ich sie nirgendwo sehen konnte.
„Sie war bei uns, während Selin und Kian zum Arzt gefahren sind. Amber hat sie kurz mit raus genommen, um sie abzulenken" erzählte Melody.
Im ganzen Stress bekam ich nicht mit, dass Madison überhaupt nicht anwesend war.
Nach einer Ewigkeit kam der Arzt aus dem Operationssaal heraus.
Ich lief sofort auf ihn zu und wollte wissen wie es meiner Schwester ging.
„Das Kind konnten wir leider nicht mehr retten und die kommenden 48 Stunden sind sehr relevant für die Überlebungschancen der Patientin. Ich bitte Sie, sich zu gedulden und abzuwarten. Sie dürfen nun zu der Patientin rein" sagte der Arzt, nach dem er endlich aus dem Raum heraus trat.
Ohne lange zu warten stürmte ich ins Zimmer zu meiner Schwester und sah sie auf dem Krankenbett liegen.
Sie war in blauer Kleidung gekleidet und hatte ihre Augen geschlossen.
Bei ihrem Anblick zog sich mein Herz stark zusammen und ich atmete hörbar aus.
Ich erinnerte mich daran wie sehr sie sich über die Schwangerschaft gefreut hatte.
Sie hatte mir als erstes darüber Bescheid gegeben.
Ich setzte mich ans Bett von Selin und ergriff ihre zierliche Hand in meiner.
Sie hatte mir lachend erzählt, dass ich bald wieder Onkel werden würde und es diesmal definitiv ein Junge werden würde.
Ein Lächeln war über mein Gesicht gehuscht, als ich davon hörte. Ich hatte mich sehr auf das Kind meiner Schwester gefreut. Sowie für meine Schwester, die alle Freuden dieser Welt verdiente.
Sie war meine Schwester und dementsprechend war sie auch genau so stark wie ich. Sie wird die kommenden 48 Stunden gut überstehen.
Da war ich mir sehr sicher.
Selin rührte sich nicht vom Fleck. Sie lag seelenruhig im Bett.
Die Maschinen, die an ihr befestigt waren, piepten leise im Hintergrund.
Ich küsste die Hand meiner Schwester und drückte leicht zu.
Du musst erwachen Selin. Ich darf dich nicht verlieren.
Es vergingen 24 Stunden in denen ich stets an Selins Seite stand und sie für keine Sekunde alleine ließ.
Ich befand mich in einer Art Trance und das Geschehen um mich herum rauschte an mir vorbei.
Ich war in Gedanken bei meiner Schwester und grübelte über jeden mit ihr verbrachten Moment nach.
Von Erinnerung zu Erinnerung tat es mir mehr weh.
Es war jedoch ein Teufelskreis und ich kam aus den Erinnerungen nicht raus.
„Damien geh etwas essen mein Junge. Wir sind bei Selin" sagte meine Tante und legte ihre Hand auf meiner Schulter ab.
„Aber -„
„Kein aber. Du bist übermüdet und hast kaum ein Auge zugedrückt. Hol dir etwas zum Essen und stärk dich" unterbrach sie mich und zog mich am Arm hoch vom Stuhl.
„Ich möchte bei Selin bleiben" versuchte ich ihr zu erklären und räusperte mich.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, seitdem ich das mit dem Unfall erfahren hatte.
„Vertraust du mir nicht?" fragte sie mich und sah mich durch ihre leicht geröteten Augen an.
Ich gab mich geschlagen und verließ das Zimmer.
Vielleicht sollte ich mal eine rauchen gehen und etwas Kaffee trinken.
Wenn Selin wieder gesund wird, werde ich sie erstmal mit zu mir nach Hause nehmen. Sie soll fürs erste vor meinen Augen bleiben. Ich werde auf sie aufpassen.
Sie wird eine Weile bei mir bleiben. Später könnte sie dann wieder zu sich nach Hause gehen.
Doch als ich einen Schrei aus dem Zimmer von Selin hörte, rannte ich den Weg wieder zurück in Selins Zimmer.
Mein Herz raste wie wild und ich ging vom schlimmsten aus.
„Sie hat ihre Augen geöffnet!" rief Amber und sah auf Selin herab.
Sie hatte ihre Augen geöffnet? Ein Glücksgefühl durchfuhr meinen ganzen Körper und ein Lächeln umringte mein Lippen.
Ich drängelte mich an allen vorbei bis ich an Selin gelangte.
Schnell ergriff ich ihre Hand und sah auf sie hinab.
Mit halboffenen Augen sah sie auf mich hinab und ihre Hand lag leblos in meiner.
Die Verletzungen in ihrem Gesicht hatten ihre Schönheit verunstaltet.
„Selin" sprach ich leise ihren Namen aus und bückte mich zu ihr runter.
Sie öffnete ihren Mund und versuchte etwas zu sagen.
Etwas feuchte lief über meine Wangen und die Sicht auf Selin wurde mir durch meine Träne versperrt.
Ich blinzelte diese schnell weg und küsste Selins Hand.
Erneut schossen die Tränen in meinen Augen, die ich wieder wegblinzelte.
„Ich liebe dich" flüsterte ich die drei Worte, die nur im geringsten beschrieben wie sehr ich sie liebte.
Ihre Augen wurden glasig und Tränen liefen über ihr verletztes Gesicht.
War das etwa ein Anzeichen von einem Lächeln?
Selbst in diesem Zustand versuchte meine Schwester zu Lächeln.
Sie war schon immer ein fröhlicher und glücklicher Mensch gewesen.
„Du wirst schnell wieder gesund werden und dann nehme ich dich mit zu mir. Du bleibst bei mir" hauchte ich und meine Stimme brach ab.
Bei dem Anblick ihrer Tränen zog es stärker um meine Herzgegend. Meine Tränen hatten bereits mein ganzes Gesicht nass gemacht.
Plötzlich fing Selin an hastiger zu atmen und drückte meine Hand fest.
Ich umfasste nun ihre Hand mit meinen beiden Händen und küsste diese erneut.
„Ich kann nicht ohne dich Selin. Bitte bleib stark" flüsterte ich und blinzelte weitere Tränen aus meinen Augen weg.
„S-Sarah..." sprach Selin lautstark unter ihrem lauten Atem aus.
Dies war das letzte was sie sagte, bevor ihre Augen an einer Stelle zum stehen kamen und sie starr durch die Gegend schaute.
Ihre Hand löste sich plötzlich aus meiner und fiel leblos aufs Bett drauf.
Mein Herz setzte einen gewaltigen Schlag aus und ich schnappte scharf nach Luft.
Das eintönige Klingeln eines Gerätes an dem Selin dran gebunden war, brannte sich in meinen Ohren ein.
Es war vorbei.
„Selin sag doch etwas!" brüllte Ashar plötzlich neben mir und stürzte sich auf Selin, während er mich zur Seite stieß.
Mein Körper war wie versteift und mein Verstand weigerte sich zu funktionieren.
„Selin schau mich doch an!" kreischte meine Tante neben mir und weinte so laut, dass es im ganzen Krankenhaus zu hören war.
Ich hatte meine Schwester verloren.
„Meine Tochter" weinte mein Onkel lautstark neben mir und küsste Selins Gesicht ab.
Meine wunderschöne Schwester, die ich über alles auf dieser Welt geliebt habe.
Mit zitternden Beinen erhob ich mich von meinem Platz und schluckte hart.
„Ich bin immer für dich da Damien. Auch wenn wir keine Eltern mehr haben, brauchst du keine Angst haben. Ich bin immer an deiner Seite und werde dich niemals verlassen" sagte meine 6 jährige Schwester und umarmte mein 3 jähriges Ich.
Sie hatte ihr versprochen gebrochen. Sie hatte mich verlassen.
Ich sackte kraftlos auf meine Knie und meine Sicht auf das Krankenbett wurde verschwommen.
„Ich liebe dich Damien. Ich will dich nicht verlassen" schluchzte Selin und umarmte mich eng.
Es war ihr Hochzeitstag und sie wurde emotional.
„Ich bin nur einen Anruf entfernt von dir. Wenn etwas sein sollte rufst du mich sofort an und ich bin bei dir " sprach ich auf sie ein und küsste ihre Stirn.
„Damien...Selin... sie ist.. sie ist" stotterte Ashar und kniete sich zu mir runter.
„Ashar ruf einen Arzt! Warum wacht Selin denn nicht aus ihrer Starre auf" schluchzte Amber.
„Es tut mir so leid, Bruder" drang Ashars heisere Stimme in meinen Ohren und er umarmte mich stark, während er ebenfalls weinte.
Ich blinzelte die Tränen aus meinen Augen und raffte mich auf die Beine.
Ich trottete auf meine Schwester zu und setzte mich an ihr Bett.
Ein letztes Mal griff ich nach ihren Schultern und zog sie in meine Arme.
Sie erwiderte meine Umarmung nicht, weder sagte sie wie sehr sie mich liebte.
Sie lächelte mich nicht an und kniff nicht in meine Wangen.
Ich schloss meine Augen und zog sie enger an mich.
Ihr Körper fühlte sich kalt an und war leblos an meinen gepresst.
In dieser Nacht weinte ich zum ersten Mal in meinem Leben.
Ich weinte um meine Schwester, für die ich all diese Macht und diesen Reichtum erbaut hatte.
Das war doch alles für sie gewesen.
Sie wollte immer an meiner Seite bleiben und heute?
Was tat sie heute?
Heute ließ sie mich alleine in dieser Welt und machte mich zu einem Waisen.
Sie war doch mein ein und alles gewesen.
Sie war meine Mutter, mein Vater, meine Freundin. Einfach alles.
„Mama! Was ist mit Mama los" vernahm ich die Stimme meiner kleinen Nichte.
Sie weinte und sah sich ängstlich die weinenden Gesichter der Erwachsenen an.
Ich legte Selin schwerenherzens zurück aufs Bett und drängelte mich durch meine trauernde Familie durch zu meiner Nichte.
Ich musste mich für Sarah zusammenreißen. Sie war ein Kind und wusste nicht was gerade passiert war.
Alle waren geschockt und panisch, sodass keinem auffiel welchen Einfluss das Szenario auf ein 6 jähriges Kind haben könnte.
Ich kniete mich zu meiner weinende Nichte runter und drückte sie gegen meine Brust, sodass sie Selin nicht mehr sehen konnte.
„Onkel was ist mit Mama los? Ich will zu meiner Mama!" weinte sie in meinen Armen.
Ich hielt ihre Ohren mit meinen großen Händen zu, sodass sie das Geschrei nicht mehr hörte.
Jemand kniete sich zu mir runter und umarmte mich fest.
„Sie hat uns verlassen, Damien" schluchzte meine Tante laut und drückte mich enger in ihre Umarmung.
„Wie konnte sie uns verlassen, ohne etwas gesagt zu haben" schrie meine Tante schluchzend und krächzte einen weiteren Satz.
Ich drückte Sarah enger gegen mich und schluchzte ebenfalls zum ersten Mal.
Selin war der Mittelpunkt meiner Welt gewesen und heute war diese Welt zusammen gebrochen.
In dieser Nacht verlor ich fiel.
Ich verlor meine Schwester und unbewusst auch meine Frau.
Meinungen?
Hasst ihr meinen Damien immer noch?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top