Kapitel 27
,,Also ich bin der Meinung, sie sollte das rote Kleid nehmen", sagte Spencer und musterte mich von oben nach unten. Er saß in einen der Sessel vor der Umkleidekabine und reichte mir ein Outfit nach dem nächsten. Brie saß neben ihm, da sie ihr Outfit schon zusammen gestellt hatte. Natürlich ging es bei ihr schnell, da sie weder anspruchsvoll noch von Spencer beraten wurde. ,,Ich will aber nicht auffallen. Und mit dem Ding, fall ich ganz sicher auf", sagte ich und sah an mir herunter. Das rote Kleid reicht circa bis zu meinen Knieen und lag am Oberkörper eng an. Zu viel Ausschnitt meiner Meinung nach. ,,Na und? Auffallen ist doch nichts schlechtes", sagte Spencer tadelnd und ich hörte ein lautes Stöhnen. ,,Doch, wenn ein Hybridenarsch nicht auf Sawyer aufmerksam werden soll", sagte Kaden genervt und steckte seine Hände in die Anzugstaschen. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit einem cremefarbenen Hemd. ,,Ich fühl mich wie ein Bankangestellter", sagte er, als er sich im Spiegel betrachtete. Die einzige Alternative war der schwarze Anzug, den er bei der Beerdigung getragen hatte...und das wollten wir alle verhindern, weshalb ihn Brie mitgeschleift hatte. ,,Keine Sorge, die anderen Rudel kennen sowas wie eine Bank nicht, wenn sie wirklich so primitiv leben", sagte Brie mit einer abwegigen Handbewegung. ,,Könnt ich nicht einfach einen eleganten Jumpsuit anziehen?", fragte ich vorsichtig in die Runde, auch wenn ich wusste, dass Spencer diese Idee sofort abschlagen würde. ,,Der wäre zumindest praktischer, als dieses Zirkuskleid", bekräftigte Kaden meine Aussage und ich sah ihn fast schon dankend an.
,,Das kommt gar nicht in Frage, wo leben wir denn?", fragte Spencer, wessen Modeträume gerade in der Luft zerplatzten. ,,Im 21. Jahrhundert und da ist sowas vollkommen in Ordnung. Ich habe in der Nähe des Einganges ein paar schöne gesehen", sagte Brie und sprang von ihrem Sessel. Sie schien eh so, als wölle sie so schnell wie möglich hier raus. ,,Und du. Willst du vielleicht den dunkelroten Anzug von eben nochmal anziehen? Das wäre mal was anderes, neben den ganzen schwarzen Anzügen", fragte Spencer und Kaden schnaubte. Er wollte nämlich genauso wenig auffallen, wie ich. Ich hatte ihn und Brie damit eingeweiht, was mir Elijah anvertraut hatte...also die Sache mit Alina hatte ich raus gelassen. Es wäre sicherlich besser, wenn mehrere Leute davon wussten und Jaime aus dem Weg gingen. Das nächste Mal gehen wir allein. Ohne die Beiden. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, bevor wir wieder in der Kabine verschwanden und uns umzogen. Kaden nahm nun doch den dunkelblauen Anzug und ich entschied mich für einen schwarz-weißen Jumpsuit. Jedoch ließ ich Spencer die Wahl der Schuhe, damit er nicht den ganzen Tag schlechte Laune hatte.
Wir saßen an einen der Bänke im Daker und warteten auf unsere Bestellung. Es war immer noch ein komisches Gefühl hier zu viert zu sitzen, wobei ich jedoch glaubte, dass man sich daran gewöhnen könnte. ,,Ist Elijah jetzt eigentlich wieder in Vancouver?", fragte ich und nippte an meinem Schokomilchshake. Spencer saß mir gegenüber und starrte etwas abwesend im Daker herum. ,,Ich hab keine Ahnung. Solange er aus der Stadt ist, ist es mir relativ egal", meinte Spencer schulterzuckend und wandte sich nun seinem Glas Wasser zu. ,,Was hat ihm eigentlich die Aktion in diesem Wohnhaus gebracht?", fragte Brie, welche sich einen Chip von Kaden klaute und sich diesen unschuldig in den Mund schob. ,,Naja...das Haus war damals Jaimes Elternhaus. Wahrscheinlich wollte er ihn damit irgendwie ärgern...ich hab doch keine Ahnung, was in seinem Kopf schief läuft", antwortete Spencer und lehnte sich zurück in das Polster der Bank. ,,Meint ihr...Jaime könnte uns gefährlich werden?", fragte ich vorsichtig und verstummte kurz, als eine Kellnerin uns die Bestellung brachte. Ich hatte einen Chicken-Cheese-Burger, welcher köstlich vor sich hin duftete. Kaden wollte gerade seinen Geldbeutel zücken. Er war einer der Wenigen, der das Essen immer gleich bezahlte und nicht erst danach. Die Kellnerin schüttelte jedoch den Kopf. ,,Das Essen ist schon bezahlt", sagte sie plötzlich und ich sah irritiert in die Runde. Bitte was? ,,Von wem, wenn ich fragen darf?", platzte es Kaden etwas perplex raus und die Kellnerin deutete auf einen Mann, welcher an dem Tresen saß. Sein roter Haarschopf sprach Bände. Ich schluckte und mein Mund wurde staubtrocken. Der eben noch so leckerere Burger ließ mich angewidert das Gesicht verziehen. Ich schob ihn leicht von mir weg. Nicht. Tönte plötzlich in meinen Gedanken und ich sah verstört zu Kaden. Dann berührte ich sein Knie mit meinem. Ich werde das ganz sicher nicht essen. Ich glaube, dass es das schlauste ist, sich so zu unterhalten, damit Jaime nichts mitbekam. Wenn du es verweigerst, weiß er, dass wir was wissen. Also ess.
Kaden griff nach seinem Burger und biss hinein, wobei jedoch jeder Bissen eine Qual für ihn war. Ihm war genau wie mir der Hunger vergangen. Aber er hatte Recht. Wenn wir das Essen nun ablehnten, dann würde Jaime wissen, dass wir ihn misstrauen. Ich sah etwas gezwungen zu Spencer und griff nach einer Pommes. Auch wenn Jaime kein einziges Mal zu uns sah, fühlte ich mich beobachtet, weshalb ich meine mentale Barriere höher zog als sonst. Ich war so darauf konzentriert, dass ich meine Gedanken im Zaum halten konnte, dass ich schon leichte Kopfschmerzen bekam. Wie sollte das nur morgen Abend werden, wenn wir in einem Raum waren und ihm Schutzlos ausgeliefert waren. Vielleicht hätte ich Elijah noch mehr über ihn fragen sollen, damit wir wenigstens eine geringe Chance hatten, die Woche zu überleben....aber jetzt war es eh zu spät und es gab kein Zurück mehr. Wir mussten da durch, am besten ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen.
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