Kapitel 9

,,Und er ist uns wirklich nicht gefolgt?", fragte ich und sah die dunkle Straße entlang. Ich war eh nicht begeistert gewesen, dass Spencer mich heim brachte, da ich das Gefühl hatte, dass mich Matt beschatten ließ oder zumindest immer ein Auge auf mich warf. Wenn jetzt auch noch ein weiterer Vampir sein Unwesen hier trieb, würde die Lage nicht angenehmer machen. Spencer seufzte und lehnte sich an meine Hauswand. ,,Ja...zumindest hat er es versprochen. Solange du ihn nicht in dein Haus bittest, sollte es kein Problem sein, falls er doch wissen sollte wo du wohnst", erklärte Spencer, als würde er es wirklich in Betracht ziehen, dass Elijah nicht auf sein Versprechen achten würde.

,,Nicht rein bitten? Was ist das denn jetzt für ein Vampirkram?", fragte ich und Spencer musste schmunzeln, während er über den kleinen Vorgarten blickte. ,,Ein Vampir kann ein Haus nicht betreten, solange er nicht rein gebeten wird. Aber sollte dies einmal passiert sein, kann er sich immer Zugang beschaffen", erklärte Spencer und sah an mir vorbei in Richtung des Nachbarhauses. ,,,Wir haben anscheinend einen Beobachter", fügte er hinzu und nickte auf das Haus. Ich drehte mich um und sah den rötlichen Haarschopf hinter den Fenstern. Sam. Ich hob die Hand und winkte ihm freundlich zu, woraufhin er vom Fenster weg trat und im Zimmer verschwand. ,,Das ist der kleine Nachbarsjunge, früher hab ich auf ihn aufgepasst", erklärte ich und Spencer nickte nur. ,,Und wie funktioniert, dass eigentlich mit dem manipulieren? Elijah hat das eben mit deiner Haushälterin gemacht oder..? Und du auch", fragte ich weiter und Spencer griff in seine Hosentasche. ,,Danke, dass du mich daran erinnerst. Ich hab hier was für deine Eltern, falls Elijah vielleicht doch auf wahnwitzige Ideen kommt", erklärte er mir und zog eine kleine Schatulle aus der Hosentasche, sowie ein Phiole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. ,,Was ist das?", fragte ich, als er mir die Schatulle gab. In dieser war eine Kette mit einem Amulett drin. ,,In dem Anhänger ist ein Kraut, was Menschen vor den Manipulativen Fähigkeiten von Vampiren schützt. Wenn deine Mutter die Kette trägt, kann ihr nichts passieren. In der Phiole ist das Kraut ebenfalls, misch jeden morgen eins zwei Tropfen in den Kaffee und sie sind immun gegen uns. Und du brauchst eh keine Angst haben, bei Werwölfen funktionieren unsere Kräfte erst recht nicht", erklärte er und ich sah ihn mit großen Augen an. Also meinte er es wirklich ernst, dass wir jetzt zusammenhielten? Er half mir alles hier zu verstehen...aber wobei sollte ich ihm helfen? Wie Elijah schon gesagt hatte, ich war ein Frischling, der nicht mal ansatzweise was gegen irgendwen ausrichten konnte. 

,,Wieso bist du eigentlich wirklich hier...Elijah hatte da was angedeutet, von wegen, dass die alte Macht zurückgekehrt ist...?", ich sah ihn an und hoffte, dass er ehrlich zu mir war und nicht die dritte Lüge auftischte. Er seufzte und scharrte mit seinem Fuß im Kies, bevor er mich wieder an sah. ,,Das ist lediglich eine alte Legende, die wahrscheinlich eh nicht stimmt. Du hast doch sicherlich in Chemie aufgepasst oder? Energie kann nicht gewonnen oder verloren gehen, sie kann lediglich umgewandelt werden. Bei Aileens Tod ist ihre ,,Energie" auf dich übergegangen und hat das Werwolfgen ausgelöst und dich stärker gemacht. So erklären sich zumindest die Leute, wieso man eben jemanden umbringen muss, um ein Werwolf zu werden. Bewiesen ist da rein gar nichts", fing er an und ich zog eine Augenbraue hoch. Also hatte dieses ganze Übernatürliche etwa doch einen logischen Grund, den man wirklich mit der Wissenschaft belegen könnte, also zumindest in Teilen? ,,Vor gut 200 Jahren herrschte hier ein Bürgerkrieg, in welchen Elijah und ich uns kennenlernten. Die größte und blutigste Schlacht war hier ganz in der Nähe, da wo immer noch dieses Denkmal steht. Elijah vermutet, dass die Energie der Verstorbenen irgendwo geschlummert und nur gewartet hat, auszubrechen", erklärte Spencer und sah mich dabei eindringlich an, als wollte er wirklich, dass ich es verstand, auch wenn ich mir dadurch immer noch nicht wirklich erklären konnte, wieso sie hier waren.  Das Denkmal stand etwas außerhalb der Stadt, wo die heißen Quellen sich befinden. Zumindest haben sich dort mal heiße Quellen befunden, so behauptet es zu mindestens unser Geolehrer. ,,Ich muss ehrlich sein. So eine große Energiequelle, wird nicht einfach so erschaffen oder gar kann einfach unbemerkt ausbrechen. Du spürst es noch nicht, da du noch nicht verwandelt bist, aber diese Stadt hat eine gewisse Anziehung, man spürt es förmlich in der Luft, dass sich was zusammenbraut, wie ein elektrisches Knacken. Das Problem daran ist, dass ich und Elijah nicht die Einzigen sein werden, die das spüren werden...es werden mehr kommen", sagte Spencer und stieß sich von der Hauswand ab, dann sah er mich wieder an. 

,,Mehr von was? Vampire?", fragte ich, jedoch wollte ich die Antwort eigentlich gar nicht wissen, da sie mir nicht gefallen würde. ,,Alles Mögliche. Wir sollten vorbereitet sein. Ich weiß, dass wird dir nicht gefallen, aber du musst zu Ian Murphy gehen oder gar zu Matt. Sie müssen dir alles bei bringen, was du wissen musst. Ich bin ein Vampir ich kenne die Theorie hinter Werwölfen, aber nichts praktisches. Du musst dich mit dem Werwolfgen in deinem Körper zurecht finden, du darfst es nicht verstecken, sonst wird es irgendwann Kontrolle von dir übernehmen", sagte Spencer und fasste mir an die Schulter. Wieso hörte sich das gerade an wie ein Abschied? Oder zumindest so, als würde er mir noch was Ernstes verschweigen? ,,Und was wirst du solange machen?"; fragte ich und Spencer seufzte wieder, bevor er kurz den Augenkontakt trennte, um seine Gedanken zu sammeln. ,,Ich werde wohl mich mit Elijah kurzschließen müssen, um beurteilen zu können, was hier abgeht. Elijah ist älter als ich und erfahrener. Wenn du dabei bist, wird er nichts sagen. Er traut euch Werwölfen nicht. Einer hat mal jemanden sehr wichtigen in seinem Leben umgebracht", sagte Spencer und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Sein Lippen waren eiskalt, weshalb ich mich zusammenreißen musste, nicht zusammen zu zucken, das wäre offensichtlich eine Beleidigung. ,,Versuch in der Zwischenzeit nicht zu sterben, Sawyer. Das wäre ein großer Verlust", sagte er mit einem Lächeln und ich steckte ihm die Zunge raus. ,,Versuch nicht von jemanden umgebracht zu werden, soll angeblich nicht allzu schwer sein", konterte ich, was ihm nur noch mehr zum Lächeln brachte. 

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