Kapitel 3
Ich zog meine Augenbraue hoch und musterte Murphy von der Seite. Vielleicht würde seine Mundwinkel zucken. Ich hoffte inständig auf ein Zeichen, dass das alles ein schlechter Scherz war, der nun wirklich unangebracht war. Aber hatte er wirklich so wenig Taktgefühl? Der Typ war mir schon von Anfang an komisch gewesen. ,,Ich sollte gehen. Das hier kann nun wirklich nicht ihr Ernst sein...ich glaube nicht an sowas", meinte ich. Ging um den Schreibtisch herum und wollte nach meinem Regenmantel greifen, jedoch ging die Tür auf und ich verharrte in meiner Bewegung. Matt stand im Türrahmen. Das Regenwasser tropfte von seinen Haaren und lief an seiner Jacke herunter. Jetzt wurde es noch merkwürdiger.
,,Ich habe Matthew gebeten zu kommen, da ich genau mit dieser Reaktion gerechnet hatte, Sawyer. Bitte, vertrau mir und hör uns zu", meinte Murphy und ich schnaubte. Ganz sicher nicht. Ich schnappte nach meinem Regenmantel und streifte ihn über. ,,Egal welche Absichten ihr beide auch immer noch habt, ich bleib ganz sicher nicht hier. Das ist mir ein wenig zu suspekt", meinte ich und lief auf Matt zu, der immer noch im Türrahmen stand. Bleib hier. Ich zuckte zusammen. Schon wieder. Das war unmöglich. War ich vielleicht doch in einem Albtraum gefangen, aus welchem ich nicht flüchten konnte? Ich blieb wie angewurzelt stehen, während Matts Augen mich fixierten. Seine braunen Augen fesselten mich förmlich an der Stelle wo ich stand. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich spannte mich an. Was für ein Spiel wurde hier gespielt?! Matt trat in den Raum, schloss die Tür und fixierte mich weiterhin. Als wollte er mich zwingen den Kopf zuneigen. Zumindest fühlte es sich so an, als wöllte er dies versuchen, aber auf sowas ließ ich mich nicht ein. Das war alles nur Einbildung. Das war nicht real! Matts Augen verformten sich zu Schlitzen und ohne, dass ich es beeinflussen konnte, kam ein Knurren über meine Lippen, was nicht nur ihn zu überraschen schien. ,,Matthew. Glaube das reicht", meinte Murphy und Matt ließ seinen Blick von mir. In mir drin sackte etwas zusammen und ich keuchte auf. Meine Hand presste ich auf meine Brust während ich mich etwas nach vorne beugte. Ich fühlte mich wie nach einem Dauerlauf. ,,Was hast du mit mir gemacht?", fragte ich fast schon hysterisch und versuchte so viel Abstand zwischen mir und Matt zu bringen wie möglich. Wenn er das allein mit seinen Augen machen konnte...ich wollte gar nicht wissen zu was er noch in Stande war.
,,Ich habe versucht dich unter meine Kontrolle zubringen", sagte er so selbstverständlich, als wäre es das Normalste der Welt. Ich stieß mit dem Rücken an die kalte Wand und musste mir ein weiteres Seufzen verkneifen. Mehr Abstand ging nicht. ,,Was soll das hier? Lasst mich nachhause", meinte ich und sah abwechselnd zu Murphy und Matt, welcher seine Hände in seinen Jackentaschen gesteckt hatte. ,,Wir wollen dir nur den Beweis dafür geben, was du nicht glauben willst", meinte Murphy vorsichtig und lächelte mich schwach an. Das war jetzt nicht sein scheiß Ernst. ,,Ich glaube du musst es ihr zeigen, sonst stehen wir heute noch die ganze Nacht", wendete er sich nun an Matt, der daraufhin nickte. Er zog seine Jacke von den Schultern und zog seine Schuhe aus. ,,Ich geb dir keine Garantie, für deine Möbel", sagte daraufhin Matt und lächelte Murphy kurz an. Dieser seufzte nur und zuckte mit den Schultern. Matt öffnete seinen Gürtel und ich riss die Augen auf. ,,Muss das sein?", sprach ich meine Gedanken aus und Matt lachte kurz auf, bevor er sich seine Hose von den Beinen streifte. ,,Ich zerreiß doch nicht meine gute Jeans wegen dir", sagte er und zog sein graues T-Shirt über den Kopf, sodass er nur in Unterhose vor mir stand. Ich schluckte. Sein Oberkörper war von tiefen Narben überzogen, aber bevor ich diese genauer betrachten konnte, zuckte Matt zusammen und krümmte sich. Dabei riss er seinen Mund auf und seine Zähne wuchsen, was eigentlich unmöglich sein müsste. Seine Knochen knackten und er beugte sich vorne über. Während mehrere Wellen durch seinen Körper fuhren, verwandelte dieser sich. Ich schrie auf, als der Körper die Gestalt einer großen schwarzen Wolfes annahmen, welcher größer war als Murphys Schreibtisch. Matts Augen leuchten in einem hellen Gold und eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Renn! An mehr konnte ich nicht mehr denken.
Einfach nur noch renn. Der Kopf des Wolfes drehte sich zu Murphy, welcher in die Hände klatschte und ich nutzte die Chance. Ich rannte los. Wahllos und ohne Ziel. Einfach nur weg hier. Ich betete zu Gott, den ich schon seit Jahren nicht mal mehr in der Kirche besucht hatte, in der Hoffnung, dass Matt oder der Wolf mir nicht folgen würde. Meine Füße trugen mich rasant durch die Flure des Krankenhauses. So schnell war ich noch nie gewesen. Ich rannte. Auch dann noch, wo das Krankenhaus schon längst hinter mir lagen. Einfach nur hier weg. Weg von diesem Albtraum. Das konnte nicht sein. Nein, das durfte nicht sein. Das war alles nur Einbildung, weil mein Gehirn den Tod von Aileen nicht verkraftete. Was anderes war unmöglich.
Meine Schritte wurden erst langsamer, als ich in meine Straße bog. Ich war den ganzen Weg gerannt. Wie ich das geschafft hatte, war mir nicht klar. Ich wollte nur aufwachen. Der Regen hatte sich zu einem Nieselregen verwandelt, trotzdem war ich durchgenässt, als ich das kleine Gartentor öffnete und mich erschöpft durch den kleinen Vorgarten kämpfte. An der Haustür angelangt, wäre ich beinahe zusammen gebrochen, hätte mir meine Mutter nicht die Tür geöffnet. Sie lächelte mich breit an. Sie trug eine Schürze um die Hüfte und an ihrem Oberteil klebten Teigreste. ,,Du hast gar nicht gesagt, dass du einen Freund erwartest", meinte meine Mutter und ich lief an ihr perplex vorbei. Eigentlich wollte ich nur noch ins Bett. ,,Was?", fragte ich nur etwas verwirrt und sah in die Küche, wo Spencer stand und mich anlächelte. ,,Du hattest vorgeschlagen, dass ich die Woche mal vorbei komm, damit du mir das Schulzeug geben kannst", meinte er und strich seine Haare aus dem Gesicht. Im Ofen war ein Brot, welches den ganzen Raum mit leckerem Brotduft benebelte. Mit Spencer hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet. ,,Ja, aber ich habe heute gar nicht mir dir gerechnet...", sagte ich und meine Mutter streichelte mir über die Schulter, während sie in die Küche schlüpfte. ,,Das ist doch kein Problem. Spencer kann ruhig hier Abendbrot essen. Wusstest du, dass er ein perfekter Koch ist? Ohne ihn wäre das Brot sicherlich nicht gut geworden", meinte meine Mutter und zwinkerte mir zu. Wie lange war er denn schon hier und wickelte meine Mutter in seinen Charme ein? ,,Ach, das waren nur eins zwei nette Tipps", sagte er selbstlos und lächelte mein Mutter an. Ich war definitiv im falschen Film. Ich wollte nur noch aufwachen!
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