Kapitel 5
Ich zog meine Augenbrauen hoch und musterte Spencer, wie er mit breit lächelnd sein Auto demonstrierte. Ein rotes Carpio. Das wohl unpraktischste Auto, was man in Dakerlane haben konnte. ,,Ich geb deinem Auto zwei Wochen, dann kannst du es als Aquarium benutzen", sagte ich und Spencer schnaubte. Mit dieser Reaktion hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet. Dachte er wirklich, er würde jetzt Sympatiepunkte sammeln, nur wegen seinem Auto? Ganz sicher nicht. ,,Ach dieses Auto hat schon einiges mehr mitgemacht als Dauerregen", meinte er schulterzuckend und schwang sich auf den Fahrersitz. Ein etwas unwohles Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. War das wirklich eine so gute Idee? Wenn ich jetzt eine Phobie vor Autos entwickeln würde, würde ich wahrscheinlich nie wieder in mein eigenes steigen. Ich seufzte und setzte mich vorsichtig auf den Beifahrersitz. ,,Ich fahre vernünftig, dass verspreche ich dir. Wenn ich dir zu schnell fahre, oder irgendwas sein sollte, sag es einfach", sagte er und lächelte mich aufmunternd an. Ich erwiderte das Lächeln, etwas knapp. Eigentlich war es ihm echt hoch anzurechnen, dass er so viel Rücksicht auf mich nahm.
,,Naja, wenn das Wetter schon nicht gut ist, kann man wenigstens von den Burger sagen, dass sie akzeptabel sind", sagte Spencer, während er seinen Dopple Cheese Burger und ich sah ihn empört an. ,,Akzeptabel? Die Burger sind eins a", protestierte ich und zeigte anklagend mit einer Pommes auf ihn. Wir saßen auf einer der schwarzen Eckbänke im Daker. Es war nicht neumodisch eingerichtet, eher rustikal und mit vielen Erinnerungen und Erlebnissen gespickt. ,,Dann hast du noch nie die Burger von mir probiert. Glaub mir, danach willst du nichts mehr anderes", sagte er und ich verdrehte lachend die Augen. ,,Das kommt jetzt gar nicht selbstverliebt rüber", kommentierte ich das und er zuckte mit den Schultern, während er an seinem Milchshake schlürfte. Wenigstens hatte er noch nichts schlechtes zu den Milchshakes gesagt, dass hätte mein kleines Herz wahrscheinlich nicht überlebt. ,,Jetzt erzähl erstmal was über die Stadt. Gibt es wenigstens eine Footballmannschaft mit heißen Spielern?", fragte er und wackelte mit den Augenbrauen, was mich noch mehr zum Lachen brachte. ,,Dachtest du wirklich, dass du hier in irgendeiner Klischeereichen Teenie Serie gelandet bist?", fragte ich und nippte an meinem Milchshake, während Spencer frustriert mit seiner Pommes in der Majo rumstocherte. ,,Wie deprimierend kann diese Stadt noch sein? Das ist ja fast schon Folter", sagte er über dramatisiert und ich sah ihn gespielt mitleidig an. Daraufhin streckte er mir die Zunge raus. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass die Tür zum Daker auf ging und Kaden herein kam. Wieso sollte es mich auch interessieren? ,,Dafür haben wir einige Feiertage...also so mini Feste. Das Gründerfest zum Beispiel. Halloween wird bei uns eigentlich auch ziemlich groß in der Schule gefeiert", versuchte ich irgendwas interessantes zu erzählen. ,,Wenn du groß feiern mit Musik aus dem Radio und billigem Punsch meinst, bin ich sowas von raus", sagte er, während er Kaden nicht aus den Augen ließ. Erst da, bemerkte ich, dass er überhaupt an der Theke stand.
Er lehnte sich über diese und wartete anscheinend auf seine Bestellung, während er etwas auf sein Handy eintippte. ,,Wer ist das?", fragte Spencer ernst und nickte zu Kaden. ,,Sag ja nicht, den zählst du zu den heißen Kerlen", sagte ich und sah Spencer skeptisch an. Er sah mich an und verdeutlichte mir, dass er diese Frage nicht aus Spaß gefragt hatte, sondern es ihn wirklich interessierte. ,,Das ist Kaden. Er ist der Bruder von Aileen und geht eine Klasse über uns. Also Abschlussjahrgang", erklärte ich knapp. Mehr wusste ich auch nicht über ihn. Außer was man eben auf den ersten Blick sah. Braune Haare, die durch das feuchte Wetter draußen etwas zerzaust aussahen und dagegen half auch kein Haarspray mehr. Seine viel zu steife Art, weshalb ich ihn schon immer für seltsam empfunden hatte. Nie verlor er die Fassung oder wich von seiner Haltung ab. Wie ein menschlicher Roboter. Gefühlsregungen Fehlanzeige. Er drehte den Kopf zu uns um und seine Miene verdunkelte sich etwas. Auch wenn man das nicht wirklich auf Anhieb erkennen konnte. Er fokussierte mich und ich unterband den Blickkontakt sofort. Nein, nochmal so eine kranke Gedankenübertragung konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Besonders da ich für mich entschlossen hatte mich aus dieser ganzen Sache rauszuhalten, solange es eben ging. Ich sah zu Spencer, der Kaden immer noch musterte, auch seine Miene schien angespannt zu sein. ,,Alles okay?", fragte ich und Spencer wachte aus seiner Starre auf. ,,Ja. Könntest du vielleicht schnell aufessen?", fragte er zurück und ich griff mit meiner Hand zu seiner, um seine Aufmerksamkeit von Kaden zuziehen. Seine Hand war eiskalt, dass es fast schon weh tat an meiner Haut. ,,Sawyer...bitte", zischte er und er sah mir in die Augen. Ein Bruchteil einer Sekunde, hätte ich schwören können, dass seine Augen dunkler waren, als sie sonst gewesen sind. Das hellblau war verschwunden gewesen und einem dunklen rot gewichen.
Früher hätte ich gedacht, dass es Einbildung gewesen wäre, aber nachdem was ich gestern gesehen habe, konnte ich dieses Detail nicht übersehen. Nein ich durfte das nicht übersehen. Ich starrte ihn förmlich an, auf der Suche nach einem weiteren Detail. Ein Anzeichen von irgendeiner Veränderung. Was besonderen, aber seine Züge waren normal. Ich sah rüber zu Kaden, welcher zwei Papiertüten entgegennahm und dann wieder zu mir sah. Naiv. Ich konnte seine abwertende Stimme förmlich spüren und kniff meine Augen zu schlitzen zusammen. Was hielt er denn eigentlich von sich? Er hatte noch nie wirklich ein Wort mit mir gewechselt und jetzt schlich er sich in meine Gedanken, um mir entweder ein schlechtes Gewissen zumachen oder mich zu beleidigen. Okay, Matt war auch nicht besser gewesen, indem er versucht hatte Kontrolle über mich zu bekommen. Kaden verließ das Daker und ich sah wieder zu Spencer. ,,Den Typen konnte ich noch nie leiden", sagte ich schulterzuckend und konzentrierte mich wieder auf mein Essen. Spencer rührte die ganze Zeit sein Essen nicht mehr an und war total in sich gekehrt. Was war denn gerade passiert?
,,Könntest du bitte aufhören mich anzuschweigen? Was war das eben im Daker? Was ist denn so interessant an Kaden gewesen?", fragte ich als wir wieder im Auto saßen. Langsam fand ich das Verhalten von Spencer echt nervig. Oder konnte Kaden auch in seine Gedanken eingreifen? Spencer konzentrierte sich weiter auf die Straße vor uns und ich seufzte. ,,Ich habe eben deine Augen gesehen. Was ging da zwischen dir und Kaden?", Zumindest psychisch hatte man die Spannung förmlich spüren können. ,,Das war reine Einbildung", sagte er mit fester Stimme und ich sah ihm empört von der Seite an. Ich bin doch nicht blöd! ,,Spencer! Bist du auch einer? Ein Werwolf?", fragte ich und Spencer machte eine Vollbremsung mitten auf der Hauptstraße. Ich flog nach vorn und der Gurt schnitt mir kurz die Luft ab. Gerade als ich irgendwas sagen wollte, sah ich rüber zu Spencer. Seine Augen hatten wieder diese dunkle Färbung. Sein Atem ging schwer und ich spannte mich an. ,,Nein bin ich nicht. Nenn mich nie wieder so, wie so einen dreckigen Köter", zischte er und als er seinen Mund zum Reden öffnete sah ich es. Sah ich was er war. Seine Eckzähne waren länger geworden und ich zog scharf Luft ein. ,,Werd ich nicht", meinte ich und fummelte an dem Gurt herum, um mich zu lösen. Ich wollte hier raus. Als er merkte, dass mich mich versuchte zu lösen wurden seine Züge ganz plötzlich wieder weicher und er sah mich erschrocken an. ,,Sawyer. Nein warte. Ich würde dir nie was tun. Bitte!", aber da war ich schon ausgestiegen und rannte weg.
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